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Veröffentlicht am 29.01.2019

Warmherzig und bewegend

Abendrot
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Holt ist eine Kleinstadt im Herzen Colorados. Die Menschen leben hier von der Viehzucht, so wie die alten McPheron-Brüder. Schweren Herzens müssen sie ihre Ziehtochter Victoria gehen lassen. In einem Wohntrailer ...

Holt ist eine Kleinstadt im Herzen Colorados. Die Menschen leben hier von der Viehzucht, so wie die alten McPheron-Brüder. Schweren Herzens müssen sie ihre Ziehtochter Victoria gehen lassen. In einem Wohntrailer lebt die Familie Wallace, unterstützt von der Sozialamtmitarbeiterin Rose, der elfjährige DJ kümmert sich liebevoll um seinen kranken Großvater. Egal wir hart das Schicksal hier zuschlägt, so gibt es doch noch Mitmenschlichkeit in Holt. Sie haben sich gegenseitig im Blick und versuchen, sich umeinander zu kümmern.

Holt liegt in den Weiten der amerikanischen Prärie in Colorado. Das Leben dreht sich hier hauptsächlich um Viehzucht, es ist eintönig und von harter Arbeit geprägt. Jeder lebt hier seinen eigenen Alltag und doch achtet man aufeinander, wie es in Kleinstädten üblich ist.

"Abendrot" ist die Fortsetzung von "Lied der Weite" des amerikanischen Autors Kent Haruf.
Zurück in Holt konnte ich mich gleich wieder gut einfinden und die beiden alten Brüder Raymond und Harold kamen mir wie zwei alte Bekannte vor. Sie sind Viehhalter und zeigen Menschlichkeit und es fällt ihnen schwer, von Victoria und ihrer kleinen Tochter Abschied nehmen zu müssen. Immerhin waren sie so etwas wie eine kleine Familie.


Kent Haruf schildert in seinem Buch die Lebensumstände von normalen Menschen und Familien, das harte, einfache Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Und wie das in Kleinstädten nun einmal so ist, man achtet aufeinander. Das soziale Miteinander zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, auch wenn einige Personen das Gegenteil an den Tag legen.

In Abendrot lernen wir neben bekannten Figuren auch neue Charaktere kennen.
Da gibt es die auf Sozialhilfe angewiesene Familie Wallace, die trotz ihrer großen Liebe für die beiden Kinder mit sich selbst nicht klar kommen und Anweisungen für ein normales Leben benötigen. Rose Tyler ist ihre zuständige Sozialarbeiterin, die ihre Aufgabe ernst nimmt und über das erforderliche Maß hinaus die Familie betreut.

Wir lernen DJ Kephart kennen, ein tougher Junge und Vollwaise. Er kümmert sich um seinen kranken Großvater, ist hilfsbereit, setzt sich für andere ein, versucht Streit zu schlichten und ist fleißig.

Inhaltlich wird durch genaue Schilderungen das Landleben beschrieben, alles dreht sich um Viehhaltung, Weidetrieb, Auktionen, Geburtshilfe und die ständige Arbeit und Sorge um die Tiere.

Wenn der Autor die Landschaft oder die Natur beschreibt, benutzt er bildhafte und sprachgewaltige Beschreibungen, die auch leicht poetisch wirken können. Doch er wird knapper und direkter, wenn er die Protagonisten sprechen lässt. So sind die Menschen hier in Holt, direkt und eher wortkarg.


Kent Harufs Schreibstil ist sehr ruhig, geradlinig, etwas melancholisch und nüchtern und lenkt trotzdem den Blick auf die Gefühle und Lebensumstände seiner Figuren. Er wertet nicht, sondern beschreibt lediglich die Menschen mit ihren zwischenmenschlichen Problemen. Kent Haruf versetzt sich gut in die Figuren hinein und bringt die tragischen Momente ihrer Schicksale deutlich zur Geltung. Ohne wertend zu werden, gibt er mit der Beschreibung der Handlung seiner Erzählung Tiefe und Gefühle mit. In Holt hat jeder mit seinen persönlichen Schwierigkeiten des Lebens zu kämpfen und doch gibt es Hilfsbereitschaft und einen Hoffnungsschimmer in dieser Einöde. Die menschliche Einsamkeit scheint hier ein besonderes Problem zu sein. Doch auch das kann überwunden werden.

