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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2018

Modern, kompetent, gut durchdacht

London MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
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London - eine Stadt mit mehr als 8 Millionen Einwohnern und einer Größe von ca. 50 km Durchmesser, kurz: die größte Stadt Europas! „Swinging London“ präsentiert sich in seinen zahlreichen unterschiedlichen ...

London - eine Stadt mit mehr als 8 Millionen Einwohnern und einer Größe von ca. 50 km Durchmesser, kurz: die größte Stadt Europas! „Swinging London“ präsentiert sich in seinen zahlreichen unterschiedlichen Stadtteilen multikulturell; hier existieren über 50 Nationalitäten nebeneinander und es werden ca. 300 verschiedene Sprachen gesprochen. Da kann der unbedarfte Tourist leicht den Überblick verlieren!
Damit so etwas nicht passiert, bringt Ralf Nestmeyer System in die Reiseplanung. Mit seinem aktuellen London-Guide lotst er seine Leser sicher durch die diversen Bezirke und gibt dabei kompetente Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. So kann der Leser zwischen achtzehn gut durchdachten Touren, die bereits im Inhaltsverzeichnis kurz charakterisiert sind, wählen oder sich für Ausflüge in die nähere Umgebung der englischen Hauptstadt entscheiden. Dabei geht der Autor nicht nur auf die üblichen Highlights ein, sondern gibt auch Hinweise zu unbekannteren, aber interessanten Details abseits der „normalen“ Touristenrouten. Auch die in die einzelnen Kapitel eingestreute Rubrik London im Kasten, die zusätzlich über Amüsantes, Spannendes oder Besonderes des jeweiligen Bezirks informiert, lädt dazu ein, die Metropole nicht nur oberflächlich zu betrachten. Stadtteilkarten mit den darauf markierten Sehenswürdigkeiten und zahlreiche Fotografien illustrieren die virtuellen Spaziergänge, die Nestmeyer in lockerer, humorvoller Art beschreibt. Als knapper Überblick erscheinen am Ende des Buches noch einmal die Adressen der erwähnten Museen, Geschäfte und Restaurants, „kompakt“ auf zehn Seiten zusammengefasst. Viele praktische Tipps rund um die Reise nach und in London ergänzen - farblich vom Hauptteil abgesetzt - den Guide, ebenso wie ein kurzer Sprachführer und zusätzliche Literaturhinweise. Beim Bummel durch London kann der Reisende ganz traditionell auf den beigefügten Stadtplan zurückgreifen oder sich verfügbare Informationen per App auf das Smartphone laden.
Mein Eindruck: ein gut durchdachter, sachgerechter und zeitgemäßer Reiseführer!

Veröffentlicht am 25.10.2018

Gut durchdacht und liebevoll gestaltet

Der kleine Drachen kann nicht schlafen
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Was macht eigentlich ein Drachenkind, wenn es abends nicht einschlafen kann?
Der kleine grüne Drache in Christina Wermeschers Bilderbuch hat da einige gute Ideen. Welche wohl hilfreich ist?
Mit einfachen ...


Was macht eigentlich ein Drachenkind, wenn es abends nicht einschlafen kann?
Der kleine grüne Drache in Christina Wermeschers Bilderbuch hat da einige gute Ideen. Welche wohl hilfreich ist?
Mit einfachen Worten und (Klein-)kindgerecht in wenigen kurzen Sätzen erzählt die Autorin von den Einschlafversuchen des jungen Drachen. Die netten Text-Wiederholungen machen den kleinen Zuhörern Spaß und werden ausgesprochen gern mitgesprochen.
Während der Text in großen farbigen Buchstaben auf der einen Buchseite wiedergegeben ist, begleiten ihn ebenfalls ganzseitige, colorierte Zeichnungen auf der gegenüberliegenden Seite. Verbunden durch einen gemeinsamen Farbton, wirken Schrift und Bild als harmonische Einheit. Passend zum Text erscheinen auch Sandy Juds Illustrationen schlicht und klar. Niedliche Details in den Bildern ergänzen die kleine Geschichte wirkungsvoll.
Als zusätzliches Bonbon haben die jungen Leser die Möglichkeit, dem Drachenkind selbst Farbe zu verleihen und die schwarz-weißen Bilder am Ende des Buches bunt auszumalen - entweder nach Vorlage oder ganz nach eigenen Vorstellungen.
Unser Fazit: Ein gut durchdachtes und wirklich liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das auch den Erwachsenen Spaß macht.

