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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2019

„Manchmal musst du einen Pakt mit dem Teufel schließen, um seine Diener dranzukriegen.“ (S. 92) – ein verdammt guter Thriller!

Nemesis
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“Sie erahnte die schier unglaubliche Größe des Monsters, das sie ausgegraben hatte, und sie spürte, wie sie innerlich schwankte, vor Furcht bebte: Sie war die Armee. Niemand sonst würde ihr zu Hilfe kommen.“ ...


“Sie erahnte die schier unglaubliche Größe des Monsters, das sie ausgegraben hatte, und sie spürte, wie sie innerlich schwankte, vor Furcht bebte: Sie war die Armee. Niemand sonst würde ihr zu Hilfe kommen.“ (S. 414)

Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass dies mein erster Thriller der US-Bestsellerautorin Jilliane Hoffman war, aber nun habe ich mir fest vorgenommen, auch noch ihre anderen Bücher zu lesen. „Nemesis“ ist der vierte Band der „C. J. Townsend“-Reihe (nach 1. Cupido, 2. Morpheus, 3. Argus) und hier werden viele Fäden aus den vorausgegangenen Bänden aufgenommen – dennoch hatte ich als „Neuling“ keine Schwierigkeiten, in die Handlung hineinzufinden und mit den Charakteren warm zu werden.

Nach einem unheilschwangeren Prolog, der mich als Leser nicht Gutes erahnen lässt, beginnt die Geschichte im Prinzip mit dem Auffinden einer kopflosen Frauenleiche. Ein klassischer Thrillerstart also. Besonders mach dieses Buch vor allem die aus der breiten Masse der Ermittler herausragende Protagonistin, die 48jährige stellvertretende Oberstaatsanwältin C. J. Townsend. Das, was sie in ihrem Leben schon alles durchmachen musste, ist schon sehr hart. Immer wieder durch Flashbacks und Panikattacken gebeutelt, steht sie selbst mehr als einmal vor einem Abgrund – und sie ergreift Mittel und Wege, die durchaus überraschend sind. So nimmt der Plot eine Wendung, den ich in keinster Weise vorhergesehen hatte, der mir aber sehr gut gefallen hat. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, so sehr hat mich die Story gefesselt und so unklar war mir der Ausgang, den am Ende alles nehmen wird. Es geht hier um menschliche Dramen, seelische Abgründe (die wirklich zutiefst verstörend sind) und die nicht immer einfach zu beantwortende, ethische Frage nach der Grenze zwischen Gut und Böse, und danach, welche Mittel ein Zweck heiligen kann.

Neben dem schockierenden Thriller-Plot gewährt uns die Autorin aber auch tiefe Einblicke in die Seele und das Privatleben von C.J., wo der lange Zeit und schon fast abgeschriebene, und doch unterschwellig noch immer so drängende Wunsch, eine Kind zu haben, ebenfalls eine ganz neue Wendung nimmt. Hierdurch ergibt sich für mich ein sehr stimmiges Gesamtkonzept und eine hohe Charaktertiefe und -plastizität.

Ein schockierendes Beispiel aus der realen Welt zitiert Jilliane Hoffman auch noch: den Fall „Jeffrey Eppstein“ - der einem die traurigen Abgründe mancher Superreichen in unserer Welt vor Augen führt.

Ich bin begeistert von diesem Thriller und freue mich schon jetzt darauf, auch noch die drei vorangegangenen Bände zu lesen!

FAZIT:
Schockierend, bewegend und absolut fesselnd – ein absolutes Thriller-Highlight!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Gefahr in den Everglades - ein starkes Abenteuer mit sehr viel Spannung und toller Atmosphäre

Wild Claws / Im Auge der Python
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„Die Everglades wirkten wie ein schier unerschöpflicher Pool mannigfaltigen Lebens. Und doch war dieses reichhaltige Ökosystem gefährdet.“ (S. 45)

Unsere Meinung:
Nicht nur meine Jungs (7 & 10), sondern ...

