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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2024

Eine Herausforderung

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Ich muss zugeben, dieses Buch hat mich herausgefordert. Erwartet hatte ich ein Buch, dass emotionale Tiefe hat und ans Herz geht. Das Potenzial dazu hat diese Geschichte ohne Frage, schließlich sind Verlust, ...

Ich muss zugeben, dieses Buch hat mich herausgefordert. Erwartet hatte ich ein Buch, dass emotionale Tiefe hat und ans Herz geht. Das Potenzial dazu hat diese Geschichte ohne Frage, schließlich sind Verlust, Tod und Identität die zentralen Themen. Allerdings gehen diese Themen zwischen dem oftmals verwirrenden Schreibstil und der etwas ziellos wirkenden Handlung meist unter. Die ersten ca. 300 Seiten (von 400) musste ich mich leider immer mal wieder fragen, was da in den Zeilen, die ich zuletzt gelesen hatte, eigentlich passiert ist und wie diese in die Gesamthandlung passen könnten. Und das war irgendwann frustrierend. Ich liebe eigentlich Bücher, in denen sich die Handlung nach und nach erschließt, aber in diesem Fall war es meist nur verwirrend. Dadurch hat man das Gefühl, dass 300 Seiten so gut wie nichts passiert, und man fragt sich die ganze Zeit, wann denn jetzt endlich mal die beiden parallellaufenden Erzählstränge zusammengeführt werden, damit etwas Fahrt in die Geschichte kommt. Erst gegen Ende des Buches, etwa 100 Seiten, hatte ich dann letztendlich doch noch Freude am Lesen. Aber bis dahin zu kommen und das Buch nicht abzubrechen, war eine Herausforderung. Dabei finde ich, wie schon gesagt, die Geschichte an sich sehr interessant und berührend. Ich könnte sie mir sogar sehr gut als Film vorstellen. Aber bitte anders inszeniert.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Guter Auftakt mit Luft nach oben

The Blackbird Oracle
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Bei der Nachricht, dass die All-Souls-Reihe von Deborah Harkness fortgesetzt wird, war meine Freude groß. Ich habe die ersten Bücher geliebt. Umso höher waren jetzt die Erwartungen an The Blackbird Oracle. ...

Bei der Nachricht, dass die All-Souls-Reihe von Deborah Harkness fortgesetzt wird, war meine Freude groß. Ich habe die ersten Bücher geliebt. Umso höher waren jetzt die Erwartungen an The Blackbird Oracle. Doch so ganz konnten diese leider noch nicht erfüllt werden. Die Charaktere (auch die neuen) und deren Ausarbeitung finde ich nach wie vor großartig und auch die Idee, dass jetzt die Kinder von Diana und Matthew und die Urahnen mehr in den Fokus rücken, finde ich interessant und gelungen.
Aber leider gibt es auch ein paar Punkte, die mir diesmal nicht so gefallen haben. Verwirrend fand ich zum Beispiel, dass eine wichtige Entscheidung (Beurteilung der Kinder), die in diesem Buch von den Protagonisten getroffen wird und auf der das ganze weitere Geschehen im Buch aufbaut, am Ende so Knall auf Fall umgeworfen wird, als hätte es die Entscheidungen, Diskussionen, Beweggründe und Ängste zuvor nie gegeben. Zudem ist das Buch leider oft langatmig und kaum spannend. Ich hoffe, dass das in den Folgebüchern anders sein wird, denn das Potenzial für eine hervorragende Trilogie ist auf jeden Fall da. Ich würde sagen, es ist eine gute Grundlage mit Luft nach oben.
Ach ja, ein Tipp für alle zukünftigen Leser: Macht euch noch einmal mit den vier bereits erschienenen Romanen der Reihe vertraut. Es kommen im aktuellen Buch sehr häufig Erwähnungen zu vorherigen Ereignissen und alten Charakteren vor. Und mir fiel es nicht immer leicht, mich an die ganzen Einzelheiten aus den alten Büchern zu erinnern. Es ist einfach schon zu lange her, dass ich die gelesen habe.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Wie immer super!

