Wortreich, Gesellschaftskritisch, wenig Fantasy und etwas zäh
BabelDie Magie der Sprachen.
R.F. Kuang zeigt in ihrem Roman "Babel" nicht nur durch den Inhalt ihrer Geschichte, wie kraftvoll Sprache ist, sondern auch selber in ihrem Schreib- und Erzählstil.
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Die Magie der Sprachen.
R.F. Kuang zeigt in ihrem Roman "Babel" nicht nur durch den Inhalt ihrer Geschichte, wie kraftvoll Sprache ist, sondern auch selber in ihrem Schreib- und Erzählstil.
Direkt zu Beginn zog mich dieser in den Bann und auch die Fußnoten fand ich interessant.
Nur leider hatte ich dann auch nach ein paar hundert Seiten das Gefühl, dass sie sich in Beschreibungen , geschichtlichen Aspekten und Übersetzungen erging und das Buch wurde etwas zäh.
Aber einmal zum Inhalt:
Wir starten direkt traurig und etwas düster ins Buch, mit dem Tod von Robins Mutter in Kanton/ China und der Professor, der ihn dort raus "rettet" und in bei sich aufzieht. In seinem Haus wird Robin in Sprachen wie Latein unterrichtet, um dann in Oxford nach Babel zu gehen um dort zum Übersetzer ausgebildet zu werden und um das Silberwerk zu lernen. Denn mit dem Silber wird in England die Industrialisierung vorangetrieben und das Leben von der Oberschicht verschönert und vereinfacht. Doch schon bei der Überfahrt nach England kommt Robin das erste Mal mit Rassismus und Vorurteilen in Berührung. Und diese werden in Babel/ Oxford noch deutlicher, nachdem auch seine Freunde ausländische Wurzeln haben.
Das Buch ist wirklich gut, versteht mich nicht falsch. Ich denke, man muss ein wenig in der Sprachgeschichte oder an verschiedenen Sprachen interessiert sein, um es total zu lieben.
Zudem war mein großer Punkt, dass es als Fantasy Roman vermarktet wird, aber das Silber zwar eigentlich das Hauptproblem in Robins Geschichte ist, dieses aber immer wieder in dem Alltag , Schulalltag oder anderen Aktivitäten völlig untergeht. Erst spät in den Unijahren von Robin bekommen wir eine genauere Erklärung dazu und dann verschwindet es wieder hinter den ganzen sprachlichen Erklärungen und den Geschehnissen. Für mich fühlte sich das Silber nicht nach Fantasy an, sondern einfach nach normale Währung oder Geld. Erst zum Ende wird man wieder drauf hingewiesen, welche Macht diese haben.
Zu Beginn des Buches war ich noch sehr begeistert, von der genauen Einführung in Sprachen und deren Geschichte, doch irgendwann wird es einfach zäh und anstrengend. In einem Rutsch durchlesen konnte ich das Buch nicht. Zudem begleiten wir Robin über mehrere Jahre hinweg und so fühlt es sich längenmäßig auch gerne mal an. Erst bei über der Hälfte des Buches kommt ein wenig Spannung auf und liest sich weniger wie ein Tagebuch mit Sprachwissenschaftlichen Abhandlungen.
Vielleicht habe ich durch die ganze Werbung auf Social Media eine falsche Erwartung an das Buch gehabt. Ich habe mit der mehr Fantasy gerechnet und mehr Spannung. Wortgewaltig war das Buch, aber für die Länge des Buches einfach zu zäh. Auch wenn man am Ende einige Dinge mitbekommt, um noch etwas zu grübeln.