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Veröffentlicht am 25.11.2019

Gefülltes Obst und Gemüse wird hier durch die Fächeroptik zum Augen- und Gaumenschmaus

Fächergemüse (Hasselbackgemüse) aus dem Ofen – einfach, lecker, gefüllt. Rezepte, die selbst harte Gemüsemuffel weich werden lassen
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Im Bassermann Verlag erscheint das Kochbuch "Fächergemüse aus dem Ofen", Stéphanie de Turckheim stellt einfache Rezepte vor, die selbst harte Gemüsemuffel weich werden lassen.


Fächergemüse ist eine einfache ...

Im Bassermann Verlag erscheint das Kochbuch "Fächergemüse aus dem Ofen", Stéphanie de Turckheim stellt einfache Rezepte vor, die selbst harte Gemüsemuffel weich werden lassen.


Fächergemüse ist eine einfache und abwechslungsreiche Art, Gemüse auf den Tisch zu bringen. Es wurde ein großer Erfolg, als das schwedische Restaurant Hasselback sie als erste präsentierte. Als Hasselbackgemüse ging diese Form der Zubereitung in die Kochgeschichte ein. Gemüse und Kartoffeln werden im Ofen gegart und werden damit zum aromatischen Geschmackserlebnis und sind auch optisch ein Hingucker.

Es ist egal, ob mit Zucchinis, Auberginen, Tomaten, Kartoffeln oder Äpfeln: Fächergemüse-Rezepte lassen sich aus fast jedem größeren Obst oder Gemüse zubereiten. Einfach einschneiden, füllen oder mit Öl bepinseln, ab in den Ofen und schon steht ein Augen- und Gaumenschmaus auf dem Tisch. Außerdem bleiben durch die schonende Zubereitung im Ofen die Vitamine und Nährstoffe erhalten und man hat mal etwas anderes auf dem Speiseplan als üblich. Dank unterschiedlicher Gemüsesorten und der vielfältigen Variation an Füllungen, gelingt immer wieder ein neues Geschmackserlebnis, mit dem man es auch vielen Esstypen recht machen kann. Das Gemüse eignet sich je nach Kombination als Hauptspeise oder als Beilage.


Nach einer kurzen Einleitung wird erklärt, was man beim Einschneiden des Gemüses beachten muss, wonach man das Obst und Gemüse auswählen sollte und welche Füllungen sich anbieten.

Auch die idealen Kombinationen werden aufgeführt, um unkomplizierte und geschmacklich harmonierende Ergebnisse zu erzielen.

Der Rezeptteil gliedert sich in drei Kapitel:

Fleischlos glücklich:

Kartoffeln mit Äpfeln und Thymian

Aubergine mit Olivenöl und Zatar

Zucchini mit Zwiebeln und Tomaten

Birnen mit Gorgonzola und Walnuss

Mit Speck, Wurst & Co.:

Kartoffeln mit Wurst, Käse und Meerrettichsauce

Kartoffeln mit Raclettekäse, Bündnerfleisch, Gürkchen und Zwiebeln

Süsskartoffeln mit Bacon, Ahornsirup und Pekannuss

Kürbis mit Räucherspeck, Käse und Muskatnuss

Ananas mit Chorizo und Garnelen

Desserts:

Äpfel mit Marzipan und Orangenblütensirup

Mango mit Honig

Flambierte Ananas mit Ingwersirup

Feigen mit Honig und Thymian


Bei den einzelnen Rezepten werden stets nur wenige Zutaten verwendet. Es findet sich eine verständliche Anleitung, die Personenzahl, die Dauer der Zubereitung und die Garzeit im Ofen. Auch gibt es Angaben über den Schwierigkeitsgrad und über das nötige Budget. Besondere Hinweise erklären spezielle Zutaten, wie beispielsweise Zatar und sie geben auch Ersatzmöglichkeiten an. Weiterhin gibt es Variationsmöglichkeiten und besondere Tipps.

Ein nach Zutaten geordnetes Register schliesst dieses Buch übersichtlich ab.



Schneiden, füllen, backen, schon steht ein köstliches Essen auf dem Tisch.

Eine leckere Idee, die einfach und gut vorzubereiten ist, im Ofen fertiggestellt wird, wunderbar aussieht und auch noch herrlich schmeckt. Wann bereitet ihr Fächergemüse zu?