Die Entwicklung der Figuren treibt Haruf immer weiter voran, sie machen ihre Erfahrungen, gute und schlechte, traurige und positive, man ist ihnen im Buch sehr nahe und erlebt alles hautnah und bewegt mit. Diese Nähe bindet mich an die Figuren und ich möchte bald lesen, wie es weitergeht in Holt und mit seinen Bewohnern.

Ich lese die Bücher von Kent Haruf immer wieder gerne und bin fasziniert von seiner Erzählweise. Er vermag es, den Charaktern sehr nahe zu kommen und ihnen in seinen Büchern Leben einzuhauchen. Warmherzig und bewegend zeigt Haruf in "Abendrot", wie wichtig ein sozialer Zusammenhalt unter Menschen ist. Es ist ein großartiges und zeitloses Buch über Menschlichkeit und Einsamkeit. Einfach lesenswert!

Veröffentlicht am 28.01.2019

Als Urlaubslektüre genau richtig: leichte und lustige Unterhaltung

Oma tanzt auf Wolke 7
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Oma Jette hat mit ihrem kleinen Bernsteinlädchen ihr Hobby zum Beruf gemacht und liebt ihr Leben auf Langeoog. In den Herbstferien werden ihre drei Enkel zu Besuch kommen und darauf freut sie sich besonders. ...


Oma Jette hat mit ihrem kleinen Bernsteinlädchen ihr Hobby zum Beruf gemacht und liebt ihr Leben auf Langeoog. In den Herbstferien werden ihre drei Enkel zu Besuch kommen und darauf freut sie sich besonders. Ihr Lebensgefährte Günther möchte ihr einen Heiratsantrag machen, doch auf einmal hat er einen Nebenbuhler, der sich um Jette bemüht. Er zieht die Enkel ins Vertrauen. Doch es geht in Jettes Haus zu wie in einem Taubenschlag. Denn auch Walburga, Horsti und Nachbarin Grete sorgen für Neuigkeiten, sodaß Jette vielbeschäftigt ist.



Mit diesem Roman bekommt man neben einer quirligen Familiengeschichte auch reichlich Humor geboten. Das fängt schon bei der Namenswahl der Figuren an, sie sind überspitzt und damit echt lustig. Wer heißt schon Zwiebell, Walburga, Blümerant und Horsti von Hinten?


Die Charaktere sind liebevoll mit reichlich Ecken und Kanten ausgestattet, das verleiht ihnen einen hohen Wiedererkennungswert und beim Lesen läuft ein buntes Kopfkino. Besonders Walburga hat sich mir mit ihrem pinken Outfits und ihrer Vorliebe für bunte Fruchtkaugummis ins Hirn gebrannt.


Jette ist eine echte Frohnatur, gutmütig und hilfsbereit. Ihr wird einiges abverlangt, denn ihr Haus gleicht in den Ferien einem vollbelegten Hotel. Doch sie kann niemandem etwas abschlagen, besonders ihrem Günther nicht. Als Julius Zwiebell mit Jette anbandelt, wird Günther eifersüchtig, eine Flasche Küstennebel soll sein Leid mindern, allerdings endet das als Zeltaktion in Jettes Garten.


Wie soll Günther das nun mit dem Heiratsantrag auf die Reihe kriegen? Oder hat Jette ihn jetzt leid?



Auch wenn dieser Band eine Fortsetzung der Oma Jette-Reihe ist, hat man keine Verständnisprobleme. Man wächst schnell in die Familie hinein und erlebt trubelige und humorvolle Szenen. Zusätzlich sorgt das eingebaute Nordsee-Insel-Flair für Urlaubsstimmung, es gibt sogar einen schweren Herbststurm und man kann sich auf eine quirlige Unterhaltung freuen.


Diese humorvolle und turbulente Familiengeschichte hat reichlich Unterhaltungscharakter und das Nordseeflair sorgt für Urlaubsgefühle. Ein Roman zum Abschalten und Entspannen.


