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Veröffentlicht am 26.04.2021

Die unausgesprochenen Dinge

Die Geschichte von Kat und Easy
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Ein Buch, das sich ein bisschen so anfühlt als könnte man den Geruch seiner eigenen Jugend noch einmal in der Nase haben. Als wüsste man schlagartig wie man unbesiegbar und wichtig man sich mit 16/17 Jahren ...

Ein Buch, das sich ein bisschen so anfühlt als könnte man den Geruch seiner eigenen Jugend noch einmal in der Nase haben. Als wüsste man schlagartig wie man unbesiegbar und wichtig man sich mit 16/17 Jahren gegeben hat und wie unsicher man doch eigentlich war.

Susann Pasztor beschreibt ganz wunderbar die tägliche Teenager-Scharade, die man eben so spielt, wenn man noch so jung ist und sich der Welt beweisen will. Doch was dann passiert, wenn man viele Jahre später wieder mit dieser Zeit konfrontiert wird, erzählt sie in dem sie Kat und Easy gemeinsam nach Kreta schickt. Viele, viele Jahre später, als gestandene Frauen, die sich vielleicht auch bewusst aus den Augen verloren haben.

Das Buch hat mir - ohne, dass ich jegliche Erwartungen daran hatte - absolut gut gefallen. Pasztor schreibt so schön leicht, dass das Buch gerade zu verfliegt. Kat und Easy sind beide nicht wirklich Sympathieträger, aber ihre Geschichte ist so nachvollziehbar, dass es ein Genuss war diese zu lesen.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Fesselnder, psychologischer Thriller

Trauma – Kein Entkommen
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Was ist, wenn dein schlimmstes Erlebnis, dein Trauma dir noch einmal passiert und dich noch einmal einholt?
Was absolut furchtbar klingt, fasst den Plot von "Trauma - Kein Entkommen" geschrieben von Christoph ...

Was ist, wenn dein schlimmstes Erlebnis, dein Trauma dir noch einmal passiert und dich noch einmal einholt?
Was absolut furchtbar klingt, fasst den Plot von "Trauma - Kein Entkommen" geschrieben von Christoph Wortberg bündig zusammen. Es geht um die Ermittlerin Katja Sand, die zusammen mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller, Hals über Kopf in einem schwierigen Fall landen. Alles wirkt wie ein Selbstmord, wenn nicht das Opfer unter den höchst unwahrscheinlichsten diesen begangen hätte. Denn, wie wahrscheinlich ist, dass sich das Opfer dafür entscheidet sich durch Ertrinken das Leben zu nehmen, wenn er durch einen tragischen Unfall in seiner Vergangenheit panische Angst vor Wasser hat. Plötzlich gibt noch einen ungeklärten Fall und für die Ermittler fangen langsam die Puzzle-Stücke an sich zusammenzufügen.
Wortberg bindet neben die Gegenwart, in der Katja Sands ermittelt, die Kindheit des Täters ein, so dass ein guter Wechsel zwischen beiden Zeitsträngen entsteht.
Die Charaktere sind leider nicht ganz so tiefgreifend und ausgeschmückt, wie es hätte sein können.
Jedoch ist der Fall gut konstruiert. Die Nebenstorys in Form von Katjas Familienleben als auch die Kindheit des Täters machen das Ganze lesenswert und fördern den Lesefluss. An sich ist „Trauma“ kein wirklich spannender Roman, der einen mitreißt, jedoch versteht sich Wortberg wunderbar darauf psychologische Themen, wie das verschiedener Traumata, einzubinden und den Leser dadurch zu fesseln.
Die Geschichte ist gut durchdacht und macht Spaß zu lesen. Gute Unterhaltung für zwischendurch. Trauma ist der erste Band einer anstehenden Trilogie. Band 2 wird schon in diesem Jahr noch erscheinen und wird definitiv bei mir einziehen.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

kleines Buch, große Geschichte

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung, geboren 1982, ist ein ungewöhnliches kleines Büchlein mit einem wilden Mix aus Fiktion und Fakten. Neben der eigentlichen Geschichte findet man dort auch noch Fußnoten zu weiterführen Informationen ...

Kim Jiyoung, geboren 1982, ist ein ungewöhnliches kleines Büchlein mit einem wilden Mix aus Fiktion und Fakten. Neben der eigentlichen Geschichte findet man dort auch noch Fußnoten zu weiterführen Informationen oder Statistiken zur Frauenquote, fehlende Gleichstellung oder Abtreibung.
Aber worum geht es nun genau? Um Kim Jiyoung und ihre Lebensgeschichte. Eine Frau, aufgewachsen in Südkorea, in mitten von alten, festgefahrenen Rollenbildern, die ihr Leben lenken, vorbestimmen und ihr vor allem eins nehmen: Selbstbestimmung.
Es beginnt als Kim Jiyoungs Ehemann an ihr ein seltsames Verhalten entdeckt. Auf einmal spricht sie wie jemand anders, lehnt sich gegen ihre Schwiegereltern auf und will sich selbst nicht kennen. Kaum ein paar Minuten später ist sie wieder ganz sie selbst und kann sich nicht mehr an die Aussetzer erinnern. Und gerade als man sich fragt, was wohl da gerade passiert, beginnt die Reise in ihre Vergangenheit.
Es ist die Geschichte von Jiyoungs Leben, wie ihre Eltern sie erzogen haben, wie sie zur Schule ging, gelernt hat und wie sie ihren Weg bis zum eigenen Job mit eigenem Einkommen gefunden hat. Hierbei erfahren wir alles über die Ablehnung, Ungleichheit, Vorurteile, Rollen und Werte, die ihr vermittelt wurden. Hier gab es alles: übergriffige Männer, bevorzugte Söhne, verhindernde Lehrer. Wir sehen die Ablehnung gegenüber ungeborenen Kindern, weil sie das "falsche Geschlecht" haben, die Einschränkung durch das eigene Geschlecht und die Grenzen, die einem durch die Gesellschaft gesetzt werden.
Eigentlich ist es nur ein so kleines, kurzes Buch, das aber trotz allem so viel mitbringt und vor allem zum Denken anregt. Alleine die Passagen über Kim Jiyoungs Mutter, die immer zwischen den Stühlen stand, haben mir wahnsinnig gut gefallen. Wie schwer muss es gewesen sein, eine gute Schwiegertochter, Ehefrau aber auch Mutter zu sein. Eine gute Ehe zu führen, aber sich gleichzeitig für ihre Töchter einzusetzen, den eigenen Weg nicht aus den Augen zu verlieren und über alles den Blick haben. Alleine zu überlegen, wie man seine Töchter erziehen will: sie dazu bewegen nach mehr und besserem zu streben oder aber auch den realistischen und einfachen Weg aufzuweisen?
Während des Lesens war ich vor allem eins: Wütend und teilweise fassungslos. Alles in allem ließ sich das Buch sehr schnell lesen und ich würde es bedenkenlos weiterempfehlen. Lediglich die Rahmenstory in der Gegenwart war für mich unnötig und mir fehlte der Bezug zum eigentlichen Lebens Kim Jiyoungs.