Veröffentlicht am 23.11.2019

Intime Einblicke in sieben Jahrzehnte voller Höhen und Tiefen

Ich
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Die Autobiografie "Ich: Elton John" wurde in einer Übersetzung von Harriet Fricke, Stephan Glietsch und Torsten Groß im Oktober 2019 im Heyne Verlag veröffentlicht.

Sir Elton John, geboren 1947 als Reginald ...

Die Autobiografie "Ich: Elton John" wurde in einer Übersetzung von Harriet Fricke, Stephan Glietsch und Torsten Groß im Oktober 2019 im Heyne Verlag veröffentlicht.

Sir Elton John, geboren 1947 als Reginald Kenneth Dwight, ist mit über 450 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Musiker der Welt.

Er ist Singer-Songwriter, ein begnadeter Klavierspieler und wurde als absoluter Paradiesvogel ein Liebling der Titelseiten. Seine Karriere ging über Höhen und Tiefen, seine Erfolge spielten Millionen Dollar ein und seine Bekanntschaften wechselten zwischen Musik- und Promiwelt.


Seine Kindheit im Londoner Vorort Pinner wurde überschattet von der schwierigen Beziehung zu seinen Eltern. Er träumte von einer Karriere als Popstar, gemeinsam mit Partner Bernie Taupin machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen und mit 23 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in den USA und wurde umjubelt, damit war er angekommen in der Musikwelt.

Wie Elton John, der Paradiesvogel der Musikszene, schillert auch der Einband in bunten Farben und passt damit perfekt zu diesem Ausnahmemusiker.

Diese Biografie enthüllt sehr offen, ehrlich, schonungslos gegen sich und gegen andere und nicht ohne Humor Stationen aus Elton Johns Leben. Es geht um die Namensfindung, Eindrücke seiner Kindheit, Erlebnisse in der Musikerszene, seine Drogensucht und Homosexualität, die Gründung seiner AIDS-Stifung, den Verlust von Freunden, sein Wunsch einer Vaterrolle, seine Partnerschaften und seine Auftritte und Auseinandersetzungen mit anderen Musikern.

Es wird emotional, launisch, auch ein wenig exzentrisch, man verzeiht es ihm, weil man auch einen nach Liebe suchenden Menschen entdeckt, der sich für andere einsetzt.
Seine Tiefpunkte verschweigt Elton John nicht, er hat manche Erfahrungen mit Kokain und Alkohol gemacht, die er anderen Menschen lieber ersparen möchte. Er berichtet auch offen von Streitigkeiten mit anderen Musikern, von Enttäuschungen und späten Einsichten.

Dabei kann man dem Buch viele unterhaltsame Informationen entnehmen, den Entstehungsprozeß bestimmter Songs miterleben und die Freunde und Bekanntschaften des Musikers kennenlernen. Zahlreiche Prominente wie Rod Stewart, John Lennon, Richard Gere, Sylvester Stallone, Steve Rubell, Andy Warhol, Gianni Versace oder Lady Diana tauchen in Episoden seines Lebens auf. Das seitenstarke Buch wird anschaulich aufgelockert durch mehrere Fotostrecken auf Kunstdruckpapier.

Manche Dinge werden akribisch genau beschrieben, es ist ein recht umfassender Rückblick, 70 Jahre sind schon eine lange Zeit, die bei diesem intensiv gelebten Rockstarleben auch für viele Songs, unzählige Eindrücke und extreme Höhen und Tiefen gesorgt hat.

Ich kann die vielen Songs, die ich von Elton John kenne und die mich begeistert haben, gar nicht alle zählen. Er ist ein Ausnahmekünstler, ein Sänger, ein Musiker, der jahrelang im Rampenlicht stand und mit seinen schrillen Bühnenoutfits und Eskapaden für Auffallen sorgte. Scheinbar ist er jetzt im Alter von 70 Jahren endlich mit seiner Familie in einem erfüllten Leben angekommen, am Ende zählt nur die Liebe.


Ein tiefer Blick hinter die schillernde Fassade des Menschen Elton John, sowohl für Fans als auch für Musikinteressierte sehr interessant, unterhaltsam und beeindruckend selbstkritisch geschrieben.


Veröffentlicht am 22.11.2019

Dieser prachtvolle Bildband zeigt den Glanz vergangener Zeiten.

Der Orient-Express
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Benjamin Chelly (Fotograf) und Guillaume Picon (Autor) sind verantwortlich für den Bildband "Der Orient-Express", der im Frederking & Thaler Verlag erscheint. Ein Vorwort von Sir Kenneth Branagh lädt zu ...

