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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2018

ein würdiges Finale

Die Stimmen des Abgrunds
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Endlich ist es da – das große Finale des Dämonen Zyklus. Der Sharak Ka ist nun endgültig ausgebrochen. Überall kämpfen die verschiedenen Kulturen ums Überleben, legen Rivalitäten untereinander bei, um ...

Endlich ist es da – das große Finale des Dämonen Zyklus. Der Sharak Ka ist nun endgültig ausgebrochen. Überall kämpfen die verschiedenen Kulturen ums Überleben, legen Rivalitäten untereinander bei, um sich gemeinsam den Dämonen entgegen zu stellen. Gleichzeitig begibt sich die Gruppe um Arlen und Jardir, den Dämonenprinzen im Schlepptau, hinab in den Horc, um die Dämonenkönigin zu töten und ein Ausschwärmen der schrecklichen Kreaturen zu verhindern.

Ach, irgendwie schaue ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Abschluss dieser grandiosen Reihe. Einerseits wurde meine Neugier endlich gestillt und ich weiß nun, wie all diese Fäden zusammenlaufen, andererseits bin ich traurig, dass es nun vorbei ist. Peter v. Brett hat mit diesem Buch wirklich ein würdiges Finale für seinen sechs bändigen Dämonenzyklus geschaffen. Zugegeben – bei so vielen Handlungssträngen habe ich doch ein paar Seiten zum Einstieg gebraucht, bis ich mich wieder zurechtfand, auch weil die Geschichte sofort wieder sehr rasant losgeht. Doch der Autor erzählt so einnehmen und fantasievoll, dass ich das Buch schon bald nicht mehr aus der Hand legen konnte. Besonders schön finde ich bei ihm immer wieder, wie vermeintlich kleine Nebenrollen in den Fokus rücken, plötzlich ein Puzzlestück zum großen Ganzen ergeben und ihre Charaktere ebenso tiefgehend ausgearbeitet sind, wie die der Protagonisten. Wie schon gesagt, gibt es auch in diesem Teil wieder sehr viele Handlungsstränge und es war unheimlich faszinierend, wie sie nach und nach alle zusammengeführt wurden. Hier jag ein Höhepunkt den nächsten und hinter jeder Seite wartet eine neue Überraschung. Einfach klasse, aber nicht ohne die Vorgänger zu lesen.

Veröffentlicht am 30.05.2018

atmosphärischer Schmöker

Die letzte Stunde
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1348 – in Südengland ist die Pest ausgebrochen. Der schwarze Tod rafft ganze Dörfer innerhalb weniger Tage dahin. Lady Anne hat in Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für Gut Develish übernommen ...

1348 – in Südengland ist die Pest ausgebrochen. Der schwarze Tod rafft ganze Dörfer innerhalb weniger Tage dahin. Lady Anne hat in Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für Gut Develish übernommen und schützt seine Bewohner nun mit allen Mitteln. Keiner darf die Burg betreten, niemand sie verlassen, damit die Krankheit nicht weiter um sich greift. Auch ihrem Mann, der von einer Reise zurückkehrt, verweigert Anne den Zutritt. Doch dann geschieht ein Mord innerhalb der Mauern und auch dort scheint es plötzlich nicht mehr sicher zu sein.
Die Autorin Minette Walters kannte ich bisher nur von ihren Krimis. Ein historischer Roman aus ihrer Feder hat mich dann doch sehr neugierig gemacht. Nicht zuletzt weil ich Romane aus dem alten England ohnehin besonders gerne lese.
Atmosphärisch ist diese Geschichte sehr gelungen. Das Düstere und Bedrohliche wird super vermittelt. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, sodass die Lage innerhalb und außerhalb der Burg beleuchtet wird. Einmal wäre da Lady Anne. Lange von ihrem Mann unterdrückt, die nun endlich Stärke zeigen kann und sehr besonnen und fortschrittlich mit der Krankheit umgeht. Auch dem Volk gegenüber zeigt sie sich als starke aber gerechte Frau. Doch sie muss sich immer wieder gegen Männer mit sehr mittelalterlichem Frauenbild, engstirnigen Gottesfürchtigen und nicht zuletzt gegen ihre Tochter zur Wehr setzten. Die Tochter Eleanor hat salopp gesagt einen an der Waffel. Ich habe selten so einen unsympathischen, fiesen und dummen Charakter erlebt. Sie tut der Geschichte gut, aber mich hat sie einfach tierisch genervt. Thaddeus – den neuen Verwalter, der ursprünglich nur ein Diener war, mochte ich sehr. Auch er setzt sich für die anderen ein, ist klug, mutig und ehrgeizig. Aus seiner Sicht erfährt der Leser, was außerhalb der Burg vor sich geht. Auffällig ist jedoch wirklich die schwarz - weiß Zeichnung der Charaktere.
Der Schreibstil ist für einen Krimi eher ruhig gehalten. Hin und wieder etwas altertümlich und gestelzt, was den Lesefluss möglicherweise ein bisschen verlangsamt, aber super zur der Zeit und Atmosphäre passt. Leider kommt es auf den 650 Seiten dann doch ein paarmal zu langatmigen Passagen, auf denen ich der Geschichte gerne einen kleinen Schubs gegeben hätte. Insgesamt jedoch ein toller historischer Schmöker. Ich bin gespannt was die Fortsetzung mit sich bringt.

