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Veröffentlicht am 23.09.2021

Der erste Auftritt des „Seelenlesers“ – blutrünstig, aber nicht wirklich überzeugend

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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„Als er die Klinge durch Sentas Haut fahren ließ, war das ganz ähnlich gewesen. Das Fleisch klaffte auf, zuerst sah es weiß aus, dann kam langsam das blutige Rot dazu. Und hatte es nicht auch ein Geräusch ...

„Als er die Klinge durch Sentas Haut fahren ließ, war das ganz ähnlich gewesen. Das Fleisch klaffte auf, zuerst sah es weiß aus, dann kam langsam das blutige Rot dazu. Und hatte es nicht auch ein Geräusch gemacht, als die Haut aufplatzte? Er glaubte schon.“

Meine Meinung:
Ein sadistischer Serienkiller geht um in Deutschland, der die Körper seiner Opfer dafür missbraucht, seine verquere Vorstellung von „Kunst“ auszuleben. Star-Profiler Tom Bachmann heftet sich an seine Spuren und denkt sich in den Kopf des Killers, um diesen zur Strecke zu bringen…

„Der Blutkünstler“ von „Chris Meyer“… mal ehrlich, welcher Thrillerliebhaber denkt bei dieser Kombination nicht sofort an „Totenkünstler“, den vierten Band der genialen „Hunter & Garcia“-Reihe des amerikanischen Genre-Großmeisters Chris Carter. Das kann kein Zufall sein, das ist geschicktes (?) Marketing. Entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an diesen Thriller, doch leider konnte das Buch diesen nicht gerecht werden. Das ganze Werk wirkt zu sehr wie auf dem Reißbrett konstruiert, zu groß sind die Parallelen zu Chris Carters Reihe, ohne auch nur in die Nähe dieser Qualität zu reichen. Auch zwischen den Protagonisten, Tom Bachmann (Meyer) und Robert Hunter (Carter), gibt es einige Ähnlichkeiten, die sofort ins Auge springen. Doch leider ist Bachmann mir mit seiner menschen- und frauenverachtenden Art die ganze Story über unsympathisch geblieben, während Robert Hunter zu meinen absoluten Lieblings-Thriller-Protagonisten gehört.

Auch die Blaupause der Storyline weist große Ähnlichkeiten zu den Werken Carters auf (wie z.B. sehr blutige und detailreiche Schilderungen, Kapitel aus Sicht des sadistischen Killers, Stränge in die Vergangenheit,…). Was die Aufrechterhaltung des Spannungsbogens und wirklich unvorhersehbare Twists anbelangt, hat dieses Buch aber noch einiges an „Luft nach oben“.

Alles in allem also eher eine Enttäuschung für mich, auch wenn es durchaus ein solides Erstlingswerk mit einigen vielversprechenden Ansätzen ist. Aus meiner Sicht als Leser hat die (ich unterstelle:) bewusst starke Anlehnung an Chris Carter dem Buch mehr geschadet als genutzt.

FAZIT:
Ein Schocker, blutrünstig und brutal – aber für das Niveau von „Altmeister“ Chris Carter reicht es (noch?) nicht

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Im Zeichen des Sänguli – Ein packender Thriller vor bedrohlicher Kulisse

Waldeskälte
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„Es ist ein Grauen, das hier oben zwischen den Bergen, in den Schluchten und den Wäldern jagt. Es ist alt, kann die Menschen nicht verstehen, und die Menschen wiederum begreifen es nicht – nie wird ein ...

„Es ist ein Grauen, das hier oben zwischen den Bergen, in den Schluchten und den Wäldern jagt. Es ist alt, kann die Menschen nicht verstehen, und die Menschen wiederum begreifen es nicht – nie wird ein Mensch es begreifen können.“ (S. 166)

Meine Meinung:
Vor 21 Jahren konnte Valeria Ravelli als 14jährige einem Albtraum entfliehen und tauchte Tage nach ihrem spurlosen verschwinden ohne jegliche Erinnerung an das Geschehene wieder aus den dichten und dunklen Wäldern rund um das abgeschiedene Alpendorf Eigerstal auf. Ihre beiden Freundinnen Sophie und Stephanie hatten damals weniger Glück als Valeria… Als nun wieder ein Mädchen spurlos verschwindet ist für Valeria schnell klar, dass das alte Grauen zurück sein muss.

Ein Cold Case mit einer möglichen Verbindung zu einem aktuellen Fall. Eine noch immer traumatisierte Ermittlerin, die sich ihren eigenen Dämonen und einer schrecklichen Vergangenheit stellt. Eine verschwiegene Dorfgemeinschaft, in der viele Einwohner Geheimnisse zu hüten scheinen. Und eine atemberaubende und unterschwellig bedrohliche Naturkulisse, in der hinter der Alpenidylle etwas Dunkles und Bedrohliches zu lauern scheint. Martin Krügers Story hat mich schnell gepackt, sein atmosphärisches Setting nicht mehr losgelassen. Zuerst gestaltet sich die Suche Valerias nach möglichen Hinweisen sehr zäh, doch nach und nach tauchen einzelne Puzzlestückchen auf, deren Zusammenhang lange im Unklaren bleibt. Dabei wird schnell klar, dass diese Ermittlung für Valeria alles andere als ungefährlich ist. Immer wieder drängt ihr Unterbewusstsein nach oben, in Träumen, Visionen und Flashbacks. Doch erst gegen Ende dieser düsteren, spannenden Story vereinen sich Valerias Erinnerungen mit den einzelnen Ermittlungsindizien zu einem verstörenden Gesamtwerk und lassen diese komplexe Story in einem atemberaubenden, extrem spannenden und außergewöhnlich atmosphärischen Finale gipfeln.