„Die Everglades wirkten wie ein schier unerschöpflicher Pool mannigfaltigen Lebens. Und doch war dieses reichhaltige Ökosystem gefährdet.“ (S. 45)

Unsere Meinung:
Nicht nur meine Jungs (7 & 10), sondern auch ich (ü40) liebe gute Abenteuergeschichten für Kids und Jugendliche. Da hat mich „Wild Claws – Im Auge der Python“ natürlich sofort gereizt! Bereits die allerersten Seiten sind wahnsinnig spannend – nahezu zum Atem anhalten – als sich die alte Mrs Carwinkle, aufgeschreckt durch ein merkwürdiges Geräusch, mit ihrer Flinte bewaffnet durch die schwüle Schwärze der totenstillen Nacht einer unbekannten Gefahr stellt. Von da ab waren wir voll und ganz gefesselt von der abenteuerlichen Story in der unglaublich faszinierenden Umgebung der Everglades in Südflorida. Hier ist die Natur noch ein wahres Wunderwerk und so wie sie sein sollte: wild und unberechenbar. Hier finden wir (nicht nur) Wolfsspinnen und Skorpione, Diamantklapperschlangen und Alligatoren. Allein diese Begegnungen bescheren uns bei m Lesen durchaus eine Gänsehaut, insbesondere da sich das Verhalten der Tiere auf eine ganz unnatürliche Art zu verändern scheint. So gleicht das Lesen schon selbst einem kleinen Abenteuer und man kann ganz wunderbar in dieser Geschichte versinken.

Die Seiten sind beim Lesen regelrecht dahingeflogen, während wir Jack, Logan und Charlotte bei diesem Abenteuer begleitet haben. Währe es nach meinen Jungs gegangen, hätten wir das Buch in einem Rutsch gelesen, so spannend war es – und das bis ganz zum Schluss! Neben der überzeugenden Story und der geheimnisvollen Atmosphäre haben uns insbesondere auch die Charaktere sehr gut gefallen. Meine Jungs konnten sich sofort mit Jack und Logan (beide 12) identifizieren (und waren ein bisschen neidisch darauf, wie sie mit dem Propellerboot „Scorpion“ durch die Gegend brausen), während mein persönlicher Liebling die etwas undurchsichtige, aber pfiffige und taffe Charlotte (13) war. Einen passenden Antagonisten hält Autor Max Held (alias Christian Gailus) selbstverständlich auch bereit (mehr sei hier noch nicht verraten).

Dieses Buch weiß aber nicht nur sehr gut zu unterhalten, denn ganz nebenbei vermittelt es auch viel Wissenswertes rund um das faszinierende Naturwunder der Everglades mit ihrer einzigartigen Fauna (allein 350 Vogelarten) und Flora (1100 Pflanzenarten) und ist ein Apell an den Umwelt- und Tierschutz. Genau so sollte ein modernes Kinder- und Jugendbuch sein!

FAZIT:
Spannend, lehrreich und ein wahrlich atemberaubendes Setting – ein absolut tolles Abenteuer!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Eine beeindruckende Fortsetzung mit Tiefgang - teils surreal und anspruchsvoll zu lesen

Das weiße Herz
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„Ich weiß nicht viel über das dunkle Herz, und selbst von dem, was ich geglaubt habe zu wissen, scheint manches nicht wahr zu sein. Eines aber weiß ich: Wohin es auch vordringt, schlägt es Wurzeln, und ...

„Ich weiß nicht viel über das dunkle Herz, und selbst von dem, was ich geglaubt habe zu wissen, scheint manches nicht wahr zu sein. Eines aber weiß ich: Wohin es auch vordringt, schlägt es Wurzeln, und auch die kleinste Wurzel kann ausreichen, damit die Saat des Bösen aufgeht, sei es heute oder erst in vielen Jahren.“ (S. 186)

Meine Meinung:
„Das weiße Herz“ ist der Folgeband von „Das dunkle Herz“ und meiner Meinung nach sollte man den ersten Band für das grundlegende Verständnis der Geschichte zwingend zuvor gelesen haben.

