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Veröffentlicht am 01.11.2020

„Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel"...

Darwins Notizbuch
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… lautet ein berühmtes Zitat von Charles Robert Darwin (1809 – 1882). Die von ihm entwickelte Evolutionstheorie gilt als Basis für die moderne Biologie und Genetik. Allerdings waren seine Schriften zur ...

… lautet ein berühmtes Zitat von Charles Robert Darwin (1809 – 1882). Die von ihm entwickelte Evolutionstheorie gilt als Basis für die moderne Biologie und Genetik. Allerdings waren seine Schriften zur Abstammungslehre bereits während seiner Lebenszeit Gegenstand heftiger Kontroversen und geben auch heute noch Anlass zu Diskussionen.
Jonathan Clements macht das in „Darwins Notizbuch" deutlich. Übersichtlich in neun Kapitel unterteilt, schildert er sehr anschaulich Leben und Werk des Forschers. Doch sein Buch geht über eine Biografie hinaus; er stellt die Ereignisse nicht isoliert dar, sondern erläutert sie stets in Beziehung zu Darwins Lebensumständen und Zeit(-Genossen), so dass wir als Leser die Wirkung seiner Theorien auf Gesellschaft und Kirche mit verfolgen können. Clements beschließt sein Buch mit einem Kapitel über „Darwins Vermächtnis“, in dem er Darwins Nachfolger schildert und die Weiterverfolgung seiner Theorien dokumentiert, bis hin zu den Errungenschaften moderner Wissenschaft, die auf seinen Erkenntnissen basieren - aber teilweise auch zu Rassendiskriminierungen führten.
Eingestreute Zitate, zahlreiche Illustrationen, die zum Teil aus Darwins persönlichen Notizbüchern stammen, und Fotos begleiten den Text. Auf sehr lebendige Weise veranschaulichen sie Darwins Forschungen und unterstreichen den Notizbuch-Charakter. Register und Literaturliste vervollständigen das Buch.
„DarwinsNotizbuch" ist eine ansprechend und hochwertig gestaltete Ausgabe für jeden, der sich einen Überblick zu Leben und Werk des Forschers verschaffen möchte.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Beeindruckende Tierfabeln

Die Fliege und die Suppe
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Vom Alltag einer Stubenfliege bis zum kurzen Leben einer Ratte im Versuchslabor schildert Hugo Loetscher Szenen, in denen Tiere und ihre Verhaltensweisen im Mittelpunkt stehen. Ob als Haus- oder Nutztier ...

Vom Alltag einer Stubenfliege bis zum kurzen Leben einer Ratte im Versuchslabor schildert Hugo Loetscher Szenen, in denen Tiere und ihre Verhaltensweisen im Mittelpunkt stehen. Ob als Haus- oder Nutztier gehalten - in den meisten Fällen handelt es sich um Tiere, deren natürliches Verhalten in krassem Gegensatz zu ihrer derzeitigen Situation steht, wie etwa die angeborenen Triebe des Huhnes, die in einer Massentierhaltung völlig sinnlos erscheinen. Der Schlag eines Elektrobolzens ist hier seine Endstation.
Fein beobachtet sind die Merkmale der einzelnen Tiere und ihre typischen Verhaltensweisen. Loetscher gibt sie detailliert und überaus sensibel wieder, so dass die Situationen sehr realistisch beim Leser ankommen. Es macht betroffen, für uns alltägliche Vorkommnisse einmal so aus der Tierperspektive zu betrachten. Doch der Autor zeigt nicht nur Szenen, in denen der Mensch das Tier (aus)nutzt, sondern auch den umgekehrten Fall. Mit grimmigem Humor erzählt er etwa von der Filzlaus und dem Augenblick, der ihr einen Wirtswechsel ermöglicht. Oder er beschreibt den Heuschreckenschwarm, der sich eine neue Futterquelle erobert.
All diese kurzen Geschichten sind so eindrücklich, dass sie sicher lange im Gedächtnis bleiben, egal, ob es um den sachlichen Bericht des Ameisen-Alltags geht oder um den „Auftritt“ eines Zauberkaninchens.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Ein wertvoller Begleiter

Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht
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Das Rheinland ist seit dem Mittelalter, genauer gesagt seit der Krönung Karls des Großen, Ausgangs- und Mittelpunkt kaiserlicher Macht. Dementsprechend findet sich hier eine Fülle an Zeugnissen mittelalterlicher ...

Das Rheinland ist seit dem Mittelalter, genauer gesagt seit der Krönung Karls des Großen, Ausgangs- und Mittelpunkt kaiserlicher Macht. Dementsprechend findet sich hier eine Fülle an Zeugnissen mittelalterlicher Kultur, die aktuell in Mainz zu einer beachtenswerten Ausstellung ("Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht") zusammengetragen worden sind und die Historie für die Besucher lebendig und nachvollziehbar machen.
Der hierzu herausgegebene, sehr umfangreiche Katalog dokumentiert die Exposition überaus detailliert und gewissenhaft. Chronologisch geordnet gibt er eine Übersicht über die Herrschaftsfolge der Kaiser von Karl dem Großen, dem Gründer des Großreichs der Karolinger, bis zu Friedrich II., der bereits im Alter von zwei Jahren zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde.
Jedes Großkapitel beginnt mit einem geschichtlichen Abriss und räumlicher Einordnung. Unterschiedliche Verfasser geben in kurzen und gut verständlich geschriebenen Beiträgen Informationen zum Lebenslauf des jeweiligen Kaisers, sowie Erklärungen zu den politischen Gegebenheiten, Machtverhältnissen, Literatur und Kunst. Sie vermitteln dem Betrachter/Leser eine Vorstellung davon, wie sich die „Säulen der Macht" im Mittelalter zusammensetzten.
Hervorzuheben sind aber auch die Fotografien der einzelnen Exponate. Sie beeindrucken mit ihrer Qualität der Wiedergabe.
Der Katalog ist für die Vorbereitung auf die Besichtigung der Ausstellung bestens geeignet. Vor allem aber bereitet diese hochwertige Ausgabe auch nach dem Besuch Freude, wenn der Interessierte die Exposition in aller Ruhe noch einmal Revue passieren lässt.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