Neben der komplex aufgebauten Storyline lebt dieser Thriller insbesondere von der stets latent bedrohlichen Grundatmosphäre, die Autor Martin Krüger scheinbar mühelos zu transportieren weiß. Geschickt verwebt er dabei des Öfteren die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und spielt dabei mit unheimlichen Mysteryelementen. Ein wirklich gelungener Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe!

FAZIT:
Tolle Story, tolles Setting und eine toughe Protagonistin, die sich ihren inneren Dämonen stellt. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Die Reise geht weiter – ein tolles, spannendes und actiongeladenes Abenteuer „Down Under“

Die Erben der Animox 2. Das Gift des Oktopus
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Unsere Meinung:
Die Geschichte knüpft nahtlos an die turbulenten Ereignisse des Vorgängerbandes in Anistadt an. Auf der Suche nach den möglichen Erben in Australien liefern sich die Freunde um Simon und ...

Unsere Meinung:
Die Geschichte knüpft nahtlos an die turbulenten Ereignisse des Vorgängerbandes in Anistadt an. Auf der Suche nach den möglichen Erben in Australien liefern sich die Freunde um Simon und die Gesandten der Hüter einen dramatischen Wettlauf…

Durch immer wieder eingestreute kleine „Erinnerungsbrocken“ ist man ruck zuck wieder mitten drin in der Geschichte und dabei, wie Simon & Co. Pläne schmieden, um die dunklen Machenschaften der Hüter zu durchkreuzen. Nach Europa ist nun also Australien an der Reihe und Aimée Carter schafft es einmal mehr, uns Leser*innen mit tollen und ausgefallenen Settings zu überraschen und zu begeistern. Der „Dreizack“ auf Azure Isle, inmitten der gefährlichen Venom Bay, ist schon ein Schauplatz, der jedem James Bond-Film zur Ehre gereichen würde. Aber auch die Fauna des Kontinents darf natürlich nicht zu kurz kommen. Während protzende Kängurus wie Jack durchaus humorvolle Momente bescheren, sorgen hochgiftige Vertreter von Australiens Tierwelt für Gefahr und andere wiederum für einen passenden „ach wie niedlich“-Faktor (wie das knuffige, kleine Flughörnchen Eloise).

Wie gewohnt wird es auch diesmal natürlich echt brenzlig für Simon & Co, stellenweise sogar richtig gefährlich, sodass beim Lesen viel Spannung garantiert ist, bis die Geschichte nach dem actionreichen und dramatischen Finale nach bester Animox-Manier mit einem fiesen Cliffhanger endet. Und noch ein Stilelement sind wir ja schon von Aimée Carter gewohnt: das geschickte Spiel um Nolans wahre Absichten. All das lässt uns nun gespannt dem nächsten Band entgegenfiebern, der uns nach Afrika führen wird!

FAZIT:
Die Animox-(Erben-)Reihe ist der absolute Hit und auch dieser Band ist mal wieder echt klasse!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Die polnische Kavallerie ist gelandet – Detective Betty Rhyzyk ist eine echte Bereicherung für die Thrillerlandschaft

Die Tote mit der roten Strähne
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„Der lodernde Ball im Westen hängt weit unter dem Horizont und hat die einsame Wolke in Brand gesetzt.“ (S. 117)

Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt mit einem blutigen Einsatz für die junge Betty Rhyzyk, ...

„Der lodernde Ball im Westen hängt weit unter dem Horizont und hat die einsame Wolke in Brand gesetzt.“ (S. 117)

Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt mit einem blutigen Einsatz für die junge Betty Rhyzyk, die erst wenige Monate im Amt ist. Danach springt die Story 11 Jahre weiter und von Brooklyn nach Texas – und schon wieder läuft bei der Observation eines Drogendeals unter Bettys Kommando etwas gewaltig schief. Doch was sich daraus entspinnt, ist viel größer und bedrohlicher, als sich Betty jemals hätte vorstellen können…

Nach dem actionreichen Prolog in Brooklyn startet die Geschichte um die toughe Betty Rhyzyk erstmal etwas ruhiger und Autorin Kathleen Kent nutzt den Raum, um ihre Figuren vorzustellen und auf dem Schachbrett ihrer Story zu platzieren. Nach dem ersten Drittel nimmt dieser Thriller dann aber deutlich an Fahrt auf und schraubt den Spannungslevel kontinuierlich immer weiter nach oben, bis sich die Story nach dem zweiten Drittel durch einen überraschenden Twist zu einem waschechten Pageturner entwickelt.

