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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2022

Hat viel Potenzial

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Ich bin ja ein großer Fan von Geschichten, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Und in dieser Hinsicht ist das Buch wirklich eine gute Wahl gewesen. Nach und nach entschlüsselt der Leser zusammen mit der ...

Ich bin ja ein großer Fan von Geschichten, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Und in dieser Hinsicht ist das Buch wirklich eine gute Wahl gewesen. Nach und nach entschlüsselt der Leser zusammen mit der Hauptprotagonistin Hannah deren bewegende Familiengeschichte. Das ist gut umgesetzt, auch wenn es mir teilweise an Spannung fehlte. Andererseits lässt genau das die Geschichte realistischer wirken.

Die Themen des Buches sind vielversprechend: Juden-Verfolgung während der Nazi-Zeit, enteignete Kunst, Aufarbeitung der Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg, Muttersein, Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern, die Schuld-Frage, fehlende Aufarbeitung, toxische Beziehungen… Vielleicht fehlte mir gerade aufgrund dieser Fülle stellenweise etwas die Tiefe. Die Rückblicke auf Sentas Geschichte sind sehr detailreich, emotional und lebendig geschrieben. Die Gegenwart von Hannah ist mir dagegen häufig eher zu eindimensional, oberflächlich und einfach gestrickt. Hier fehlte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte, ein tieferer Einblick und Wandel in Hannahs Seelenleben, ein tieferes Gespräch mit ihrer Großmutter… Das Potenzial war da.

Doch was mir am meisten fehlte, ist ein schlüssiges Ende. Das ist für mich leider gar nicht stimmig. Mehr als 300 Seite wurde darauf hingearbeitet und dann gab es eine Aufschlüsselung aller Erzählstränge, die nicht nur total kurz und lapidar rüberkam, sondern meiner Meinung nach vor allem nicht glaubhaft war. Von dem vorherigen Schreibstil, der zuvor echt überzeigend war, war hier nichts mehr zu spüren. Als hätte es an Zeit und Ideen gefehlt.

Zusammengefasst: Ein lesenswertes Buch, das leider nicht das volle Potenzial ausschöpft und deren Thematik und Schreibstil leider nicht über die Schwachstellen hinwegtrösten können.


⭐⭐⭐⭐

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Schön

Ein Winter in Wien
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Trübes und regnerisches Januarwetter, plötzliche Quarantäne, Warten auf das Ergebnis des PCR-Tests… Da musste jetzt etwas Fröhliches fürs Herz daher, das die Laune hebt. Hier kam „Ein Winter in Wien“ von ...

Trübes und regnerisches Januarwetter, plötzliche Quarantäne, Warten auf das Ergebnis des PCR-Tests… Da musste jetzt etwas Fröhliches fürs Herz daher, das die Laune hebt. Hier kam „Ein Winter in Wien“ von Petra Hartlieb aus meinem SUB wie gerufen.

Schon der liebevoll gestaltete Einband hat mich begeistert. Äußeres und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt und entführen den Leser in das Wien zur Zeit des Jugendstils. Die Geschichte ist ebenso zauberhaft und lässt sich problemlos in einem Rutsch weglesen. Perfekt für einen regnerischen Nachmittag auf der Couch. Ein wunderschöner Wohlfühl-Roman, herrlich unaufgeregt, dafür aber umso mehr detailreich und liebevoll ausgeschmückt. Perfekt gegen den Winterblues. Ich freue mich jetzt schon auf den Folgeband und den Frühling in Wien.

⭐⭐⭐⭐ (4 von 5 Sternen)

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Nach schwachem Start super

Eine ganz dumme Idee
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Dieses Buch macht einen die Urteilsfindung wirklich nicht leicht. Ich konnte kaum zählen, wie häufig ich auf den ersten 100 bis 120 Seiten darüber nachgedacht habe, das Buch abzubrechen oder wenigstens ...

Dieses Buch macht einen die Urteilsfindung wirklich nicht leicht. Ich konnte kaum zählen, wie häufig ich auf den ersten 100 bis 120 Seiten darüber nachgedacht habe, das Buch abzubrechen oder wenigstens zu einem späteren Zeitpunkt – mit viel gutem Willen – weiterzulesen. Ich fand zunächst überhaupt keinen Zugang zur Geschichte und den Charakteren. Alles kam mir so wahnsinnig auf gesetzt vor. Nicht ohne Grund, wie sich später herausstellte.