Veröffentlicht am 26.01.2019

Ein authentischer Blick macht das Grauen dieser Zeit erkennbar

Trümmerkind
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Der Roman "Trümmerkind" von Mechthild Borrmann erschien 2017 im Droemer Verlag.

Hamburg, 1946/47. Nach dem 2. Weltkrieg ist Hamburg zerstört, Tausende Menschen kämpfen einen täglichen Überlebenskampf. ...

Der Roman "Trümmerkind" von Mechthild Borrmann erschien 2017 im Droemer Verlag.

Hamburg, 1946/47. Nach dem 2. Weltkrieg ist Hamburg zerstört, Tausende Menschen kämpfen einen täglichen Überlebenskampf. Als der 14jährige Hanno neben einer nackten Frauenleiche einen kleinen Jungen findet, nimmt er ihn mit. Seine Mutter Agnes nimmt ihn wie ein eigenes Kind auf und sie nennen ihn Joost.


"Das war eine andere Zeit,..., da denkt man nicht über Tage und Wochen hinaus, sondern nur daran, ob es am Abend etwas zu essen gibt und ob im Ofen ein Feuer brennt. Da muss man die Dinge vergessen, sonst ist man verloren." Zitat Seite 223


Als historischen Schauplatz hat Mechthild Borrmann Hamburg im Jahrhundertwinter 1946/47 gewählt. Es ist die Zeit des Mangels, des Schwarzhandels und des Steineklopfens, die Zeit der Trümmerfrauen und -kinder. Dort trieb ein sogenannter Trümmermörder sein Unwesen.

Borrmann nimmt diesen authentischen Fall auf und konstruiert daraus einen fiktiven Roman.

Besonders bedrückend schildert sie die missliche Lage der Menschen in der Nachkriegszeit. Viele Menschen wurden von ihren Gütern vertrieben, landeten als Flüchtlinge bei anderen Familien, wurden dort aufgenommen oder auch nur geduldet. Die Zeiten waren hart, Lebensmittel und Kleidung knapp, die Städte zerbombt, die Väter im Krieg vermisst oder verstorben.


Die Handlung ist in drei Erzählstränge unterteilt, zwei ordnen sich direkt nach dem 2. Weltkrieg an, ein weiterer zeigt die 90er Jahre.

In Hamburg bringt Agnes 1947 ihre beiden Kinder und Findelkind Joost im zerbombten Hamburg mit Näharbeiten durch die schwere Zeit. Joost ist traumatisiert, doch allmählich gesundet seine Seele und er hält Agnes für seine eigene Mutter.

In der Uckermark rücken im April 1945 die russischen Besatzer immer näher und die Familie von Clara Anquist, die auf ihrem Gut lange Zeit Flüchtlinge beherbergt hat, muss fliehen.


In den 90er Jahren macht sich die Lehrerin Anna auf die Suche nach ihren Vorfahren, die einstmals ein Gut in der Uckermark besassen, ihre Mutter ist eine geborene Anquist. Dabei entdeckt sie ein lange gehütetes Familiengeheimnis.

Diese drei Handlungsebenen verknüpfen sich allmählich zu einer zusammenhängenden Geschichte, bei der mir die realistischen Schilderungen der Wirren der Nachkriegszeit sehr zugesetzt haben. Mechthild Borrmann macht hier das Zeitgeschehen so glaubhaft sichtbar und lässt den Leser einen ungetrübten Blick auf die schwierigen Zustände der Zeit werfen. Absolut realistisch zeigt sie Flucht, Vertreibung, Schwarzmarkt und die Rückkehr von Vermissten in ihrer Geschichte und lässt ihre Leser die Schicksale und ihre existentiellen Nöte betroffen miterleben.

Dagegen wirkt der Gegenwartsteil merkwürdig unausgeschmückt und blaß. Es mag sein, dass die Autorin damit die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Lebensumständen darstellen wollte, mit Anna und ihrem Mann konnte ich allerdings keine Nähe aufbauen.


Der Schreibstil ist klar und sehr flüssig, absolut lebendig und bildhaft und es gelingt der Autorin immer wieder die Stimmungen der Figuren authentisch abzubilden und die Szenen wie ein Kopfkino beim Leser ablaufen zu lassen.

