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Veröffentlicht am 27.02.2019

Überzeugende High Fantasy mit sehr heterogenen Charakteren und einer interessanten Grundidee

Die Runenmeisterin
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„Magie, Ayrin, ist lebendig und allgegenwärtig. Die weiße, greifbare mag schwach geworden sein, seit den Tagen der Drachen, doch durchdringt die Helia, die magische Urkraft, immer noch die ganze Welt.“ ...

„Magie, Ayrin, ist lebendig und allgegenwärtig. Die weiße, greifbare mag schwach geworden sein, seit den Tagen der Drachen, doch durchdringt die Helia, die magische Urkraft, immer noch die ganze Welt.“ (S. 309)

Meine Meinung:
Jahrhunderte nach dem verheerenden Drachenkrieg werden Teile der Sturmlande von einer aggressiven Seuche heimgesucht. Das kleine Dorf Halmat konnte dieser bislang entgehen, wird es doch von einer magischen Rune geschützt. Doch als eines Tages zwei geheimnisvolle Fremde im Dorf auftauchen, scheint das Schicksal sich zu wenden und Baren Rabensohn begeht einen folgenschweren Fehler…

Es ist mir unglaublich leicht gefallen, in die Geschichte hineinzufinden. Die beiden (nicht nur optisch) sehr unterschiedlichen Zwillinge Ayrin Rabentochter und Baren Rabensohn waren mir von Beginn an sympathisch. Das große Rätsel um ihre Herkunft hat sofort für eine gespannte Neugier bei mir gesorgt, und das Auftauchen der wohlgeborenen Reisenden Ragne von Bial und ihres Dieners Tsifer von Ulmar haben schnell für eine geheimnisvolle und latent bedrohliche Atmosphäre gesorgt. Für mich ein High Fantasy Feeling genau wie ich es mag. Sehr schnell nimmt die Bedrohung greifbare Züge an und für die beiden Geschwister beginnt eine gefährliche und immer wieder überraschende Reise durch die Sturmlande – ein klassisches High Fantasy-Leitmotiv, das Torsten Fink für meinen Geschmack hier sehr gut umgesetzt hat. So habe ich auch den Spannungsbogen der Geschichte über das gesamte Buch hinweg als ununterbrochen wahrgenommen und es war mir ein Vergnügen, die beiden Geschwister auf ihrer Reise zu begleiten. Am Ende hält der Autor für seine Reisenden und die Leser sogar noch eine ganz besondere Überraschung parat! Dass zum Schluss nicht alle Fragen beantwortet sind, lässt mich dabei auf eine Fortsetzung hoffen (die Stand heute -02/2018- aber noch nicht projektiert ist).

Besonders gelungen finde ich das Magiekonstrukt, das auf den beiden Eckpfeilern der Runenmagie und der mystischen Urkraft Helia basiert. Dies sorgt dafür, dass Magie nicht immer und jedem zur Verfügung steht – und damit keine inflationäre Entwicklung nimmt. Ein weitere Stärke sind für mich die Charaktere dieses Buches und deren Entwicklung. Protagonisten und Antagonisten, Helden und Anti-Helden, unfreiwillige „Witzfiguren“ (ohne unpassend zu wirken) und undurchsichtige Charaktere, die die Grenzen zwischen Gut und Böser verschwimmen lassen. Insgesamt ein bunter Strauß, der zu überzeugen weiß!

Alles in allem ein für mich durch und durch überzeugendes High-Fantasy-Buch, bei dem ich nur eine Karte vermisst habe.

FAZIT:
Eine klassische und mich in allen Punkten überzeugende High-Fantasy-Lektüre.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Für Fans von gepflegten britischen Krimis eine klare Empfehlung, für Sherlock-Holmes-Fans ein Muss!

Der Fall des verschwundenen Lords
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„Durch niedrig hängende, bleigraue Wolken presste die untergehende Sonne geschmolzenes Licht. Feierlich und gleichzeitig bedrohlich erhoben sich in diesen düsteren Himmel die gotischen Türme der Stadt ...

