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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2022

Genial oder frustrierend?

Turbulenzen
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Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend ...

Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend mit dem Inhalt eines anderen Buches verwechselt. Also hieß es: einmal gedanklich frei machen, sich auf das Buch in der Hand einstimmen und wieder auf Kurs bringen. Gedacht, getan. Und ich habe das Buch dann an einem Stück „weggelesen“.
Und was soll ich sagen? Schön fand ich die Idee, dass jeder jemanden kennt, der jemanden kennt… und alles irgendwie miteinander im Zusammenhang steht. Die 12 Geschichten bzw. ihre Protagonisten sind miteinander verwoben und stehen doch für sich. Und genau hier kommt mein Aber. Denn mir geht der Autor hier nicht weit genug. Die einzelnen Geschichten werden nur angerissen, zu Tiefe kommt es erst gar nicht, stattdessen wird der Leser neugierig gemacht und dann fragend zurückgelassen, da er sich schon wieder einer neuen Geschichte zuwenden muss. Finde ich das nun genial oder absolut frustrierend? 😊 Auf jeden Fall hinderte es mich daran, wirklich in das Buch einzutauchen. Und ich bin ganz ehrlich, nach einer Woche des Sackenlassens kann ich mich nur noch an einen kleinen Bruchteil der Geschichten erinnern.
Die Zeit betitelt den Autor als beeindruckenden literarischen Hütchenspieler. Jein. Ja, die Idee für dieses „Hütchenspiel“ ist großartig. Nein, denn meiner Meinung nach ist dieses Hütchenspiel zu oberflächlich, zu wenig miteinander verflochten und bei genauerer Betrachtung eigentlich auch kaum Hütchenspiel, denn der Autor wird nur wenig zum Spieler und Gestalter, der willkürlich die Leben der Protagonisten aufeinanderprallen lässt und diese durcheinanderbringt. Die eigentlichen Turbulenzen in deren Leben und Geschichten lassen sich im Ungesagten finden, fangen erst dort an, wo der Autor seine Geschichten abbricht und die Leser zurücklässt. Und wieder frage ich: genial oder frustrierend? Bei mir ging das Pendel dann eher etwas in Richtung frustrierend.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Tolles Sommer-Buch

Ein unendlich kurzer Sommer
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Wer ein tolles Sommer-Lesebuch sucht, liegt mit „Ein unendlich kurzer Sommer“ richtig. Ich mochte die Mischung aus Leichtigkeit, Melancholie und Tiefe sehr. Die Hauptcharaktere, die im Verlauf der Geschichte ...

Wer ein tolles Sommer-Lesebuch sucht, liegt mit „Ein unendlich kurzer Sommer“ richtig. Ich mochte die Mischung aus Leichtigkeit, Melancholie und Tiefe sehr. Die Hauptcharaktere, die im Verlauf der Geschichte eine interessante Entwicklung durchmachen, werden noch getoppt durch eine Vielzahl wahnsinnig sympathischer Nebendarsteller. Keinen von ihnen möchte ich in der Geschichte missen. Jeder von ihnen fügt sich wie ein Zahnrad ein, sodass insgesamt ein großes Ganzes entstanden ist.

Themen wie Verlust, Freundschaft, Zusammenhalt, Abschied, Liebe und Neubeginn verbinden sich zu einem authentischen, sehr feinfühligen Roman. Und apropos feinfühlig. Ich mochte sehr, dass die Autorin gerade das Schöne, Unvergessliche in den kleinen Momenten des Lebens und Alltags hervorgeholt und in den Fokus gerückt hat. Eine Partie Kniffel am lauen Sommerabend. Feste Umarmungen. Gemeinsame Abendessen. Kaninchen streicheln. Gemeinsame Zeit am See… Es sind halt doch die kleinen Dinge, die im Leben zählen.

Ich hab‘ richtig Lust auf Sommer, lange, laue Abende, Meeresrauschen und Grillengezirpe bekommen. Schön, dass der Urlaub nicht mehr allzu fern ist. 😊

4,5 (von 5 Sternen)

Zum Inhalt: Lale muss raus. Abstand von ihrem Leben gewinnen, das sich anfühlt wie ein Korsett, voller Zweifel und Schmerz. Sie steigt in den nächstbesten Zug und fährt bis zur Endstation. Wie es das Schicksal will, landet Sie auf einem kleinen, vernachlässigten Campingplatz am Ende der Welt.

Christophes Mutter ist gerade gestorben. Beim Aufräumen findet er einen alten, nicht abgeschickten Brief seiner Mutter. Adressiert an den Mann, der eigentlich sein Vater ist. Er steigt in ein Flugzeug und reist ans Ende der Welt, auf einen Campingplatz.

Gustav ist Besitzer eines Campingplatzes am Ende der Welt. Er ist ein Eigenbrötler, gesundheitlich stark angeschlagen und mit allem überfordert. Eigentlich möchte er nur seine Ruhe haben, doch sowohl die Nachbarn als auch zwei neue Gäste haben da andere Pläne.