"Trümmerkind" verknüpft menschliches Leid der Nachkriegsjahre mit der Einforderung von Besitzansprüchen aus der Neuzeit. Dabei wirkt der Roman wie ein Mix aus Historie, Unterhaltung und Krimi.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Humorvoller und schonungsloser Blick auf Ernährungstrends

Egal, ich ess das jetzt!
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Anna Funck berichtet in ihrem Buch "Egal, ich ess das jetzt!" über ihre Erfahrungen mit Ernährungstrends. Das Buch erscheint 2019 im Knaur Verlag.


Anna Funck ist ehemaligen RTL-Moderatorin und Journalistin ...

Anna Funck berichtet in ihrem Buch "Egal, ich ess das jetzt!" über ihre Erfahrungen mit Ernährungstrends. Das Buch erscheint 2019 im Knaur Verlag.


Anna Funck ist ehemaligen RTL-Moderatorin und Journalistin für den MDR. Ihre Erfahrungen mit aktuellen Ernährungstrends hat sie im Alltagstest mit ihrer Familie ausprobiert. Ein Jahr lang testete sie sich durch das Angebot von Smoothies, Chiasamen, Superfoods und kohlenhydratloser Kost. Was ihr dabei gut getan hat und was man einer Selbstkasteiung gleichkommt, beschreibt sie in diesem Buch.


Intervallfasten, Superfoods, Low-Carb und Paleo sind im Moment in aller Munde. Was gibt es nicht alles für Trends? Folgt man ihnen, muss man viele Dinge im Essenplan beachten oder gleich ganz streichen. Bringt eine spezielle Ernährung eine Verbesserung des Wohlbefindens und der Fitness mit sich, eine schlanke Linie und gesundheitliche Vorteile? Sicherlich von allem etwas, doch kann und will man das wirklich? Einem Eigentest hat sich Anna Funck unterworfen.


Zunächst möchte ich den wundervollen, weil locker-humorvollen und dennoch informierenden Erzählstil von Anna Funck loben. Mit soviel Wortwitz habe ich selten ein Sachbuch zu diesem Thema gelesen und dabei so viel gelacht. Denn unter den verschiedenen selbsternannten Veganern und Co. geht es teilweise sehr verkniffen, voreingenommen und ausnahmslos ernst zu.


Nicht so bei der Autorin in ihrem Buch. Sie probiert sich durch den modernen Ernährungswahn hindurch, verzichtet auf Milch, Gluten, Zucker und auch schon mal auf Kaffee und bekommt im Alltagsleben mit ihrer Familie besonders von ihren Kindern die Machbarkeit vor Augen geführt. Denn sie möchte alle gesund und "gewusst wie" mit dem Besten versorgen und dennoch nicht nur in der Küche stehen oder die Biomärkte abklappern.


Sie öffnet ihren Lesern die Augen über die Machbarkeit mancher Trends und gibt Hintergrundwissen preis, allerdings bekommt man keinen Fahrplan an die Hand gegeben, den muss man sich schon selbst suchen im Dschungel der Trends. Dabei sollte man seine eigenen Unverträglichkeiten kennen, denn mit einem Allergieschock ist nicht zu spaßen.

Zum Beispiel kann man mit Apfelessig, wie auch schon unsere Vorfahren wussten, seinen Stoffwechsel in Schwung bringen und damit das Basen-Säuren-Verhältnis des Körpers in Ordnung bringen. Auch Sellerie, Nüsse und Avocado sind offene Geheimtipps, die man sich näher anschauen sollte.

Man muss auch nicht zwingend alle Mahlzeiten einhalten, der Verzicht auf das Frühstück ist beim Intervallfasten ein probates Mittel. Regionale Kost ist aus mehreren Gründen gut und wenn die Qualität des Leitungswassers stimmt, ist dagegen als Trinkwasser auch nichts einzuwenden.

Und ein Stückchen Schokolade oder eine andere Leckerei sollte man sich auch mal gönnen, die Seele muss man auch füttern und die wird sich vielleicht nicht mit Chiasamen abspeisen lassen. Am Ende des Buches finden sich noch ein paar Rezepte und weiterführende Literaturangaben. mit einer Sellerieunverträglichkeit fällt dort leider für mich eines weg.