„Durch niedrig hängende, bleigraue Wolken presste die untergehende Sonne geschmolzenes Licht. Feierlich und gleichzeitig bedrohlich erhoben sich in diesen düsteren Himmel die gotischen Türme der Stadt wie Kerzen auf dem Geburtstagskuchen des Teufels.“ (S. 127)


Meine Meinung:
Bereits 2006 unter dem Titel „The Case of the Missing Marquess“ erschienen, hat es der erste Band der „Enola Holmes“-Reihe endlich zu einer deutschen Übersetzung gebracht. Wie, Sie haben noch nie etwas von Enola Holmes gehört? Das ist die kleine Schwester von Sherlock und Mycroft Holmes, die - geradezu skandalös spät - als Nachzüglerin geboren wurde und bis zu ihrem 14. Lebensjahr wohl behütet und relativ frei auf dem ländlichen Familiensitz aufgewachsen ist. Doch als ihre Mutter, Lady Eudoria Vernet Holmes, ausgerechnet an ihrem 14. Geburtstag spurlos verschwindet, ist es mit der ruhigen Landidylle von einem Tag auf den nächsten vorbei. Niemand weiß, was mit Lady Eudoria passiert ist – und selbst die aus London angereisten Brüder Sherlock („Held hin oder her, er – seine Manieren – gingen mir allmählich auf die Nerven.“ - S. 41) und Mycroft sind ratlos. Als letzterer Enola dann auch noch auf ein „Mädchenpensionat für höhere Töchter“ („eine andere Bezeichnung für Gruselkabinett“ - S. 80) schicken will, beschließt Enola kurzerhand, den Fall in die eigene Hand zu nehmen und das Weite zu suchen…

Charmantes Herzstück und größtes Pfrund dieser typisch britischen Kriminalgeschichte (obgleich von einer US-amerikanischen Schriftstellerin geschrieben) ist die Protagonistin selbst. Enola hat das Herz auf dem rechten Fleck, ist auf den ersten Blick ein so wunderbar erfrischendes Gegenstück zu ihrem berühmten Bruder Sherlock Holmes und hat ganz eigene Talente („kann lesen, schreiben und rechnen; Vogelnester aufspüren; Würmer ausgraben und Fische fangen; und, genau!, Rad fahren.“ - S. 32). Doch im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Gemeinsamkeiten mit ihrem Über-Bruder zu tage, sei es ihr Talent fürs Verkleiden oder ein ebenfalls messerscharfer Verstand. In Kombination mit einer manchmal liebenswürdigen Naivität und einer oft kompromittierenden Spontanität ergeben sich immer wieder die herrlichsten Situationen. Enola kann man einfach nur gern haben!

Der Fall selbst entwickelt sich eher gemächlich, was mich durch die breit angelegte Charaktervorstellung und den beschwingten und humorvollen Schreibstil („Denn während Pferde schwitzen und Männer transpirieren, glühen Damen.“ - S. 91) aber überhaupt nicht gestört hat. Erst als Enola zu Beginn des dritten Drittels in London ankommt („diese große Jauchegrube, die sämtliche Faulenzer und Müßiggänger des Königreichs unwiderstehlich anzieht“ - S. 31), kommen Spannung, Tempo und Action auf – und zwar rasant! Hierneben besticht das letzte Drittel durch die unglaublich atmosphärische und gelungene Beschreibung Londons durch Enolas Augen. Denn das London, das sie nach ihrer Ankunft erblickt, hat nichts mit dem London aus ihren Vorstellungen gemein.

Bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch bestens unterhalten, wobei das Ende dieses Buches eigentlich eher den Beginn der Karriere Enolas als wissenschaftlicher Perditor „Dr. Leslie T. Ragostin“ markiert. Wunderbarer Weise schließen sich im Original fünf weitere Bände mit Enola an, von denen ich hoffe, dass sie möglichst bald auch eine deutsche Übersetzung finden werden. (Band 2 ist für August 2019 avisiert)

FAZIT:
Ein charmanter neuer Stern am Krimihimmel und Cosy Crime im Sherlock-Universum. Ein sehr überzeugender Start!

Veröffentlicht am 11.02.2019

Ein monsterstarker Lesespaß für Klein und Groß!

Die Mitternachtsschule - Erste Stunde Geisterkunde
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Unsere Meinung:
Dass Buchautor & Weltenbastler Hendrik Lambertus („Zwillingsblut-Reihe“) ein Talent für spannende und abenteuerliche Kinderbücher hat, hat er bereits mit „Nicodemus Faust und das Haus der ...

