Der Aufbau West-Berlins wird hier lebendig und nachfühlbar erzählt
Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des AufbausBerlin im Mai 1945: Der Krieg ist überstanden, die Stadt ist besetzt von den Siegermächten, Trümmer beherrschen das Stadtbild und die Menschen leiden an ihren persönlichen Verlusten und an Hunger und Entbehrung. ...
Berlin im Mai 1945: Der Krieg ist überstanden, die Stadt ist besetzt von den Siegermächten, Trümmer beherrschen das Stadtbild und die Menschen leiden an ihren persönlichen Verlusten und an Hunger und Entbehrung. Auch das alteingesessene Kaufhaus Thalheim wurde bei einem Bombenangriff zerstört. Der Vater Friedrich Thalheim ist inhaftiert und ihr Bruder Oskar ist verschollen. Die Familienvilla wurde beschlagnahmt und die Töchter Ulrike, Silvie und Florentine Thalheim arbeiten als Trümmerfrauen, um nicht zu hungern. Rike träumt vom Wiederaufbau des Kaufhauses und möchte mit farbenfrohen Kreationen die Modebranche wieder ankurbeln. Nach der Währungsreform scheint dieser Traum sich immer mehr zu erfüllen, doch ein dunkles Geheimnis wirft seine Schatten auf die Familie Thalheim.
Dieser Roman beschäftigt sich mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder, mit Lebensmittelmarken und Währungsreform, mit Schwarzmarkthandel und mit neuen Lebensträumen der Menschen nach dem überstandenen Krieg. Die Zeitspanne umfasst die Jahre 1945 bis 1951.
Vater Thalheim ist noch in Gefangenschaft und so übernimmt die älteste Tochter Rike die Verantwortung für ihre Familie. Sie sorgt für einen Neustart eines Modegeschäftes und erfährt im Laufe der Handlung von einen Geheimnis, an dem die Familie zu zerbrechen droht.
Silvie Thalheim ist ein lebensfroher, aber sprunghafter Charakter, sie fällt durch ihre wechselnden Beziehungen auf, singt in verschiedenen Clubs und setzt ihre Reize auch erfolgreich auf dem Schwarzmarkt ein.
Die jüngste Schwester Flori liebt das Zeichnen und Malen und sie lehnt ihren Vater wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP ab und arbeitet aktiv in der Entnazifizierung mit.
Rikes Freundin Miriam ist Jüdin, wie durch ein Wunder hat sie den Nationalsozialismus überlebt und nun nähen und entwerfen sie Kleidungsstücke aus Uniformen, Flaggen und alten Stoffresten. Die Schwestern starten eine Modenschau vor ihrem zerstörten Kaufhaus und wecken damit nach all der Entbehrung in den Menschen neue Träume. Sie wollen wieder Freude am Leben haben, bunte Kleidung ist da ein erster hoffnungsvoller Anfang.
Die Ausarbeitung der Figuren ist Brigitte Riebe ganz wunderbar gelungen, sie sind lebendig und erkennbar charakteristisch gezeichnet. Ich konnte gar nicht anders als mit ihnen zu fühlen und auf einen guten Ausgang zu hoffen.
Die Geschichte zeigt sehr anschaulich und glaubwürdig wie sich das alltägliche Leben dieser Nachkriegsgeneration abspielte. Auch wenn die Geschichte der Thalheims fiktiv ist, so baut sie Brigitte Riebe authentisch in das Zeitgeschehen ein und macht historische Ereignisse nachvollziehbar. Das alltägliche Leben im besetzten Berlin wird hier sehr realistisch in die Handlung eingearbeitet. Wer über diese zeitliche Entwicklung nähere Informationen benötigt, findet sie in einer ausführlichen Zeittafel am Ende des Buches.
Sehr lebendig und realistisch versteht es Brigitte Riebe, ihre Leser in das Zeitgeschehen einzuführen und den Aufbau West-Berlins mit Leben zu füllen. Mit Schicksalen, Entbehrungen, Hoffnungen, Nöten und die enorme Aufbaustimmung zu verdeutlichen.
Das allein macht ihr Buch zu einer wunderbaren Lektüre, die lebendig die Zeit darstellt und zusätzlich auch spannend unterhält.
Dieser Auftaktband der Schwestern vom Ku'damm weckt Interesse für die weiteren Bände, er informiert über das Zeitgeschehen und speziell den Aufbau West-Berlins und ist ein kurzweiliger Roman zum Eintauchen in die Zeit.