Das Haus der Bücher und Schatten
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Bereits zum dritten Mal entführt uns Kai Meyer mit dem seinem Buch „Das Haus der Bücher und Schatten“, das heute erscheint, in die geheimnisvolle Welt der Bücher und nach Leipzig ins Graphische Viertel. ...

Bereits zum dritten Mal entführt uns Kai Meyer mit dem seinem Buch „Das Haus der Bücher und Schatten“, das heute erscheint, in die geheimnisvolle Welt der Bücher und nach Leipzig ins Graphische Viertel. Ich bin ein großer Fan dieser Reihe - und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Denn auch in diesem Roman zeigt Meyer wieder, dass er ein Meister im Inszenieren paralleler Handlungsstränge ist.
Leipzig 1933:
Cornelius Frey, ehemaliger Kommissar, rettet Emilie Abel vor dem Freitod. Er merkt schnell, dass die junge Frau vor irgendetwas massiv Angst hat. Als sich ihre Wege trennen, flüstert sie: „Sie weinen alle im Keller ohne Treppe“. Nur wenige Stunden später wird er Zeuge zweier Morde. Die Toten sind Emilie Abel und sein ehemaliger Kollege xxx Zirner. Um den mysteriösen Fall Aufzuklären, kämpft sich Frey zurück in seinen alten Job. Nicht ohne Hürden, denn im Kommissariat geben inzwischen – ebenso wie in ganz Deutschland – die Nazis den Ton an, und wer sich denen in den Weg stellt, muss um sein Leben fürchten. Doch es sind nicht die einzigen Gegner, vor denen er sich in Acht nehmen muss. Während seiner Ermittlung stößt er auf ein Netz aus Lügen, Macht, Okkultismus, Fanatismus, Gewalt und Intrigen. Schnell wird klar: Die Wahrheit ist in diesen Zeiten oft relativ.
Baltikum,1913:
Die junge Lektorin Paula Engel und ihr Kollege und Verlobter Jonathan reisen von Leipzig ins einsame Livland, um das überfällige Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand abzuholen. Schnell wird Paula klar, dass in dem riesigen Herrenhaus irgendetwas nicht stimmt. Sie fühlt sich beobachtet, hört seltsame Geräusche und trifft unheimliche Erscheinungen. Auch Aschenbrand, mit den sie seit Jahren engen Briefkontakt pflegt, scheint anders zu sein als erwartet. Auf eigene Faust geht sie den Geheimmissen auf die Spur.
Wie immer sind beide Erzählstränge sehr geschickt und spannend miteinander verwoben. Sieht man am Anfang des Buches noch gar keinen bis kaum einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen, verflechten sich die Erzählstränge von Seite zu Seite immer mehr miteinander. Und das mag ich an den Büchern von Kai Meyer sehr. Hervorzuheben sind auch diesmal wieder die sehr vielschichtigen und glaubwürdigen Charaktere, die es einen sehr leicht machen, beim Lesen in die Geschichte einzutauchen. Besonders freue ich mich immer darüber, wenn eine Figur aus einem der anderen Bücher einen Gastauftritt hat oder eine wiederkehrende Rolle spielt.
Am Anfang dieses Buches war ich zunächst etwas verhalten, weil mich der Erzählstrang aus der Sicht des Kommissars zu sehr an einen Kriminalroman erinnerte. Ein Genre, das ich normalerweise so gut wie gar nicht lese. Aber die Szenerie des Graphischen Viertels, der spannende Schreibstil und die mystische Stimmung zerstreuten die Sorgen schnell. Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen. Besonders im zweiten Teil nimmt die Handlung so viel Fahrt auf, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.
Und ganz besonders hoffe ich, dass noch weitere Bücher aus dem Graphischen Viertel herauskommen werden! Denn ich denke, das eine oder andere Geheimnis/Rätsel muss noch aufgeklärt werden!

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Atmosphärisch gelungen

Bei Licht ist alles zerbrechlich
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Das Buch von Gianni Solla beginnt 1942 in einem kleinen, abgelegenen italienischen Dorf namens Tora e Piccilli. Davide ist Schweinehirte, kann nicht lesen und schreiben, hat eine Gehbehinderung und wird ...

