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Veröffentlicht am 11.03.2020

Ein aufrüttelndes und überzeugendes Buch des Sternekochs über unser Essverhalten und die Massentierhaltung

Ab in die Küche!
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Im Westend Verlag erscheint das Sachbuch "Ab in die Küche!" von Sternekoch Franz Keller.

Billigfleisch überschwemmt den Markt, Fast-Food-Läden haben immer noch einen regen Zulauf. Franz Keller bringt ...

Im Westend Verlag erscheint das Sachbuch "Ab in die Küche!" von Sternekoch Franz Keller.

Billigfleisch überschwemmt den Markt, Fast-Food-Läden haben immer noch einen regen Zulauf. Franz Keller bringt in diesem Buch überzeugende Argumente, warum der Konsument wieder selbst kochen und was er bei seiner Ernährung beachten sollte, um wieder ein natürliches Gleichgewicht in der Natur erreichen zu können. Die Bevölkerung ist bereit für eine Agrar- und Lebensmittelwende, doch die Politik wird in Deutschland und der EU von den starken Lobbyinteressen ausgebremst.


Gesund und lecker Kochen kann man mit guten Rohstoffen und einfachen Mitteln, man muss es nur wollen und die Gründe dafür verstehen.

Franz Keller erklärt in diesem Buch sehr überzeugend seine Kritikpunkte an der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelindustrie. Das nicht alle Probleme in der Landwirtschaft mit Geld geregelt werden können, liegt klar auf der Hand. Hier muss ein Wechsel stattfinden, das Umdenken weg von Billigfleisch und hin zu angemessener Tierhaltung, mit Preisen, die die Verbraucher durchaus bereit sind zu zahlen.


Wenn schon Sterneköche auf den Irrsinn unserer Nahrungsmittelindustrie hinweisen und der Landwirtschaft die rote Karten zeigen, ist der Punkt gekommen, wo nicht nur die Politik umdenken und handeln muss, sondern auch der Verbraucher. Denn die Kaufkraft der Verbraucher regelt auch den Markt. Dessen sollte sich jeder einzelne von uns bewusst sein.

Wie in vielen Haushalten mangelt es an Zeit für ausgiebige Kochvorgänge, doch das muss nicht sein. Mit einer gebündelten Vorbereitung verschiedener Grundlagen in der Küche kann man einige Schritte für mehrere Tage vorbereiten und muss nur noch kleine Arbeitsgänge einsetzen.

Brühen, gekochte Gemüse und Fleisch kann man in größeren Mengen vorbereiten, konservieren und die nächsten Tage darauf zurückgreifen. Schon unsere Großmütter waren solche Kochvorgänge gewohnt, wir müssen uns nur darauf zurückbesinnen.

Franz Keller erklärt sehr überzeugend, welche Lebensweisen wir im Umgang mit unseren Nahrungsmitteln überdenken müssen und welchen Weg wir sinnvollerweise einschlagen sollen. Die Tierhaltung und -verwertung läuft auf Billigware hinaus. Das muss sich ändern, dann werden auch die Güllemengen wieder sinken und die Preise zwar höher werden, aber das muss uns gutes Essen wert sein. Denn zusätzlich zu den günstigen Preisen muss man ehrlicherweise auch die Kosten für die Umweltsünden aufaddieren. Langfristig gerechnet ist die Umweltbelastung teurer als kurzfristige Preisanstiege für Biofleisch und Bioprodukte.

Dank seiner anekdotenreichen Geschichten und seiner direkten Sprache mit erschlagenden Argumenten, erkennt man schnell, was die industrielle Lebensmittelproduktion mit diversen Zusatzstoffen für unsere Ernährung bedeutet und was wir damit letztendlich unserer Gesundheit und unserer Umwelt antun. Erschreckend ehrlich stellt Keller die Diagnose, dass wir krank werden, wenn wir weiter so essen wie bisher.

Im Rezeptteil finden sich viele schmackhafte Grundgerichte, die vielfältig sind und die man gut nachkochen kann.

"Tomatensugo mit Basilikum und Pinienkernen"

"Gerstenrisotto mit Gemüsewürfeln und geräucherter Forelle"

Die Graupe ist das europäische Superfood statt Chia oder Quinoa.

"Kartoffelgratin mit Zuccinistreifen und geröstetem Wirsing"

"Kartoffelrösti mit griechischem Joghurt und Seeteufel"

"Kartoffelsalat"

"Gerösteter Rosenkohl mit Alblinsen"


Die Herstellung von eigenen Brühen ist Franz Keller sehr wichtig. Diese Grundlage ermöglicht es, mit Gemüsen später die besten Kochergebnisse zu erzielen. Wie man diese herstellt, erfahren wir im Buch.