Unsere Meinung:
Dass Buchautor & Weltenbastler Hendrik Lambertus („Zwillingsblut-Reihe“) ein Talent für spannende und abenteuerliche Kinderbücher hat, hat er bereits mit „Nicodemus Faust und das Haus der 100 Schlüssel“ (absolut lesenswert!) eindrucksvoll bewiesen.

„Die Mitternachtsschule“ beginnt damit, dass Milan Finstermann einen sehr seltsamen Brief seiner neuen Schule erhält, die ihn zum mitternächtlichen Schulbeginn einlädt. Das kann doch nur ein Irrtum sein – oder etwa nicht? Schon in derselben Nacht beginnt für Milan das Abenteuer seines Lebens – und für uns Leser eine unglaublich spannende Geschichte voller Spukgestalten und Geheimnisse. Ebenso wie Milan sind wir (Papa & Sohn, 10) mit staunenden Augen in eine ganz andere Welt abgetaucht. Schüler und Kollegium sind ein buntes Sammelsurium von Spukgestalten und Monstren in einer Vielfalt, die jeden Geisterbahn-Betreiber vor Neid erblassen lassen würde. Vampire, Mumien, Werwölfe, Gremlins, Skelette, Kobolde, Irrlichter, Klabautermänner und Waldschrate begegnen uns hier. Darüber hinaus noch so manch andere Sagengestalten und Fabelwesen, die wir zuvor noch gar nicht kannten, wie z.B. eine Habergeiß, ein Nebelmädchen, eine Fänggin oder auch ein Spiegelgeist. Man merkt schon, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt!

Wen nun befürchtet, dieses Buch wäre zum Fürchten – der sei beruhigt! Denn alle „Monster“ haben eines gemeinsam: sie sind gar nicht gruselig oder gar gefährlich, nein - eigentlich sind sie ganz nett! Natürlich wird mal hier ein Streich gespielt, mal dort ein bisschen gezankt. Eben wie in jeder anderen Schule auch. Für Spannung sorgen hierbei der merkwürdige Schulinspektor Moder mit seinen zwielichtigen Absichten sowie die strenge Schuldirektorin und Vampirin Fr. Dr. Nocturn, die anscheinend ein dunkles Geheimnis hat. Und was sind das für seltsame Geräusche aus den alten Gewölben unter dem Schulgebäude?

Das Abenteuer in der Mitternachtsschule mit seiner wohlig-gruseligen Grundatmosphäre hat uns von der ersten bis zur letzten Seite ganz wunderbar unterhalten. Neben der Spannung um die Geheimnisse haben wir insbesondere über die vielen – im wahrsten Sinne des Wortes - phantastischen Ideen von Hendrik Lambertus gestaunt. Sei es das geniale Röntgen-Teleskop (das fast niemals explodiert und mit dem man sogar die Kängurus in Australien beobachten kann), eine bissige Aktentasche (passt auf eure Hände auf!), das „praktische Taschen-Chaos“ (das Patent hierzu würden die Weasley-Zwillinge sofort kaufen) oder auch die Super-Sumpfschleim-Stinkbombe. Selbst einen waschechten Bücherwurm lernen wir hier kennen (geniale Idee – mehr wird hier nicht verraten). Gewürzt wird diese wunderbare Story mit einer Menge Humor, der bei uns für die ganze Bandbreite vom schelmischen Grinsen bis zum unbändigen Lachen produziert hat. Bei in der Badewanne festgefrorenen Lehrern oder Mimikry-Stinkesocken-Nasen bleibt echt kein Zwerchfell ruhig! Selbst für erwachsene Leser hat Hendrik Lambertus ein paar schöne Gags auf Lager (z.B. die „tiefere Mathematik“ oder auch „Baumharzdurck“-Probleme bei Waldschrat Kiefernzapf).

Aber diese Geschichte kann viel mehr als „bloß“ gut zu unterhalten. Es war wirklich toll zu lesen, wie die so unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler zusammenhalten, zusammenarbeiten und sich gegenseitig aufeinander verlassen können. Gerade die vielfältigen Talente und Fähigkeiten machen aus den Mitternächtlern ein so tolles Team. So ist dies auch gleichzeitig eine Geschichte über Vorurteile, Miteinander, Freundschaft und Zusammenhalt.

