Ein spannender Krimi über ein sehr ernstes und leider zeitgemäßes Thema
Love like bloodMeine Meinung:
„Hier geht es nicht darum, was Gott will, sondern nur um Männer, die alles beherrschen und Mädchen wie mich in ihre Schranken weisen wollen.“ (S. 302)
„Love like blood“ ist der mittlerweile ...
Meine Meinung:
„Hier geht es nicht darum, was Gott will, sondern nur um Männer, die alles beherrschen und Mädchen wie mich in ihre Schranken weisen wollen.“ (S. 302)
„Love like blood“ ist der mittlerweile 14. Band um den Londoner Ermittler Tom Thorne des britischen Bestsellerautors Mark Billingham (u.a.: „Die Schande der Lebenden“, „Die Scherben der Wahrheit“). Obwohl ich bislang keinen einzigen der Vorgängerbände kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten in die Geschichte hinein- und mich im Kreis der Hauptcharaktere zu Recht zu finden. Die Story nimmt mit dem Prolog schon sehr schnell an Fahrt auf, in dem Susan Best, die Lebensgefährtin der zweiten Protagonistin, DI Nicola Tanner, brutal ermordet wird. Diese schreckliche Tat wirft DI Tanner komplett aus der Bahn und krempelt ihre Persönlichkeit nahezu vollständig um. War sie in den Reihen der Londoner Polizei bislang eher als pedantisch und regel-verliebt bekannt, so scheut sie sich in diesem Fall nicht, trotz Beurlaubung Ermittlungen auf eigene Faust aufzunehmen und dabei auch sehr unkonventionelle Wege einzuschlagen. Eigenschaften, die eigentlich eher Tom Thorne zugeschrieben werden, den Tanner kurzerhand um Hilfe bittet. Im Verlauf der Story entwickeln sich die beiden Protagonisten zu einem sehr interessanten Team, in dem Thorne überraschender Weise den Part des eher Bedächtigen und überlegt Handelnden einnimmt. Ein wahrlich sehr interessant zu verfolgendes Spiel der Charaktere, dass Autor Mark Billingham gekonnt mit weiteren interessanten Figuren arrondiert, wie beispielsweise dem flapsigen, homosexuellen Gerichtsmediziner Hendricks oder auch dem eher schüchternen, aber sehr pflichtbewussten DS Dipak Chall.
Der Fall selbst fusst auf einem grausamen Phänomen, dass man sich selbst eigentlich nicht vorstellen kann, das aber doch leider traurige Realität ist: Ehrenmorde. Entsprechend eng und verschworen sind die Gruppierungen und die Ermittler haben es schwer, hier die sich immer wieder auftürmende Mauer des Schweigens zu überwinden. Sehr geschickt spielt der Autor noch mit einem anderen großen Hindernis für die Ermittlungen: Vorurteilen! Diese ausgewogene Betrachtungsweise Billinghams hat mir dabei sehr gut gefallen!
Auch der Schreibstil des Autors gefällt und passt perfekt zur Story und zu seinen Charakteren: direkt, schnörkellos und offen. Manchmal blitzt sogar ein feines Quäntchen Humor durch („Kläffendes, kleines Mistvieh. – Die Frau oder der Hund?“ - S. 249), der nicht selten als Schutzschild der Ermittler vor der harten Realität dient. Als sehr gelungen empfunden habe ich es auch, dass uns der Autor schon sehr früh und regelmäßig an den Handlungen und Denkweisen der Täter, einem extrem ungleichen Duo, teilhaben lässt.
Am Ende, nach einem über weite Strecken intakten Spannungsbogen (mit einem leichten Durchhänger im Mittelteil) gelingt es Billingham, seinen Fall in sich rund und nachvollziehbar aufzulösen. Teile der Auflösung hatte ich hierbei schon vorausgeahnt, mit einem anderen Teil ist es dem Autor aber eindrucksvoll gelungen, mich komplett zu überraschen und doch noch zu schockieren.
FAZIT:
Eine starke, spannende Story mit einem ernsten Grundthema und kantigen Charakteren.