Reste von Lebensmitteln machen einen horrenden Anteil an unserem Müll aus, da muss sich ändern. Denn aus Resten lassen sich manchmal die besten Gerichte zaubern, weil man die Zusammenstellung nur einmal ändert. Überhaupt macht selbst Kochen richtig Spaß, nur so wissen wir, welche Produkte wir verwenden und damit auch zu uns nehmen. Je weniger Inhaltsstoffe ein Produkt hat, umso ursprünglicher und unverarbeiteter ist es. Das muss uns klar sein, wenn wir etwas kaufen.



Einige Geschichten aus Kellers Leben lockern dieses Sachbuch auf und sorgen für unterhaltsame und interessante Fakten. Er erzählt gerne, so scheint es und bringt diese Anekdoten auch gern unters Volk. Das Kochen wurde Keller schon in die Wiege gelegt, seine Mutter war die erste Sterneköchin Deutschlands, dankbar erzählt er von ihr und seiner Großmutter Mathilde. In seinem Restaurant trafen sich auch Politiker wie A. Merkel und W. Putin und Keller macht deutlich, wie ein gemeinsames Essen auf Menschen wirken kann.



Zum Ende des Buches nimmt er die sogenannte Bauernmilliarde aufs Korn. Wie man das Geld sinnvoll einsetzen könnte, dazu hat er eine Meinung und stellt ein Gedankenmodell vor. Was wäre, wenn Deutschland aus der Massentierhaltung ausstiege?

Statt Billigware sollte mehr Wert auf Qualität gelegt werden, dann kann die Landwirtschaft gesunden. Viele negative Beispiele gibt es bereits im Anbau von Avocado und mit Quinoa, dort wird in manchen Ländern mit allen Mitteln die Produktion angetrieben, am Ende wird abgeholzt, das Trinkwasser verschwendet und den Einheimischen die Lebensgrundlage für ihre Rohstoffe genommen.



Ab in die Küche! setzt eine klare Botschaft gegen die Lebensmittelindustrie und gegen die Massentierhaltung. Wir haben die Kontrolle über unsere Ernährung, wenn wir selbst kochen und manche Dinge überdenken. Ein wichtiges Buch, welches sich auch unsere Politiker für Ernährung und Landwirtschaft mal durchlesen sollten.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Der ideale Begleiter für die nächste Wildkräuter-Wanderung

Der Wildkräutersammler
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Das Sachbuch "Der Wildkräutersammler" erscheint im Knesebeck Verlag, Julie Terrazzoni hat die wunderschönen Illustrationen angefertigt, für den Text sorgte Christophe de Hody.

Auf zur Wildkräutersammlung, ...

Das Sachbuch "Der Wildkräutersammler" erscheint im Knesebeck Verlag, Julie Terrazzoni hat die wunderschönen Illustrationen angefertigt, für den Text sorgte Christophe de Hody.

Auf zur Wildkräutersammlung, denn am Wegesrand finden sich Löwenzahn, Bärlauch, Malven und Wiesenklee, die alle voll von Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen sind und somit richtig gesund. 35 medizinisch nutzbare Pflanzen sind in diesem Buch aufgelistet und sie werden mit ihrer Heilwirkung, dem speziellen Geschmack und natürlich vielen Rezepten präsentiert.


Was wir landläufig gern als Unkräuter bezeichnen, sind meistens essbare Pflanzen. Brennnessel, Löwenzahn und Giersch sind typische Beispiele. Wildkräuter zu entdecken und zu erkennen ist verlockend, denn oft haben sie eine heilende Wirkung und enthalten zudem noch Vitamine und Mineralstoffe. Man kann sie wunderbar in den Speiseplan einbauen und findet sie in der Natur. Von der Wiese frisch auf den Teller, besser geht es eigentlich gar nicht.

Das Buch startet mit informativen und in die Thematik einführenden Worten des Autors, danach gibt er Hinweise zum Verzehr, zur Aufbewahrung und zur Haltbarmachung von Wildkräutern.

Wunderschöne Illustrationen zeigen die Schönheit der einzelnen Pflanzen und die Vorstellung erfolgt nach gleichbleibendem Schema.


Pro Pflanze stehen zwei Doppelseiten zur Verfügung. Die erste Doppelseite zeigt die Pflanze mit ihrem langläufigen Namen auf Deutsch und Latein und die Zugehörigkeit der Pflanze, eine kolorierte Zeichnung mit den entsprechenden Pflanzenteilen (Stiel, Blätter, Blüte, Fruchtstände etc.) zeigt die Ansicht und ein Seitentext gibt in einer Tabelle verschiedene Infos. Diese beziehen sich auf Kalender (Ernte-, Blütezeit, Fruchtreife), Vorkommen, Beschreibung, Eigenschaften und evtl. Gegenanzeigen.

