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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2018

aufregende Inszenierung

Hexensaat
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Felix ist ein gefeierter Regisseur in der Theaterszene, er leitet ein bekanntes Festival und dort soll auch seine neue Inszenierung von „der Sturm“ aufgeführt werden. Das Stück bedeutet ihm viel, er findet ...

Felix ist ein gefeierter Regisseur in der Theaterszene, er leitet ein bekanntes Festival und dort soll auch seine neue Inszenierung von „der Sturm“ aufgeführt werden. Das Stück bedeutet ihm viel, er findet in Miranda seine vor kurzem gestorbene Tochter (selbigen Namens) wieder. Doch bevor das Stück auf die Bühne kommen kann, wird Felix von seinem Assistenten hintergangen und regelrecht abgesägt. Der Assistent klettert ein paar Karrierestufen höher, Felix endet als gefallener Star in einer einsamen Hütte. Doch 12 Jahre später bietet sich die Chance auf Rache. Felix leitet inzwischen eine Theatergruppe im Gefängnis, natürlich unter einem anderen Namen. Die Insassen sollen lernen mit Sprache besser umzugehen und sind mit Feuereifer bei der Sache. Ihre Stücke haben Erfolg und Felix alte Widersacher kündigen sich zu einem Besuch an. Felix kann endlich seinen Sturm aufführen, wenn auch nicht zum Vergnügen der Zuschauer….
Hexensaat ist ein weiterer Titel aus der Shakespeare-Kollektion. Bekannte Autoren interpretieren Shakespeares Werke neu. Mit Hexensaat stellt sich Margaret Atwood der Aufgabe „den Sturm“ in ein neues Gewand zu kleiden. Im Vergleich zu den anderen Büchern aus der Reihe, die ich bisher gelesen habe („der Neue“ von Tracy Chevalier, „die störrische Braut“ von Anne Tyler), geht die Autorin ganz anders an die Sache heran. Sie erzählt nicht die Geschichte neu, sondern setzt das alte Stück in einen anderen Rahmen. Ein Theater im Theater sozusagen. Denn die Gefängnisinsassen verändern den Sturm in ihrer Aufführung nur leicht, machen die Texte etwas moderner und denken sich abgefahrene Kostüme aus. Doch gleichzeitig nimmt auch Regisseur und Schauspieler Felix die Züge seiner Rolle an – er ist Prospero der Hexer, gefangen in seinen Racheplänen und immer besorgt um seine Tochter, die ihn nach ihrem Tod weiter als Hirngespinst begleitet.
Das gesamte Stück wird von den Insassen analysiert und bearbeitet. Man erfährt einiges über die einzelnen Rollen, die Intensionen, die Shakespeare vielleicht gehabt haben könnte. Das klingt jetzt wie eine langweilige Theateranalyse in der Schule. Ist es aber ganz und gar nicht, denn der Handlungsrahmen und auch die Charaktere machen dieses Buch sehr lebendig, manches Mal humorvoll und eben auch ein bisschen düster, wie es sich für Shakespeare gehört. Diese neuen Ansätze und Aspekte waren wirklich sehr spannend zu lesen, manchmal vielleicht ein bisschen abgedreht, aber so erwartet man es ja auch aus der Sicht eines genialen Regisseurs.
Ich hatte ein bisschen Sorge, ob mir das Buch gefallen würde, da mir der Schreibstil der Autorin in „der Report der Magd“ so gar nicht zugesagt hat. Diesmal jedoch konnte sie mich mit ihrer gekonnten und detailreichen Erzählweise wirklich von der ersten Seite an fesseln. Sie hat sich spürbar mit dem Stück auseinandergesetzt und ihre Freude daran kam bei mir an.
Fazit:
Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Interpretation in einem gelungenen Rahmen. Ich habe das Original von Shakespeare nicht gelesen und kenne das Stück nur in seinen groben Zügen und aus Filmen. Deshalb findet der Kenner bestimmt noch einige Feinheiten und Anlehnungen mehr, die die Autorin in Hexensaat versteckt hat. Aber auch für mich als Leien war das Buch ein großes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

nicht nur Sherlock kann ermitteln

Arrowood - In den Gassen von London
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William Arrowood ist Privatdetektiv in den Gassen von London und steht, sehr zu seinem Verdruss, in Sherlock Holmes Schatten. Während Sherlock die gut bezahlten Aufträge absahnt, hilft Arrowood Jenen, ...