„Wenn es einem den Magen umdreht“

Wer dann noch lachen kann
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"Wer dann noch lachen kann" ist ein Buch, das sehr viel mehr Beachtung verdient, als ihm zur Zeit zuteil wird.
Die Geschichte der Kindheit der Autorin, begonnen in dem vorhergehenden Band "Ich freue mich, ...

"Wer dann noch lachen kann" ist ein Buch, das sehr viel mehr Beachtung verdient, als ihm zur Zeit zuteil wird.
Die Geschichte der Kindheit der Autorin, begonnen in dem vorhergehenden Band "Ich freue mich, dass ich geboren bin", wird hier fortgesetzt, in erster Linie aus dem Blickwinkel des heranwachsenden Mädchens. Zwar ist sie noch immer zu jung, um alles wirklich zu verstehen, was ihr geschieht, aber sie ist nun nicht mehr das kleine Kind, das "wie das siebte Geißlein in den Uhrenkasten schlüpft", um sich zumindest mental den Misshandlungen ihres Vaters zu entziehen. In schlichten, manchmal naiv anmutenden Sätzen, aber umso eindrücklicher schildert Vanderbeke, wie die "väterliche Hand" keineswegs sanfter wird, im Gegenteil, der Vater vergeht sich auch noch sexuell an ihr.
Vanderbeke wechselt in Erzählstimme und Zeit zwischenzeitlich in das Erwachsenenalter. Der Besuch bei einem Mikrokenisitherapeuten nach einem Verkehrsunfall fördert zutage, was sie bislang verdrängt hat. Langsam lernt sie über all die Dinge zu sprechen, die der Vater ihr angetan und die Mutter stillschweigend geduldet und teilweise sogar unterstützt hat. Wie sehr hat diese Vergangenheit ihr weiteres Leben überschattet und beeinflusst?
Voll bitterer Ironie beschreibt Birgit Vanderbeke ihren kindlichen Alltag, die grenzenlose Brutalität des Vaters, ihre Angst und die vage Hoffnung, jemand von außen möge eingreifen. Doch niemand greift ein, und sie erkennt glasklar, dass sie ganz allein auf sich gestellt ist, nur sie allein kann „auf sich aufpassen.“
Es ist mutig, ihre Autobiografie so schonungslos offen zu legen. Die Absicht dahinter ist nicht zuvorderst die Verarbeitung ihrer Vergangenheit, sondern ein Aufrütteln der Leser. Es reicht nicht, betroffen zu sein; wir müssen wachsamer sein, genauer hinhören und -schauen, auch „wenn es einem den Magen umdreht“.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Mit Spaß und Fantasy zum Thema "Zeit"

Einstein
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Wie führt man Kinder spielerisch an das Phänomen Zeit heran? Das Problem der relativen Raum/Zeit-Theorie ist schon für Erwachsene nicht leicht zu begreifen. Da lässt Torben Kuhlmann eine kluge kleine Maus ...

Wie führt man Kinder spielerisch an das Phänomen Zeit heran? Das Problem der relativen Raum/Zeit-Theorie ist schon für Erwachsene nicht leicht zu begreifen. Da lässt Torben Kuhlmann eine kluge kleine Maus als Vermittlerin auftreten. Zu ihrem großen Pech hat diese das Schweizer Käsefest verpasst. Da sie dennoch auf die erhofften Leckerbissen nicht verzichten will, sinnt sie auf eine Möglichkeit, doch noch teilnehmen zu können - doch dazu müsste sie in der Zeit zurückreisen. Wie soll sie das anstellen? Kann eine solche Zeitreise überhaupt gelingen?
Mit ganz viel Hingabe an das Thema hat Torben Kuhlmann dieses Kinderbuch gestaltet. Bereits die Vorsatzblätter zeigen in zahlreichen, beinahe wissenschaftlich anmutenden Skizzen die Experimente des kleinen Protagonisten zur Konstruktion einer Zeitmaschine. Weiterhin geben großzügige, oft ganzseitige Bilder spezielle Eindrücke aus der Welt, in der die Maus sich bewegt. So können wir aus der „Mausperspektive" mit verfolgen, wie sie sich über Zeit und Zeitmessung informiert und welche Anstrengungen es unternimmt, um seinem Ziel näher zu kommen.
Kurze, klare Textpassagen erläutern - hübsch eingebettet in die vielen detailreichen Illustrationen - das fantasievolle Abenteuer. Humorvoll, in kindgerechter Sparche verfasst, aber auch nicht zu simpel, fügen sie sich harmonisch ein. Neben einer Kurzbiografie Albert Einsteins findet sich im Anhang auch ein Abschnitt über seine Relativitätstheorie, vom Autor gut erläutert und durch Illustrationen erhellt. Doch dieser Teil richtet sich vermutlich eher an die größeren bzw. erwachsenen (Vor-)Leser.
Mein Fazit: „Einstein" ist eine sehr liebevoll aufgemachte Lektüre, die nicht nur Kinder entzückt!

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