Viele Kräuter wachsen am Wegesrand, man muss sie nur genau kennen und natürlich auch wissen wofür sie gut sind und ob dort eine Hundeauslaufstrecke verläuft. Dann ist die Heilkraft eher ungenießbar.


Die entsprechenden Bilder sind eine wahre Augenweide und die Rezepte und Informationen sind sehr lehrreich.

Zum Bärlauch (Allium ursinum) erfährt man beispielsweise, das es sich um ein Amaryllisgewächs handelt. Die Erntezeit ist März - Juni, die Blütezeit April - Juni. Bärlauch kommt an schattigen Standorten, basenreichen, tonigen Böden im feuchten Unterholz.

Das ausdauernde Zwiebelgewächs erreicht eine Höhe von 15-50 cm...

Eigenschaften: Blutdrucksenkend, antimikobiell.

Im zugehörigen Text erfährt man mehr über den wilden Bärlauch und woran man ihn erkennt und weshalb Bären ihn nach ihrem Winterschlaf vertilgten. Dazu gehört ein Rezept für Bärlauchöl.


Weitere Rezepte zu den Kräutern, Pflanzen und Früchten sind:

Gundermannsirup

Hagebutten-Apfel-Mandelcreme

Knoblauchpesto

Heimatlicher Gewürzkuchen mit Nelkenwurz

Cremiges Malvengemüse


Heilkraft durch Kräuter:

Spitzwegerich als Wundverband

Sauerampfer gegen Insektenstiche

Venusnabelblätter als Pflasterersatz


Ein Register sorgt für schnelles Auffinden der Wildkräuter, ich hätte mir eine alphabetische Anordnung der Kräuter gewünscht.


Die besten Superfoods warten direkt vor der Haustür darauf, von uns gepflückt zu werden.

Wer Zugriff auf diese unbehandelten Wildkräuter hat, sollte sich die Mühe machen und sie verarbeiten. Sie sind genauso wie die sogenannten Superfoods voll von Nährstoffen. Die Natur ist der beste Heiler und ist dabei auch noch schonend. Dieses elegant bebildertes Herbarium verleitet dazu mit tollen Rezepten.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Mörderisch spannender Jugendkrimi mit cleveren Schwestern

Highrise Mystery
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Die deutsche Übersetzung von Sharna Jacksons Jugendkrimi "Highrise Mystery - Ein tödlicher Sommer" erscheint am 12.3.2020 im Knesebeck Verlag.


Die farbigen Schwestern Anika (11), genannt "Nik" und Norva ...

Die deutsche Übersetzung von Sharna Jacksons Jugendkrimi "Highrise Mystery - Ein tödlicher Sommer" erscheint am 12.3.2020 im Knesebeck Verlag.


Die farbigen Schwestern Anika (11), genannt "Nik" und Norva (13) wohnen im Londoner Hochhaus-Komplex "The TRI" und finden in einem Müllcontainer die Leiche ihres Kunstlehrers und Antiquitätenhändlers Hugo Knightley-Webb. Die Schwestern haben ein Faible für Detektivarbeit und beobachten häufig ihre Mitbewohner und analysieren deren Aktivitäten. Deshalb sehen sie in dem Mordfall natürlich eine neue Aufgabe und als ihr Vater unter Mordverdacht gerät, setzen sie ihre ganze Kraft in die Aufklärung, um seine Unschuld zu beweisen.

Zur besseren Orientierung stellt gleich zu Beginn des Buches in einer Karte des Ortes den Tatort und die Umgebung vor. Das Buch ist eine Mischung aus kurzen Kapiteln, Video-Beschreibungen, Briefen und Tabellen und erweckt damit einen interessanten Eindruck, der zum Mitermitteln einlädt.

Der Fund der Leiche ihres Lehrers Hugo versetzt Nik und Norva in Aufregung und sie ermitteln in ihrer Nachbarschaft. Wie wichtig ihre Beobachtungen sind, merken sie erst, als auch ihr Vater, der Hausmeister in "The TRI" ist, in Verdacht gerät. Sie haben einen Heimvorteil, kennen sich im Gebäudekomplex gut aus, sind hier aufgewachsen und kennen die Bewohner.