Richtig klasse finde ich die Entscheidung vom Verlag, dieser wunderbaren Geschichte so viel farbige Illustrationen zu spendieren. Diese zu betrachten, macht einfach nur Freude – denn Alexandra Helm hat die phantastische Welt der Mitternachtsschule wirklich hervorragend in ihren Bildern eingefangen und transportiert hier stets die richtige Stimmung. Wer die Gelegenheit hat, kurz in das Buch hinein zu schnuppern, dem sei z.B. die Mitternachtsschule selbst (auf S. 17) oder auch das Taschen-Chaos in der Bibliothek (auf S. 98) empfohlen.

FAZIT:
Wohliger Grusel, dunkle Geheimnisse, humorige Szenen und jede Menge Spukgestalten – ein wunderbares Abenteuer, nicht nur für junge Leser!

Veröffentlicht am 08.02.2019

Ein spannendes Finale der Brennan / Esposito-Reihe

Jetzt gehörst du mir (Ein Marina-Esposito-Thriller 8)
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Meine Meinung:
„Jetzt gehörst Du mir“ ist der achte und – nach bisherigen Verlautbarungen – finale Band um die Profilerin Dr. Marina Esposito. Obgleich ich die meisten Vorgängerbände noch nicht kannte, ...

Meine Meinung:
„Jetzt gehörst Du mir“ ist der achte und – nach bisherigen Verlautbarungen – finale Band um die Profilerin Dr. Marina Esposito. Obgleich ich die meisten Vorgängerbände noch nicht kannte, hatte ich kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Schon der Beginn hat es in sich: gleich drei Leichen auf den ersten 30 Seiten. So schnellt der Spannungsbogen sofort durch die Decke und ich war als Thriller-Fan natürlich angetriggert!

Wie schon in der Vergangenheit wird dieser Fall sehr schnell sehr persönlich für das Ermittlerpaar Dr. Maina Esposito und DI Phil Brennan – und ein verzweifeltes Rennen gegen die Zeit beginnt! Durch stetig wechselnde Perspektiven und Handlungsstränge habe ich das Tempo als durchgehend hoch empfunden. Sehr gut gefallen hat mir hierbei der Handlungsstrang aus der Vergangenheit, hat er doch eine dramatische, aber extrem interessante Charakterentwicklung beinhaltet. Der Spannungsbogen ist dabei vom Anfang bis zum Ende durchgängig intakt auf hohem Niveau verblieben – und das Wissen darum, dass es der letzte Band dieser Reihe sein soll, hat mich bis zuletzt um das Schicksal der beiden Protagonisten bangen lassen. Sehr geschickt hat Tania Carver in diesem Fall immer wieder Bezug zu den spektakulären Fallen vorangegangener Bände genommen, was auch mir als „unvorbelastetem“ Leser sehr gut gefallen und mir große Lust gemacht hat, auch noch die Vorgängerbände zu lesen.

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass ich ein zentrales Element dieser Geschichte als Leser bereits viel früher erkannt habe als die Ermittler – das mag ich in Thrillern eigentlich nicht so gerne. Dafür gab es allerdings auch ein paar andere Details und Wendungen, mit denen mich die Autorin vollkommen überrascht, an einer Stelle sogar regelrecht schockiert hat.

Alles in allem ein überzeugender Thriller, der mich über die gesamte Länge hinweg gefesselt und bestens unterhalten hat und der einen sehr gelungenen Plot für einen Finalband aufweist.

FAZIT:
Spannung, Dramatik & Tragik – (nicht nur) für Fans der Reihe ein absolutes „must read“!

Veröffentlicht am 04.02.2019

Ein überzeugender Genre-Mix mit interessantem Charakterspiel und einer dichten Atmosphäre

Der Klang der Täuschung
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„Ich befand mich im schwerelosen Fall zwischen den Welten, zwischen Eidesschwüren und blinder Furcht, zwischen Treue und Gerechtigkeit – zwischen Liebe und Verachtung.“ (S. 478)

Meine Meinung:
„Der Klang ...

