Der Auftakt einer fantastischen Trilogie im orientalischen Setting
Gewürzstraße Rezensionsexemplar
Dieses Buch ist ein Meilenstein in meiner Buchblogger Karriere, denn es ist das erste Rezensionsexemplar, welches ich von einem Verlag bekommen habe. Vielen Dank an dieser Stelle ...
Rezensionsexemplar
Dieses Buch ist ein Meilenstein in meiner Buchblogger Karriere, denn es ist das erste Rezensionsexemplar, welches ich von einem Verlag bekommen habe. Vielen Dank an dieser Stelle an den Panini Verlag.
Es war Zeit für mich aus dem europäischen bzw. amerikanischen Setting fortzureisen und mich anderen Kulturen zu öffnen. Den Anfang macht hier „Gewürzstraße“. Das orientalische Setting mit einer Prise Fantasy ist genau was ich zur Abwechslung jetzt brauche. Mit „This Woven Kingdom“ bringt Tahere Mafi die orientalische Kultur und ihren Glauben mehr ins Rampenlicht der deutschen Buchszene, doch leider kommen in der deutschen Buchblase, vor allem auf Bookstagram, viel zu selten Bücher mit der orientalischen Kultur vor. Mit „Gewürzstraße“ hoffe ich, einen positiven Beitrag zu leisten, damit mehr solcher Bücher nicht nur am Markt, sondern bei uns Lesern mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Das Cover ist ein wirklicher Hingucker. Das Türkis stellt einen passenden Kontrast zu den warmen, sandigen Farben im Hintergrund dar und lässt die Magie hervorstechen. Schon am Cover erkennt man, dass die Geschichte orientalisch wird und stellt schon die richtige Stimmung her.
Inhalt
Ein Jahr ist es her seit Imanis Bruder Atheer verschwunden und für tot erklärt wurde. Doch selbst nach dem Begräbnis ohne Leiche, bedrückt die Trauer die ganze Familie. Dass der Rat Atheer als Verräter des Volkes sieht, macht das Leid aber auch nicht leichter. Eines Tages erfahren Imani und ihre Schwester Amira durch Zufall davon, dass Atheer noch am Leben ist. Also wird eine Mission gestartet um ihn zurückzuholen. Doch ausgerechnet Taha soll diese leiten und so begibt sich Imani mit einem Dschinn und einem Jungen, der ihr das Gefühl gibt sie zu hassen, auf eine Reise außerhalb ihrer geschützten Heimat ins Königreich Alquiba, welches von den Verheerenden geführt wird. Was als Rettungsmission startet, wird schnell zu einem Abenteuer, dass Imanis ganzes Weltbild aus den Fugen wirft und nicht jeder so ist, wie er zu sein scheint.
Meine Leseerfahrung
Es beginnt alles ganz ruhig mit der Teezeremonie. Ein meditatives Ritual, dessen Bedeutung wir schnell herausfinden. An dieser Stelle muss direkt das World Building erwähnt werden. Bei den wenigsten Büchern kann ich mir Szenen und die Welt drumherum so gut vorstellen, wie es bei diesem Buch der Fall war. Die Beschreibungen sind wunderschön im Text verwoben, sodass an keinem Punkt ein Überfluss an Informationen entsteht.
Von Anfang an merkt man, dass sich die Handlung gut mit ruhigen Szenen und actionreichen Kämpfen oder Auseinandersetzungen abwechseln. Der Fortschritt der Mission hat ein gutes Tempo und die Erzählung kommt weder schleppend noch zu schnell voran.
Durch die illustrierte Karte in den Klappen, verfolgt man die verschiedenen Städte, die Imani, Taha und das Team bereisen, und erleichtert somit auch mitzukommen. Jeder, der Karten in Büchern mag, wird diese lieben, da sie ganz liebevoll und passend zur Stimmung illustriert wurde.
Komplett unvorbereitet treffen einen dann zwei Dinge: einerseits der gesellschaftskritische Anteil und andererseits wie dunkel und grausam auf einmal das Buch wird.
Sobald die Gruppe in den Städten ankommt, die die Verheerenden besetzen, beginnt es mit der düsteren Grausamkeit. Die Beschreibungen sind so realistisch, dass man nicht anders kann als die Angst selbst nachzuempfinden und mit Imani den Schrecken durchzuleben. Mit jedem Kampf wird die Lage verzweifelter und das Grauen immer schlimmer, denn die Umstände sind durch die Verheerenden alles andere als leicht.
Der gesellschaftskritische Anteil des Buches lässt zwischen den Zeilen an europäische Kolonisatoren denken, die kulturelle Strukturen zerreißen und den Einheimischen mit Rassismus begegnen. Aus der Geschichte sind nicht wenige Fälle bekannt, doch solche Szenarien aus dem Nahen Osten, werden uns in der Schule leider nicht wirklich beigebracht, das sich der Unterreicht großteils auf die europäische Geschichte konzentriert.
