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Veröffentlicht am 26.04.2023

Mord auf dem verfluchten Felsen

Wenn Worte töten
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„Das also war das Ensemble: ein Fernsehkoch der Kategorie fett, süß und ungesund, eine blinde Hellseherin, ein Kriegshistoriker, eine Kinderbuchautorin, eine französische Performance-Dichterin, Hawthorne ...

„Das also war das Ensemble: ein Fernsehkoch der Kategorie fett, süß und ungesund, eine blinde Hellseherin, ein Kriegshistoriker, eine Kinderbuchautorin, eine französische Performance-Dichterin, Hawthorne und ich. Nicht gerade die glorreichen Sieben, ging es mir durch den Kopf.“ (S. 31)

Meine Meinung:
Ein kleines Literaturfestival auf der beschaulichen Kanalinsel Alderney, ein verschwundenes Trinkgeld, ein abhanden gekommener Füllfederhalter, ein mysteriöser Unbekannter und eine unheilvolle Spielkarte als Warnung am Mercedes des Lebemanns und Selfmade-Millionärs Charles le Mesurier. Es sind zunächst Kleinigkeiten, die Anthony Horowitz auffallen. Aber geht hier nur seine Krimiautoren-Fantasie mit ihm durch? Immerhin hat es auf der kleinen Kanalinsel noch nie einen Mord gegeben. Aber das könnte sich ändern…

Ich kenne die ersten beiden Bände der „Daniel Hawthorne“-Reihe noch nicht, aber das Konzept und insbesondere der Schauplatz haben mich sehr neugierig auf dieses gemacht. Die Idee, selbstironisch und immer wieder augenzwinkernd einen Kriminalroman über sich selbst zu schreiben, bei dem man sich zum hinterherdackelnden Assistenten des Ermittlers degradiert, ist absolut originell und wirklich erfrischend umgesetzt. Das Setting ist ganz wunderbar gewählt und Horowitz gelingt es, die Atmosphäre der Insel, die zwischen Urlaubsparadies und Enklave mit dunkler Vergangenheit hin und her changiert, mit ausdrucksstarken Worten einzufangen und zu transportieren („Das Land ringsum war feindselig, voller schwarzer Magie“). Dazu gesellt sich noch ein Protagonist, der sich mit Holmes´scher Auffassungsgabe stoffelig-gradlinig durch einen Fall wühlt, ohne sich dabei von irgendjemandem in die Karten schauen zu lassen. Allein dies alles macht diesen Kriminalroman absolut lesenswert!

Der Fall an sich präsentiert sich verzwickt, wobei die zentrale Figur des Charles le Mesurier zwar sehr stereotyp, aber durchaus passend charakterisiert ist. Eine Vielzahl unterschiedlichster potenziell Verdächtiger macht die Ermittlungen und vor allem die Suche nach einem Motiv nicht einfacher. Geschickt baut der Autor seine Szenerie auf und rückt nach und nach einzelne Figuren in den Vordergrund. Die Spannung und der kriminalistische Sog hätten zu Beginn zwar gerne etwas höher sein können, aber die oben schon genannten Stärken trösten darüber hinweg, dass im ersten Drittel noch nicht viel passiert.

Am Ende, als sowohl Anthony Horowitz als auch ich selbst schon befürchtet hatte, dass es ein enttäuschendes Ende dieses Falles geben könnte, trumpft Hawthorne endlich groß auf und liefert eine Auflösung, die mich voll und ganz überrascht hat und diesem Kriminalroman ein gekonntes Ausrufezeichen setzt. Wirklich geschickt und souverän gemacht, genau wie der kleine Cliffhanger am Ende, der mich neugierig auf die anderen Bücher der Reihe macht!

FAZIT:
Ein intelligent konzipierter und sehr unterhaltsam geschriebener Who-dun-it-Krimi vor toller Kulisse.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2023

Eine Leiche zum Dessert – humorvolle Regionalkrimikost at it´s best!

Prost, auf die Feinschmecker
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„Ich muss hier echt andere Seiten aufziehen. Immerhin bin ich der Chef von dem ganzen Bums hier. Jeder schneit einfach rein und fragt nach Futter, der Schwenk pfuscht in meinen Ermittlungen herum und bei ...

