Ein topaktueller Politthriller um die skrupellosen Machenschaften in Afrika
TodesdealZum Inhalt:
Eigentlich wurde Martin Fischer mit seinem Kollegen Bernd von seinem Boss in das Grenzgebiet zwischen Ruanda und Kongo geschickt, um eine Reportage über die Berggorillas und das Leben von Diane ...
Zum Inhalt:
Eigentlich wurde Martin Fischer mit seinem Kollegen Bernd von seinem Boss in das Grenzgebiet zwischen Ruanda und Kongo geschickt, um eine Reportage über die Berggorillas und das Leben von Diane Fossey zu schreiben, die im Dezember 1985 unter mysteriösen Umständen starb. Doch was für Martin die erste große Story und ein abenteuerlicher Safari-Trip mitten ins Herz von Afrika sein sollte, entwickelt sich ganz anders, denn Martin und Bernd kommen nie bei den Berggorillas an…
Meine Meinung:
Bestseller-Autor Veit Etzold ist nunmehr seit Jahren eine feste Größe unter den deutschen Thrillerautoren und dürfte Vielen von den bislang vier „Clara Vidalis“- Thrillern bekannt sein. Nun hat sich der Autor in ein für ihn neues Genre gewagt: Politthriller.
Wenn man sich die Vita von Veit Etzold durchliest, verwundert es durchaus, dass er nicht schon früher einen Politthriller geschrieben hat. Denn sie untermauert, dass Veit Etzold ein absoluter Kenner der internationalen Wirtschaft und der Politik ist und mit Sicherheit ganz genau weiß, worüber er schreibt. Dr. Veit Etzold arbeitete u.a. für die Boston Consulting Group und war oder ist Berater bei den unterschiedlichsten Firmen und Institutionen, wie z.B. der global tätigen Bergbaufirma Gaia Mineral Ressources, der African Development Corporation in Ruanda und auch des deutschen Auswärtigen Amtes.
Mit „Todesdeal“ hat Etzold nun eine Story entwickelt, die um die skrupellosen, ja sogar kriminellen Machenschaften von internationalen Firmen, staatsnahen Institutionen oder sogar den Staaten selbst kreist. Nachdem jahrzehntelang Öl und Diamanten („Blutdiamanten“) die Objekte der internationalen Begierde waren, rücken mit dem immer schneller werdenden technologischen Fortschritt andere Rohstoffe in den internationalen Fokus der Beschaffungsketten: seltene Erden wie beispielsweise das von Menschenrechtsorganisationen als „Konfliktmaterial“ eingestufte Coltan. Das perfide daran: Die stärksten Volkswirtschaften der Erde werden immer abhängiger von diesen Rohstoffen, die oftmals aber nur in den schwächsten Volkswirtschaften vorkommen.
Wozu dies alles führen kann, zeigt Veit Etzold in seinem „Todesdeal“: Staaten (hier: Deutschland, Russland und die VR China) rufen streng geheime Programme und Einsätze ins Leben, um sich möglichst viel von den extrem knappen Ressourcen zu sichern. Dabei wird hemmungslos paktiert, getäuscht und betrogen. Man bedient sich der Schreckensherrschaft brutaler Warlords mit ihren Armeen aus Kindersoldaten und feuert die politische Instabilität in den Abbauländern weiter an. Alles im Dienst der eigenen Wirtschaftskraft.
So wird Martin Fischer ungewollt zum Spielball internationaler Interessen und muss dabei immer wieder um sein Leben fürchten. Schon der Prolog gibt einen sehr genauen Vorgeschmack auf das, was Martin und den Leser erwartet. Die Spannung erzeugt Veit Etzolt auf den knapp 500 Seiten aber nicht durch eine ständige Bedrohung des Lebens seines Protagonisten, sondern viel mehr durch das immer tiefer führende Eintauchen in die internationalen Verstrickungen, die sich dem Leser und Martin nur nach und nach eröffnen. Wenn man denkt, noch schlimmer könne es doch gar nicht kommen, darf man sicher sein: Es kann noch schlimmer kommen!
Dass man für eine solch komplexe Geschichte nicht mit einer Handvoll Charaktere auskommt, ist klar. Zu Beginn hatte ich daher auch meine Schwierigkeiten, mich im Dschungel der Charaktere zu Recht zu finden. Dabei hat mir aber das vorangestellte Personenregister ungemein geholfen. Während am Anfang, nach dem Prolog, gerade durch die vielen internationalen Szenenwechsel ein sehr hohes Tempo bei noch vergleichsweise geringer Spannung herrscht, steigt die Spannung im Verlauf der Geschichte stark an, während sich die Story immer mehr auf die Region um Goma / Kongo konzentriert.
Der Schreibstil Etzolds ist sehr flüssig und kurzweilig zu lesen. Es ist sehr interessant, mit wie vielen politischen, geschichtlichen und ökonomischen Fakten Veit Etzold den Leser durch seine Charaktere versorgt. Dazu kommen (Lebens-)Weisheiten und Sprichworte seiner internationalen Protagonisten (z.B. S. 292: „Man kann zwei Blätter Papier zusammenkleben, (…) Und sie dann wieder auseinanderreißen. Doch egal, wie vorsichtig man sie auseinanderreißt, ein Stück von einem Blatt bleibt immer am anderen hängen. Und umgekehrt.“). Ein kleines Bisschen haben mich dabei nur die zahlreichen Wiederholungen solcher Hintergrundinformationen oder Weisheiten gestört, die sich teilweise innerhalb weniger Seiten ergeben haben.
FAZIT:
Spannend und zutiefst erschreckend. Auch wenn „Todesdeal“ ein fiktionaler Politthriller ist, fragt man sich als Leser, wie viel Wahres an den vielschichtig beängstigenden Zuständen wohl dran ist.