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Veröffentlicht am 30.10.2018

Unterhaltsamer Ausflug ins mittelalterliche Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck
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Gleich vorab, dieses Buch ist toll zu lesen, die Charaktere haben mir gefallen und auch die Handlung weist viel Interessantes auf. Der Zusammenschluss von Kaufleuten zur Hanse ermöglichte gemeinsame Handelswegsicherung ...

Gleich vorab, dieses Buch ist toll zu lesen, die Charaktere haben mir gefallen und auch die Handlung weist viel Interessantes auf. Der Zusammenschluss von Kaufleuten zur Hanse ermöglichte gemeinsame Handelswegsicherung als Fahrgemeinschaft. Über den Ostseezugang erfolgte der Handel mit Russland (Getreide, Felle, Wachs) und mit Skandinavien (Fisch), die im Gegenzug Fertigprodukte wie Tuche und Wein erhielten.

Es werden die Handelswege der Ostsee und die daraus resultierenden Machtverhältnisse aufgezeigt, die Herstellung von Marzipan wird vorgestellt und erklärt, das damals Marzipan eine schützende Wirkung vor der Pest nachgesagt wurde.

Mit Spannung habe ich die Entwicklung der Geschehnisse verfolgt, die Handlung ist logisch aufgebaut und scheint historisch belegt.
Aber die Protagonisten haben mich nicht genügend überzeugt, sie blieben mir trotz detailreicher Charakterisierung ziemlich fremd.

Besonders das Verhalten von Johanna fand ich recht befremdlich, galt sie doch dank ihrer Religiosität in ihrer Familie fast als Heilige und dann gibt sie sich, beflügelt durch ihre erste Verliebtheit, gleich einem ihr völlig fremden Mann hin. Dazu auch noch in einer Kirche, was ja überhaupt nicht zu ihrem Vorhaben passt, in ein Kloster eintreten zu wollen.
Außerdem hat sie als trotz ihrer Rolle als Frau unverhältnismäßig viel Mitspracherecht und kann lesen und schreiben. Das war für die damalige Zeit allerdings absolut untypisch.

Die unterhaltsame Liebesgeschichte ist natürlich der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht und den Leser fesselt. Schließlich will man sehen, wie es den Liebenden ergeht. Letztendlich ist alles recht vorhersehbar, es gibt einige Intrigen und Machtkämpfe zu bestehen und Johanna erweist sich als mutige und draufgängerische Frau.


Dieser unterhaltsame Roman zeigt die Position der Hanse in Lübeck und erzählt vor dem Hintergrund eines Bündnisses gegen den dänischen König die Geschichte einer Kaufmannstochter. Ihre Liebesgeschichte unterhält und zeigt gleichzeitig die Wirrungen der damaligen Zeit auf.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Lockere Unterhaltung über ein Stadtmädchen

Schweinsgalopptage
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Dieser Roman zeigt die kleinen chaotisches Abenteuer einer echten Stadtpflanze, die sich auf das Landleben einläst und es trotz Pumps und hoher Absätze erobert.

Die Charaktere sind durchaus sympathisch ...

Dieser Roman zeigt die kleinen chaotisches Abenteuer einer echten Stadtpflanze, die sich auf das Landleben einläst und es trotz Pumps und hoher Absätze erobert.

Die Charaktere sind durchaus sympathisch gezeichnet und haben so ihre speziellen Eigenarten, die für lustige Erlebnisse sorgen.
Gerade die Männer, die Melory bei ihren Blind Dates kennen lernt, haben so ihre Macken und ganz speziellen Vorstellungen von einer Beziehung, die für die größten Lacher im Buch sorgen.
Das Verhältnis zwischen Mel und ihrer Mutter ist auch immer wieder für eine Überraschung gut. Denn auf einmal gibt es an deren Seite einen neuen Mann, was Mel doch sehr überraschend trifft. Das Liebesleben ihrer Mutter bereitet ihr auf einmal Probleme. Melory war mir in ihrem Verhalten daraufhin doch ein wenig kindisch und ihre Reaktionen zu dramatisch.


