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Veröffentlicht am 31.05.2020

Eine wunderbar poetische Reise

Offene See
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„Romantik ist ein Gefühl, und Romantik ist Freiheit. Romantik ist Abenteuer und Natur und Wanderlust. Sie ist Meeresrauschen und Regen auf deiner Zeltplane und ein Bussard hoch über einer Wiese und das ...

„Romantik ist ein Gefühl, und Romantik ist Freiheit. Romantik ist Abenteuer und Natur und Wanderlust. Sie ist Meeresrauschen und Regen auf deiner Zeltplane und ein Bussard hoch über einer Wiese und das morgendliche Erwachen mit der Frage, was der Tag wohl bringen mag, um dann loszuziehen und es herauszufinden. Das ist Romantik.“

Der zweite Weltkrieg ist gerade beendet. Robert ist sechszehn und hat seine Prüfungen hinter sich, als er sich auf eine Reise nach Südengland macht, um das unberührte Meer zu sehen. Eine letzte Reise, vor er seinem Vater als Bergarbeiter in die Tiefe folgt. Seine Reise führt ihn an die englische Nordseeküste, wo er zufällig auf Dulcies Cottage stößt. Dulcie ist eine lebenserfahrene, kluge, offene ältere Frau, die Gefallen an dem jungen Robert findet und in das erste Mal in seinem Leben als Erwachsenen behandelt und ernst nimmt. Er bleibt längere Zeit bei ihr, erledigt diverse Reparaturarbeiten am Hause, während sie ihm von ihrem Leben erzählt. Doch auch Robert schafft es, Dulcie nachhaltig zu beeindrucken und ihr Leben in eine andere Richtung zu lenken.

„Reisen ist die Suche nach sich selbst, glaub mir. Und manchmal genügt schon allein das Suchen.“

Benjamin Myers ist mit diesem Büchlein ein wunderschönes, poetisches Buch gelungen, das zum Träumen einlädt. Die Handlung ist ruhig, die Sprache einfach und poetisch. Die Protagonisten sind liebenswürdig, sodass man als Leser Robert und Dulcie schnell ins Herz schließt. Die englischen Küsten voll saftigem Grün eignen sich hervorragend als Schauplatz eines sommerlichen Romans. Eine hervorragende Mischung aus Geschichte, Abenteuer, Freundschaft und Philosophie. Ein wunderschönes Buch, welches klar zu meinen Highlights für 2020 gehört.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Das besondere Frühstück

Brunch ist tot
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Die Sterneköche Sonja Baumann und Erik Scheffler wollen das Frühstück zurückbringen und den Brunch verdrängen. Denn sie finden, dass man zu jeder Tageszeit frühstücken kann. Tja, da kann ich den beiden ...

Die Sterneköche Sonja Baumann und Erik Scheffler wollen das Frühstück zurückbringen und den Brunch verdrängen. Denn sie finden, dass man zu jeder Tageszeit frühstücken kann. Tja, da kann ich den beiden nur recht geben. Sie haben lange an den perfekten Rezepten gefeilt und präsentieren jetzt ihre Frühstücksrezepte. Dazu gehören u.a. selbst gebackenes Brot, Cerealien, Pausenbrote, Eier in all ihren Varianten, Gerichte aus anderen Ländern, Süßes, Pancakes und vieles mehr. Zum Schluss werden noch einige Drinks präsentiert.

Das Buch ist sehr gut gelungen. Die Rezepte sind alle von ansprechenden Bildern begleitet. Leider enthält ein gutes Drittel der Rezepte Fleisch oder Fisch – einige der Fleischrezepte haben jedoch Tipps, wie man dieses ersetzen kann und das Rezept so vegetarisieren kann. Die meisten der Rezepte sind eher kompliziert – das Frühstück soll hier fancy sein, nicht einfach. Das Resultat überzeugt: die Pancakes sind einfach himmlisch und das selbstgemachte Granola ist einfach und gut. Wenn ihr also Lust auf ein herrliches hausgemachtes Frühstück habt, ist dieses Buch das richtige für euch.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Das Leben einer (Kletter-)Legende

Sein Leben für die Berge -
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David Lama galt als einer der begabtesten Kletterer der Welt, bis er am 16. April 2019 am Howse Peak im Banff-Nationalpark in Kanada in tödlich verunglückte. Er hinterlässt zwei Bücher, „High“ und „Free“. ...

David Lama galt als einer der begabtesten Kletterer der Welt, bis er am 16. April 2019 am Howse Peak im Banff-Nationalpark in Kanada in tödlich verunglückte. Er hinterlässt zwei Bücher, „High“ und „Free“. Diese sowie zahlreiche seiner Texte sind in diesem Buch abgedruckt.

„High“ ist Davids erstes Buch, welches er im Alter von 20 Jahren geschrieben hat. Darin beschreibt er seine Herkunft, das Aufwachsen in Tirol, wie er früh zum Klettern kam und wie er von seinen Eltern unermüdlich gefördert wurde. Er erzählt von seinen Projekten auf der ganzen Welt - sowohl in der Halle, am Fels, sowie von alpinen Touren. Er beschreibt auch die Wettkämpfe, an denen er teilgenommen hat - und wie er zu dem Schluss kam, dass er sein Leben nicht mit Wettkämpfen verbringen möchte. Die Berge waren sein Leben, die Welt, in der er die meiste Zeit verbrachte.