Neben dem überraschenden und zunehmend fesselnden Plot lebt dieser Thriller insbesondere von seiner außergewöhnlichen Protagonistin, die aufgrund ihrer Homosexualität allgegenwärtig mit Vorurteilen zu kämpfen hat - sowohl im Dienst, als auch im Privatleben unter all den erzkonservativen texanischen Rednecks. Mit viel Härte und Disziplin kontert sie die Anfeindungen stets mit einem schlagfertigen und treffsicheren Spruch. Rückhalt geben ihr dabei ihre blitzgescheite und engagierte Partnerin Jacky sowie ihr toter Onkel Benny, der Betty in ihren Gedanken auch in den schwierigsten Situationen noch immer mit einem guten Rat zur Seite steht. Kurzum: Eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack! Neben Betty verblassen die männlichen Charaktere in diesem Buch eher zu stereotypen Randfiguren, auch wenn die ein oder andere davon im Verlauf der Geschichte durchaus zu überraschen weiß.
Ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe - Ich freue mich schon jetzt darauf, mehr von Betty zu lesen!

FAZIT:
Ein Thriller, der eher gemächlich startet, sich dann aber zum waschechten Pageturner entwickelt.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Dunkle Schatten über London – ein absolut fesselnder Mystery-Abenteuerroman aus dem viktorianischen London

Der letzte Rabe des Empire
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„Des Volkes Zorn wird erwachen. Eine gewaltige Flut naht. Auf ihr werden die Boten der Apokalypse reiten. Eine Legende folgt ihrer Bestimmung.“ (S. 282)

Meine Meinung:
Patrick Hertweck („Tara und Tahnee“ ...

„Des Volkes Zorn wird erwachen. Eine gewaltige Flut naht. Auf ihr werden die Boten der Apokalypse reiten. Eine Legende folgt ihrer Bestimmung.“ (S. 282)

Meine Meinung:
Patrick Hertweck („Tara und Tahnee“ / „Maggie“) hat sich für seinen dritten Jungendroman ein altbekanntes Motiv gewählt und erzählt es vollkommen neu: das Mysterium um Jack the Ripper. Im London des Jahres 1888 geht der Ripper um und ermordet scheinbar wahllos junge Frauen. Die ganze Stadt ist in Aufruhr und die Polizei steht vor einem Rätsel. Nur der Straßenjunge Melvin erkennt hinter den Opfern einen Zusammenhang, denn er kannte sie alle persönlich…

Bereits mit den ersten Seiten dieses Buches hat mich der Autor an seine Geschichte gefesselt – und ließ mich im Folgenden nicht mehr los. Während in den Docks mysteriöse Gestalten in London ankommen, findet die Polizei das jüngste Opfer des Rippers. So schnellt der Spannungsbogen sofort in die Höhe und wird bis zum Ende nicht mehr nachlassen. Zunächst positioniert der Autor seine Charaktere und Handlungsstränge geschickt auf dem Schachbrett dieser Geschichte, so dass es zunächst durchaus etwas herausfordernd ist, die einzelnen Figuren und Stränge auseinander zu halten. Kurze Kapitel mit stets schnellen Szenen- und Perspektivwechseln sorgen dabei für ein hohes Tempo und immer wieder spannende, kleine Cliff-Hanger. Nach und nach fügen sich einzelne Puzzleteile zusammen und man erhält einen Überblick über die unheimlichen Geschehnisse, die sich hier ereignen. Dabei wirft der Autor sehr geschickt für jede beantwortete Frage gleich zwei neue wieder auf. Schnell wird dabei klar, dass es sich bei dieser Geschichte nicht um einen klassischen Abenteuer- und Kriminalroman handelt, sondern dass hier noch ein ordentlicher Schuss Mystik und wohl dosierte Grusel-Elemente hinzugemixt wurden. Je weiter man beim Lesen fortschreitet, desto tiefer wird man in diese wahrlich phantastische Geschichte hineingesogen. Erst zum Ende hin verknüpft Petrick Hertweck seine einzelnen Handlungsfäden, webt daraus ein überraschendes und stimmiges Gesamtbild und präsentiert uns ein extrem spannendes, actiongeladenes und auch dramatisches Finale.

Aber nicht nur diese ganz neue und innovative Interpretation der Legende um Jack the Ripper ist Patrick Hertweck sehr gut gelungen, sondern auch die Verknüpfung mit einer anderen alten Legende. Sehr erfrischend kehrt er hier die klassischen Rollen von Gut und Böse um und präsentiert uns dabei Protagonisten, die alle (literarischen) Vorurteile ins Gegenteil verkehren und diese Story zu einem ganz besonderen Leseerlebnis werden lassen. Überhaupt lebt diese Geschichte auch von den vielen, sehr kantigen und lebendig gezeichneten Figuren. Selten waren mir in einem Buch so viele Charaktere so sympathisch wie Melvin, Wilkie, Sam und die anderen. So fühlt es sich nach der letzten Seite so an, als müsste man sich von alten Freunden verabschieden.

FAZIT:
Ein genialer Genre-Mix und für mich eines der besten Bücher der letzten Monate!

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