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Veröffentlicht am 10.07.2018

Ein beeindruckendes Fotobuch über Hundertjährige

100 Jahre Lebensglück
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Dieses Buch hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil mich ältere Menschen schon immer fasziniert und interessiert haben. Dabei spielt sicherlich ein enger Bezug zu meinen beiden Großmüttern eine ...

Dieses Buch hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil mich ältere Menschen schon immer fasziniert und interessiert haben. Dabei spielt sicherlich ein enger Bezug zu meinen beiden Großmüttern eine Rolle, die übrigens beide über 90 Jahre geworden sind.


In kurzen Biografien stellen sich die 52 Personen vor, teilen mit uns Erlebtes, geben Auskunft über die Liebe, die Familie und erzählen, was sie ausfüllt und wie ihr Leben früher und heute verlief.


Die Portraits zeigen unterschiedliche Physiognomien verschiedenster Nationalitäten. Auffällig sind die Hotspots der Hundertjährigen in Okinawa, in den Anden oder auf Sardinien. Die dortige Lebensweise scheint zum Altwerden genau richtig zu sein.


Karsten Thormaehlen hat als Fotograf den entscheidenden Blick für Portraits.

Seine Fotografien zeigen verschmitzte, verhutzelte und auch glatte Gesichter, die vom Leben erzählen. Gelassen, fröhlich, ernst und schelmisch schauen die Menschen den Betrachter durch die Fotos hindurch an. Man verliebt sich augenblicklich in einige Gesichter und möchte sich gerne mit ihnen unterhalten.


Wie wird man so alt und welche Rezepte geben die älteren Herrschaften für diese hohe Lebensalter an?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Sicherlich sind Bewegung, gesunde Ernährung und aktiv am Leben teilzunehmen, ideale Bausteine zum Altwerden. Ein Garant sind sie sicher nicht.



Die Fotos haben mich sehr beeindruckt, man sieht jede Falte, die störrischen Augenbrauen der älteren Herren und viele der Abgebildeten haben sogar noch ihre eigenen Zähne.

Kein Wunder, denn früher waren Süßigkeiten nicht an der Tagesregel.





Dieses Fotobuch der Hundertjährigen zeigt in beeindruckender Weise Menschen, die ein langes Leben hinter sich haben. Es lässt den Betrachter in ihre Seele schauen und man bekommt einen eindrucksvollen Blick auf das Alter und die Lebenserfahrung. Einfach wunderschöne Menschen!

Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein grundsolider Thriller

AchtNacht
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Wie es für Autor Sebastian Fitzek üblich ist, hat auch dieser Thriller wieder eine schrecklich anmutende Grundidee. Eine Todeslotterie, bei der es gilt, einen Mensch zu jagen und zu töten, um dann eine ...

Wie es für Autor Sebastian Fitzek üblich ist, hat auch dieser Thriller wieder eine schrecklich anmutende Grundidee. Eine Todeslotterie, bei der es gilt, einen Mensch zu jagen und zu töten, um dann eine Siegesprämie zu gewinnen. Wer dort mitmacht ist unmenschlich, grausam und einfach nur widerwärtig schlecht, doch das sind Wesenszüge, die in der menschlichen Natur liegen und für Geld

sind Menschen zu allen Arten von Gewalttaten bereit.



Die Grundidee: Eine morbide öffentliche Hetzjagd einer Internetgesellschaft sorgt für Gruseleffekte, bei der mit Blut und unbekannten Hetzern Angst geschürt wird. Man fragt sich beim Lesen mehrfach nach dem Einfluß sozialer Netzwerke auf menschliches Verhalten.



Wenn man sich erst einmal auf die hypothetische Geschichte eingelassen hat, kann man die rasante Handlung, die dem Zeitdruck der Gejagten geschuldet ist, nur noch verfolgen. Mit den Protagonisten Ben und Arezu rast man gemeinsam vor ihren Verfolgern davon und erlebt einige Übergriffe von Gewalt und Perversität, die mir regelrecht suspekt erschienen.


Von der Idee war ich zunächst geschockt, dann aber war ich neugierig und musste einfach lesen. Innerhalb einer Zeitspanne soll mindestens ein Mensch getötet werden. Die Uhr und die Zeit wird knapp, das gibt einen rasanten Handlungsverlauf, dem man sich kaum entziehen kann und doch konnten mir die Figuren nicht nahe kommen, sie blieben mir fremd.


Die bei der Todeslotterie ausgewählten Kanditaten sind Ben Rührmann und Arezu Herzsprung, eine Psychologiestudentin. Sie kennen sich nicht, treffen aber durch ihr schlimmes Schicksal aufeinander und fliehen gemeinsam. Können sie ihrem Schicksal entkommen?


