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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2023

der Jahrhundertbau und die Menschen

Bergleuchten
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Den Roman habe ich für meine Verhältnisse in Rekordzeit gelesen. Womit gesagt sein soll, er liest sich sehr gut. Der Bau des Gotthardtunnels ist der zeitliche Festpunkt für die absolut interessant dargestellte ...

Den Roman habe ich für meine Verhältnisse in Rekordzeit gelesen. Womit gesagt sein soll, er liest sich sehr gut. Der Bau des Gotthardtunnels ist der zeitliche Festpunkt für die absolut interessant dargestellte Veränderung der Verhältnisse für die alteingesessenen Bewohner dieser Bergregion. Angst um die seit Ewigkeiten bestehenden Arbeitsplätze, Angst vor den Neuerungen durch die Baustelle, Voreingenommenheit gegenüber den Arbeitern am Tunnel (insbesondere gegen die Italiener) bestimmen die Stimmung der Einheimischen. Gleichlaufend beschreibt die Autorin die Probleme des Tunnelbaus sowohl von technischer Seite aber verstärkt auch die fast unmenschlich schwere Arbeit für die Bergleute. Trotzdem bleibt für die vielen jungen Leute an der Baustelle und in den umliegenden Dörfern Zeit sich zu verlieben. So geht es auch der Protagonistin Helene. Sie verliebt sich in einen Italiener. Ihre Eltern sind mit dieser Verbindung absolut nicht einverstanden. Sie sind kurz davor, Helene zu verstoßen. Doch mehr möchte ich zum Inhalt nicht preisgeben. Dem Leser soll nicht das Vergnügen am Roman genommen werden. „Bergleuchten“ hat es verdient, als Spitzenlesestoff eingestuft zu werden. Das Cover ist eher unscheinbar. Schaut man genau hin, kann man jedoch die Macht der Berge förmlich spüren. Klein und zerbrechlich erscheint das Kirchlein. Als Mangel muss ich allerdings vermerken, dass zu viele Druckfehler auftreten. Ein nochmaliges Kontrollieren wäre von Vorteil. Der Qualität der Handlung kann dieser Mangel nichts anhaben.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

macht wütend und rüttelt auf

Komplizin
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Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine ...

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

macht wütend und rüttelt auf

Komplizin
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Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine ...

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

was wir alles nicht wissen

Lebendige Nacht
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Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver ...

Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver Mitbewohner überrascht. Frau Kimmig hat sehr gut erkannt und begründet, warum wir als Tagaktive mit der Nacht so unsere Probleme haben. Wir sind eben Menschen. Es ist auf jeden Fall erschreckend, wie wenig wir von den Geschöpfen der Nacht wissen. Absolut erkennbar ist, dass Frau Kimmig ihre Tiere und die damit verbundenen Forschungen liebt. Sie beobachtet, lernt, versteht, setzt theoretisches Wissen ein und schafft es so, Verhaltensweisen ganz einfach und schlüssig zu erklären. Das finde ich großartig. Würden diese oft ganz kleinen Kapitel in unserem Schulunterricht z. B. als kurze Leselektüre eingebaut werden, kann ich mir vorstellen, dass die Kinder vieles besser verstehen würden und ein ganz anderes Verhältnis zur Natur bekommen könnten. Wer sich hier weiterbilden möchte, hat ein sehr schön gestaltetes Lehrmaterial vorliegen. Dieses Lernen macht auch noch Laune. Der Stil ist absolut in Ordnung. Das Cover fällt sofort ins Auge.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Indisches Flair

Der Geheimnishüter von Jaipur
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Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie ...

Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie sind Mitglied einer Großfamilie, die sich als Nomaden in der Wildnis des Himalaja mit dem Hüten von Schafen ihren Lebensunterhalt verdient – wie viele andere Stämme in diesem Gebiet. Nomaden im Himalaja, kleine Dörfer an dessen Hängen, leben in ihren Überlieferungen und generationenalten Traditionen. Außerdem ist da eine andere moderne Welt und ein Prunk, von dem unsere Nimmi keine Vorstellung hat. Nimmi kämpft unter einfachsten Verhältnisse um das tägliche Überleben. In Jaipur wird ein riesiges Kino nach neuesten Erkenntnissen und mit unermesslichem Prunk gebaut. Doch die Erbauer dieses Gebäudes, ohnehin schon reiche Familien, bauen mit minderwertigen Materialien und es kommt bei der Eröffnung zu einer Katastrophe. Wie Nimmis Liebster hier bei der Auffindung des Schuldigen hilft, macht einen großen Teil der Handlung aus. Aber auch Maliks Entwicklung vom Straßenkind zum jungen klugen Mann mit Hilfe seiner Gönnerin Tante Boss ist gut dargestellt. Vor allem ist mir aufgefallen, wie Stimmungen und zwischenmenschliche Beziehungen geschildert werden. Dazu gehört viel Liebe und Können. Auch hat mich fasziniert, mit welcher Höflichkeit (ob nun ehrlich oder nicht) der Umgang zwischen Familien in dieser Kultur gehandhabt wird. Trotzdem sind Intrigen, Verkupplungen, der untergeordnete Stand der Frauen etwas Tagtägliches. Indien in seiner Vielfalt ist wirklich schwer zu verstehen und trotzdem faszinierend. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Schilderung der Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten. Ich hatte dabei das Gefühl, als würde der Roman zu sehr zerstückelt. Abschließend muss ich sagen, dieser Roman ist wirklich absolut empfehlenswert. Ich werde „Die Hennakünstlerin“ auf jeden Fall auch lesen. Das Cover vermittelt Indien mit Palast, Sari und historischer Vorstellung sehr gut – passt also bestens. Ob ich eines der angefügten Rezepte probiere? Das würde sicher spaßig werden. Diese Idee im Anhang war mal etwas Neues.

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