Ihnen steht ein Sommer bevor, der das Leben aller verändern wird.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Konnte mich nicht vollkommen überzeugen

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt ...

Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt sie die 83-jährige Margot kennen und es entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die beide an alle kostbaren Augenblicke ihres Lebens zurückdenken lässt. Beiden wird klar, dass jeder Moment im Leben zählt!

100 Bilder für 100 Jahre Leben: Was für eine schöne Idee. Schade dabei ist nur, dass die Hauptperson des Buches, die ja erst 17 ist, im Vergleich zur 83-jährigen Margot ziemlich in den Hintergrund gerät. Weite Teile des Buches beschäftigen sich aus diesem Grund mit der Lebensgeschichte von Margot. Lennis Leben wirkt dagegen häufig nur wie eine Randgeschichte, ohne schöne Momente, an die es sich zu erinnern lohnt. Auch empfand ich die Rückblicke in die 100 Jahre Leben häufig als zu oberflächlich. Es wurde erzählt, was passiert war, aber es gab nur selten eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in der Gegenwart. So wurde auch nur wenig gemeinsam über das Erzählte gesprochen oder gar eine Erkenntnis oder ein Fazit gezogen. Dafür, dass Lenni sonst so viele Fragen hat, bleibt sie in Gegenwart von Margot vergleichsweise sprachlos. Vielleicht ist das der Grund, warum mich die doch eigentlich sehr traurige Geschichte nur selten berührt hat.

Und auch wirklich in den Bann gezogen, hat mich die Geschichte nicht. Keine Frage, das Buch ist lesenswert und die Idee dahinter wunderschön, aber nicht fesselnd. Ich hatte nicht das Bedürfnis unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht. Oder Probleme damit, das Buch aus der Hand zu legen. Irgendwie fehlte mir etwas. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Hätte mir einen anderen Fokus, mehr Tiefe gewünscht.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Schicksalhafte Begegnung

Reise mit zwei Unbekannten
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Die neunzigjährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne und an einer Depression erkrankte Student Alex flüchtet vor seinem eigenen ...

Die neunzigjährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne und an einer Depression erkrankte Student Alex flüchtet vor seinem eigenen Leben. Ein Mitfahrportal führt beide zusammen, und in Alex' uraltem Twingo brechen sie zu einer Fahrt durch Frankreich nach Brüssel auf. Schon bald vertrauen sie einander Gedanken an, die sie niemals zuvor preisgegeben haben und stellen sich gegenseitig vor immer neue Herausforderungen. Während das Duo von der Polizei gesucht wird und die Öffentlichkeit glaubt, dass Maxine von Alex entführt wurde, erfahren sie auf ihrem Roadtrip, was das Leben ihnen noch alles zu bieten hat.

Zoe Brisby hat mit „Reise mit zwei Unbekannten“ einen kurzweiligen Roman erschaffen, der neben Humor auch eine große Portion Tiefe und stellenweise sogar Sozialkritik im Gepäck hat. Für mich war die Geschichte aber auch an einigen Punkten zu überzogen und zu vollgepackt, an anderen Stellen dann fast schon wieder ein bisschen zu oberflächlich. Doch die Grundidee des Romans finde ich großartig. Manchmal braucht es nur einen neuen Menschen, eine neue Sichtweise, einen neuen Impuls im Leben, um scheinbar vorbestimmte, vielleicht sogar aussichtslose Wege zu verlassen und eine neue Richtung einzuschlagen. Manche Begegnungen sind Schicksal, die genau zum richtigen Zeitpunkt kommen.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Schön mit gewissen Abstrichen

Der vergessene Geschmack von Glück
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Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft ...

Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft fürs Kochen und wie die Hauptfigur diese nach und nach wiederentdeckt. Auch die Beschreibungen der malerischen schwedischen Landschaft und der abgelegenen Insel vor der Küste samt des in die Jahre gekommenen Hotels fand ich gut gewählt und umgesetzt. Ebenso wie die Hauptcharaktere und Nebendarsteller mit all ihren Eigenschaften und Charakterzügen. Da ich ein Fan von Büchern bin, die auf zwei Zeitebenen spielen, konnten mich auch die historischen Rückblicke in die Entstehungsgeschichte des Hotels und seiner Gründerin überzeugen.

Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Geschichte realitätsnaher bleibt. So waren mir die Geister und ihr Schalten und Walten eindeutig zu unrealistisch und zu trivial. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Die Verbindung zur Vergangenheit und die wiederentdeckte Leidenschaft fürs Kochen hätte anders – vor allem raffinierten und glaubwürdiger – gelöst werden können. So driftet der Roman leider zu sehr ins Kitschige und Seichte ab und lässt den Wunsch nach mehr Substanz bei mir zurück.

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