Auch wenn die Charaktere viel durchzumachen haben, was teilweise das Ausmaß an Schrecklichem bei weitem übersteigt, finde ich die Personen etwas zu blass. Hier wird nicht geweint oder die menschliche Nähe gesucht, hier geht es knallhart mit Gewalt und Zerstörung von Menschen zur Sache. Das muss man verarbeiten können.

Die Jäger sind vernetzt über das Internet, es spielen mehrere Gruppen nebeneinander und wollen die Gejagten zuerst finden.



Der Schreibstil ist knapp ausformuliert und mit den Vorgängen sehr bedrohlich, die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser kann dadurch dem Sachverhalt gut folgen und sich in die einzelnen Personen versetzen.


Bei diesem Thriller geht es um das Böse im Menschen, ein massenpsychologisches Gedankenexperiment über Leben und Tod. Wer würde bei so einer irren Todeslotterie mitmachen und welche Opfer würde es geben?

Mit dieser grauenhaften Vorstellung habe ich mich etwas durch das Buch gequält, fand einige Szenen unnötig in die Länge gezogen und finde den Thriller ansonsten grundsolide.



Für Fans von Fitzek ein Lesemuss, ansonsten sollte man die Grundidee "verkraften" können.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Lockere Unterhaltung mit Pepp und Humor und einer Menge Schlager.

Gruppentherapie
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Benny Biber ist 30 und hat sein Architekturbüro gerade finanziell in den Sand gesetzt. Hilfe kommt dank seinem Freund Sascha, den er aus alten Bandtagen kennt. Dieser vermittelt ihm durch seine Beziehungen ...

Benny Biber ist 30 und hat sein Architekturbüro gerade finanziell in den Sand gesetzt. Hilfe kommt dank seinem Freund Sascha, den er aus alten Bandtagen kennt. Dieser vermittelt ihm durch seine Beziehungen einen Job als Partysänger auf Mallorca. Dort lässt sich mit guter Schlagermusik für die feierwütigen Urlauber noch eine Menge Geld verdienen, Hauptsache es ist ein eingängiger Text und ein Beat, bei dem man ins Tanzen verfällt.

Ben bekommt ein neues Bühnen-Outfit, mit dem ihn in München niemand erkennen würde und lanciert zur Stimmungskanone auf Malle. Gleichzeitig nimmt er in seiner Heimat einen Job in einem angesehenen Architekturbüro an, wobei er zufälligerweise auch mit der Tochter des Chefs eine Beziehung am Laufen hält. Die Frauen lieben ihn und deshalb hat er auch auf Mallorca eine Liebschaft mit der Barfrau Eva. Komplikationen sind also zu erwarten.

Lachen bis der Arzt kommt? Na ja, das trifft es nicht ganz, aber es ist schon sehr lustig was Bens Doppelleben so ausmacht.

Ob Schlagerfan oder eher nicht, dieses Buch ist für alle humorvoll, locker und abwechslungsreich zu lesen. Die Handlung ist auf die Spitze getrieben, aber so durchaus vorstellbar. Die besonderen Schwierigkeiten von Bens zwei Leben sind schon etwas übertrieben, aber gerade darin liegt der besondere Reiz. Er ist ein Frauenheld, lässt nichts anbrennen und liebt den Ruhm, den er als Rampensau im Schlagermilieu auf Mallorca einheimst und andererseits ist er Architekt in München und möchte sich auch dort etablieren.

Seine neue Stelle ist dank seiner neuen Freundin auch gleich ein Volltreffer, ihrem Vater gehört ein Architekturbüro und so wird Ben in die Hautevolee der Baubranche auf Empfängen eingeführt. Aber so ganz seriös läuft das Geschäft nicht, wie es wohl auch häufig im wahren Leben vor sich geht.

Bens Doppelleben kann einfach nicht gutgehen, das wird einem schnell klar. Sein Gehetze zwischen Mallorca und München ist stressig und wie er sich aus manch brenzliger Situation wie ein Aal herauswindet, ist äußerst lustig anzusehen.

Er liebt die Frauen und meint es gar nicht böse, er kann gar nicht anders, als die Frauen zu umgarnen. Deshalb nimmt man es ihm auch nicht übel, sondern begleitet ihn auf seinem Spießrutenlauf.

