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Veröffentlicht am 14.02.2019

Ausdrucksvoller und interessanter Debütroman

Wenn Martha tanzt
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Im List Verlag erschien am 9.3.2018 Tom Sallers Roman Wenn Martha tanzt".


Thomas Wetzlaff findet in den Hinterlassenschaften seiner Großmutter, Hedi Wetzlaff, ein altes Tagebuch. Es enthält die interessante ...

Im List Verlag erschien am 9.3.2018 Tom Sallers Roman Wenn Martha tanzt".


Thomas Wetzlaff findet in den Hinterlassenschaften seiner Großmutter, Hedi Wetzlaff, ein altes Tagebuch. Es enthält die interessante Geschichte von Martha Wetzlaff, seiner Urgroßmutter. Diese wächst in Türnow im Pommern auf, anders als die Familie besitzt sie kein musikalisches Talent, doch sie kann Musik in geometrischen Formen fühlen und tanzen. In Weimar erhält sie im Bauhaus bei Walter Gropius eine Ausbildung, wird Tänzerin und trifft viele Künstler, die sich auch in ihrem Tagebuch verewigen. Dieses Buch wird bei Sotheby´s in New York zu einem enormen Betrag versteigert. Die Käuferin bittet Thomas Wetzlaff um einen Kontaktbesuch und dort erfährt er die Hintergründe und Wahrheit über seine Familie.


Tom Saller erzählt diese Familiengeschichte in zwei Handlungsebenen. Die aktuelle dreht sich um Thomas Wetzlaff und seine Reise nach New York, die andere bringt Licht ins Dunkel des Lebens seiner Urgroßmutter Martha ab 1900.



Das Tagebuch enthält eine Geschichte, die mit Marthas Geburt im Jahr 1900 beginnt und die damit endet, als sie 1945 für immer verschwand und ihre Tochter Hedi zurückließ. Thomas Wetzlaff hat sie also nie gekannt und auch nie etwas durch seine Großmutter von dieser Martha erfahren. Das Bindeglied zu diesem Tagebuch sind besondere Briefe, die erst die genauen Verbindungen der Hintergründe offenlegen. Gemeinsam mit der Käuferin des Tagebuchs kann Thomas das Geheimnis enthüllen.


Durch Marthas Lebensweg landet man nach ihrer glücklichen Kindheit in Pommern direkt in der Zeit der Weimarer Republik und bekommt einen genauen Eindruck über die Entwicklung des Bauhauses und der damaligen Kunstszene und dem allmählichen Erstarken der Nationalsozialisten. Dabei benutzt Saller eine Sprache, die uns in kurzen, fast abgehackten Sätzen die Ereignisse schildert. Das wirkt fast wie Informationen aus den Nachrichten und man hängt gebannt an den einzelnen Sätzen. Durch diese Sachlichkeit erfährt man zwar die Gegebenheiten und Vorgänge, lernt aber die Person Martha nur ungenau kennen. Die Charakterzüge sind erkennbar, ihre Gedanken und Gefühle bleiben geheimnisvoll und verblassen vor der umtriebigen und besonderen Zeit. Nicht nur die Kunst änderte sich, auch die Lebenstile der Menschen.



An diesem Roman haben mir neben dem besonderen und ausdrucksstarken Schreibstil die wechselnden Erzählperspektiven gut gefallen. Mit den erhellenden Einblicken in die Kunstszene, durch die Lebensumstände und Zeitschilderungen konnte ich mich wie bei einer Zeitreise zu den Orten des Geschehens führen lassen und erlebte die Atmosphäre des Bauhauses authentisch mit. Es ist Aufbruch in ein anderes Zeitalter mit neuen Kunstformen, bei dem auch Frauen ihren Stellenwert in der Kunst erhielten. Doch mit der Schliessung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten wurde dieser emanzipatorische Schritt wieder zunichte gemacht.



Etwas störend finde ich, dass Martha von ihrem toten Bruder Heinz begleitet wird, er ist ihr Engel und irgendwie hält sie mit ihm eine dauerhafte Verbindung, die der Geschichte einen unnötigen mystischen Eindruck verleiht.


Seinen gebührenden Abschluß findet der Roman mit der Offenlegung der wahren Geschichte von Martha und Hedi. Hier schliesst sich ein Kreis, von dem man manches ahnte, aber die Zusammenhänge nicht klar sehen konnte. Mit dieser Auflösung zeigt Saller, wie Frauen in dieser Zeit ungewöhnliche Wege gehen mussten, auch wenn ihr Herz ihnen andere vorschlug. Man kann sich gut vorstellen, dass sich diese Geschichte wirklich so abgespielt haben könnte. Das Leben schreibt schliesslich selbst die besten Geschichten.