Die Handlung schließt relativ nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an und dankenswerter Weise hat Lukas Hainer eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse vorangestellt. So hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Anders als im ersten Teil spielt „Das weiße Herz“ die meiste Zeit in unserer Welt, so dass das gesamte Buch für meinen Geschmack doch eine andere Grundstimmung hat als sein Vorgänger. Dieser bestach noch durch seine durchgehend surreale Welt mit den unerklärlichen, mystischen Vorgängen und einem ganz eigenen Mikrokosmos mir einer bunt zusammengewürfelten kleinen Gruppe Menschen. Im „Weißen Herz“ nutzt Lukas Hainer nun schnelle Ortswechsel und aktuelle gesellschaftliche Themen, um seiner Geschichte Spannung, Tempo und Gewicht zu verleihen. Selbstverständlich blitzen zwischendurch immer wieder mysteriöse Handlungsfragmente aus Band eins auf, was oft für eine extrem surreale Atmosphäre sorgt, und es gibt ein „Wiederlesen“ mit vielen bekannten Charakteren. So bin ich der Story gespannt gefolgt und konnte tief in dieses Buch versinken. Stellenweise verlangt die Geschichte aber ein sehr aufmerksames, konzentriertes Lesen, um den Ausführungen und Erklärungen auch wirklich folgen zu können. So ist „Das weiße Herz“ eine fesselnde, aber eben auch keine einfache Lektüre.

Am Ende schafft es Lukas Hainer, seinen zweiteiligen Zyklus insgesamt zu einem überzeugenden Schluss zu bringen, der viele (aber eben auch nicht alle) beim Lesen entstandenen Fragen beantwortet. Es ist ein Finale, dass ich mir etwas anders gewünscht hätte und das mich ein bisschen melancholisch zurückgelassen hat, aber in sich doch stimmig ist. In Anbetracht der vielen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, die mal mehr, mal weniger deutlich mitschwingen, wäre ein „Rundum-Happy-End“ wohl auch gar nicht passend gewesen. Denn neben einer packenden und bewegenden Story geht es hier auch um Aspekte wie etwa Radikalismus, Umweltverschmutzung, Vereinsamung, „Containern“ oder auch eine erstaunlich offene Systemkritik an der Türkei („Mit christlichen Werten schmückte man sich gerne, bis die Flüchtlinge im eigenen Land ankamen, und der Tierschutz war so lange gut, bis er zu höheren Preisen im Supermarkt führte.“ - S. 202). Top aktuell – wie man leider feststellen muss. Dazu wirft Lukas Hainer die philosophische Frage nach der Grenze zwischen Gut und Böse auf, die (nicht nur) in diesem Buch stellenweise nicht trennscharf zu ziehen ist.

Ein Zitat aus dem Buch beschreibt sowohl diese fiktive als auch unsere reale Welt erschreckend einfach: „Die Welt kann noch heilen, und es muss schnell gehen, denn bald ist es vorbei.“ (S. 320)

FAZIT:
Keine leichte Lesekost, aber durchaus überzeugend und packend erzählt – und mit erschreckenden Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Das Geheimnis des Stinke-Schattens - Eine kurze, aber unterhaltsame & fantasievolle Geister-Geschichte

Mika und der Wächter des Lichts
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„Das vorher so angenehme Licht wirkte jetzt wie die gleißende Sonne. Die Luft schien Mika in den Lungen zu brennen.“

Meine Meinung:
Die Amans sind eine ganz normale Familie mit einem ganz normalen Familienalltag. ...

„Das vorher so angenehme Licht wirkte jetzt wie die gleißende Sonne. Die Luft schien Mika in den Lungen zu brennen.“

Meine Meinung:
Die Amans sind eine ganz normale Familie mit einem ganz normalen Familienalltag. Doch eines Tages bemerkt Mika (fast 11) einen üblen, hartnäckigen Gestank, dessen Ursache sich niemand so recht erklären kann. Als dann noch Schatten über Boden und Wände kriechen wird es schnell spannend und übersinnlich und parallel dazu häufen sich in der ansonsten so beschaulichen wie verschlafenen Kleinstadt Ganhagen auf einmal merkwürdige Fälle von Vandalismus…

Schnell ist man als Leser gepackt und möchte unbedingt wissen, welche Hintergründe die merkwürdigen Geschehnisse haben. Da sich die Geschichte vorwiegend an jüngere Leser richtet (ich würde sie ab ca. 10 Jahren empfehlen), ist der Grusel-Faktor hier passender Weise auf ein „wohliges“ Maß begrenzt. Der zunächst bedrohlich wirkende Geist („Dies ist mein Haus!“) stellt sich schnell als trauriges Geschöpf mir tragischem Schicksal heraus („Ich bin beim Essen eingeschlafen, mit dem Kopf in Erbsensuppe. Und dann erstickt. Das Ganze ist ein Witz, so wie ich einer bin“). Es macht Spaß zu lesen, wie die beiden Jungs im Folgenden Greg helfen wollen und damit in ein spannendes kleines Abenteuer hineingezogen werden. So ist dies auch nicht „nur“ eine unterhaltsame und moderne Geister-Geschichte für Kinder, sondern auch zugleich eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Das am Ende natürlich alles gut ausgeht, ist selbstverständlich ein „must have“ für eine solche Kindergeschichte.