„Ich muss hier echt andere Seiten aufziehen. Immerhin bin ich der Chef von dem ganzen Bums hier. Jeder schneit einfach rein und fragt nach Futter, der Schwenk pfuscht in meinen Ermittlungen herum und bei unseren Zeugen und Verdächtigen wird unsere Autorität untergraben. Langsam, aber sicher reicht´s.“ (S. 304)

Meine Meinung:
Der siebte Fall für HK Tischler und POM Fink – und noch immer sind die beiden nicht satt! Als der pensionierte Lehrer Klaus Busch direkt nach dem traditionellen Kochclub-Abend tot an seiner Gartenpforte zusammenbricht, ist meinen beiden Chiemgauer Lieblingsermittlern schnell klar, dass hier mehr im Spiel sein könnte als ein normaler Herzinfarkt. Dass die Hobby-Kochrunde ausgerechnet mit der lokalen Prominenz und entfernten Fink´schen Verwandtschaft gespickt ist, macht das Ermitteln natürlich auch nicht gerade einfacher…
Was soll ich eigentlich noch groß schreiben? Schon Band eins bis sechs dieser Reihe haben mir sehr humorvolle und allerbeste Cosy-Crime-Unterhaltung beschert und auch Band sieben steht dieser Tradition in nichts nach: Eine Leiche zum Dessert und weit und breit kein Motiv in Sicht. Eine illustre Runde von Hobbyköchen, unterschwellig verkorkste Beziehungen jeglicher Art und Fallwurzeln, die tiefer reichen, als sich das die Ermittler und ich uns zu Beginn hätten träumen lassen. Die perfekten Zutaten für ein unterhaltsames Krimi-Dinner also!
Neben dem Fall, den Autor Friedrich Kalpenstein einmal mehr gekonnt kreiert und gewürzt hat, glänzt das Brunngrieser Ensemble mit dem, was es am besten kann: skurril, umtriebig und humorvoll sein. Und manchmal auch alles gleichzeitig. Egal ob die freundschaftliche Dauer-Frotzelei zwischen Tischler und Fink, das liebevolle Necken mit spitzen Sprüchen zwischen Constantin und Britta oder auch die herzerwärmende Seelenverwandtschaft des Hauptkommissars mit der (nicht mehr ganz so) heimlichen Reihen-Heldin und Cover-Girl Resi. Brunngries ist für mich schon fast so etwas wie eine zweite literarische Heimat geworden und ich bin jedes einzelne Mal wieder sehr, sehr gerne zu Gast hier! Vielen herzlichen Dank, lieber Friedrich Kalpenstein!

FAZIT:
Der perfekte Krimi-Hauptgang für höchst unterhaltsame Lesestunden!

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Ein tolles Gesamtpaket für alle Fans der Reihe

Keeper of the Lost Cities – Entschlüsselt (Band 8,5) (Keeper of the Lost Cities)
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„Die Neverseen sollten wissen, dass sie das hier getan hatte.
Sie hatte keine Angst.
Sie war stark.
Und sie war bereit zu gewinnen.“ (S. 722)

Meine Meinung:
Wie die Nummerierung schon anzeigt, ist dies ...

„Die Neverseen sollten wissen, dass sie das hier getan hatte.
Sie hatte keine Angst.
Sie war stark.
Und sie war bereit zu gewinnen.“ (S. 722)

Meine Meinung:
Wie die Nummerierung schon anzeigt, ist dies kein „regulärer“ Band der Reihe. Zwar umfasst dieser Band gewohnt „stolze“ 766 Seiten, aber die neue Story umfasst davon „nur“ 254 Seiten. Dennoch hat es auch diese Geschichte, die nahtlos an die Ereignisse von Band 8 anschließt, wieder in sich. Abwechselnd aus der Perspektive von Sophie und Keefe erzählt uns Shannon Messenger, was die dramatischen Ereignisse von Band 8 mit Keefe gemacht haben. Darüber hinaus unternimmt Sophie höchst interessante Nachforschungen und trifft eine sehr, sehr folgenreiche Entscheidung… Das ist wie immer absolut spannend zu lesen und Ro, die stellenweise mal eine ganz andere Seite von sich preisgibt, positioniert sich dabei immer mehr als eine meiner absoluten Lieblings-Figuren!
Diese Geschichte muss man als Fan einfach gelesen haben!
Aber nun zu den anderen rund 500 Seiten: Diese bieten uns eine Vielzahl toller Extras rund um das KotLC-Universum, angefangen von der die Umschlaginnenseiten schmückenden Weltkarte der Verlorenen Städte, über die „Signaturakten“ (wie ausführliche Steckbriefe) der wichtigsten Charaktere dieser Reihe, und sehr viele Detailinformationen rund um das Leben in den Verlorenen Städten, die Rebellen und die verschiedenen intelligenten Spezies. Dazu kommen noch ein paar „Mitmach-Kapitel“ (in denen man z.B. sein Fan-Wissen testen kann) und last but absolutely not least ein toller Bildteil mit im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Artworks.

