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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2021

Unbedingt lesen!

Der perfekte Kreis
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„Am allerwichtigsten ist, dass wir die Aufmerksamkeit auf das Land selbst lenken. Weil, ernsthaft, es geht nicht um die Muster oder die Kornfelder, es geht um das Land. Das Land. Es geht darum, den Menschen ...

„Am allerwichtigsten ist, dass wir die Aufmerksamkeit auf das Land selbst lenken. Weil, ernsthaft, es geht nicht um die Muster oder die Kornfelder, es geht um das Land. Das Land. Es geht darum, den Menschen beizubringen, es zu lieben, damit sie es nicht einfach als gegeben hinnehmen, sondern den Drang haben, es zu schützen.“
Woche für Woche tauchen im Sommer 1989 auf Englands Feldern über Nacht spektakuläre Kornkreise auf, die die Bevölkerung und Wissenschaftler in Staunen versetzen und zu wilden Spekulationen ermuntern. Viele halten sie für Werke außerirdischer Lebensformen. Doch erschaffen wurden sie nicht von Außerirdischen, sondern von den Außenseitern Redbone und Calbert. Zwei von der Vergangenheit geprägte Männer, deren Freundschaft sich zunächst nur auf das Erschaffen der Kornkreise zu beschränken scheint, doch weit gefehlt, sie brauchen einander dringender als es zunächst scheint.
Redbone und Calvert: Harte Schale, weicher Kern – selten war dieses Sprichwort passender. Zwei Außenseiter, die so vieles gemeinsam haben und doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Vereint durch den inneren Drang, etwas Einmaliges und Vollkommenes zu erschaffen, und dabei inneren Frieden und einen Ausweg aus dem Gedankenkarussell zu finden. Als Leser/in kann man diese beiden etwas schrägen Gestalten, die vom Leben gezeichnet sind und dabei dennoch so ein großes Herz haben, einfach nur liebgewinnen. Ihre Gespräche sind auf das Wesentliche reduziert, aber trotzdem so tiefgehend und voller Weitsicht.
Wieder einmal hat es Benjamin Myers geschafft, mich gleich von der ersten Seite an in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Ich liebe die Poesie, die auf jeder Seite zu finden ist. Seine bild- und sprachgewaltigen Naturbeschreibungen. Das Verharren im Hier und Jetzt. Wie er mit den richtigen Worten alles aus einem Moment herausholen kann. So schön! So besonders! So zeitlos! So nachhallend! Dieses Buch muss man genießen. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Nicht mein Wohlfühlroman

Der Ort der verlorenen Herzen
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Ich dachte mir, wenn ich schon krank im Bett liegen muss, dann wäre das doch die beste Zeit für einen richtigen Wohlfühlroman mit viel Gefühl. Der Klappentext klang vielversprechend, auch wenn es für einen ...

Ich dachte mir, wenn ich schon krank im Bett liegen muss, dann wäre das doch die beste Zeit für einen richtigen Wohlfühlroman mit viel Gefühl. Der Klappentext klang vielversprechend, auch wenn es für einen Weihnachtsroman eigentlich noch etwas zu früh ist. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass ich diesen Roman sicher nicht in die Kategorie Weihnachtsroman einordnen würde, auch wenn er in der Weihnachtszeit spielt. Leider passte die Zuordnung Wohlfühlroman mit viel Gefühl meiner Meinung nach auch nicht allzu sehr. Mir fehlen sowohl die Emotionen als auch die Tiefe in der eigentlich zunächst vielversprechend klingenden Handlung. Stattdessen wurde diese eher auf eine nüchterne und unterschwellig bedrückende Art und Weise erzählt. Eine besinnliche, festliche oder romantische Stimmung kam zu keinem Zeitpunkt auf – auch nicht am Ende.
Stattdessen reihte sich Drama an Drama, ohne irgendein Spannungsaufbau, ohne emotionale Tiefe, ohne eine wirkliche Interaktion der Charaktere miteinander. Vieles wurde nur kurz angerissen, bevor schon wieder das nächste Ereignis eintraf, bevor es wieder einen Rückblick in die Vergangenheit gab oder einen Sprung in die Zukunft. Nur um dann die wichtigen Stellen, die wichtigen Gespräche in meiner Meinung nach viel zu wenig Zeilen abzuhandeln. Ich habe leider so überhaupt keinen Zugang zu den einzelnen Charakteren finden können. Dabei waren die durchaus nicht uninteressant, ganz im Gegenteil. Aber auch hier fehlte es wieder an Tiefe und einer wirklichen Auseinandersetzung mit diesen Charakteren. Trotz der tollen Grundidee zu dieser Geschichte, konnte mich das Buch leider gar nicht in seinen Bann ziehen. Schade!

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Lesenswert!

Die letzten Romantiker
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„Was ich dem Mann eigentlich sagen wollte, war, dass die größte Poesie und das, was jeden von uns zum Poeten macht, die Geschichten sind, die wir über uns selbst erzählen. Sie basieren auf unseren Familien ...

