Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2019

Sehr berührendes und eindrucksvolles Debüt

Die Welt in allen Farben
0

"Die Welt in allen Farben" ist der Debütroman von Joe Heap und erscheint im September 2019 im HarperCollins Verlag.


Die junge Nova spricht fünf Sprachen und arbeitet als Dolmetscherin am Gericht. Sie ...

"Die Welt in allen Farben" ist der Debütroman von Joe Heap und erscheint im September 2019 im HarperCollins Verlag.


Die junge Nova spricht fünf Sprachen und arbeitet als Dolmetscherin am Gericht. Sie erkennt einen Lügner am Klang seiner Stimme, nur sehen kann sie nicht, denn sie ist von Geburt an blind.

Durch eine Operation kommt die Sehkraft zurück, doch dieses Sehen bereitet Nova große Schwierigkeiten, sie findet sich plötzlich in einer Welt voller Bilder nicht mehr zurecht.

Auch Kates Vergangenheit war von Dunkelheit geprägt. Beide Frauen lernen sich kennen und gemeinsam überwinden sie die Hürden des Sehens und helfen sich, mit ihren Augen das Schöne der Welt wahrzunehmen.


Blindheit ist für Sehende ein Rätsel, doch wie geht es Blinden, wenn sie wieder sehen können? Auch das ist mit Schwierigkeiten verbunden. Diese optischen Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden. Was bedeuten Farben, Formen und menschliche Züge?

Genauso ergeht es der Protagonistin Nova. Sie ist von Geburt an blind, doch sie ist optimistisch und zufrieden und ihr Leben verläuft auch ohne Sehkraft in geordneten Strukturen, sie hat einen Job und findet sich in ihrer Umgebung gut zurecht. Als ihr eine Operation die Sehkraft zurück gibt, hat sie große Schwierigkeiten, sich in der Welt der "Sehenden" zurecht zu finden. Der Autor zeigt sehr eindrucksvoll ihre Situation, ihre Bedenken und ihre Fragen, sodass man sich ihrer Figur sehr nahe verbunden fühlt.


Kate hat dagegen ein ganz anderes Schicksal, auch sie lebt in einer Dunkelheit, doch diese unterscheidet sich von Novas Welt. Es sind Gründe wie häusliche Gewalt und ein unerfülltes Leben, die Kates Leben dunkel machen.

Das Kennenlernen der Beiden ist eine Art Liebesgeschichte, Nova ist lesbisch, Kate ist noch in ihrer Ehe gefangen.

Der Roman beschreibt, wie sich die Frauen den Weg ins Leben öffnen und sich verändern. Entscheidender war für mich aber die intensive Darstellung der Sichtweise vom Sehen, hier benutzt der Autor Novas sogenannte "Sehregeln", fast 400 an der Zahl, die das Sehen bewusst in vielen Facetten hinterfragen. Der Autor nimmt das selbstverständliche Sehen zur Grundlage und versetzt den Leser in die Lage, bewusst über das Sehen nachzudenken. Bei diesen Sehregeln gibt es eine zahlenmäßige Unstimmigkeit, nach der 389. Sehregel auf Seite 369 folgt die 399 (Seite 377). Hier müsste man noch nachbessern.


Auch wenn ich mich in die Figuren etwas hineindenken konnte, so konnte ich manches Handeln nicht nachvollziehen. Kates Eheprobleme werden von ihr verschwiegen, sie redet auch mit Nova nicht darüber. Mit ihr bin ich während des Buches nicht warm geworden, denn sie lässt den Blick darauf nicht wirklich zu. Andere Figuren spielen in dem Buch eine untergeordnete Rolle, dabei hätten sie einiges zur Handlung beitragen können und auch die anfängliche Liebesgeschichte verblasst immer mehr.

Am Ende kommt es dann noch einmal zu einer dramatischen Aktion, die sehr überraschend für einen besonderen Abschluss der Geschichte sorgt.


Für ein Debüt hat sich der Autor hier sehr gut geschlagen und mit der Schilderung von Sinneseindrücken mal eine ganz andere Sichtweise aufgezeigt.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Inspirierende Ansätze, die man gut im Alltag anwenden kann

Das Alphabet des Herzens
0

Das Alphabet des Herzens ist ein Buch von James R. Doty, ein international renommierter Professor für Neurochirurgie an der Universität von Stanford, der für zahlreiche Nonprofit-Organisationen tätig ist ...

Das Alphabet des Herzens ist ein Buch von James R. Doty, ein international renommierter Professor für Neurochirurgie an der Universität von Stanford, der für zahlreiche Nonprofit-Organisationen tätig ist und Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt. Das Buch trägt den erklärenden Untertitel "Die wahre Geschichte über einen, der sein Herz verlor und sich selbst fand" und erscheint im Juli 2019 bei Knaur MensSana.