Alles in allem eine spannende neue Geschichte und ein tolles Kompendium zur KotLC-Welt! Und NEIN: auch in diesem Band wird das große Geheimnis um Keefes legendenumwobenes Gulonspektakel nicht gelüftet… 😉

FAZIT:
Ein absolutes must-read für Fans der KotLC-Reihe!

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Veröffentlicht am 14.04.2023

YA-Romantasy mit toller Grundstory, aber enttäuschenden Charakteren

Stealing Infinity
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“Das hier ist ein Ort, an dem Träume wahr werden können, solange du bereit bist, dich von deinem alten Selbstbild zu lösen, und offen bleibst für das, was du sein kannst“ (S. 325)

Meine Meinung:
Von der ...

“Das hier ist ein Ort, an dem Träume wahr werden können, solange du bereit bist, dich von deinem alten Selbstbild zu lösen, und offen bleibst für das, was du sein kannst“ (S. 325)

Meine Meinung:
Von der Musterschülerin zur problembehafteten Außenseiterin. Die 17jährige Natascha erfährt einen drastischen Absturz, bis hin zu dem Moment, da sie eines Diebstahls bezichtigt wird. Doch dann – ganz unten angekommen – bietet ihr ein mysteriöser Unbekannter plötzlich einen Platz an einem Privatinternat an. Plötzlich findet sich Natascha in einem düsteren Hightech-Bau auf einer sturmumtosten Insel, umgeben von Luxus und Überfluss wieder…

Der Start in die Geschichte ist spannend und hat mich wahnsinnig schnell in seinen Bann gezogen. Fragen über Fragen ploppten im ersten Drittel auf und ich war wahnsinnig gespannt, welche Geheimnisse es hier zu erkunden gibt. Ein wirklich vielversprechender Start!

Leider hat meine Begeisterung im Laufe dieses Buches dann spürbar abgenommen. Statt Antworten gibt es immer mehr Fragen, und der Romantasy-Part verdrängte zusehends die spannenden Lesemomente. Auch war mir Protagonistin Natascha zu Beginn noch durchaus sympathisch, verspielte dies dann aber immer mehr und entpuppte sich mit ihrem Fimmel für Designerklamotten und Schmuck – trotz all ihres Wissens um Geschichte und Kunst – als doch sehr oberflächlich und dazu noch ganz schön naiv. Wenn sie dann endlich mal auf der richtigen Spur war, ließ sie sich Sekunden später nur allzu gerne wieder von den „wunderschönen Augen“ oder „süßen Lippen“ von Love-Interest Braxton bereitwillig ablenken. Eine straighte und selbstbewusste Protagonistin sieht leider anders aus. Dazu kommt noch, dass dieser Roman mit nur einer Handvoll Charaktere auskommt (absolute Randfiguren ausgenommen) und es Alyson Noël trotzdem nicht gelingt, mir diese irgendwie näher zu bringen. Manche sind einfach viel zu stereotyp (wie Braxton, als klassischer Beau mit Geheimnissen), andere bleiben einfach nur blass und unnahbar. So richtig gemocht habe ich am Ende des Buches keinen der Charaktere. Schade! Wenigstens gibt es aber zwei bis drei Figuren, die (noch) das Potenzial haben, im Folgeband „groß rauszukommen“ (worauf ich einfach hoffe).