Es gibt ein paar Hinweise, dass Gefühle und Liebe eine Rolle spielen sollen, doch ein wirklicher Funken ist bis jetzt nicht wirklich übergesprungen. Vielleicht wird das eine Slow Burn Geschichte, wo sich die Entwicklung über die nächsten Bände ziehen wird.
In dieser ganzen düsteren und grausamen zweiten Hälfte des Buches, sind es nicht nur die Umstände, die das Herz von Imani und des Lesers zerreißen. Denn Taha bringt den größten Plottwist und Verrat in diesem Buch.
Ein sehr präsentes Thema in dem Buch ist definitiv die Familie und Geschwisterliebe. Die Beziehung von Atheer und Imani ist wirklich besonders und wie sie bis zum bitteren Ende an seine Unschuld glaubt ist wirklich die Definition von bedingungsloser Liebe. Auch Amiras Liebe zu ihren Geschwistern ist sehr groß. Ein so enges Band findet man nicht oft und ist sehr wertvoll, weshalb es auch ganz besonders ist davon zu lesen.
Aber auch die Familie und Erziehung spielen eine große Rolle, denn das wird oft erwähnt um irrationales oder unverständliches Verhalten zu verstehen oder halbwegs zu erklären. Es zeigt auch mal wieder auf, wie viel Einfluss die Erziehung auf den Menschen haben wird, der wir mal sein werden.
Wer regelmäßig liest, dem fällt auf, dass vor allem zwei Sachen entscheidend für das Lesetempo ist: der Schreibstil und die Kapitellänge. Beide Punkte mache ich verantwortlich dafür, dass ich zwei Wochen zum Lesen dieses Buches gebraucht habe.
Der Schreibstil ist wirklich wunderschön poetisch, doch man empfindet eine gewisse Schwere, die einen ein wenig verlangsamt. Man findet viele Stellen, die zitatwürdig sind und gleichzeitig sind die Dialoge überkorrekt formuliert. Es hört sich aber an keiner Stelle komisch an und alles harmoniert gut miteinander. Die Poesie zwischen den Zeilen war wirklich wunderbar.
Die Kapitel sind einen ticken zu lang, weshalb es schwerfällt viel auf einmal zu lesen. Manchmal passiert sehr viel und das gibt auch die Kapitellänge wider.
Nichtsdestotrotz macht das Buch Lust die weiteren Teile zu lesen und auf sie hinzufiebern, denn die Reise von Imani und ihren Geschwistern ist noch lange nicht vorbei. Dabei bin ich gespannt ob wir in die weiteren Städte, die auf der Karte markiert sind, reisen werden und welche Kämpfe uns erwarten. Wie wird es mit Taha weitergehen und werden wir Feyrouz wiederbegegnen? Wird etwas zwischen Qayn und Imani entstehen und bekommen wir endlich mehr Antworten zu Qayns Vergangenheit? Das sind ein paar Fragen, die hoffentlich in Band 2 und 3 beantwortet werden.
Die Charaktere
Imani ist ein mutiges aber sturres Mädchen. Endlich bekommen wir einen Charakter, der dickköpfig ist wie eine Bleiwand und für sich, ihren Glauben und ihre Prinzipien einsteht. Als ihr die Umstände in Alquiba klar werden, tut sie mir sogar ein wenig leid, dass sie von den strahlenden Geschichten in ihrer Heimat so verblendet war und stark an der Illusion, dass alles gut ist, festgehalten hat. In diesem Moment der ihr Herz zerreißt, zeigt sie aber auch ihr Empathie und Hilfsbereitschaft mit den Alquibanern, denn sie sind ja nicht so viel anders als ihr Volk. Mit ihrer Wut kann sich nicht ein Mädchen identifizieren und Imani ist ein gutes Vorbild, dass man auch in Bereichen, die von Männern dominiert werden, mithalten kann.
Taha war mir schon von Anfang an suspekt. Sein Verhalten Imani gegenüber ist kalt und abweisend, doch auf ihrer Reise gab es immer wieder Momente, wo er lieb und zärtlich war; das komplette Gegenteil von seinem sonstigen Verhalten. Dennoch überrascht es, wie weit er bereit ist zu gehen. Sein widersprüchliches Verhalten macht es nicht leichter seinen Charakter zu durchschauen und bin auch gespannt, was er für uns in den Fortsätzungen auf Lager hat.
Qayn ist ein Dschinn und verkörpert für Imani alles Böse. Doch im Verlauf erkennt man, dass Qayn nicht so ist, wie er zu sein scheint. Seine selbstbewusste, positive Art stellt einen Kontrast dar zu den anderen Charakteren. Auch wenn wir nicht wirklich viel über ihn wissen, macht er eine gute Entwicklung durch und hoffentlich erfahren wir in den Folgebänden mehr über ihn.
Fazit
Ein wirklich interessantes Buch, dass am Ende Lust auf mehr macht. Angesichts der Themen würde ich es einem reiferen Publikum empfehlen. Ich freue mich schon, die Charaktere in den nächsten Bänden begleiten zu dürfen.