„Gott will Euch hier nicht!“ - Eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Fortsetzung
Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast„Je voller ihr Herz war, desto leerer war ihr Kopf.“ (S. 222)
Meine Meinung:
Nachdem ich im ersten Band (den man unbedingt zuvor gelesen haben sollte!) noch so meine Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte ...
„Je voller ihr Herz war, desto leerer war ihr Kopf.“ (S. 222)
Meine Meinung:
Nachdem ich im ersten Band (den man unbedingt zuvor gelesen haben sollte!) noch so meine Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte hineinzufinden und mit den Charakteren vertraut zu werden, war ich hier von der ersten Seite an wieder mitten im Geschehen, auch dank des voran gestellten „was bisher geschah“ und des kleinen Personenregisters auf dem Lesezeichen.
Ich bin weiterhin vollkommen fasziniert von dieser irrwitzigen Welt mit ihren verschrobenen, undurchsichtigen Charakteren und den vielen, kleinen und skurrilen Details. Dieses eigenartige Universum, das sich Christelle Dabos erdacht hat, sucht wirklich seinesgleichen. Die Ränkespiele, Intrigen und undurchsichtigen Machenschaften der einzelnen Familienclans gehen hier munter weiter – und Ophelia ist unverändert der unfreiwillige Spielball, der nicht wirklich weiß, wie ihm geschieht. Doch langsam findet sie ihren ganz eigenen Platz in diesem verzerrten Spektakel und wächst an den neuen Aufgaben, die sich ihr fast täglich stellen. Sie ist dabei eine Protagonistin, wie man sie sich nur wünschen kann: bodenständig, liebenswert, mutig, hilfsbereit, neugierig und sehr pfiffig. Dazu noch immer (aber immer weniger) ein bisschen tollpatschig und naiv. Wenn man ein Vorbild für eine starke junge Frau braucht – hier bekommt man es! Besonders interessant ist dabei immer wieder ihr Wechselspiel mit den anderen Bewohnern von Pol. Sei es ihr paragrafenverliebter, stets überkorrekter und doch eher eisig wirkender Verlobter Thorn (und ich mag ihn trotzdem!), der Charmeur und Unterstützer Archibald (der dem Ganzen oft eine wunderbar humorige Note gibt), die zu Beginn noch undurchsichtige, aber auf ihre eigene Art doch herzliche Favoritin Berenilde (die für eine Sensation am Hof sorgt), der furcht- und ehrfurchteinflößende, oftmals lethargische Familiengeist Faruk oder auch der treue Freund und Bedienstete Reinecke, auf den sich Ophelia stets verlassen kann. Es ist ein wahrhaft bunter Reigen einzigartiger Charaktere, dem wir hier begegnen!
Erstaunlich ist es, wie mich diese Geschichte mittlerweile gepackt hat, ohne dass ich irgendeine Ahnung hätte, in welche Richtung sich das alles bewegt, auf was für eine Art von großem Finale diese Tetralogie hinstrebt. Genießen wir einfach den Augenblick und widmen uns den sehr merkwürdigen Vorkommnissen, die sich auf der Arche Pol ereignen. Denn in diesem Buch wird es so richtig spannend, und bedrohlich, ein bisschen unheimlich, ein wenig romantisch, wahrlich dramatisch und auf jeden Fall immer wieder vollkommen überraschend. Diese Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nur noch ganz schwer entziehen kann!
In Sachen Schreibstil bleibt sich Christelle Dabos treu und weiß erneut voll und ganz zu überzeugen: Modern, locker, stellenweise aufmüpfig, immer wieder humorvoll („Das Gespräch fiel in sich zusammen wie ein Soufflé.“ – S. 322) und wunderbar bildlich („Sobald die Sonne einmal durch die Wolken brach und ihre goldenen Klingen aufs Wasser trafen, veränderten sich die Farben der Umgebung sofort von zartem Pastell zu leuchtender Gouache.“ - S. 271). So macht das Lesen einfach Spaß!
FAZIT:
Die Fortsetzung einer unglaublichen Geschichte mit einzigartigen Charakteren. Diese Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nur noch ganz schwer entziehen kann!