Mit diesem lesenswerten Roman macht man nicht nur eine Zeitreise in die Bauhaus-Kunstszene, man entdeckt durch ein Tagebuch verschlungene Lebenswege, wie sie das Leben selbst schreibt.




Veröffentlicht am 12.02.2019

Ein wunderschönes Wohlfühlbuch zum Verschenken

Hygge
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Die Dänen sind eines der glücklichsten Völkchen der Erde. Ihr Geheimrezept zum Glücklichsein? Hygge! Das ist ein Lebensgefühl und steht für Gemütlichkeit, Geselligkeit und Glücklichsein.


Gerade wenn ...

Die Dänen sind eines der glücklichsten Völkchen der Erde. Ihr Geheimrezept zum Glücklichsein? Hygge! Das ist ein Lebensgefühl und steht für Gemütlichkeit, Geselligkeit und Glücklichsein.


Gerade wenn die Tage kürzer werden, vermisst man die Glücksgefühle des Sommers. Aber mit viel Licht und hellen Farben in der Wohnung, mit Kerzen, Kaminfeuer und Pflanzen kann man sich eine behagliche Atmosphäre zaubern, in der man sich wohlfühlt. Mal mit den Worten der Dänen gesagt: Es wird hyggelig!

Dieses Buch hat ein handliches Format, ist hochwertig gemacht und enthält wunderschöne Fotos, die zum Glücklichsein anleiten sollen.
Neben Rezepten und Basteltipps finden auch Tipps für gemeinsame Aktivitäten im Freien und passende Sprichwörter Platz, die sich in insgesamt 6 Kapitel gliedern.

Auch mit Handarbeiten kann man nicht nur sich selbst eine Freude machen. Die selbstgenähten Lavendelsäckchen gehen mit etwas Geschick sehr einfach und sie verbreiten einen wunderbaren Duft.
Filzpantoffeln lassen sich aus Filz nähen, Pom-Poms herstellen mag jedes Kind und eine Warmhaltetasse mit einer gestrickten Socke ist eine individuelle und auch praktische Idee.

Es geht doch nichts über ein Essen, dass zur Jahreszeit passt und gut schmeckt. Der Duft aus dem Ofen erfüllt das ganze Haus, schon das hebt die Stimmung enorm. Der Genuss beim Essen macht ebenfalls glücklich. Bunte Plätzchen, warme Suppe, aromatischer Glühwein und ein Lebkuchenhaus erfüllen mit ihrem speziellen Duft das ganze Haus und schmecken auch noch unverschämt gut.
Das eigene Heim kann man mit stimmungsvollen Lichterketten, Grünpflanzen, Blumen und jahreszeitlichen Deko-Gegenständen in eine gemütliche Wohlfühloase verwandeln.
Aber Stubenhocker müssen sich auch mal an der frischen Luft aufhalten. Deswegen ist auch Outdoor angesagt. Dann ist man erfüllt von der Natur und trägt diese Eindrücke auch innerlich weiter. Was eignet sich besser als ein Lagerfeuer oder Picknick, Spaziergänge am Strand, im Schnee oder Wald. Wenn man dann durchgefroren heimkehrt, wärmt eine heiße Schokolade wieder die Energiereserven auf.

Diese Hygge-Inspiration ergibt sich aber auch bei einem entspannenden Bad, beim gemütlichen Lesen eines Buches, man kann Filme schauen, Spiele spielen. All das verleiht Glücksgefühle und macht das Leben lebenswert.
Wunderschöne Fotos begleiten dieses Buch, man ist schon zufrieden, wenn man sie nur anschaut. Ich lege mir das Buch auf den Couchtisch und werde immer mal wieder einige Dinge daraus umsetzen.

Dieser Bildband eignet sich sehr gut zum Verschenken. Es ist ein Genuss, darin zu blättern und man findet die ein oder andere Inspiration für die eigene Auslegung des privaten Hygge.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Ein unterhaltsamer Roman für lange Abende im Winter

Das Schiff der Träume
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Dieser Gesellschaftsroman dreht sich um die junge May Bedloe, die ihren Platz im Leben sucht und dabei ungeahnte Abenteuer erlebt und sich von einer schüchternen grauen Maus zu einer selbstbewussten und ...

Dieser Gesellschaftsroman dreht sich um die junge May Bedloe, die ihren Platz im Leben sucht und dabei ungeahnte Abenteuer erlebt und sich von einer schüchternen grauen Maus zu einer selbstbewussten und mutigen Frau entwickelt.