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Veröffentlicht am 08.01.2021

Spannender dritter Teil

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Nach dem mysteriösen Paket ist klar: hier geht’s um den neusten Thriller von Marc Raabe, den man schon von Schlüssel 17 und Zimmer 19 kennen sollte.
Worum geht’s? Auch der Rockstar Brad Galloway kriegt ...

Nach dem mysteriösen Paket ist klar: hier geht’s um den neusten Thriller von Marc Raabe, den man schon von Schlüssel 17 und Zimmer 19 kennen sollte.
Worum geht’s? Auch der Rockstar Brad Galloway kriegt bei einem seiner Konzerte so einen mysteriösen Umschlag und ist kurze Zeit später tot. Gemeinsam ermitteln der LKA-Ermittler Tom Babylon - bekannt aus den vorherigen Teilen - und die Psychologin Sita Johann und tauchen tief in die Vergangenheit bis zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen „Hornisse“ ein. Was hat es also mit diesem Umschlag auf sich und wer steckt dahinter?

Das neuste Buch von Marc Raabe hat mich schon ordentlich gepackt. Absolut empfehlenswert und jetzt schon fesselnd ohne Ende. Wunderbar spannend verknüpft Raabe die Vergangenheit und Gegenwart bin seinem dritten Teil „Die Hornisse“. So geht's zurück in die Vorwendezeit nach Berlin und das direkt zur Familie von Tom Babylons und deren Schicksal. Damals verschwand seine Schwester Viola und der Verbleib konnte nicht geklärt werden. In der Gegenwart deckt Die Hornisse auf, dass nicht alle Täter von damals gefasst sind und so ermittelt Tom Babylon nicht nur rund um den Mord an Brad Galloway, sondern auch nach der Frage „Wer ist die Hornisse?“

Raab springt immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart, was ich in vielen Fällen oft hinderlich finde, hier jedoch die Jagd nach der Hornisse absolut spannend macht.

Für mich: Nicht so gut wie Band 1, aber deutlich besser als der zweite Teil!

Veröffentlicht am 21.08.2019

unerwartet gut!

Wir von der anderen Seite
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Als Rahel aufwacht, weiß sie nicht wo sie ist, wie sie dorthin gekommen ist und was die letzten Tage passiert ist. Rahel lag im Koma – wieso, wie lange und warum? Das erzählt Anika Decker in ihrem Roman ...


Als Rahel aufwacht, weiß sie nicht wo sie ist, wie sie dorthin gekommen ist und was die letzten Tage passiert ist. Rahel lag im Koma – wieso, wie lange und warum? Das erzählt Anika Decker in ihrem Roman „wir von der anderen Seite“. Was klingt wie ein ernster Roman um Leben und Tod ist aber gleich viel mehr. Witzig, fesselnd und ernst zugleich.

Rahel schreibt Drehbücher und kennt sich also mit seltsamen Situationen und Personen aus. Doch als sie aus dem Koma erwacht, ist ihr nicht nur die Erinnerung abhandengekommen, sondern auch das Gefühl für sich selbst, für das Schreiben und für ihr Leben. Was vorher noch so wichtig war, wirkt im Krankenhaus und in der Reha sinnlos. Wer braucht schon Unmengen an Klamotten? Wozu Diäten halten? Denn viel wichtiger ist es gerade auf die Beine zu kommen und auch die Erinnerungen wieder zu finden. Doch ihre Familie und ihr Freund wirken unsicher, was wirklich passiert ist – also setzt Rahel über einen langen Zeitraum Puzzlestück an Puzzlestück bis sie ihre Geschichte hat.

Dabei erleben wir dramatische, traurige, aber auch witzige Momente, denn zum einen gehört zu Rahel ein beißender Humor, der einen mitnimmt, zum anderen kann Anika Decker aber auch einfach sehr gut schreiben. Daraus resultierend ist „Wir von der anderen Seite“ schnell zu lesen, mit vielen Schmunzlern und dem ein oder anderen „aha“-Moment, wenn man zusammen mit Rahel ihre Geschichte zusammensetzt. Manche Dinge ahnte man schon, mache kamen überraschend. Genauso wie es sein sollte.
„Wir von der anderen Seite“ ist ein angenehmes Buch, mit einem ernsten Thema, aber einer witzigen und starken Protagonistin, die das Buch mit ihren Erfahrungen und Witzen trägt.