Benjamin Chelly (Fotograf) und Guillaume Picon (Autor) sind verantwortlich für den Bildband "Der Orient-Express", der im Frederking & Thaler Verlag erscheint. Ein Vorwort von Sir Kenneth Branagh lädt zu einer ganz besonderen Zugreise ein.

Der Orient-Express ist viel mehr als ein Zug, er ist Mythos, Geschichte und Legende. Durch dieses Luxushotel auf Schienen öffnete sich für Reisende das Tor zur Welt. Die Liste der berühmten Reisenden ist lang und erlesen, genau wie die Ziele, die er verband. Dieses Buch führt zurück in eine Zeit, als lange Zugreisen in so einem berühmten Zug noch etwas besonderes waren.

Dieser herrlich bebilderte Band über den Orient-Express stellt mit vielen Fotos und Originaldokumenten einen wunderbaren Einblick in die Geschichte dieses Zuges dar. Längere Reisen waren vor über 100 Jahren noch beschwerlich und nicht gerade komfortabel. Das änderte sich mit diesem Luxus-Zug, der erstmals am 5. Juni 1883 von Paris in Richtung Konstantinopel (seit 1930 Istanbul) verkehrte. Dank der detailgenauen Fotos aus dem Inneren des Zuges ist der Glanz dieses mondänen Luxuszuges nachvollziehbar.


Die Welt der Züge wurde maßgeblich geprägt, als mit dem Orient-Express der Weg in den weit entfernten Orient bequem und luxuriös in Schlafwagen bereist werden konnte.
Damals waren Zugreisen noch ein mondänes Erlebnis, das sich viele Reiche und Prominente gerne leisteten.

Das Buch beschreibt die revolutionäre Entwicklung der Zuggeschichte in Textform und anhand ausgesuchter Originaldokumente und Fotos von Maschinen und Reklamepostern. Es wird beim Lesen deutlich, wie sehr sich diese Luxusvariante im Gegensatz vom normalen Personenverkehr abhob und dementsprechend gefeiert wurde. Technische Neuerungen ermöglichten ein bequemes "Reisen ohne Rütteln". Prunkvoll ausgestattete Jugendstil Wagen wurden nicht nur von Reisenden geschätzt, sie boten auch die Kulisse besonderer Filmklassiker. Die Bilder zeigen das elegante Interieur und Waggonansichten und spiegeln damit den Zeitgeist wider.

Die Ausweitung des Streckennetzes schuf neue Reichweiten und führte bis nach Konstantinopel, Syrien und Ägypten.

Wer sich in dieses Buch vertieft, bekommt neben den technischen Errungenschaften auch die historische Entwicklung und Verknüpfung der Eisenbahngesellschaften erklärt. Das Streckennetz machte ferne Ziele erreichbar und wurde von vielen Prominenten ausgiebig genutzt.

Im Kapitel Persönlichkeiten werden zunächst die Bedeutung der Gründerväter Georges Nagelmackers, George Mortimer Pullman, Leopold von Belgien und andere erläutert. Danach folgen die illustren Fahrgäste wie Mata Hari, Lawrence von Arabien oder Agatha Christie.

Ein besonders interessantes Kapitel gibt Aufschluss über Unglücke, die CIWL (Club der Eisenbahngesellschaften), zum Berner Schlüssel, Kinowelt, Spurweiten und Weltkriegen, aber auch zu Schnee und Wein und weiteres Zahlenmaterial.

Welches Kunsthandwerk im Orient-Express verbaut wurde, zeigen prächtige Fotos und lassen den Glanz dieser Zeit spürbar werden.

Man darf einen Blick werfen in die eleganten Speise- und Salonwagen, sieht die Außenansichten der Waggons und Nahaufnahmen von der Inneneinrichtung, die heute noch prunkvoll und elegant zugleich wirkt.
Auch ein Kapitel über Stadtansichten der Ziele vervollständigt das umfangreiche Buch.


Dieses prachtvolle Buch zeigt eine detailreiche Präsentation des Orient-Express und ist damit ein wunderschönes Geschenk für Eisenbahninteressierte.

Veröffentlicht am 21.11.2019

So wunderbar wurde deutsche Geschichte noch nie erzählt.

Dreck am Stecken
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Alexandra Fröhlichs Roman "Dreck am Stecken" erscheint im Penguin Verlag.

Als ihr Großvater vor Jahren bei ihnen in Hamburg wie aus dem Nichts auftauchte und bei ihnen einzog, wussten die vier Brüder ...