William Arrowood ist Privatdetektiv in den Gassen von London und steht, sehr zu seinem Verdruss, in Sherlock Holmes Schatten. Während Sherlock die gut bezahlten Aufträge absahnt, hilft Arrowood Jenen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Als sich eine junge Frau mit der
Bitte ihren verschollenen Bruder wiederzufinden an ihn wendet, kann der Detektiv nicht nein sagen – obwohl er weiß das dieser Fall der gefährlichste seiner bisherigen Karriere werden könnte und er seine Nase damit tief in die Geschäfte der gefürchtetsten Männern Londons steckt...
Mick Finlay hat mich mit seinem Detektivkrimi tief in das historische London entführt. Die Atmosphäre und Gepflogenheiten werden intensiv vermittelt und man kann sich gleich viel besser in die Geschichte hineindenken.
Erzählt wird der Fall aus der Sicht von Norman Barnett, er ist Arrowoods Assistent, ohne den der Detektiv wohl kaum einen Fall lösen würde, denn gefühlt erledigt Norman deutlich mehr Arbeit, während sein Chef seiner alten Liebe hinterhertrauert. Mir haben beide Charaktere sehr gut gefallen. Sie haben Ecken und Kanten und wirken sehr authentisch, wenn auch nicht immer sympathisch. Ein bisschen hat mich Arrowood dann tatsächlich doch an Mr. Holmes erinnert, auch wenn er zu gerne über ihn herzieht. Diese Sticheleien lockern die gesamte Story etwas auf und bringen immer mal wieder eine Portion Humor in die Ermittlungen.
Ich hätte gerne noch etwas mehr aus dem Leben der Protagonisten erfahren, persönlichere Aspekte. Hier bleibt die Story sehr auf den Fall fixiert und das Hintergrundwissen kommt fast ein bisschen zu kurz. Andererseits bleibt so der Spannungsbogen durchgehend aufrechterhalten und die Handlung entwickelt sich rasant weiter, sodass die Seiten nur so dahinfliegen.
Insgesamt ein sehr spannender und lesenswerter historischer Krimi. Ich bin gespannt auf weitere Fälle von Mr. Arrowood und Mr. Barnett.

Veröffentlicht am 21.08.2018

einfach perfekt

Wie man die Zeit anhält
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Tom Hazard ist über 400 Jahre alt. Woran das liegt? Er weiß es selbst nicht genau und jeder Versuch es herauszufinden wird von der Gesellschaft der Albatrosse sabotiert. Denn er ist nicht der Einzige, ...

Tom Hazard ist über 400 Jahre alt. Woran das liegt? Er weiß es selbst nicht genau und jeder Versuch es herauszufinden wird von der Gesellschaft der Albatrosse sabotiert. Denn er ist nicht der Einzige, der ungewöhnlich langsam altert. Die Betroffenen haben sich in einer Gesellschaft zusammengeschlossen und wollen dieses Phänomen unbedingt geheim halten. Denn die Geschichte zeigt, wie Menschen auf das Unbekannte reagieren. Tom hat die Hexenverbrennung selbst miterleben müssen. Weil er kaum altert, wechselt er alle paar Jahre seinen Namen, Ort und Beruf. So ist er jedoch immer getrieben und kommt irgendwie nicht zur Ruhe. Gerne würde er längerfristig Freunde finden, eine Beziehung und vor allem seine Tochter, die er vor Jahren aus den Augen verloren hat.
Ich liebe Matt Haigs Geschichten und bin jedes Mal aufs Neue begeistert von der Wärme und dem Gefühl, die sie ausstrahlen. Der Leser erlebt Tom Hazard mit all seinen Gedanken und Emotionen, oft werfen ihn seine Erinnerungen zurück in vergangene Zeiten und so lernt man auch Shakespeare und andere berühmte Kerle kennen, die teilweise wirklich schrullige Charakterzüge haben. Matt Haigs Schreibstil ist wunderbar leicht und schafft eine ganz besondere Atmosphäre, gerade in den historischen Abschnitten hat mich die Geschichte sehr mitgenommen und gefesselt. Die Handlung selbst verläuft eigentlich eher ruhig, da Tom viel über die Fragen des Lebens nachdenkt und ein bisschen abschweift. Aber das hat der Geschichte selbst überhaupt keinen Abbruch getan.
Dieses Buch ist humorvoll und gleichzeitig sehr tiefgründig. Hätte ich nicht die Hörbuchversion gehabt und wäre im Auto gesessen, - ich hätte wohl jeden zweiten Satz markiert und mir übers Bett gehängt. Es gab so viele schöne Gedankengänge, die mich berühren konnten.
Christoph Maria Herbst gibt dieser Geschichte noch das gewisse Extra. Man kann ihm sehr gut folgen. Er verleiht den Charakteren ganz eigene Stimmen und unterstreicht so ihre Charaktere. Ich hätte noch Stunden lang weiterhören können. Dieses Hörbuch gehört auf jeden Fall in meine bisherige Top 3.