„Was ich dem Mann eigentlich sagen wollte, war, dass die größte Poesie und das, was jeden von uns zum Poeten macht, die Geschichten sind, die wir über uns selbst erzählen. Sie basieren auf unseren Familien und Blutsbanden, auf Freunden und Geliebten, auf Hass und dem, was wir gelesen, beobachtet und miterlebt haben. Auf Sehnsüchten und Reue, Krankheit, gebrochenen Knochen und Herzen, Leistungen, Geldgewinn und -verlust, Handlesungen und Visionen. Wir erzählen diese Geschichten, bis wir sie selbst und bis wir an uns selbst glauben, und das ist das Mächtigste, was es gibt.“

Es gibt Bücher, die ziehen einen gleich von der ersten Seite an in ihren Bann. Genau so erging es mir mit „Die letzten Romantiker“ von Tara Conklin, das vor allem im ersten Teil wahnsinnig atmosphärisch, kraftvoll und gefühlvoll ist. Ich wollte es kaum aus der Hand legen. Konnte die Erlebnisse, Gefühle und Ängste der Skinner-Geschwister mitfühlen. Ihre starke Liebe und Verbindung zueinander in jeder Zeile spüren, den Beschützerinstinkt und das Pflichtgefühl.

Leider hielt das nicht bis zum Ende des Buches an. Gerade im Mittelteil verliert sich die Erzählung meiner Meinung nach immer mehr, verliert an Atmosphäre, einiges erscheint sogar irrelevant. Es bleibt zwar immer noch ein sehr gutes Buch, muss aber insgesamt dadurch etwas an Strahlkraft einbüßen. Gegen Ende des Buches konnte mich die Geschichte wieder deutlich mehr überzeugen, das hohe Niveau vom Beginn erreichte es aber nicht mehr. Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung. Das Buch ist perfekt für lange Leseabende oder -wochenenden in der kommenden Herbstzeit. Es ist gefühlvoll, ohne rührselig zu sein, zeigt, wie unvorhergesehene Ereignisse ein ganzes Leben prägen könne, wie wichtig Beziehungen jeglicher Art sind und wie schnell es passieren kann, dass wir im Wahnsinn des Alltags den Fokus auf uns selbst und unsere Bedürfnisse verlieren.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Hat mich nicht erreicht

Der Panzer des Hummers
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Ich habe selten so lange gebraucht, um nach dem Lesen eines Buches meine Eindrücke zu Papier zu bringen. Aber auch mit zeitlichem Abstand muss ich gestehen, dass selten ein Buch so wenig in mir bewegt ...

Ich habe selten so lange gebraucht, um nach dem Lesen eines Buches meine Eindrücke zu Papier zu bringen. Aber auch mit zeitlichem Abstand muss ich gestehen, dass selten ein Buch so wenig in mir bewegt hat und so wenig nachhallt. Das liegt gar nicht am Schreibstil, ganz im Gegenteil. Ich finde, die einzelnen Charaktere sind gut gelungen, das Buch liest sich flüssig und ich mag auch die Idee der komplizierten Familienkonstellation. Nur leider erschließt sich mir der Sinn dieses Buches in keinster Weise, der rote Faden fehlt, die Interaktion miteinander. Es gibt keine Entwicklung. Ganz befremdlich fand ich die Kapitel „aus dem Himmel“. Ich bleib am Ende des Buches ebenso ratlos zurück wie die Hauptcharaktere und hatte zuvor 336 Seiten die Hoffnung, irgendwann noch den Zugang zum großen Ganzen zu finden. Aber den soll es offenbar bewusst nicht geben. Oder ich bin absolut nicht die Zielgruppe und mir verschließt sich aus diesem Grund der Sinn?! Schade.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Viel Potenzial, aber es fehlt Tiefe

Das Haus der Frauen
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Ich muss zugeben, bei dem Buch fällt es mir nicht leicht, meinen Eindruck wiederzugeben. Einerseits finde ich die Idee zu dieser Geschichte mit all ihren Möglichkeiten großartig und absolut faszinierend. ...

Ich muss zugeben, bei dem Buch fällt es mir nicht leicht, meinen Eindruck wiederzugeben. Einerseits finde ich die Idee zu dieser Geschichte mit all ihren Möglichkeiten großartig und absolut faszinierend. In ihr steckt so viel Potenzial. Und da wären wir auch schon beim „Andererseits“. Meiner Meinung nach wurden diese Möglichkeiten nämlich nicht ganz ausgeschöpft. Mir fehlte die emotionale und erzählerische Tiefe, das Zwischenmenschliche, stattdessen wirkte die Story und der Schreibstil auf mich zu distanziert, farblos und verhalten. Als würde man eine Geschichte von einer dritten Person erzählt bekommen, die nicht dabei war.
Die Geschehnisse im letzten Teil des Buches gehen mir dann teilweise zu schnell, einige Wendungen kann ich nicht wirklich nachvollziehen und es bleiben für meinen Geschmack noch zu viele Fragen offen.
Wenn ich mir etwas für diese Geschichte wünschen dürfte, dann wären es mehr Seiten für mehr Tiefgang und Nähe zur Handlung. So bleibt es leider hinter meinen Erwartungen zurück, trotz der großartigen Grundidee.
Zum Inhalt: Die erfolgreiche Anwältin Soléne erleidet nach dem Selbstmord eines Mandanten einen Burnout. Um wieder Fuß zu fassen im Leben, nimmt die eine ehrenamtliche Beschäftigung als öffentliche Schreiberin im Pariser Frauenhaus "Palast der Frauen" an. Hier wird sie mit dem harten Schicksal der Bewohnerinnen konfrontiert und ihr werden so manches Mal die Augen geöffnet. Dabei gewinnt sie eine neue Sicht auf das Leben und sich selbst.
Der zweite Erzählstrang versetzt den Leser 100 Jahre zurück in das Leben der Gründerin Blanche Peyron, die ihr ganzes Dasein dem Engagement bei der Heilsarmee und der Hilfe für notleidende Frauen widmet.

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