„Ich befand mich im schwerelosen Fall zwischen den Welten, zwischen Eidesschwüren und blinder Furcht, zwischen Treue und Gerechtigkeit – zwischen Liebe und Verachtung.“ (S. 478)

Meine Meinung:
„Der Klang der Täuschung“ ist der erste Band einer neuen Dilogie von Bestsellerautorin Mary E. Pearson, der in der gleichen Welt wie „Die Chroniken der Verbliebenen“ spielt. Ein paar Jahre sind seitdem vergangen und einige Protagonisten von damals tauchen auch hier am Rande wieder auf. Dennoch ist „Der Klang der Täuschung“ ein eigenständiges Werk, dass man auch sehr gut lesen, verstehen und genießen kann, wenn man die „Verbliebenen“ nicht kennt – so wie ich.

Für mich war es also ein unvoreingenommener Start in diese versehrte Welt, die noch immer von dem verheerenden Krieg gezeichnet ist, der auch bei den Menschen seine Spuren hinterlassen hat. Eine kleine Gruppe von Rahtan („versage niemals!“), Leibgarde der Königin aus Venda, wird in einer geheimen Mission ausgesandt, um den Kriegstreiber Illarion aufzuspüren und der Gerichtsbarkeit zuzuführen. Die Führung übernimmt hierbei die Soldatin Kazimyrah („Kazi“), die in ihren 17 Lebensjahren schon sehr viel Leid und Ungerechtigkeit ertragen musste. „Vollwaise, Straßengöre, Herausforderin einer Königin, Rahtan“ – so beschreibt Kazi sich selbst, „Schattenmädchen“ riefen sie Viele, „Zehn“ lautete ihr hart erkämpfter Spitzname. Kazi ist eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack: absolut tough, straight und doch mit einem großen Herzen für die Armen und Schwachen. Durch einen Erzählstrang aus Kazis Sicht lässt uns die Autorin schon früh sehr tief in Kazis Seele blicken, was sie als Figur unglaublich plastisch und authentisch macht. Kazi mochte ich vom Start weg.

Anders erging es mir mit dem zweiten Protagonisten, Jase Ballenger, dem Partrei von Torsfeste. Ähnlich wie Kazi fand ich ihn zu Beginn eher unsympathisch, doch genau wie Kazi lernte auch ich als Leser im Verlauf der Geschichte, sein Handeln und seine Beweggründe besser zu verstehen, so dass auch er mir über die Zeit wirklich sympathisch wurde. Und hier liegt auch bereits eine der ganz großen Stärken dieses Romans – im Zusammenspiel und in der Entwicklung der beiden sehr heterogenen Hauptcharaktere. Jase hat starke Wurzeln, auf die er sich stets verlassen kann, während Kazi nahezu wurzellos ist und ihr damit der Halt fehlt, anderen Menschen wirklich vertrauen zu können. Dies ist Mary E. Pearson in Summe für meinen Geschmack hervorragend gelungen. Die Wechselwirkung zwischen beiden lässt sich mit folgendem Zitat wunderbar beschreiben:

„Wir tänzelten umeinander herum, einen Schritt vorwärts, einen zurück, umkreisten uns, übernahmen abwechselnd die Führung und versuchten zu erraten, wie die nächste Bewegung aussehen würde. Er traute mir genauso wenig wie ich ihm.“ (S. 88)

Die Geschichte selbst hatte mich schnell gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen, auf der die Autorin noch einen „gemeinen“ Cliff-Hanger parat hält. Auch wenn die Grundidee und das Leitmotiv dieser Geschichte nicht außergewöhnlich sind, fand ich doch die Welt und ihre Beschreibung, sowie die Geschichte, die hinter allem zu stehen scheint, sehr faszinierend, fesselnd und extrem atmosphärisch. Zwischen Fantasy und Romantasy schimmert immer wieder ein anderes Genre durch, das ich hier noch nicht verraten möchte. Ich denke mal, dass die Autorin in folgenden Bänden hier noch mehr Hinweise streuen wird…

Alles in allem eine wunderbar unterhaltsame und fesselnde Lektüre, von der ich noch folgendes Zitat gerne nachwirken lassen möchte:

„Wir können nicht immer unsere eigenen Maßstäbe anlegen, wenn wir die Welt von anderen betrachten.“ (S. 349)

FAZIT:
Für alle Fans der „Verbliebenen“ ein absolutes Muss! Für Neueinsteiger eine fesselnde und extrem atmosphärische Fantasy-Lektüre.

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