Veröffentlicht am 15.05.2018

großartig

Was vom Tage übrig blieb
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Mr. Stevens ist seit vielen Jahren Bulter auf Darlington Hall. Eine schwierige Aufgabe gleichzeitig alle Bediensteten im Auge zu behalten und den Dienstherren zu seiner vollsten Zufriedenheit zu bedienen. ...

Mr. Stevens ist seit vielen Jahren Bulter auf Darlington Hall. Eine schwierige Aufgabe gleichzeitig alle Bediensteten im Auge zu behalten und den Dienstherren zu seiner vollsten Zufriedenheit zu bedienen. Mr. Stevens ist immer loyal, immer zuverlässig und völlig diskret. Sein ganzes Leben strebt er nach der Würde eines vollkommenen Butlers. Als Lord Darlington stirbt, wird das Haus von einem Amerikaner übernommen. Mit der neuen Situation kommt Stevens nur schwer zurecht. Es gibt weniger Personal, alles ist etwas lockerer und der Herr macht auch noch Scherze. Als 1956 Mr. Farraday ihm den Vorschlag macht, eine Woche mit dem Automobil zu verreisen, nimmt Stevens ihn nach langer Überlegung an. Vielleicht kann er ja auf dem Weg die ehemalige Haushälterin Mrs. Kenton besuchen und zur Rückkehr bewegen.
Kazuo Ishiguro hat für diesen Roman 2017 den Literatur Nobelpreis erhalten. Zurecht wie ich finde. Ganz leise, ausführlich und sprachlich einfach wunderschön beschreibt er Mr. Stevens Leben und Gedankengänge. Der Butler erinnert sich auf seiner Fahrt immer wieder an alte Erlebnisse und Begegnungen mit wichtigen Politikern im 2. Weltkrieg. Sein alter Dienstherr hatte hier etwas zweifelhafte Ansichten, doch Stevens hinterfragt nie. Er dient einfach nur stoisch weiter. Kein Schicksalsschlag kann ihn von seiner Haltung abbringen. Es ist kein sehr sympathischer Kerl, dieser Mr. Stevens. Vielleicht tief im Inneren, aber dafür müsste er seine Selbstaufgabe erst einmal ablegen. Die Charaktere sind insgesamt beeindruckend tiefgehend gezeichnet. Auch wenn man sie möglicherweise nicht mag, sie haben doch viele Facetten und versteckte Emotionen, die eben nur in den Zwischentönen durchklingen. Sprachlich und auch das Gebahren, passt wunderbar in die Zeit. Es wirkt etwas steif und gestelzt. Wie man sich einen Butler so vorstellt. Einfach würdevoll.
Leider entstehen durch Mr. Stevens ausschweifende Gedankengänge, die sich thematisch oft wiederholen, einige Längen. Trotzdem konnte mich das Buch fesseln und begeistern.

Das Hörbuch beinhaltet 8 Cds, ca. 10 Stunden Hörzeit. Gert Heidenreich hat eine schön warme und tiefe Stimme, sehr passend für einen altmodischen, aber natürlich würdevollen Butler. Er liest ganz ruhig und unaufgeregt, ich hätte noch Stunden weiterhören können.