Veröffentlicht am 19.10.2018

Symbol einer Epoche

Queen Victoria
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Eine ganze Epoche der Zeitgeschichte ist nach ihr benannt: Queen Victoria. Sie ging in die Geschichte ein als langlebige Regentin eines riesigen, ausgedehnten Reiches (sie beherrschte ein Viertel der Weltbevölkerung) ...

Eine ganze Epoche der Zeitgeschichte ist nach ihr benannt: Queen Victoria. Sie ging in die Geschichte ein als langlebige Regentin eines riesigen, ausgedehnten Reiches (sie beherrschte ein Viertel der Weltbevölkerung) und Stammmutter zahlreicher Mitglieder von Königshäusern in ganz Europa. Aber die Öffentlichkeit kennt auch viele Fotos, in denen Victoria inmitten ihrer Familie posiert und ein idyllisches Familienleben präsentiert. Sie war „…die mächtigste Königin und die berühmteste berufstätige Mutter ihrer Zeit“, um die sich zahllose Geschichten und Mythen ranken.
Die Absicht der australischen Historikerin und Journalistin Julia Baird, ist es, in ihrem Buch Victorias Leben historisch genau darzustellen und die Widersprüche in ihrem Wesen aufzuzeigen. Auf sachliche, dennoch unterhaltende Weise schildert die Autorin den langen Lebensweg der Monarchin, von ihrer Geburt (1819) und Kinderzeit bis zur Krönung, ihre Ehe und Mutterschaft bis zu ihrem Tod im Jahr 1901. Etliche Illustrationen und Fotos begleiten und ergänzen dabei den Text. Baird geht sehr detailliert und gut verständlich auf die englische Politik jener Zeit ein, erläutert die sozialen Probleme des beginnenden Industriezeitalters und Reformen. Gestützt auf zahlreiche unterschiedliche Quellen, zu denen u.a. auch Tagebucheintragungen Victorias und ihres Arztes James Reid zählen, gibt sie neben Victorias politischer Haltung und Einfluss auch einen recht privaten Einblick in ihr Gefühlsleben wieder, über das sich die Königin sehr ehrlich äußert.
Baird hat überaus gewissenhaft und gründlich recherchiert, und nicht alles, was sie in ihrem Buch veröffentlicht, mag der königlichen Familie gefallen. Doch ihr Ziel ist es „…Mythen zu durchdringen, nicht sie zu fördern.“ Und das ist ihr mit ihrem Buch in anschaulicher Weise gelungen.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Ein wahres Füllhorn...

Geschichten von Henriette und Onkel Titus
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… an fantastischen Geschichten und Gedichten hat der Schriftsteller Peter Hacks (1928 – 2003) für Kinder und Erwachsene geschrieben. Eine kleine Auswahl ist nun als Hörbuch im Eulenspiegel-Verlag erschienen, ...