Nach und nach lernen wir die verschiedenen Charaktere kennen, sehen, wie May von ihrer Cousine Comfort herumkommandiert wird und stossen später mit May auf eine bunte Truppe von Schauspielern und Zauberern auf einem Theaterschiff, die es in dieser Zeit wirklich gab. Es ist die Zeit der Anti-Sklaven-Bewegung, der sogenannten "Abolitionisten" und die Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Auch May wird in die Sache der Sklaven-Befreier gezogen und soll Sklaven über den Fluss in die Freiheit retten, was als strafbare Handlung angesehen wird.

Der Roman wird ruhig, aber detailgenau erzählt, doch es wird nicht langweilig. Mays Leben plätschert erst dahin wie das Wasser des Ohio, doch dann nimmt es gewaltige Fahrt auf und endet in einer Katastrophe, die für May den Wendepunkt ihres Lebens darstellt.

Da May Schneiderin ist, bekommt man immer wieder die Garderobe beschrieben und kann sich die Figuren bildhaft deutlich ausstaffiert vorstellen. Vieles muss aus Geldmangel improvisiert werden, auch das Bühnenbild. Man taucht sehr authentisch in die Zeit ein und erlebt das Leben auf dem Theaterschiff, die vielen Stationen am Fluss und die Menschen, die hier auf dem Schiff gute Unterhaltung und Abwechslung suchen.

Mit May hat Martha Conway eine liebenswürdige Protagonistin geschaffen, die man gerne begleitet. Die besondere Atmosphäre liegt in den zeitgeschichtlichen Hintergründen, aber auch an dem Leben auf dem Theaterschiff.

Einfühlsam, detailliert und unterhaltsam ist der Erzählstil und man kann dieses Buch wunderbar an langen Winterabenden geniessen. Auch die Emotionen, die Situationsbeschreibungen und die Not der Sklaven zeigt die Autorin auf eine realistische und anschauliche Weise, die mich mitgenommen hat.

Hier kommt der Zeitgeist, die Atmosphäre und die Hoffnung auf Freiheit gut zum Ausdruck. Ein unterhaltsamer Roman für lange Abende im Winter.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Von Gewinnern und Verlierern

Dann schlaf auch du
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Dieser Roman ist gleichzeitig ein Psychothriller, denn er startet mit dem schrecklichen Ende, mit der Tragödie eines Kindesmordes. Weil die Autorin ihren Roman von hinten aufzäumt, wird dem Leser sofort ...

Dieser Roman ist gleichzeitig ein Psychothriller, denn er startet mit dem schrecklichen Ende, mit der Tragödie eines Kindesmordes. Weil die Autorin ihren Roman von hinten aufzäumt, wird dem Leser sofort die dramatische Lage bewusst, aber er weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Also erliegt man dem Buch und liest, um zu erfahren wie das unfassbare Verbrechen geschehen konnte. In diesem Fall wird nicht alles aufgeklärt, es gibt noch offene Fragen, aber die erklären sich auch der Situation der Täterin heraus.


Man gerät in einen Lesesog, man erlebt, wie das Kindermädchen Louise zu einem unverzichtbaren Teil in dieser Familie wird. Man könnte an einen Fels in der Brandung denken, so schmeißt die Nounou den Haushalt, kocht und putzt und erzieht nebenbei die Kinder, damit sich die Eltern beruflich verwirklichen können. Doch in Wahrheit ist sie kein Fels, in ihr rumort etwas, es gärt und beginnt dramatische Folgen anzunehmen.

Die Gründe liegen in ihrer Vergangenheit, Louise gehört zur unteren sozialen Schicht, sie ist ungebildet, bekommt schon früh ein Kind, ihre Ehe ist lieblos und als ihr Mann stirbt, hinterlässt er ihr seine angehäuften Schulden. Louise sucht nach Liebe, möchte ein Teil der neuen Familie sein und ermöglicht ihnen, sich selbst zu verwirklichen.

Nach und nach bekommt man ein Bild vom Leben Louises und des Ehepaares und man sieht mögliche Tatmotive. Daraus zieht der Roman ein unglaubliches Spannungspotential, denn man kann sich nicht vorstellen, wie aus dieser friedfertigen Louise eine Mörderin werden konnte.



Mich hat die Darstellung des gesellschaftlichen Hintergrundes interessiert und mitgenommen. Es geht um die Menschen hinter den funktionierenden Großverdienern und Steuerzahlern der westlichen Länder. Es geht um die chancenlosen Kindermädchen aus armen Ländern der Erde, die für einen geringen Lohn die Kinder der Besserverdienenden hüten. Ist das schon Ausbeutung oder ist das Beschäftigung? Der gesellschaftskritische Unterton ist spürbar, aber nicht direkt anprangernd.