Lediglich die Rolle der kleinen Schwester Lea (7), festgelegt auf die Nervensäge, war mir aus Erwachsenensicht zu stereotyp. Darüber hinaus ist die Geschichte sehr linear erzählt und hätte für meinen Geschmack hier und da ein bisschen ausgeschmückt werden können. Auch ein zweiter Handlungsstrang, beispielsweise aus Gregs Sicht, würde sich für meinen Geschmack hier vielleicht anbieten.

FAZIT:
Eine moderne Geistergeschichte für Leser ab ca. 10 Jahren mit wohligem Grusel und guter Unterhaltung.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Die Macht der Todsünden - Eine spannende Story mit faszinierender Grundidee und kantigen Charakteren

Saligia
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„Hatte die Wahrheit ein Verfallsdatum? Möglicherweise gab es einen Punkt, an dem sie schlecht wurde. Wie abgestandene Milch, an der man sich nur noch den Magen verderben konnte.“ (S. 227)

Meine Meinung:
Schon ...

„Hatte die Wahrheit ein Verfallsdatum? Möglicherweise gab es einen Punkt, an dem sie schlecht wurde. Wie abgestandene Milch, an der man sich nur noch den Magen verderben konnte.“ (S. 227)

Meine Meinung:
Schon die Grundidee zu dieser Story hat mich extrem gereizt: Es gibt ganz besondere Menschen (sogenannte Saligia), die eine der sieben Todsünden in sich tragen: Hochmut (Superbia), Habgier (Avaritia), Wollust (Luxuria), Neid (Invidia), Völlerei (Gula), Zorn (Ira) und Trägheit (Acedia). Diese Saligia werden getrieben von ihrem Laster, doch bescheren diese Laster ihren Trägern auch ganz besondere, oftmals extrem überraschende Kräfte…

Die Geschichte beginnt in der britischen Kleinstadt Parsons End, wo Keira Venin (von ihren Mitschülern nur „Creepy Keira“ genannt) ihr trübes Außenseiterleben lebt („Sie hasste diese Stadt. Sie hasste ihre Kräfte. Sie hasste ihr Leben. Hassen, hassen, hassen. Das war alles, was Keira konnte.“ - S. 13). Was genau mit ihr los ist, weiß Keira auch nicht. Sie weiß nur, dass sie anders ist als alle anderen. Bis zu dem Tag an dem der sympathische Sonnyboy Elliot mit seinem Aston Martin bei ihr vorfährt…

In die Geschichte hineinzufinden ist mir sehr leicht gefallen, auch wenn Keira keine typische Protagonistin ist und ich eine Weile brauchte, um mit ihr warm zu werden. Doch diese außergewöhnliche Grundidee um die sieben Todsünden hat mich gleich an die Story gefesselt und spätestens als Keira mit Elliot an der Canterbury School of Excellence angekommen ist, kam eine wunderbar geheimnisvolle Atmosphäre hinzu. Dass dort eine Schülerin scheinbar spurlos verschwunden ist, sorgt dazu noch für ein passendes Krimi-Feeling. So entspinnt sich im Folgenden eine Geschichte, in der eine Frage nach der anderen aufgeworfen wird und in der die vielen verschiedenen Saligia mich mit ihren ungeahnten Fähigkeiten immer wieder überrascht haben. Bis zum Schluss bleibt die Spannung hier auf hohem Niveau und die Geschichte mündet in einer Auflösung, die ich in keinster Weise vorhergeahnt habe. Am Ende ist die ganze Story in sich rund, ohne dass Swantje Oppermann es sich nehmen lassen würde, ihre Leser mit ein, zwei kleinen Cliff-Hangern auf eine Fortsetzung hoffen zu lassen.

FAZIT:
Diese fesselnde Story besticht durch ihre außergewöhnliche Grundidee und die kantigen Charaktere. Tolle Leseunterhaltung!