Dieser Selbsttest wirft einen ehrlichen und schonungslosen Blick auf Ernährungstrends und zeigt vor allem ihre Machbarkeit im Alltag mit kleinen Kindern.

Informativ, humorvoll, sehr unterhaltsam und schonungslos ehrlich zeigt dieses Food-Diät-Tagebuch die Machbarkeit von Trends in Sachen Ernährungstrends. Wer die Vor- und Nachteile dieser Trends nicht alle am eigenen Leib ausprobieren möchte, kann hiermit von den Erfahrungen der Autorin profitieren.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Toller Band der Steirerkrimireihe

Steirerquell
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LKA-Ermittlerin Sandra Mohr ist durch ihren Beruf einiges gewohnt, doch als ihre Freundin Andrea sie am Handy um Hilfe anfleht, ist sie erst einmal völlig schockiert. Gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Sascha ...

LKA-Ermittlerin Sandra Mohr ist durch ihren Beruf einiges gewohnt, doch als ihre Freundin Andrea sie am Handy um Hilfe anfleht, ist sie erst einmal völlig schockiert. Gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Sascha Bergmann startet sie die Suche und beginnt zu ermitteln. Die erste Anlaufstelle ist ein Wellness-Hotel, dort wollte sich Andrea ein Wochenende in der Thermenlandschaft vergnügen. Kurz darauf wird eine verkohlte Frauenleiche gefunden, Sandra befürchtet das Schlimmste.

Regionalkrimis lese ich immer gern und mit dem sympathischen Duo Sandra und Sascha bin ich der Handlung gern gefolgt und habe sie bei diesem sehr persönlichen Fall begleitet.

Im Laufe der Ermittlungen gelangen einige Geheimnisse an die Oberfläche, die Sandra durchaus so nicht erwartet hätte, obwohl ihr bewusst war, dass ihre Freundin Andrea eine Vorliebe für verheiratete Männer hat. Es ist ein sehr emotionaler Fall, die persönliche Betroffenheit von Sandra und die Sorge um ihre Freundin springen regelrecht auf den Leser über. Es wird schwierig, weil Sandra professionelles Arbeiten über ihre persönliche Befangenheit stellen muss. Doch das gelingt ihr recht gut.

Gleichzeitig sorgen Einblicke in Andreas Gefangenschaft für dramatische Momente, man kann ihrer scheinbar ausweglosen Situation nur tatenlos zusehen. Können Sandra und Sascha sie aus den Händen dieses Psychopathen befreien oder wird Andrea als Brandopfer enden?



Im Verlauf der Handlung zeichnen sich einige Verdächtige ab, doch man tappt im Dunkeln, weil man das Motiv des Täters nicht fassen kann. Auch Sandra und Sascha stochern recht lange ziemlich erfolglos nach einer hilfreichen Spur. Allerdings sind ihre Ermittlungen durch ihre persönlichen Wortspielchen und Neckereien auch sehr unterhaltsam zu lesen.

Dieses Mal erfährt man auch von Sascha Bergmann einige Neuigkeiten aus seinem Privatleben, die ihn in einem besonderen Licht erscheinen lassen. Er ist doch mehr Herzensmensch, als man es bisher vermuten konnte.

Claudia Rossbacher stellt ihren Krimi wieder mit lokalen Besonderheiten detailreich vor die Kulisse der Steiermark und man kann sich die Gegend gut vorstellen. Dieses Mal zeigt sie das Thermenland genauer. Einige österreichische Begriffe sorgen zusätzlich für Lokalkolorit, sie werden in einem Glossar am Ende des Buches näher erklärt.



Der Krimi zeigt alltägliche Ermittlerarbeit, unwillige Zeugen und lässt durch einige private Einblicke reichlich Spannung und Unterhaltung zu. Aber am meisten konnten mich die Einschübe von Andreas "Behandlung" fesseln, dort liegen die Nerven durch die Ungewissheit förmlich blank.

Nur das Ende wird dann allerdings recht unspektakulär und schnell abgehandelt und wirkt damit nicht sehr überzeugend.



Insgesamt hat mich dieser Steirerkrimi gut und spannend und mit einem genauen Blick auf die Gegend unterhalten. Auch die Weiterentweicklung der Ermittler hat dazu beigetragen.