Als 12-jähriger Junge lernt James Doty in einem Laden für Zauberbedarf die liebenswürdige Ruth kennen, sie bringt ihn durch vier Übungen dazu, seine kühnsten Träume zu verwirklichen. Er befreit sich von dem Gefühl, Opfer seiner Lebensumstände zu sein, wird Chirurg, dringt in die Tiefen der Gehirnforschung vor und hat als Unternehmer immensen Erfolg.

Dieses Buch hat sprituelle Züge, es gibt biografische Einblicke in das Leben von James Doty und zeigt, wie man Achtsamkeit erlernen kann.

James Doty hat eine schwierige Kindheit hinter sich, der Vater war Alkoholiker, die Mutter litt unter Depressionen. In einem Laden für Zauberbedarft lernt er als Kind eine Frau namens Ruth kennen. Sie hilft ihm, die rätselhafte Verbindung zwischen Gehirn und Herz zu begreifen.

Die folgenden Methoden werden ausführlich beschrieben und erklärt:

1. Entspanne deinen Körper

2. Zähme deinen Geist

3. Öffne dein Herz

4. Formuliere eine klare Absicht


Dieses Buch liest sich einfach und sehr anschaulich, es zeigt Lebensepisoden des Autors, Schwierigkeiten in seiner Kindheit mit seiner Familie, aber auch mit Gleichaltigen und zeigt viele Ansätze, die man schon als philosophische Lehren ansehen kann.

Das Buch ist aber auch sehr komplex, weil es viele Beispiele für das eigene Handeln und Verhalten aufzeigt.


Der erfolgreiche Neurochirurg und Freund des Dalai Lamas zeigt an seiner eigenen Geschichte, wie man an sich arbeiten kann und damit auch schwierige Zeiten zu akzeptieren lernt und so ohne negative Belastungen anderen Menschen gegenüber stehen kann.
Wer nur die eigenen Wünsche im Leben verfolgt, wird es schwer mit anderen Menschen haben, wer an die Folgen seines Handelns denkt und dabei sein Herz für andere öffnet, wird glücklich werden und wird reich beschenkt.

Es ist eine interessante Mischung aus ermutigendem Lebensbericht und Informationen zur heutigen Gehirnforschung. Doty gibt konkrete Anleitungen, wie er selbst sein Leben verändert hat und gleichzeitig auf Hirn und Herz gemeinsam zu hören lernte.
Alles ist möglich. Man muss nur sein Herz öffnen und den Verstand sinnvoll nutzen.

Im Grunde geht es um ein achtsam geführtes Leben, bei dem man sich bestimmte zwischenmenschliche Fähigkeiten aneignen und bewahren sollte. Diese sind folgende:
Mitgefühl, Würde, Gleichmut, Vergebung, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Integrität, Gerechtigkeit, Güte, Liebe.



Dieses biografisch angehauchte Buch ermutigt, auf sein Herz zu hören und Achtsamkeit zu erlernen und zu leben. Ganz im Sinne des Dalai Lama. Für alle spirituell interessierten Leser ein wertvolles Buch.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Wunderschöne Sommerlektüre und ein echter Wohlfühlroman

Inselküsse
0

In ihrem Ostseeroman "Inselküsse" führt uns die Autorin Evelyn Kühne nach Rügen. Das Buch erscheint im Forever Ullstein Verlag.


Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern schafft es die 43-jährige ...

In ihrem Ostseeroman "Inselküsse" führt uns die Autorin Evelyn Kühne nach Rügen. Das Buch erscheint im Forever Ullstein Verlag.


Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern schafft es die 43-jährige Marie, ihre Familie mit ihrem Job als Kellnerin und ihren Töpferarbeiten durchzubringen. Als jedoch wegen Sanierungen Mieterhöhungen anstehen, weiß Marie nicht, wie sie das finanziell stemmen soll. Doch ihre ältere Nachbarin Ruth, zu der sie ein liebevolles Verhältnis hat, weiß einen Ausweg. Sie hat ein in die Jahre gekommenes Haus auf Rügen, das genügend Platz für Ruth, Maries Familie und sogar für eine Töpferwerkstatt bietet. Aber auch hier ist Renovierungsbedarf und Maries Kinder müssen auch noch von einem Umzug überzeugt werden. Nebenan wohnt der Tischler Christian, der packt hilfsbereit bei den Ausbesserungsarbeiten mit an und ist Marie auch sehr sympathisch. Sollte Marie hier auf Rügen eine neue Heimat finden?

