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Veröffentlicht am 03.05.2021

Zauberhafte Geschichte

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Zeldas Herz schlägt für Wikinger. Am liebsten wäre sie selbst einer. Furchtlos, stark und bereit für eine holde Maid in den Kampf zu ziehen. Sie liebt klare Strukturen, Regeln und vor allem ihre Sippe, ...

Zeldas Herz schlägt für Wikinger. Am liebsten wäre sie selbst einer. Furchtlos, stark und bereit für eine holde Maid in den Kampf zu ziehen. Sie liebt klare Strukturen, Regeln und vor allem ihre Sippe, in die sie aber nur ganz besondere Personen aufnimmt.
Zelda ist mit dem fetalem Alkoholsyndrom geboren, weil ihre Mutter noch während der Schwangerschaft getrunken hat. Ärzte haben ihr attestiert, dass sie womöglich niemals schreiben, lesen oder selbstständig sein kann – aber Zelda beweist es allen. Sie kann sehr wohl, auf ihre Weise. Und so erzählt „Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ von Andrew David MacDonalds auf eine ganz wunderbare Weise von dieser starken, furchtlosen Frau und ihrer Bewältigung des Alltags. Auf der einen Seite ist dort ihr Bruder Gert, aber auch ihr Freund Marxy, den sie aus einer Gruppe für Menschen mit speziellen Bedürfnissen kennt und mit ihm eine Beziehung führt. Alles klingt nach einem soliden, bodenständigen Leben, wäre ihr Bruder nicht ein bisschen vom richtigen Weg abgekommen. So aufopferungsvoll er für seine kleine Schwester auch ist, hat er doch bei den falschen Menschen um Hilfe gefragt. Immer mehr driftet er auf die falsche Bahn ab und scheint sogar das Studium samt Stipendium zu verlieren. Wäre da nicht Zelda, die für ihn in den Kampf zieht.
Zelda ist schon eine außergewöhnliche, absolut großartige Protagonistin und übernimmt die Erzählung für sich selbst. Aus der Ich-Perspektive erzählt Zelda von ihrem Leben als Wikinger, von Erfahrungen mit Sex, Gefühlen und was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Der deutsche Titel „Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ sollte nicht über das absolut großartige Buch hinwegtäuschen, dass den Interessierten wohl sehr schnell auf eine Fährt bringt. Wir haben hier weder ein Young Adult-Buch, noch einen romantischen Roman. Vor einem liegt ein Buch über einen Menschen mit besonderen Bedürfnissen, der jeden Tag über sich selbst hinauswächst, sich reflektiert und dem Leben mutig gegenübersteht.
Schonungslos ehrlich geht es hier um die Integration behinderter bzw. gehandicapter Personen, um Themen wie Sex und Drogen. Durch Zeldas Sprache und ihre Sicht auf das Leben erschließen sich viele Dinge erst nach und nach und man leidet als Leser oft mit, weil man Warnzeichen natürlich schon viel öfter erkennt als eine Zelda es wahrnehmen kann.
Einzig und allein das Ende war mir teils zu extrem, zu überspitzt, während im mittleren Teil der Erzählung streckenweise leicht langatmige Passage zu finden sind.
Alles in allem aber jede Leseminute wert! Zauberhafte Geschichte!

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Die unausgesprochenen Dinge

Die Geschichte von Kat und Easy
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Ein Buch, das sich ein bisschen so anfühlt als könnte man den Geruch seiner eigenen Jugend noch einmal in der Nase haben. Als wüsste man schlagartig wie man unbesiegbar und wichtig man sich mit 16/17 Jahren ...

Ein Buch, das sich ein bisschen so anfühlt als könnte man den Geruch seiner eigenen Jugend noch einmal in der Nase haben. Als wüsste man schlagartig wie man unbesiegbar und wichtig man sich mit 16/17 Jahren gegeben hat und wie unsicher man doch eigentlich war.

Susann Pasztor beschreibt ganz wunderbar die tägliche Teenager-Scharade, die man eben so spielt, wenn man noch so jung ist und sich der Welt beweisen will. Doch was dann passiert, wenn man viele Jahre später wieder mit dieser Zeit konfrontiert wird, erzählt sie in dem sie Kat und Easy gemeinsam nach Kreta schickt. Viele, viele Jahre später, als gestandene Frauen, die sich vielleicht auch bewusst aus den Augen verloren haben.