„Free“ erzählt von seinem Projekt, die Kompressor-Route am Cerro Torre in Argentinien frei zu klettern. Das Buch umfasst ca. drei Jahre in Davids Leben und beschreibt das ganze Projekt, von der Idee bis zur Umsetzung. Drei Winter verbringt David mit seinen Kletterpartnern, zuerst David Scheurer dann Peter Ortner, in Argentinien, bis die Besteigung frei gelingt. Er beschreibt die Höhen und Tiefen, seine anfängliche Unerfahrenheit und wie er an den Erfahrungen wachsen konnte. Knapp werden auch andere Projekte beschrieben, die er in diesen drei Jahren unternommen hat. Dieses Buch ist zwischendurch zum Teil etwas langatmig, nimmt gegen Ende jedoch wieder Fahrt auf und war sehr interessant zu lesen.

Der letzte Teil des Buches umfasst mehrere Texte, die teils auf Davids Homepage, teils online bei Alpinmagazinen abgedruckt wurden. Diese sind überwiegend kurz gehalten und beschreiben verschiedene Projekte, unter anderem die Erstbeschreibung des Lunag Ri im Himalaya.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Davids Leidenschaft für die Berge und die Natur ist auf jeder Seite spürbar und ansteckend. Das Buch ist einfach aber fesselnd geschrieben. Häufig werden tirolerische Ausdrücke verwendet. Man spürt, wie jung und unerfahren David zum Teil war, was er rückblickend auch selbst manchmal erwähnte. Trotzdem ein sehr interessantes Werk für alle, die sich für Davids Leben oder fürs Klettern interessieren. Das Leben eines begabten Kletterers, der uns leider viel zu früh verlassen hat.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Ein stilles Buch, das nachwirkt – jedoch anders als erwartet.

Nach Mattias
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Mattias ist nicht mehr da. Mitte dreißig wurde er abrupt aus dem Leben gerissen. Er hinterlässt viele Lücken – bei seiner Partnerin Amber, seinen Freunden, seinen Eltern und bei scheinbar Unbekannten. ...

Mattias ist nicht mehr da. Mitte dreißig wurde er abrupt aus dem Leben gerissen. Er hinterlässt viele Lücken – bei seiner Partnerin Amber, seinen Freunden, seinen Eltern und bei scheinbar Unbekannten. Alle versuchen, irgendwie mit dem Leben weiterzumachen. Und das tun sie auf sehr unterschiedliche Weise.

Die Idee dieses Romans gefällt mir außerordentlich gut. Jedes Kapitel wird von einem anderen Protagonisten erzählt. Der Zusammenhang zwischen den Protagonisten bzw. die Verbindung zu Mattias wird manchmal erst nach und nach klar. Vom Aufbau her erinnerte ich der Roman sehr an „Der Sprung“. Nach einem berührenden Start verlor die Erzählung jedoch an Tiefe und konnte mich schlussendlich nicht so berühren, wie ich es gehofft hatte. Die Erzählung ist ruhig, manchmal schleppend, und stimmt den Leser nachdenklich. Ich bleibe stumm und nachdenklich zurück und frage mich, was der Autor mir damit mitgeben wollte.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Bitte lest dieses Buch!

Periode ist politisch
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„Es fehlt an Bewusstsein für die Existenz des Zyklus, für weibliche Sexualität, weibliche Lust und alles, was damit zusammenhängt. Und uns fehlt es an Selbstbewusstsein, um aufzustehen und zu sagen: «Wir ...

„Es fehlt an Bewusstsein für die Existenz des Zyklus, für weibliche Sexualität, weibliche Lust und alles, was damit zusammenhängt. Und uns fehlt es an Selbstbewusstsein, um aufzustehen und zu sagen: «Wir bluten. Get over it.»“

Die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert über einen großen Teil ihres Lebens. Eigentlich ein Wunder, dass wir so wenig darüber sprechen. Franka Frei erklärt in ihrem Manifest, wie es dazu gekommen ist und wieso es sich dringend ändern sollte.

Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen. Franka Frei schreibt mit einem sarkastisch-humorvollen, flüssigen Schreibstil. Sie beleuchtet das Thema von allen Seiten und man merkt, dass sie sich sehr ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat. Kein Aspekt kommt zu kurz: so schreibt sie u.a. darüber, dass Millionen Frauen nicht wissen, dass man unter der Pille keine Menstruation hat, sondern eine Abbruchblutung, und dass diese eigentlich umsonst ist (außer, dass sie der Menstruationsprodukte-Industrie hilft). Auch die Berichte über die Situation in Pakistan, Indien und Nepal fand ich sehr anschaulich. Ich hatte einige schlechte Bewertungen über das Buch gelesen, z.B. dass medizinische Fakten nicht korrekt dargestellt seien – dem kann ich nicht zustimmen, mir scheint das Buch sehr gut recherchiert. Franka Frei ist mit diesem Manifest ein sehr wichtiges Buch gelungen, das ich jedem (ob Frau oder Mann) nur empfehlen kann! Ich hoffe sehr, dass Frau Frei in Zukunft weitere Bücher schreiben wird, ich werde sie auf jeden Fall lesen.

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