Doch ich habe durchgehalten, denn eigentlich bin ich ein großer Fan von Fredrik Backmans Schreibstil. Ich liebe sein großartiges Gespür für kleine Zwischentöne, besondere Momente, die Dynamik zwischen seinen Figuren… Und ich bin so froh, dass ich durchgehalten habe, denn ab Seite 150 platzte förmlich ein Knoten. Die Story zog mich von Seite zu Seite mehr in ihren Bann und die Figuren wuchsen, wie man es von Beckmans Figuren gewohnt ist, mit all ihren Fehlern und Stärken an Herz. Wieder einmal legt er sein Augenmerk auf wichtige gesellschaftliche Themen, spricht ganz große Gefühle an – gekonnt, mit viel Feingefühl, Menschlichkeit und sooooo viel Liebe zum Detail. Das Buch bringt einem zum Schmunzeln, regt zum Nachdenken an und öffnet das Herz.

⭐⭐⭐⭐ (4 von 5 Sternen)

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Lest es!

Adressat unbekannt
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67 Seiten. 67 Seiten, auf denen kein Satz zu viel, kein Satz zu wenig ist. 67 Seiten, die beeindrucken, zum Nachdenken anregen, nachhallen. 67 Seiten, die nur aus Briefen bestehen und die jeder gelesen ...

67 Seiten. 67 Seiten, auf denen kein Satz zu viel, kein Satz zu wenig ist. 67 Seiten, die beeindrucken, zum Nachdenken anregen, nachhallen. 67 Seiten, die nur aus Briefen bestehen und die jeder gelesen haben muss. Unbedingt!

Es ist kaum zu glauben, wie zeitlos dieses Buch ist. Die Zeilen hätte erst gestern jemand zu Papier gebracht haben können. Tatsächlich wurde dieses kurze Meisterwerk aber bereits 1938 verfasst – noch vor Beginn des 2. Weltkriegs, als das Unrecht schon um sich griff, aber das volle Ausmaß noch niemand erahnen konnte. Und wahrscheinlich deshalb spiegelt es die Unruhen, Ängste und Zerwürfnisse dieser Zeit so glaubhaft und kraftvoll wider, dass es einem unter die Haut geht.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Nein, vielmehr eine Aufforderung: Lest es!

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Eine Liebeserklärung an die Musik

Der Storyteller
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Wenn mich jemand fragen sollte, mit welchem Star ich gerne mal einen Kaffee trinken möchte, dann wäre meine Antwort zu 99,9 %-iger Wahrscheinlichkeit: Dave Grohl von den Foo Fighters. Der Kerl ist einfach ...

Wenn mich jemand fragen sollte, mit welchem Star ich gerne mal einen Kaffee trinken möchte, dann wäre meine Antwort zu 99,9 %-iger Wahrscheinlichkeit: Dave Grohl von den Foo Fighters. Der Kerl ist einfach eine coole Socke, scheint wahnsinnig sympathisch zu sein, ich liebe die Musik und ich denke, der Mann hat eine Menge verdammt interessanter Storys zu erzählen. Und da es zu diesem „Rendezvous“ wahrscheinlich nie kommen wird, freue ich sehr, dass der Frontman der Foos einen Teil seiner verrückten Geschichten zu Papier gebracht hat.

Und was soll ich sagen? Das Buch lohnt sich! Jede der 460 Seiten spiegelt seine Liebe und Verbundenheit zur Musik wider, ist eine Hommage an seine musikalischen Idole, von denen viele zu seinen engen Freunden geworden sind, zeigt neben einer ehrgeizigen, wagemutigen und verrückten Seite vor allem auch eine verletzliche, sehr empfindsame Seite von dem Musiker, der neben einem aufregenden Tourleben noch viel mehr sein Familienleben in vollen Zügen auskostet. Was mich aber besonders berührt hat, ist seine tiefe Liebe und Dankbarkeit zu den Menschen, die ihn in seinem Leben begleiten oder begleitet haben. Beides ist in jeder Zeile seiner vielen Geschichten spürbar und geht echt unter die Haut. Begeistert hat mich, mit welcher kindlichen Freude er immer noch durchs Leben geht, dass er nichts für selbstverständlich hält und nie seine Wurzeln vergessen hat.

Also Dave, gerne mehr davon. Ich wäre wieder dabei. 😉 Denn er schreibt ja selbst, dass die Geschichten im Buch höchstens ein Zehntel des bisher Erlebten sind. Und das wiederum merkt man beim Lesen auch. Nicht nur, dass manche Punkte seiner Karriere gar nicht zur Sprache kommen, vielmehr springt er in seinen Erzählungen auch wild hin und her, sodass es nicht immer ganz einfach ist zu folgen. Aber das macht das Buch auch irgendwie menschlicher, persönlicher und passt einfach zu diesem abgedrehten Kerl.

Eine Liebeserklärung an die Musik und das Leben!

Von mir ganz klar eine Leseempfehlung!

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