Veröffentlicht am 15.05.2018

actionreiches Abenteuer

Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen
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Diana ist eine Amazone, als einzige wurde sie nicht durch eine mutige Heldentat von den Göttern dazu gemacht, sondern schon als Amazone geboren. Die Amazonen leben auf der geheimen Insel Themyscira, abgeschottet ...

Diana ist eine Amazone, als einzige wurde sie nicht durch eine mutige Heldentat von den Göttern dazu gemacht, sondern schon als Amazone geboren. Die Amazonen leben auf der geheimen Insel Themyscira, abgeschottet vom Rest der Welt. Doch eines Tages wird ein Mensch an die Küste gespült. Diana kann nicht anders, sie bricht die Regel, dass kein Sterblicher die Insel betreten darf und rettet die ertrinkende Alia. Doch die ist kein gewöhnliches Mädchen, sondern Nachfahrin der Helena von Sparta und damit eine Kriegsbringerin. Ein Fluch, der die Welt wie wir sie kennen in den Untergang stürzen könnte, wenn die Mädchen ihn nicht rechtzeitig brechen können…

Ich kenne die Comicvorlage nur ganz grob und war zunächst etwas skeptisch, ob dieses Thema wirklich etwas für mich ist. Doch die anderen Bücher der Autorin haben mich so sehr überzeugt, dass ich auch an diesem nicht vorbeikam. Ein Glück, denn in diesem Buch verbirgt sich eine spannende Neuadaption der Geschichte. Actionreich, mit vielen unvorhergesehenen Wendungen und witzigen Dialogen. Besonders die abwechslungsreichen Charaktere haben es mir angetan. Zu fünft macht sich letztendlich die Gruppe Jugendlicher auf den Weg die Welt zu retten. Alle grundverschieden, aber schön ausgearbeitet und mit besonderen Begabungen, sodass man sich bestimmt in einem von ihnen wiederfinden kann. Besonderer Fokus liegt natürlich auf Diana. Ihre Naivität in der „realen“ Welt führt zu der ein oder anderen humorvollen Situation. Doch obwohl sie nicht mit allen Umgangsformen und der modernen Technik vertraut ist, stürzt sie sich immer mutig und aufopferungsvoll für die anderen in den Kampf und endlich kann auch sie sich als Heldin beweisen. Auch der leicht geschichtliche Hintergrund hat mir gut gefallen, dürfte für meinen Geschmack sogar noch etwas mehr in den Vordergrund treten.
Der Schreibstil ist sehr schön leicht und spritzig. Genau richtig für ein Jugendbuch. Mich konnte diese Adaption wirklich fesseln und ich freue mich schon auf die nächste Superhelden Geschichte.

Veröffentlicht am 12.05.2018

alte Märchen neu interpretiert

Ein wilder Schwan
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Was passiert eigentlich nach dem „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? War Schneewittchens Ehe wirklich glücklich? Was treibt einen eigentlich dazu, eine alte verrückte Schachtel mit Lebkuchenhaus ...

Was passiert eigentlich nach dem „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? War Schneewittchens Ehe wirklich glücklich? Was treibt einen eigentlich dazu, eine alte verrückte Schachtel mit Lebkuchenhaus zu werden? Und warum wünscht sich Rumpelstilzchen ein Kind? Michael Cunningham liefert Antworten auf all diese Fragen. In 11 Kapiteln erzählt er die altbekannten Märchen neu. Düster und desillusioniert. Keine der Märchenfiguren kommt wirklich gut dabei weg. All der schöne Glanz geht verloren.
Nicht jedes der neuerzählten Märchen konnte mich überzeugen. Manche waren nachvollziehbar, als könnte es sich wirklich so zugetragen haben. Hier haben mir die Figuren schon fast leid getan. Andere wiederum waren einfach zu viel des Guten. Zu viel fieses Schicksal. Zu viele böse Absichten. Aber man hatte ja schon als Kind so seine Lieblingsmärchen. Die Geschichten sind recht kurz, der Schreibstil angenehm zu lesen und untermalt werden die Abschnitte durch tolle Zeichnungen von Yuko Shimizu, die oft genauso düster sind, wie die Geschichten selbst. Ein faszinierendes Märchenbuch, der etwas anderen Art.