Der humorvolle lockere Schreibstil macht das Lesen zum Vergnügen und Melorys Leben zieht munter am Leser vorbei. Die Lebensgeschichten der Freunde und Dates sorgen für heitere Unterhaltung und auch für romantische Momente ist gesorgt.

Eine heitere, leichte Lektüre für den Strand oder für gemütliche Stunden an langen Herbstabenden gut geeignet. Ein bißchen Freundschaft, Landleben und die große Liebe.

Veröffentlicht am 30.10.2018

nteressanter Krimi, vielschichtig und düster, aber dadurch auch ein wenig schleppend.

Der Wald ist Schweigen
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Dieser Krimi hat mich trotz einiger Längen gepackt. Die Handlung geht sehr ins Detail, die Charaktere sind gut beschrieben, aber mit der Protagonistin Judith Krieger kann ich mich nicht richtig anfreunden. ...

Dieser Krimi hat mich trotz einiger Längen gepackt. Die Handlung geht sehr ins Detail, die Charaktere sind gut beschrieben, aber mit der Protagonistin Judith Krieger kann ich mich nicht richtig anfreunden.

Gisa Klönne verwendet einen Erzählstil, der im Präsens gehalten ist und so regelrecht dringend wirkt. Mich stört dieses Zeitform etwas, aber ihre Verwendung von außergewöhnlichen Vergleichen sind etwas Besonderes. Hier mal ein Beispiel dazu:
"Die Depression frisst sich in ihre Wohnung, unaufhaltsam wie Sand in ein Ferienhaus..." Seite 60.
Ihr gelingt es aber auch, eine beklemmende, düstere Stimmung zu schaffen, in der man sich wie in einem dunklen Wald gefangen fühlt.

Die Figuren sind realitiv problembeladen und haben alle so ihre Geheimnisse. Eigentlich ist nur Manni ein unverbrauchter Charakter.

Dieser Krimi ist durch die zahlreichen Personen etwas verwirrend, die einzelnen Vergangenheitsbewältigungen muss man erst mal zuordnen. Dann wird die Sicht auf den bestehenden Fall klarer und die Handlung packt den Leser. Man möchte wissen, was Diane in Afrika erlebt hat, warum Judith immer noch Gewissensbisse wegen des Todesfalles ihres Kollegen hat und wie Laura eine jugendliche Geliebte wurde.

Die Spannung ist daher mehr unterschwellig, gerät aber auf den letzten 150 Seiten dann doch zu einem Höhepunkt, das Ende wird erfüllt von den ausführlichen Bekenntnissen der Figuren und der Aufklärung des Mordfalles.

Ein gut zu lesender Krimi mit tiefen Einblicken in die Gedankenwelt der Charaktere und einer beklemmenden Wald-Atmosphäre, die den Leser gefangen hält.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Humorvolle, fesselnde Krimiunterhaltung vom Feinsten

Null-Null-Siebzig, Truthahn, Mord und Christmas Pudding
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Schon lange freue ich mich auf die Fortsetzung dieser Krimireihe und auf das Wiedersehen mit den sympathischen Protagonisten. Besonders James mit seinem trockenen englischen Humor und die lebenslustige ...

Schon lange freue ich mich auf die Fortsetzung dieser Krimireihe und auf das Wiedersehen mit den sympathischen Protagonisten. Besonders James mit seinem trockenen englischen Humor und die lebenslustige Sheila mit ihrem großen Herz habe ich richtig gern gewonnen.

Auch in diesem Buch ist es Marlies Ferber erneut gelungen, die Charaktere sehr lebensnah und realistisch zu zeigen. Die Figuren sind vielfältig und auch die dreijährige Nervensäge Jamie sorgt wieder für allerhand Unfug und Aufregung. Ich finde es schön, dass die Autorin zeigt, wie auch Menschen gehobenen Alters noch agil sein können.