Das Buch von Gianni Solla beginnt 1942 in einem kleinen, abgelegenen italienischen Dorf namens Tora e Piccilli. Davide ist Schweinehirte, kann nicht lesen und schreiben, hat eine Gehbehinderung und wird von seinem Vater kleingehalten. Teresa dagegen darf zur Schule gehen und hilft nach der Schule in der Seilerei ihres Vaters aus. Beide sind wissbegierig und sehnen sich nach einem Leben außerhalb ihrer begrenzten Welt, doch ihr Alltag ist alles andere als abwechslungsreich. Das ändert sich, als jüdische Zwangsarbeiter in ihr Dorf kommen, darunter Nicolas und sein Vater. Davide ist sofort fasziniert von Nicolas‘ Ausstrahlung. Nicolas scheint all das zu sein, was Davide auch gerne wäre. Trotz der vermeintlichen Ungleichheit freunden sie sich an und auch Nicolas Vater erkennt schnell Davides Potenzial, als er ihn heimlich unterrichtet. Zusammen mit Teresa erleben die Freunde unbeschwerte Stunden, doch schnell ziehen Schatten auf. Eifersucht, Liebe und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung bringt das Trio auseinander. Ihre Leben verlaufen danach ganz anders als vorhergesehen, beinhalten viele Kämpfe und Rückschläge, und doch können sie sich in all der Zeit nicht vergessen. Erst viele, viele Jahre später sehen sie sich wieder. Ein Aufeinandertreffen, das nicht nur Licht in die Vergangenheit bringt, sondern auch massive Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft hat.
Besonders beeindruckt hat mich, wie gelungen Gianni Solla mit der Stimmung die Handlung des Buches widergespiegelt bzw. inszeniert hat. So wurde die Geschichte z.B. erst mit Eintreffen von Nicolas in Tora fröhlicher, hoffnungsvoller. Dieses besondere Feingefühl zeigt der Autor auch bei der charakterlichen Ausarbeitung von Davide, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, und dessen Findungs- und Reifeprozess. Von Beginn der Freundschaft an sieht Davide in Nicholas das Vorbild, das ihm bisher in seinem Leben fehlte, und dem er nacheifern möchte. Sein von Sehnsucht und Eifer getriebenes Handeln nimmt ungeahnte Ausmaße an, sodass man sich bald fragt, was davon tatsächlich noch seiner wahren Persönlichkeit entspricht. Soviel sei verraten, am Ende des Buches wird nicht nur diese Frage geklärt. Und doch hat mich das Ende eiskalt erwischt.
Im Übrigen finde ich die Wahl des Buchtitels sehr gelungen, da er genau den Inhalt widerspiegelt.
Wer auf der Suche nach einem bewegenden, atmosphärischen Roman ist, liegt mit „Bei Licht ist alles zerbrechlich“ goldrichtig. Von mir gibt es 4 Sterne (von 5 Sternen).

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Vielschichtig

Yellowface
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Yellowface ist mein erstes Buch von Rebecca F. Kuang und wird auf jeden Fall nicht das letzte sein. Da das Buch die letzten Monate rauf und runter rezensiert wurde und wahrscheinlich inzwischen jeder weiß, ...

Yellowface ist mein erstes Buch von Rebecca F. Kuang und wird auf jeden Fall nicht das letzte sein. Da das Buch die letzten Monate rauf und runter rezensiert wurde und wahrscheinlich inzwischen jeder weiß, worum es grob in der Handlung geht, fasse ich mich hier kurz.
Kuang schreibt fesselnd, ist wortgewandt, spricht heikle Themen an, ohne dabei selbst zu werten. Wo fängt kulturelle Aneignung an? Wann ist eine Geschichte/Idee geklaut? Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Was ist moralisch erlaubt? Und lässt sich das hier in der Geschichte wirklich eindeutig sagen? Meiner Meinung nach nicht! Je weiter die Story voranschritt, umso schwerer fiel es mir, klare Grenzen zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse zu ziehen. Und wahrscheinlich übt gerade das diesen besonderen Reiz dieses Buches aus.
Ich mochte den Roman sehr, auch wenn er ein paar Längen hatte und mir stellenweise dann doch etwas zu übertrieben und unglaubwürdig war. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen.

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