Das Buch hat mir - ohne, dass ich jegliche Erwartungen daran hatte - absolut gut gefallen. Pasztor schreibt so schön leicht, dass das Buch gerade zu verfliegt. Kat und Easy sind beide nicht wirklich Sympathieträger, aber ihre Geschichte ist so nachvollziehbar, dass es ein Genuss war diese zu lesen.

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Veröffentlicht am 23.04.2021

Oberflächlich und vulgär

Unterwasserflimmern
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Eigentlich hatte ich mich auf "Unterwasserflimmern" gefreut. Versprochen hatte ich mir einen schonungslos ehrlichen Roman über eine Frau, die eben nicht den gesellschaftlich gängigen Weg für sich einschlägt. ...

Eigentlich hatte ich mich auf "Unterwasserflimmern" gefreut. Versprochen hatte ich mir einen schonungslos ehrlichen Roman über eine Frau, die eben nicht den gesellschaftlich gängigen Weg für sich einschlägt. Haus und Kinder, dass alles ist ihr zu viel, ob der Mann dafür an ihrer Seite ist. Stattdessen hat sie Affären und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau.

Am Ende des Tages brauche ich keine Sympathieträgerin als Protagonistin und kann auch gut mit der recht unsympathischen Namenslosen von Katharina Schaller leben. Was aber am Ende das Buch für mich so schlecht gemacht hat: es ist nicht wirklich rund.
Rund um das "Nichtheiratenwollen" und "keine Kinder"-Thema eine Geschichte zu spinnen, finde ich gut. Genau solche Themen sollten eigentlich kein Thema sein und gesellschaftlich akzeptiert werden. Doch so wichtig diese Message so ist, so sehr verhagelt es Schaller in dem sie das Ganze ad absurdem führt. Die Protagonistin ist so überspitzt gegen alles, hat so sehr Bindungsende, reist quer durch das Land um abzuhauen und ist alles in allem so unvorsichtig, dass mir die wichtige Message verloren geht: Nicht alle Kinderlosen und Heiratsverweigerer sind untreue, partyliebende Idioten, die sich nicht binden können.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Zwischen Kopfschütteln und Mitgefühl

Career Suicide
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Tokio Hotel ist so womöglich jedem ein Begriff und hat schon immer polarisiert. An mir ist die Band ehrlich gesagt ziemlich vorbei gegangen. Wirklich geprägt haben mich nur zwei kleine Momente, in denen ...