Die Autorin hat einen sachlich, nüchternen Erzählstil, der in einem ruhigen Ton eher beschreibt als erklärt und keine Wertung einfließen lässt. Die fesselnden Charaktere und die unheimliche Atmosphäre sorgen für ein intensives Leseerlebnis.


Dieser Roman bekommt deshalb von mir die vollste Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Der gelungene Start einer Krimireihe im Stil von Daniela Katzenberger, humorvoll, spritzig und spannend und natürlich in Pink.

Mieze undercover
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Mieze Moll ist glücklich verheiratet und Mutter einer dreijährigen süßen Tochter, doch das Leben zwischen Kinderzimmer, Spielplatz und Mutti-Stammtisch füllt sie nicht aus. Sie bewirbt sich um einen Bürojob ...

Mieze Moll ist glücklich verheiratet und Mutter einer dreijährigen süßen Tochter, doch das Leben zwischen Kinderzimmer, Spielplatz und Mutti-Stammtisch füllt sie nicht aus. Sie bewirbt sich um einen Bürojob im Polizeirevier und hat Glück, sie wird sofort engagiert. Doch anders als erwartet führt ihr Job nicht an den Schreibtisch, durch einen Undercovereinsatz gerät sie in eine Tabledancebar. Spontan beweist sie auch als sexy Tänzerin beim Pole-Dance ihr Können und wird dadurch verdeckte Ermittlerin im Rotlichtmilieu. Wie sie diesen doch sehr speziellen beruflichen Einsatz jetzt vor ihrer Familie geheim halten kann, sorgt für einige witzige Szenen und privaten Stress.


Ein Krimi mit rosa Cover und dem Bild von Daniela Katzenberger, das passt im ersten Moment nicht ganz zusammen. Doch beim Lesen der Inhaltsangabe wurde mir klar, das klingt lustig und es kann klappen.
Was soll ich groß sagen! Mina Teichert hat der prominenten Kultnudel Daniela Katzenberger ihre Protagonistin Mieze Moll auf den Leib geschrieben. Beim Lesen verschmelzen beide zu ein und derselben Figur. Mieze wirkt wie die Katze persönlich und trägt genau ihre Schlagfertigkeit, ihren Humor und ihre herzliche Art zur Schau. Dazu noch jede Menge Dessous, Makeup und eine verruchte Atmosphäre und selbst die Sprüche und die Wortwahl passen ausgezeichnet überein. Auch Schatz, Anita und Costa kommen in diesem Buch vor.


Mieze ist eine tolle Frau, herzlich, humorvoll und der Blickfang vieler Männer. Das kommt ihr bei ihrem Undercovereinsatz beim Pole-Dance zugute. Niemand würde hinter dieser heißen Fassade eine ausgebuffte Ermittlerin vermuten. Dadurch und durch ihre unstillbare Neugier kommt Mieze an einige Beweismittel und bringt Licht in dunkle kriminelle Machenschaften und löst im Endeffekt auch Mordfälle auf.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, ich mag Mieze und ihre Familie, hatte Spaß bei ihren Tanzeinlagen und habe mit ihr gebangt, wenn sie fast beim Spitzeln erwischt wurde. Es ist ein besonderer Nervenkitzel wie sie diesen besonderen Arbeitseinsatz in ihrer neuen Erwerbstätigkeit vor ihrem Mann und den Freundinnen verbergen kann.
Mina Teichert schreibt sehr lebendig, locker und erfrischend. Ihre Figuren wirken sehr authentisch, was besonders bei Mieze alias Daniela ausgesprochen deutlich wird. Die Wortwahl der Figuren ist personenmäßig gut gemacht, besonders die kleine Tochter und Chantal haben mich hier amüsiert. Die Krimihandlung ist zwar nicht die schwierigste, aber es kommt durch die Mischung von Humor und Spannung zu einer richtig guten Unterhaltung. Da macht es nichts, wenn man als geübter Krimileser schon mal den Täter errät.

Mina Teichert hat es geschafft, ihre Figur der Mieze genau wie Daniela Katzenberger erscheinen zu lassen. Genauso kennt man die Katzenberger, sexy, schlagfertig, humorvoll und stets geschminkt und außerdem liebevolle Mutter und Ehefrau.

Ich bin auf die weiteren Bände der Reihe sehr gespannt und freue mich schon darauf. Dieser spritzige und humorvolle Krimi verspricht gute Unterhaltung und sorgt für vergnügliche und spannende Lesezeit.