In diesem Krimi für Kinder und Jugendliche ermitteln außergewöhnliche Ermittlerinnen, sie sind nicht nur Schwestern, farbig und blutjung, sie sind auch noch besondere Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Nik alles mit analytischem Verstand betrachtet, sorgt Norvas Kreativität und Fantasie für den Gegenpart, sie kennen die Ortsgegebenheiten des Wohnkomplexes und mithilfe ihrer "TRI-Files" auf dem Smartphone sind sie Undercover unterwegs und der Polizei immer einen Schritt voraus.

Wie die beiden tatkräftigen Hobbydetektivinnen Socialmedia einsetzen und ermitteln, hat mir gut gefallen, auch wenn man ihnen vielleicht nicht alles abnimmt. Womit ich allerdings so meine Probleme hatte, ist ihre Sprache, die stark mit Anglizismen und Slangbegriffen angereichert ist. Ob sich hier die Zielgruppe genügend auskennt, wage ich zu hinterfragen. Es hätten einige Begriffe wie Dogwalking durchaus ins Deutsche übersetzt werden können.

Das Thema Diversität wird in diesem Krimi perfekt eingebunden, endlich ermitteln mal Mädchen mit schwarzer Hautfarbe und sind auch noch allen überlegen.

Auch wenn in dieser Geschichte ein Mord geschehen ist, so bleibt dieser eher als Hintergrund, vordergründig ist die Ermittlung und die ist zwar auf den Punkt, aber nicht bedrückend in der Stimmung.


Diese spannende Mordermittlung aus der Perspektive von Kindern lässt sicherlich auch ihre Leser in deren Rollen tauchen.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Vielschichtig, zeitgenau geschildert und eine Empfehlung wert.

Die Schule am Meer
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Im Rowohlt Kindler Verlag erscheint Sandra Lüpkes Roman "Die Schule am Meer".

Eine Gruppe von Lehrerpaaren gründet 1925 auf Juist ein Internat, welche den Sinn einer Reformschule erfüllen soll. Hier sollen ...

Im Rowohlt Kindler Verlag erscheint Sandra Lüpkes Roman "Die Schule am Meer".

Eine Gruppe von Lehrerpaaren gründet 1925 auf Juist ein Internat, welche den Sinn einer Reformschule erfüllen soll. Hier sollen Schüler freies Denken lernen, ein Mitspracherecht haben und beide Geschlechter gemeinsam unterrichtet werden. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden, Schulgeld und den Einkünften der Schüler mit ihren Konzert- und Theaterauftritten. So ideal die Ziele der Schule auch sind, bei den Insulanern ist sie als Hort für Juden und Kommunisten verschrien. Die Situation wird schwierig, als die Nationalsozialisten auch auf der Insel Fuß fassen und gegen die Schule kämpfen.


Dieser Roman umfasst die Zeitspanne von 1925 bis 1934 und beruht auf einer wahren Geschichte. Diese Reformschule hat es wirklich gegeben.
Mich haben beim Lesen die Ideen und Ideale der Gründer sehr beeindruckt, außerdem hatte die Schule nicht nur mit den politischen Veränderungen im Land zu kämpfen, sondern auch mit den Anfeindungen der Inselbewohner und Aspekten der Natur. Im Eiswinter 1929 war die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten und somit völlig auf sich gestellt.


Sandra Lüpkes lässt ihre umfangreiche Geschichte aus drei Perspektiven erzählen. Dadurch bekommt man ein vielfältiges Bild verschiedener Ansichten und Einblicke geboten.


Die Lehrerin Anni stammt aus einem reichen, jüdischen Elternhaus und zählt mit ihrem Mann Paul Reiner zu den Mitbegründern der Schule, die auch ihre drei Töchtern besuchen. Paul geht in der umfangreichen Arbeit für die Schule auf, allerdings auf Kosten der Familie.

Der nächste Erzähler ist der jüdische Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, Dirigent und Konzertmeister und so von dem Prinzip der Schule überzeugt, dass er nach einem Urlaub auf Juist in der Schule eine Stelle antritt. Statt musikalischer Karriere genießt er den Bildungsauftrag an seinen Schülern.

Dritter Erzähler ist Moskito, er stammt aus Bolivien und steht stellvertretend für die ausländischen Schüler. Auch wenn er weit weg ist von seiner Familie, so findet er in der Gemeinschaft schnell Anschluß.


Dieser Roman spannt einen weiten Bogen um diese freie Schule und zeigt viele Figuren mit ihren Schicksalen, Hoffnungen, Wünschen und Verlusten auf. Aber in erster Linie geht es um die Sicht der Schüler, ihr gemeinsames Leben und Lernen auf Juist, ihre Freundschaften. Wir lernen die Schülerinnen und Schüler näher kennen und erleben das Hauspersonal Kea, Marje und andere bei ihrer Arbeit.