Die Story selbst bietet eine echt coole und sehr vielversprechende Grundidee, gespickt mit einigen innovativen Fähigkeiten (anderes ist abgespickt) und einem schönen Background mit vielen tatsächlich existierenden Kunstwerken. Aber es hat den Anschein, dass über dieses spannende Konstrukt einfach mit aller Macht eine 0815-Romantasy-Storyline drübergebügelt worden ist. Auch hier wieder: Schade!
Auch wenn vieles im Verlauf der Story sehr vorhersehbar war, hat es die Autorin doch wenigstens geschafft, mich an ein bis zwei Stellen zu überraschen: Immerhin!
Am Ende wirkt das Buch, als sei es mittendrin abgebrochen worden. Einen wirklichen Cliffhanger sucht man leider vergebens, aber dennoch bin ich nun gespannt, wie die Geschichte ausgehen wird und ob ich mit meinen ganzen Vermutungen Recht behalten werde (was ich befürchte).

Alles in allem gibt es von mir 3,5 Sterne, die ich mit viel Vorschusslorbeeren für den Folgeband auf vier aufrunde. Immerhin hat die Geschichte das Potenzial, in Band zwei noch richtig spannend zu werden und ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf, dass mich manche Charaktere doch noch überraschen werden. Let´s see!

FAZIT:
Ein vielversprechender Start mit einigen Schwächen – der Folgeband hat Potenzial, wird sich aber steigern müssen!

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Eine faszinierende Reise in die erstaunliche Fauna der Nacht

Lebendige Nacht
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„Kommen Sie mit auf eine Reise in diese Dunkelwelt, lernen Sie ihre Bewohner kennen und öffnen Sie Ihre Augen für die Wunder der Nacht.“ (S. 15)

Meine Meinung:
Trotz allem technischen Fortschritt und ...

„Kommen Sie mit auf eine Reise in diese Dunkelwelt, lernen Sie ihre Bewohner kennen und öffnen Sie Ihre Augen für die Wunder der Nacht.“ (S. 15)

Meine Meinung:
Trotz allem technischen Fortschritt und dem schier unendlich großen kollektiven Wissen der Menschheit gibt es doch noch immer Bereiche, über die unser Wissen begrenzt ist. Die Tiefsee zum Beispiel, oder eben auch das vielfältige und oft sehr erstaunliche Leben in der Nacht.
Mit ihrem Buch „Lebendige Nacht“ bringt uns die promovierte Wildbiologin Sophia Kimmig die quirlige und faszinierende „Parallelwelt“ der Nacht und ihre manchmal skurril anmutenden Bewohner näher, denn allein bei den Säugetieren sind etwas mehr als zwei Drittel aller Arten überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv! Dabei widmet sie sich insbesondere den Bilchen („Schlafmäuse“), Eulen, Fledermäusen, Waschbären und Nachtfaltern. Aber auch eine Reihe anderer Tierarten stellt sie in diesem Buch vor, so dass es hier sehr viel zu Lernen und mindestens genauso viel zum Staunen gibt.
Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass sich Federschwanz-Spitzhörnchen an einem natürlich hergestellten „Palmwein“ berauschen? Oder dass Ratten darauf trainiert werden können, Landminen zu erschnüffeln? Warum Robben und Delfine manchmal beim Schwimmen durch dunkles Wasser Lichtspuren hinter sich herziehen? Warum der Mond Borstenwürmer zum Platzen bringt? Oder dass Siebenschläfer selbstproduzierten Klebstoff an ihren Füßen haben?
All diese erstaunlichen Fakten präsentiert die Autorin sehr fundiert wie gleichsam unterhaltsam. Dabei beschäftigt sie sich aber auch mit den Urängsten der Menschen vor Dunkelheit (Nyktophobie / Nachtangst), spannt einen weiten Bogen von Vincent van Goghs „Sternennacht“ bis zu Rainer Maria Rilke und setzt sich kritisch mit der „dunklen Seite des Lichts“ auseinander, wenn sie über moderne Lichtverschmutzung und deren Folgen für die Umwelt – und damit auch für uns – berichtet.
Beendet wird dieses wirklich lesenswerte Sachbuch von einem sehr persönlichen und offenen Nachwort der Autorin.

FAZIT:
Ein tolles und unterhaltsames Buch für aufgeschlossene, neugierige Menschen, die die dunkle Parallelwelt um uns herum näher kennenlernen wollen.

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