Sommerliche Romane, die in Urlaubsregionen spielen und sich um Neustart und Liebe drehen, gibt es wie Sand am Meer. Dieser Ostseeroman ist einer davon und doch hebt er sich wohltuend von der Masse ab.

Nach finanziellen Problemen in Berlin geht es nach Rügen, dort macht Marie mit ihren Kindern zunächst einmal Urlaub in Ruths Haus, um zu sehen, ob sie dorthin umziehen können. Als sie dem netten Nachbarn Christian begegnet, sieht sie die Gegend mit ganz anderen Augen und nun gilt es, die Kinder für diese Gegend zu begeistern. Das ist besonders bei ihrer pubertäten Tochter nicht ganz einfach, aber auch die Kinder fühlen sich schnell wohl in der ländlichen Idylle direkt am Meer.

Evelyn Kühne erzählt eine locker-leichte und sehr schwungvolle Liebesgeschichte, die sie mit passendem Ortsflair, aktuellen Problemen wie Mietwucher und den Erlebnissen der Familienmitglieder und Inselbewohner zu einer lebendigen und einfühlsamen Geschichte verstrickt. Es geht um das alltägliche Leben mit Kindern, um Gefühle und um Heimat und Existenz.

Auch wenn einiges vorhersehbar ist und die Liebenden sich selbst das Leben schwer machen, so hat mich doch die Handlung gefangen genommen und ein paar Wirrungen sorgten für ständigen Lesesog. Die Autorin weckt mit ihren Inselbeschreibungen, die sie genau im richtigen Maß einsetzt, für Sehnsucht nach dem Meer und für echte Urlaubsgefühle.

Mit Marie und ihren Kindern hat sie sympathische Figuren geschaffen, die man gerne begleitet, mit ihnen bangt und ihnen die schönen Erlebnisse von Herzen gönnt. Die lebensnahen Schilderungen bringen Schwung in die Handlung und die Angst von Ruth vor dem Alleinsein zeigt auch die Lage von älteren Menschen.

Die Story ist wie gesagt nichts neues, doch sie wurde erzählerisch hervorragend ausgeführt, hat den nötigen Schwung und ich habe diesen Wohlfühlroman sehr genossen. Hier sorgen liebenswerte Figuren, Urlaubsfeeling und etwas Liebe für angenehme Lesestunden.



Mit Inselküsse taucht man in einen kurzweiligen Urlaubsroman mit Wohlfühleffekt ein und erlebt eine turbolente Geschichte rund um Familie, Liebe und Ferienidylle. Eine schöne Urlaubslektüre für den Strandkorb oder den Urlaub auf dem Balkon.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Unterhaltsam, lustig und etwas überdreht, aber dennoch ein Lesevergnügen

Kein Mord ist auch keine Lösung
0

Cathrin Möllers Roman "Kein Mord ist auch keine Lösung" erscheint im MIRA Taschenbuchverlag.

Alwine Werkmeister ist Lektorin für Liebesromane im Verlagshaus Phönix. Als jedoch Sebastian Voigt ihr neuer ...

Cathrin Möllers Roman "Kein Mord ist auch keine Lösung" erscheint im MIRA Taschenbuchverlag.

Alwine Werkmeister ist Lektorin für Liebesromane im Verlagshaus Phönix. Als jedoch Sebastian Voigt ihr neuer Chef wird und den Schwerpunkt des Verlags auf Thriller festlegt, ist es für Alwine mit dem Spaß an der Arbeit vorbei. Sie hat nun eine psychopathische Autorin zu betreuen, die persönlich mit einigen grausamen Details aufwartet. Der arrogante Voigt nervt und schikaniert seine Mitarbeiter und ist echt ein Scheusal. Das finden auch Silvie und Özlem und gemeinsam überlegen sie, wie sie ihn am besten loswerden können. Der Plan für den perfekten Mord muss her oder gleich ein echter Profikiller.

Kriminalkomödien lese ich gerne, wenn sie es schaffen, nicht ins Lächerliche abzugleiten. Das hat Cathrin Möller mit ihrem Buch mit geringen Abstrichen geschafft. Nicht alle Mordversuche klingen völlig glaubhaft, aber ich habe mich gut amüsiert und die unerwarteten Vorgänge ihres Plans gern mit verfolgt. Ich war auf ihrer Seite und habe insgeheim gehofft, dass sie ihren Chef irgendwie aus dem Weg räumen können. Dadurch entsteht ein Lesesog, der durch die humorigen Szenen wunderbar unterhält.

Ganz nebenbei erhält man noch interessante Einblicke in übliche Verlagsstrukturen und erkennt, wie die Aufgabenverteilung abläuft.