Sandra Lüpkes fesselnder und angenehm zu lesender Schreibstil hat mich in die Geschichte hinein gezogen und mir ein unterhaltsames Kopfkino an Charakteren und Schauplätzen beschert.

Dabei genießt man einerseits das Miteinander von Freunden und Familien, erkennt aber schnell die aufkommenden Probleme und politischen Strukturen, die für Schwierigkeiten und schlimme Vorgänge sorgen.


Den authentisch wirkenden und fein gezeichneten Charakteren kann man sich gut nähern und fühlt schnell mit ihnen mit, erkennt ihre Gefühle und Sorgen und bekommt Einblick in die sich anbahnenden politischen Ereignisse. Juden und Kommunisten unter einem Dach mit Ariern sorgte zu der Zeit für Konflikte und Schwierigkeiten.

Mir haben besonders die Szenen in der Küche gut gefallen, manche Mahlzeiten mussten aus knappen Mitteln hergestellt werden, besonders im Eiswinter eine echte Herausforderung. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, teilweise kam mir die Ausführungen mancher Szenen etwas zu umfangreich vor.


Ein besonders zu lesender, gut recherchierter Roman, der diese Reformschule auf Juist atmosphärisch dokumentiert und geschickt in das Zeitgeschehen einbaut.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Urlaubsmäßiger Ostfriesen-Krimi

Krabbenkuss mit Schuss
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Krabbenkuss mit Schuss ist der 7. Band einer Krimireihe vom Autorenduo Christiane Franke & Cornelia Kuhnert. Der Regionalkrimi spielt in Ostfriesland und erscheint im Rowohlt Verlag.

Rosa sieht sich ...

Krabbenkuss mit Schuss ist der 7. Band einer Krimireihe vom Autorenduo Christiane Franke & Cornelia Kuhnert. Der Regionalkrimi spielt in Ostfriesland und erscheint im Rowohlt Verlag.

Rosa sieht sich für ihre Schulklasse einem Alpakahof an und es wäre nicht Rosa, wenn sie nicht wieder über einen Toten stolpern würde. Es ist der Mann der Hofbesitzerin, der tot am Ende einer Treppe liegt. Fremdverschulden oder Unfall?



Auch im siebten Band sorgt das originelle Dreiergespann Rosa, Rudi und Henner wieder für heitere Unterhaltung und spannende Ermittlungen. Wer die Reihe kennt, freut man sich auf ein Wiedersehen mit den Figuren und ihren speziellen Charakteren. Aber auch für Neulinge der Buchreihe ist ein Einstieg mit diesem Buch möglich, alle Figuren werden in einem Personenregister vorgestellt.

Diese Krimireihe macht einfach Spaß, weil die Charaktere mit herb friesischer Art angelegt sind und Rosa immer das richtige Gespür für die richtige Fährte hat und somit zur Lösung des Falls beiträgt.


Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen wieder lebendig mit viel Schwung, ihre liebenswert beschriebenen Figuren bringen echten Ostfriesen-Charme in die Geschichte und sorgen für gute Unterhaltung.

Was mir bei dieser Reihe so gut gefällt ist der Lokalkolorit, der durch die Landschaftsbeschreibungen und die kulinarischen Besonderheiten der friesischen Küche wie bei Mudder Steffens wunderbar zur Geltung kommt.

Die Handlung wird durch Wendungen und Ermittlungsirrläufer spannend gestaltet, dem Leser eröffnen sich einige mögliche Verdächtige. Natürlich läuft die Ermittlung und Verfolgung nicht so rasant ab wie in einem amerikanischen Krimi, denn in Ostfriesland ticken die Uhren noch langsam und bedächtig. Aber die gute Unterhaltung ist auf jeden Fall garantiert und erhält schon allein durch die Szenerien vom Alpakahof, von der Teemanufaktur und dem Tortenclub, und natürlich Rosas neuer Dating-Bekanntschaft einen lesenswerten Charakter.


In gewisser Weise kann man bei dieser Krimireihe auch von Genusskrimi sprechen, denn was im Buch verspeist wird, wird im Anhang mit ein paar schöne Rezepte vorgestellt. Ob der landestypische Weißkohleintopf, Thunfischpizza, Eierlikör oder verschiedenen Torten und Kuchen, wie Trüffeltorte und ostfriesischen Napfkuchen, die Rezepte verführen zum Nachahmen.


Ein amüsanter Küsten-Krimi mit dem herben Charme der Ostfriesen und ein echtes Lesevergnügen für den Strandkorb. Ich hatte jedenfalls meinen Lesespaß und freue mich auf weitere Bände der Reihe.

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