Veröffentlicht am 21.08.2018

großartige Fantasy-Welt

Najaden - Das Siegel des Meeres
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Bei einem Angriff auf die Stadt werden Meliaés Eltern getötet, die 14-Jährige selbst wird gefangen genommen. Ihre Entführer Abu Sayaf und Amir Khayam, die Söhne des Sultans, sind auf der Suche nach einem ...

Bei einem Angriff auf die Stadt werden Meliaés Eltern getötet, die 14-Jährige selbst wird gefangen genommen. Ihre Entführer Abu Sayaf und Amir Khayam, die Söhne des Sultans, sind auf der Suche nach einem Siegel und glauben, das Mädchen kenne das Geheimnis. Doch das Volk der Najaden nimmt das junge Mädchen in Schutz, bis es alt genug ist sich den Sultanssöhnen entgegenzustellen.
Autorin Heike Knauber erschafft mit Najaden eine wahnsinnig vielschichtige und originelle Fantasywelt, die sich an die orientalische Mythologie anlehnt. Ich bin begeistert von den detailreichen, kreativen und abwechslungsreichen Schauplätzen und auch den Fabelwesen über und unter Wasser.
Doch diese komplexe Welt hat mir gleichzeitig auch den Einstieg etwas schwer gemacht und ich musste mich erstmal an die Namen und Orte gewöhnen, bis ich die Handlung wirklich genießen konnte. Gerade am Anfang enthält die Story einige Sprünge, die mich kurz stutzig gemacht haben und bei denen ich erstmal überlegen musste, ob ich etwas überlesen habe. Da hätte mir die ein oder andere ausführlichere Erklärung gut geholfen. Aber als das erstmal geschafft war, hat sich dieses Buch rasant entwickelt und blieb durchweg fesselnd und sehr atmosphärisch.

Veröffentlicht am 20.08.2018

würdiges Finale

Calamity
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David und seine Freundin Megan wollen den Prof nicht einfach aufgeben. Die Kräfte des Epics haben überhand gewonnen und ihr alter Mentor wütet nun durch die Stadt. Gemeinsam versuchen David und seine Freunde ...

David und seine Freundin Megan wollen den Prof nicht einfach aufgeben. Die Kräfte des Epics haben überhand gewonnen und ihr alter Mentor wütet nun durch die Stadt. Gemeinsam versuchen David und seine Freunde die jeweiligen Schwächen der Epics herauszufinden und sie so zu retten, oder zu besiegen.
Calamity bildet den Abschluss der Steelheart-Reihe von Brandon Sanderson, der mich einmal mehr mit seiner fantastischen Erzählkunst fesseln konnte. Natürlich trifft man die altbekannten Charaktere wieder an, mit denen man schon eine ganze Weile mitleiden und fiebern durfte. Doch ich finde sie sind mit der Reihe gewachsen. Besonders der anfangs etwas draufgängerische und vorlaute David ist erwachsener geworden. Er hat immer noch eine große Klappe, aber mittlerweile scheint da auch etwas dahinter zu sein ? Mir gefallen der Wortwitz, die charmanten Sprüche und die haarsträubenden Metaphern.
Zugegeben hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten wieder in die Story hineinzufinden. Es geht ziemlich rasant los und die vorherigen Bände waren dann dafür vielleicht doch ein bisschen zu lange her. Aber sobald die ersten paar holprigen Seiten geschafft waren, war ich wieder tief in der Geschichte gefangen, denn Story bleibt durchgehend spannend und actiongeladen, aber gleichzeitig eben auch immer ein bisschen humorvoll. Mit den Epics wird es wirklich nie langweilig und ich kann die Reihe jedem Sci-Fi- und Fantasy-Fan nur empfehlen.