Tokio Hotel ist so womöglich jedem ein Begriff und hat schon immer polarisiert. An mir ist die Band ehrlich gesagt ziemlich vorbei gegangen. Wirklich geprägt haben mich nur zwei kleine Momente, in denen ich nicht ganz verstanden habe, woher der ganze Hype kam und wer eigentlich genau „Tokio Hotel“ waren.
Erstmalig nahm ich die Band war als ich selbst Abitur machte und die Aufsicht für eine Unterstufenparty übernahm. Als „Durch den Monsun“ gespielt wurde, brachen kleine Teenie-Mädels weinend zusammen, während die Jungs lautstark buhten. So ganz hatte ich da noch nicht verstanden, was da auf einmal passierte. Gleichzeitig war ich ein paar Wochenende später auf einem kleinen Dorf-Festival, vor allem für einen alternativen Act und der Chance mit meinen Freunden eine Flasche Weinbrand-Cola auf das Gelände zu schmuggeln.
Auf der Hauptbühne, die ich nur aus der Ferne wahrnahm, spielte Tokio Hotel das Konzert, wo sie nach drei Liedern abbrechen mussten, weil die Massen gegen die Banden drückten. Wir haben davon kaum etwas mitbekommen.
Jahre später sitze ich also hier, lese die Biografie von Bill Kaulitz und verstehe erst jetzt, was da damals überhaupt so richtig passiert ist. Warum sein Buch nun auf meinem Nachttisch liegt, hat mehr mit den positiven Stimmen zu tun als mit meinem generellen Interesse an Bill oder der Band. Ehrlich gesagt war ich eher irritiert wieso man mit jungen 30 Jahren überhaupt schon Biografien schreiben muss. Das Warum war mir nach den ersten hundert Seiten doch sehr schnell klar. Wer so viel in so kurzer Zeit erlebt, der braucht mehr Seiten, mehr Bücher, mehr Platz. Jedoch ist genau das, was die Biografie am Ende so lesenswert macht. Auch für Nicht-Fans oder neutrale Leser. Bill ist eine interessante Persönlichkeit, der für fünf Leben gelebt hat und viel zu erzählen hat. Wie er erzählt, ist absolut mitreißend und gutgeschrieben. Viel Witz, viel Leichtigkeit, obwohl er auch nicht ganz so gerne zurückschaut.
Vielleicht ist auch genau das, was mich an manchen Stellen hadern lässt. Tokio Hotel hatten es nicht leicht. Sie haben polarisiert und mussten mit viel Kritik umgehen. Dass die Band damals selbst noch in den Kinderschuhen stand, hat man womöglich oft vergessen. Denn den ganzen Hass und die Ablehnung haben die damals noch so jungen Bandmitglieder schonungslos abbekommen. Dadurch wirkt Bill rückblickend oft verbittert, verhärmt und arg scharf. Auch seinen Fans gegenüber, die natürlich tausend Grenzen überschritten haben und ihr Verhalten mit nichts rechtfertigen ist. Jedoch ist seine Stimme gegen die Hater laut, aber gegen die „Hardcore“-Fans genauso. Ist man also ein solcher Fan gewesen, muss man eventuell ganz stark durchatmen, wenn man sich selbst als picklig, klein und kreischend auf den Seiten wiederfindet. Denn wenn Bill eins tut, dann alle über einen Kamm scheren. Vieles ist schlecht gewesen und das in voller Breitseite. Die Kindheit im Osten, die manchmal so klingt als hätte er in den Fünfzigern und nicht in den Neunzigern gelebt. Die Fans, die alle zu drüber waren. Die Hater, die alle böse waren. Die Plattenbosse, die alle nur das Schlimmste wollten. Natürlich war das alles so, trotz allem ist die Ansicht doch sehr drüber und sehr generalisierend. Gleichzeitig merkt man wie groß das Ego der Kaulitz-Brüder einfach ist. Sie waren damals schon zu schlau, zu cool und allen überlegen. Das merkt man in der Schule, in der Band, im Umgang mit allen anderen Menschen. Bill fordert pausenlos mehr Verständnis, mehr Gefühl und mehr Zeit für sich. Gleichzeitig räumt er dies seinem Gegenüber, wenn es nicht sein Bruder ist, kaum ein.
Das macht das Lesen des Buches teilweise recht schwierig, auch wenn es wahnsinnig spannend ist und man sich wie ein kleiner Voyeur fühlt. Mitgefühl und Kopfschütteln verschwimmen da relativ häufig miteinander, trotz allem eine gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Absolutes Highlight

Hard Land
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Wenn wir an die Sommer unsrer Jugend denken, kommt da nicht ein bestimmtes Bild und ein bestimmtes Gefühl auf? Eine Hitze, die über den Tagen hängt, alles ist bedeutungsschwer, die Zeit scheint unendlich. ...

Wenn wir an die Sommer unsrer Jugend denken, kommt da nicht ein bestimmtes Bild und ein bestimmtes Gefühl auf? Eine Hitze, die über den Tagen hängt, alles ist bedeutungsschwer, die Zeit scheint unendlich.

Dieses Gefühl ist für mich der Dreh- und Angelpunkt von Hard Land, dem neusten Werk von Benedict Wells. Den hier geht es um Sam, der seinen Sommer zwischen Leid und Leben verbringt. Der Leser begleitet ihn und sein Spagat zwischen der Krebserkrankung seiner Mutter und dem Gefühl endlich Freunde gefunden zu habe. Eigentlich ist er der typische Außenseiter, wie wir ihn aus den typischen Coming-of-age-Romanen kennen. Ein bisschen verschroben, vor allem introvertiert und etwas einsam. Sam findet in diesem Sommer, dem Sommer seines Lebens, endlich Anschluss , einen Job und vor allem auch zu sich selbst. Wells schickt ihn durch Auseinandersetzungen, Partys und Situationen, für die er noch nicht gewachsen ist. Auf alkoholreiche Abende, folgen intensive Gespräche mit seiner Mutter und Mutproben. Als kleinen Rahmen gibt es das Werk „Hard Land“, das Sam in Literatur durchnimmt und immer wieder den tieferen Sinn in den Zeilen sucht.

Für Liebhaber von „vom Ende der Einsamkeit“ wird „Hard Land“ wohl einen anderen Ton anschlagen und nicht die gleiche Kerbe treffen. Wells kann schreiben und das Buch verfliegt nur so, aber an sich ist Hard Land anders. Für mich aber genauso perfekt, da es in mir eine kleine Sehnsucht an solche Sommer und ein Gefühl von Erinnerung hervorruft.

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