Ein fantastisches, unterhaltsames und lehrreiches Sachbuch für junge Leser*innen
Wie wir Menschen die Welt eroberten„Wir Menschen sind jetzt so mächtig, dass wir das Schicksal sämtlicher Tierarten in unseren Händen halten“ (S. 9)
„Alle Tiere und Pflanzen hängen voneinander ab. Wenn einer Art etwas zustößt, wirkt sich ...
„Wir Menschen sind jetzt so mächtig, dass wir das Schicksal sämtlicher Tierarten in unseren Händen halten“ (S. 9)
„Alle Tiere und Pflanzen hängen voneinander ab. Wenn einer Art etwas zustößt, wirkt sich das sofort auf andere Arten aus. Dieses Gesetzt betrifft auch dich.“ (S. 166)
Meine Meinung
Dem israelischen Historiker Yuval Noah Harari eilt der Ruf nach, der wohl einflussreichste Sachbuchautor der Welt und einer der wichtigsten Vordenker unserer Zeit zu sein. Nach einigen Bestsellern für Erwachsene macht er sich nun auf, den spannenden wie gleichfalls dramatischen „Siegeszug“ der Spezies Mensch jungen Leserinnen und Lesern zu erzählen.
Diese literarische Reise startet vor Millionen von Jahren, als unsere Vorfahren noch Tiere und – verglichen mit vielen Tierarten – „ziemliche Schwächlinge“ waren. Es beginnt an dem Punkt, an dem sie begriffen, wie wichtig Werkzeuge – und allen voran das Feuer – sein konnten. Und genau damit begann wohl der „Siegeszug“ des Menschen…
Ab hier spannt der Autor einen weiten Bogen durch die Zeit und präsentiert dabei sehr unterhaltsam und spannend, zugleich kindgerecht und leicht verständlich viele interessante wissenschaftliche Erkenntnisse über die Meilensteine in der Entwicklung der Menschheit und ihre (oft verheerende) Interaktion mit der Natur. Er erläutert, dass es zu Beginn verschiedene Menschenarten gab (z.B. Flores-Zwergmenschen), die dann aber mit Beginn der Migration der Super-Sapiens von diesen verdrängt wurden. Auf der Entwicklung hin zum modernen Menschen gibt es viele spannende Meilensteine und einige erstaunliche Fakten, von denen selbst ich als Erwachsener bislang keine Ahnung hatte. Der Autor verblüfft uns zum Beispiel damit, dass manche Menschen tatsächlich noch Neandertaler-Spuren in ihrer DNA haben, und erklärt, warum uns Zucker noch heute so gut schmeckt. Dabei geht er interessanten Fragen nach („Warum Ameisen Königinnen haben, aber keine Anwälte“) und präsentiert überraschende wissenschaftliche Thesen, z.B. dass die Ankunft der Menschen in Australien eines der wichtigsten Ereignisse überhaupt in der Geschichte der Menschheit war und dass die unscheinbare Nähnadel zu den wichtigsten Erfindungen der Menschen gehört. Dabei lässt er auch wissenschaftlich anspruchsvollere Themen wie die Evolution an sich oder die DNA nicht aus.
Die Kernthese dreht sich dabei um die „Superkraft“ des Menschen (die Vorstellung) und um die Macht, die Geschichten innewohnt. Dies verdeutlicht er sehr anschaulich am System „McDonald´s“ und erklärt dabei gleich mit, was ein Unternehmen ist und was Aktien sind. Fazit: „Wir haben die Welt also mit ausgedachten Geschichten erobert.“ (S. 74)
Sehr schön finde ich es, dass Yuval Noah Harari seine jungen Leser*innen direkt anspricht und ihnen interessante Gedankengänge und kleine „Experimente“ vorstellt, die das Begreifen auch komplexerer Zusammenhänge dann doch überraschend einfach machen.
Komplettiert wird dieses tolle Sachbuch mit zahlreichen, unglaublich tollen Farbillustrationen von Ricard Zaplana Ruiz (Stöber-Tipps: die Baum-Szene auf S. 78 oder auch der „Geister-Hirsch“ auf S. 131).
Am Ende steht ein flammendes Plädoyer dafür, sich für die Welt und ihre Tiere einzusetzen, denn jeder Mensch kann seine „Superkraft“ dafür einsetzen! Eine absolut wichtige Botschaft, die von Herzen kommt.
FAZIT:
Ein faszinierendes und gleichsam wichtiges Sachbuch, das informiert, unterhält und wachrüttelt!