Dabei kommt in diesem Band der Humor nicht zu kurz. Die Dialoge strotzen nur so vor intelligenten Wortspielereien, die mich häufig schmunzeln liessen. Auch die britische Lebensart wird gut eingebunden, sie gibt dem Krimi einen stimmungsvollen Rahmen, der harmonisch zu den Personen und der Geschichte passt. Man fühlt sich fast wie in England, denn der weihnachtliche Plumpudding, der Truthahn und der typische Punsch gehört einfach dazu.

Die Handlung ist wohldurchdacht, logisch aufgebaut und mit raffinierten Wendungen versehen, die den Täter erst am Schluss präsentieren.
Auch gibt es einige raffinierte Agentenmethoden zu bestaunen, die sicherlich auch der Fachwelt neu sind. Ich sage nur: ein ganz spezieller Rollator.

Das liebenswürdige Verhältnis zwischen James und Sheila gefällt mir auch hier wieder sehr gut und am Ende gönne ich ihnen ein friedliches Fest. So stellt man sich eine harmonische Partnerschaft im Alter vor.

Obwohl hier bereits der vierte Band dieser Reihe erschienen ist, kann man durchaus hiermit einsteigen und ist sofort über alle Personen im Bilde. Dennoch lohnt es sich auch die Vorgängerbücher zu lesen.

Diesen Krimi kann ich nur allen Lesern ans Herz legen. Er ist humorvoll, enthält spannende Szenen und vermittelt ein vorweihnachtliches Bild aus der englischen Metropole.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Eine verflixte Geschichte kommt ans Licht

Tödliche Intrige
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Der Ich-Erzähler sitzt wegen Mordes im Gefängnis und lässt die Geschichte Revue passieren. Immer noch wundert er sich über die raffiniert eingefädelte Affaire, die ihn zu einem willenlosen Opfer werden ...

Der Ich-Erzähler sitzt wegen Mordes im Gefängnis und lässt die Geschichte Revue passieren. Immer noch wundert er sich über die raffiniert eingefädelte Affaire, die ihn zu einem willenlosen Opfer werden liess. Ein Mann wurde ermordet. Doch der vermeintliche Täter ist unschuldig.

Dieser Thriller beginnt am Ende und klärt im Verlauf die Handlung Stück für Stück auf. Das macht die Geschichte so besonders und die Spannung wächst mit jeden weiteren Puzzlestück der Offenbahrung des Geschehenen.

Denn hier ist eine Figur einer faszinierenden Frau, einer Femme Fatal aufgesessen, die seine Leidenschaft schamlos für eigene Interessen ausgenutzt hat und in diesem Fall sogar für einen brutalen Mord.
Als Leser ist man wie der Erzähler mit gefangen in den ausgelegten Fallstricken, die sich erst nach und nach aufklären.
Dabei ist die Mordgeschichte ein wenig vorhersehbar, doch das ist gerade der beabsichtigte Clou an dieser Geschichte.
Als Leser erkennt man die Manipulation zur Hälfte des Buches. Hier werden Inhalte und wichtige Tatsachen erwähnt, die total überraschen. Doch damit ergibt sich auch gleichzeitig die Frage, ob der Erzähler eine Chance hatte, sich vor dieser Manipulation zu schützen.
Ohne blutige Szenen bekommt dieser Thriller auch so eine spannende Thematik, die beeindruckt. Das Hauptaugenmerk wird auf die Gedanken und die Person des Erzählers gelegt, dem übel mitgespielt wurde.

Arnaldur Indriðasons Erzählstil führt mit ruhiger Hand durch das Buch und macht es zu einer Lektüre zum Verschlingen.

Ein aussergewöhnlicher Thriller, der mal am Ende beginnt und dadurch auf den Fall neugierig macht. Gute Unterhaltung und ein raffinierter Plan geben hier den Ton an.