Alexandra Fröhlichs Roman "Dreck am Stecken" erscheint im Penguin Verlag.

Als ihr Großvater vor Jahren bei ihnen in Hamburg wie aus dem Nichts auftauchte und bei ihnen einzog, wussten die vier Brüder nichts von ihm. Erst als er gestorben ist, machen sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit der Familie. Bisher bekamen sie auf ihre Fragen nie eine hinreichende Antwort, ständig hieß es, die Vergangenheit sollte man ruhen lassen. Doch das vererbte Tagebuch wirft nun einige Fragen auf, die die Brüder beantwortet haben wollen. Was hatte ihr Großvater zu verbergen?


"Vier Kinder von vier verschiedenen Vätern. Sodom und Gomorrha! Das wird alles böse enden." Zitat Seite 11

Alexandra Fröhlich taucht mit ihrem Roman in das dunkle Kapitel einer ungewöhnlichen Familie ein und bringt dadurch einige Geschichten ans Licht, die die Brüder Johannes, Philipp, Jakob und Simon noch enger zusammen schweißt. Dabei erzählt sie einen Teil deutscher Geschichte, die für viel Leid gesorgt hat und die den Großvater gedanklich bis ins hohe Alter verfolgt.

Der Roman wird aus verschiedenen Zeitebenen und zusätzlich mit Briefen des Großvaters erzählt, die nach und nach ein komplexes Bild ergeben. Als Erzähler führt der älteste Bruder, der stotternde Johannes, durch die Geschichte und immer wieder zeigt sich die enge Verbundenheit der Brüder. Sie leben in eher schwierigen Verhältnissen mit ihrer allein erziehenden Mutter. Das Jugendamt schickt regelmäßig eine Vertreterin vorbei. Doch die Familie arrangiert sich einigermaßen und entwickelt eine gemeinsame Strategie. Auch nachdem die Brüder erwachsen geworden sind, ihre Lebenswege sich trennten, halten sie Kontakt miteinander. Der Tod des Großvaters lässt sie gemeinsam eine Reise antreten, die Licht in die Vergangenheit ihrer familiären Geschichte bringen soll.


Das Buch glänzt durch den wunderbar lebendigen und witzigen Erzählstil Alexandra Fröhlichs, die ihren Protagonisten damit regelrecht Leben einhaucht. Beim Lesen sieht man die Brüder, so unterschiedlich wie ihre verschiedenen Väter, deutlich vor Augen. Es werden nicht nur ihre unterschiedlichen Charakterzüge und ihr gemeinsames Schicksal erzählt, sondern es entspinnt sich ein Coming-of-Age, das zusätzlich mit einem Blick in die Vergangenheit einen Bogen um diese besondere Familie schlägt und das besondere Erbe der Familie deutlich macht.

Diese Geschichte liest sich durch die speziellen und auf ihre Art sympathischen Charaktere einfach flüssig weg. Die Brüder werden so beschrieben, das man sie alle trotz ihrer kleinen Fiesheiten sofort ins Herz schliesst. Schon früh von ihrer Mutter verlassen, sind sie bis auf Johannes alle noch minderjährig, der Großvater ist ihnen keine große Hilfe. Doch die Jungen halten zusammen wie Pech und Schwefel. Alle haben so ihre persönlichen Makel, doch egal, welche Widrigkeiten ihnen in den Weg gelegt werden, gemeinsam schaffen sie jede Hürde.

Durch herrlich zu lesende Alltagsbeschreibungen im Leben dieser Heranwachsenden kann man ernste Themen als auch Szenen jugendlichen Leichtsinns miterleben und nimmt förmlich an ihrem Leben hautnah teil. Es wird witzig, bissig, alltagssprachlich jungenhaft und doch nimmt auch der ironische Unterton mancher Szenen einen humorvollen Charakter an. Mit erstaunlicher Leichtigkeit bringt die Autorin inhaltlich ernste Themen unter, die die Brüder bei ihrer Entwicklung durchmachen und bei ihren Nachforschungen um den Großvater aufdecken.

Wie werden die Brüder mit der Wahrheit umgehen und können sie das Unrecht wieder gutmachen?
Genau diese Frage lässt den Leser das Buch gespannt bis zum Ende verfolgen.