… an fantastischen Geschichten und Gedichten hat der Schriftsteller Peter Hacks (1928 – 2003) für Kinder und Erwachsene geschrieben. Eine kleine Auswahl ist nun als Hörbuch im Eulenspiegel-Verlag erschienen, der Werke des Autors bereits zu dessen Lebzeiten verlegt hat.
Die „Geschichten von Henriette und Onkel Titus“ enthalten originelle kurze Erzählungen über das nicht ganz alltägliche Leben des schrulligen Erfinder-Onkels mit dem birnenförmigen Kopf und seiner aufgeweckten Nichte Henriette. Mit von der Partie sind die Nachbarin Frau Philip und der Dichter Felix im rosa seidenen Morgenrock, der „sich vernünftige Gedanken ausdenkt“ und Henriette zeigt, was ein „Tagedieb“ bewirken kann. Die einzelnen Episoden werden immer wieder einmal abgelöst von humorvollen Gedichten. Hacks´ anspruchsvolle Sprache und seine knappen hintersinnigen Anspielungen sind für jeden gut verständlich und werden - finde ich - ausgezeichnet von den beiden Sprecherinnen transportiert. Die bekannten Schauspielerinnen Carmen-Maja und Jennipher Antoni lesen die Geschichten wechselweise, mit viel Enthusiasmus, frisch und ausdrucksvoll. Es gelingt ihnen vortrefflich, dem Zuhörer Hacks´ Fabulierkunst und seine optimistische Lebenseinstellung zu vermitteln.
Peter Hacks´ Humor reicht von witzig bis sarkastisch und rabenschwarz. Als „sozialistischer Klassiker“ war der Schriftsteller zwar nicht unumstritten, doch als Kinder- und Jugendbuchautor ist er zweifellos einer der fantasievollsten und feinsinnigsten Literaten. Neben zahlreichen Auszeichnungen für seine Werke erhielt er im Jahre 1998 auch den deutschen Jugendliteraturpreis.
Die „Geschichten von Henriette und Onkel Titus“ bieten 74 Minuten Hörvergnügen, in denen Mutter und Tochter Antoni die kuriosen Einfälle und überraschenden Wendungen vor den Augen des aufmerksamen Lauschers (ab 6 Jahren) lebendig werden lassen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Ein "leises" Drama

Loyalitäten
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Wie reagiert ein Kind, wenn es in eine anscheinend ausweglose Situation gerät? Der 12jährige Théo, der als Kind geschiedener Eltern zwischen den unversöhnlichen Partnern steht, folgt dem Beispiel seines ...

Wie reagiert ein Kind, wenn es in eine anscheinend ausweglose Situation gerät? Der 12jährige Théo, der als Kind geschiedener Eltern zwischen den unversöhnlichen Partnern steht, folgt dem Beispiel seines Vaters: er sucht Entspannung und Vergessen im Alkohol. Obwohl zermürbt von der ständigen, selbst auferlegten Verpflichtung, seine Eltern - besonders die Lebensweise seines Vaters – decken zu müssen, schafft er es dennoch nicht, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Auch seiner Lehrerin Hélène gegenüber, deren eigene Kindheitserlebnisse sie für die Probleme ihrer Schüler sensibilisiert haben, kann er sich nicht öffnen. Steuert Théo einer Katastrophe entgegen?
Mit ihrer ruhigen, aber sehr intensiven Art zu erzählen trifft Delphine de Vigan ihre Leser im Innersten. Wie weit geht die Verpflichtung, einen Menschen, dem ich familiär oder freundschaftlich verbunden bin, durch Schweigen zu schützen? Wann kann oder muss ich mein Schweigen brechen? Die Schwierigkeiten, die sich aus dem Gefühl der Loyalität für andere ergeben, beleuchtet de Vigan eindrucksvoll aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sachlich, ohne Sentimentalität, lässt sie einen kleinen Personenkreis selbst zu Wort kommen: zwei Kinder, Théo und seinen Freund Mathis, und zwei Erwachsene, ihre Lehrerin Hélène und Mathis´ Mutter Cécile. Den Dreh- und Angelpunkt bildet Théo; um ihn herum gruppieren sich die Episoden und Probleme der übrigen Figuren. Neben dem Thema Loyalität entsteht logischerweise auch die schwierige Frage: Wann und wie soll ein Außenstehender eingreifen?
Werden zumindest die Erwachsenen einen Weg finden, Théo zu helfen?
Ungeschminkt inszeniert Delphine de Vigan eines der „leisen Dramen“ in dieser Welt. Ihr neuer Roman hat mich stark beeindruckt und lässt mich nachdenklich zurück.