Die Geschichte liest sich wunderbar leicht weg, die Figuren sind vielschichtig gezeichnet und im Fall von Dolores auch etwas überzeichnet, was man der Autorin aber gerne durchgehen lässt.


Es entwickelt sich ein schwarzer Humor, der besonders durch die Mordmethoden in amüsanter Weise zum Ausdruck kommt. Die drei Frauen versuchen, Gelesenes aus Thrillern in die Wirklichkeit umzusetzen, gleichzeitig tritt Alwine aber in einige Fettnäpfchen und sorgt damit für lustige Situationen.

Es kommt neben als den slapstickhaften Szenen auch reichlich Spannung ins Spiel, denn im Laufe der Handlung dreht sich die Täter- und Opferrolle um und die sympathische Alwine ist selbst in Gefahr.
Bei dem leichten Erzählstil darf man sich nicht täuschen lassen, auch man vermutet, den Ausgang der Geschichte schon zu ahnen. Es kommt anders als man denkt und Dolores Thriller werden auf einmal Realität.

Für Freunde von humorvollen Romanen mit Krimiteilen ist dieses Buch ein wunderbarer Schmöker für unterhaltsame Lesestunden. Besonders die speziellen Charaktere sorgen für eigenwillige Unterhaltung.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Echter Partyhit mit vielen Variationsmöglichkeiten

Leckere Partybrote
0

Bereits 2016 erschien im Bassermann Verlag das Kochbuch "Leckere Partybrote" von Jean-Luc Sady.

Haben sie schon einmal etwas von Igelbrot gehört? Diese Art von Broten heißen auch Zupfbrot oder Fächerbrot. ...

Bereits 2016 erschien im Bassermann Verlag das Kochbuch "Leckere Partybrote" von Jean-Luc Sady.

Haben sie schon einmal etwas von Igelbrot gehört? Diese Art von Broten heißen auch Zupfbrot oder Fächerbrot. Doch der Name allein sagt noch nichts über den Geschmack aus. Die Brote werden gefüllt, dann gebacken und sind dann aromatisch, vielfältig und knusprig und bilden das Highlight auf dem Esstisch. Man kann sie gut vorbereiten und hat so für eine Party das ideale Gericht.


Das Buch zeigt zunächst die Basics und gibt Hinweise, worauf man beim Zubereiten und Servieren achten muss. Und dann geht es auch schon los mit den Rezeptvorschlägen. Jeweils ein Rezept nimmt eine Doppelseite ein, rechts sieht man das fertige Brot, links gibt es auf sehr übersichtliche Weise die Infos zu den Zutaten, Anzahl der Personen, Zubereitungs- und Backzeit und die Zubereitung an sich.

Man kann eigentlich nicht viel falschmachen und so eignet sich das Buch auch wunderbar für Kochanfänger.

Die Zubereitung ist relativ einfach, man nimmt einen Brotlaib, schneidet ihn rautenförmig ein, füllt die Zwischenräume mit diversen Zutaten und backt es im Ofen knusprig. Dann kann der Essensspaß auch schon losgehen.

Die Rezepte sind vielfältig, die meisten Brote werden zusätzlich zum Käse mit Schinken gefüllt, es gibt drei vegetarische Varianten und ein paar süße Sorten.

Knoblauch-Mozzarella, Schinken & Käse, Speck & Käse (Zwiebel und Speck werden angebraten und mit Weißwein abgelöscht), Champignon & Pancetta, Knusperspeck, Schinken & Gorgonzola, Bacon & Cheddar, Tapenade & Artischocken (ebenfalls mit Schinken).

Oliven & Mozzarella, Spanische Art, Salami & Paprika, Chorizo & Zucchini, Chili & Mais, Thunfisch & Pesto, Napolitano ( mit Sardellen) und mal etwas mit Tintenfisch.

Vegetarische Füllung: Tomate & Mozzarella, Ziegenkäse & Tomaten, Tomate und Pinienkerne & Rucola.

Süße Variante: Banane & Schoko, Ananas & Kokosmilch, Mango & Zitrone,

Ein wenig schinkenlastig sind die Rezepte für meinen Geschmack. Aber die Brote machen etwas her, sie sind einfach zuzubereiten und die Zutaten gut erhältlich. Man kann auch prima Reste verwerten und das Brot bis zu 12 Stunden vor der Party vorbereiten.


Diese Brote sind echte Partyhits und eignen sich nicht nur für eine gesellige Runde bei Wein und Bier, sondern auch für den Abendbrottisch. Die Rezepte sind vielfältig abwandelbar und einfach nachzumachen.