Dieser Roman ist herrlich unterhaltsam, dabei tiefgründig und macht betroffen und doch steckt er voller Humor. Eine wunderbare Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat, so habe ich deutsche Geschichte noch nie gelesen.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Eindrucksvoll und interessant geschriebener Roman auf den Spuren der Künstler in Skagen

Die Frauen von Skagen
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Der eindrucksvoll und mit viel Gefühl geschriebene Künstlerroman "Die Frauen von Skagen" von Stina Lund erscheint bei Rowohlt Polaris.

Skagen, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Asta ist im Haushalt ...

Der eindrucksvoll und mit viel Gefühl geschriebene Künstlerroman "Die Frauen von Skagen" von Stina Lund erscheint bei Rowohlt Polaris.

Skagen, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Asta ist im Haushalt der Triepckes als Gesellschafterin für Tochter Marie angestellt. Als diese dem Maler Peder Severin Krøyer Modell steht, ist das der Beginn einer Liebes- und Schicksalsgeschichte, die nicht nur Maries und Astas Leben, sondern die Geschichte der Kunst Europas prägen wird.

Vibeke soll die Farbenfabrik ihres Vaters übernehmen - doch ihr Herz gehört der Kunst. Im dänischen Skagen nimmt sie ein Studium der Malerei auf. Dort entdeckt sie ein Bild, von dem sie glaubt, es sei ein unbekanntes Werk der von ihr verehrten Malerin Marie Krøyer. Zusammen mit dem charismatischen Thore will sie mehr herausfinden.

In den 1880er-Jahren erlebte die Künstlerkolonie in Skagen mit Künstlern aus Dänemark, Norwegen und Schweden ihre Blütezeit. Peder Severin Krøyer, Anna und Michael Ancher, Holger Drachmann und andere lebten und arbeiteten hier zusammen und schufen einen neuen Stil, der realistischer sein sollte als die früherer Kunstformen. Das besondere Licht am Meer und die Szenen aus dem Leben der örtlichen Bevölkerung wurden in der Freiluftmalerei zum Ausdruck dieser Kunstepoche.

In diesem großartigen Liebes- und Künstlerroman hält sich Stina Lund an die biografischen Fakten und lässt ihre Fantasie dort spielen, wo es Freiräume gibt. Sie stattet ihre Geschichte mit Details aus und lässt sie dadurch lebendig werden. Das Leben der Künstlerinnen wird so zu einer spannenden Romanbiografie, bei der man die Gefühle und künstlerischen Ambitionen gern verfolgt. Marie und auch Asta lernen bei Krøyer ihre künstlerischen Techniken. Das Zusammenleben geht nicht ohne Seitensprünge, Neid und Eifersucht ab, Krøyer vereinnahmt Marie als Ehefrau, gönnt ihr keinen Erfolg mit ihren Gemälden. Trotzdem entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte.

Die Gegenwartsgeschichte um Vibeke ist ebenfalls perfekt erzählt, aber sie erscheint mir gegen die Künstlerkoloniegeschichte nicht ganz so ausdrucksstark. Sie hat für mich mehr den Sinn, den Bezug zur Gegenwart zu erstellen. Vibeke hat wie Marie ebenfalls den Wunsch, Kunst zu studieren und zieht nach Skagen. Dort trifft sie auf Thore, der ihr zur Seite steht. Sie ist hin und hergerissen zwischen ihrem Wunsch zu malen und dem Wunsch ihres Vaters, sein Farbengeschäft weiterzuführen.


Die beiden Handlungsstränge fügen sich zu einer wunderbaren Geschichte. Man beginnt zu lesen und begleitet diese interessanten Figuren durchs Leben. In der Künstlerkolonie versuchen die Maler ihre Bilder für geplante Ausstellungen zu erstellen. Es ist eine bewegende Zeit, auch für Marie, die immer etwas verzagt ist und viel auf die Meinung ihres Ehemanns Sören gibt, den sie als Maler verehrt und als Frau "gehorcht". Asta ist da schon viel emanzipierter, doch ihr fehlen die finanziellen Mittel. Mit ihrer Heirat gelingt ihr eine Grundsicherung, ihre Gefühle holt sie sich woanders.



Stina Lund versteht es, Emotionen und Gefühle, künstlerisches Handeln, Zeitgeist und ihre historischen Persönlichkeiten lebendig werden zu lassen. Die erzählte Gegenwartsstory bringt noch mehr Einblicke in die Künstlerkolonie und verknüpft so geschickt die Zeitebenen.


Ein emotionaler und eindrucksvoll erzählter Roman nicht nur für Kunstinteressierte!