Die Story ist amüsant und mir hat bei diesem Buch besonders der humorvolle und spruchstarke Erzählstil gefallen. Manche Begriffe sind zwar nicht neu, aber doch in diesem Kontext durchaus witzig. Schlager muss man nicht mögen, wenn man das Buch liest, aber sie verbreiten mit ihren einfachen mitsingbaren Texten und rythmischen Beats einfach gute Laune. Das liebt man nicht nur am Ballermann. Und auch die Figuren des Buches sind wie aus dem wahren Leben gegriffen.

Mit den eingängigen Songs und der amüsanten Geschichte wird dieses Buch zu einem flotten Urlaubsbuch ohne großen Tiefgang, aber dafür mit einer Menge Spaß und Humor.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Ein romantischer, etwas übersinnlicher Roman für Kochbegeisterte

Das geheime Rezept für zweite Chancen
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Lucy Muir ist eine begnadete Köchin, bisland hat sich mit ihren Lorbeeren ihr Mann Leith geschmückt. Als sie mitbekommt, dass er es mit der Treue nicht so genau nimmt, macht sie Schluß. Sie bekommt schneller ...

Lucy Muir ist eine begnadete Köchin, bisland hat sich mit ihren Lorbeeren ihr Mann Leith geschmückt. Als sie mitbekommt, dass er es mit der Treue nicht so genau nimmt, macht sie Schluß. Sie bekommt schneller als gedacht eine zweite Chance auf das ihr persönliches Glück. Sie findet ein leer stehendes Haus in Sydney und startet dort ihren Plan von einem eigenen Restaurant. Ein Rezeptbuch ihres Vorgängers bestärkt sie in ihrem Vorhaben und bringt merkwürdige Dinge ins Rollen.

In Lucys Leben spielt Essen seit jeher eine große Rolle. Mit dem grandiosen Apfelkuchen ihrer Oma fing ihre Kochliebe an und sie hat einfach ein Händchen für wundervolle Rezeptideen und besondere Gerichte.

In diesem Debütroman verarbeitet die Autorin ihre eigenen Vorliebe fürs Kochen. Es geht um Romantik, Kochleidenschaft und den Einfluss von etwas Mystik. Das muss man mögen, denn es gibt der Geschichte einen ungewöhnlichen Touch.

Mit Lucy findet man eine Person, die für ihre Kochleidenschaft lebt und nach der Trennung von ihrem treulosen Mann einen Neuanfang startet. Ohne Geld ein schwieriges Unterfangen, doch mit etwas Glück und der Mithilfe von Freunden gelingt ihr dieser Plan.

Dabei erlebt sie einige besondere Momente mit ihrem ungewöhnlichen Freund Frankie, der gewissermaßen ein Geist ist.

Der Roman ist eine leichte, aber doch charmante Liebesgeschichte mit unterhaltsamen Szenen und vielen eingestreuten Rezepten zu besonderen Gerichten, wobei auch herkömmliche wie die Zubereitung eines Omeletts erklärt werden. Auf jeden Fall ist es ein Buch für Kochbegeisterte, die Lust aufs Nachkochen haben und die eine lockere Unterhaltungslektüre zu schätzen wissen.

Neben Lucy ist die Figur des Frankie eine Hauptfigur, er wurde in den 80er Jahren von Geschäftemachern getötet und geistert nun in seinem früheren Restaurant herum. Lucy gefällt ihm sehr und sie kann ihn sehen. Gemeinsam stehen sie in der Küche, inspirieren sich kochtechnisch und bringen dem Restaurant neuen Glanz. Was es mit dem geheimen Rezept auf sich hat, muss man selbst lesen.


Einige andere ausgefallene Figuren, wie Lucys besondere "Hippie-Mutter" sorgen für weitere humorvolle Leseszenen, die den Roman mit überraschenden Ereignissen untermauern.


Der Schreibstil ist locker, leicht zu lesen und durch die vielen Dialoge unterhaltsam gemacht. Insgesamt fehlte mir jedoch der Tiefgang, Lucys Gefühle hätten durchaus noch intensiver dargestellt werden können.


Romantische Gefühle, Kochrezepte und eine etwas paranormale Handlung sorgen für leichte Unterhaltungslektüre. Die Rezepte verleiten zum Nachkochen, auch wenn einige Zutaten dem hiesigen Angebot angepasst werden müssen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein Familiengeschichte mit tiefen Einblicken in die Figuren!

Die Mittsommerlüge
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Für Louise ist es unverständlich, warum ihr Vater sie und ihre Mutter Karen zwanzig Jahre allein gelassen hat. Sie verzeiht beiden nicht und meidet den Kontakt. Nach dem Tod des Vaters erfährt sie von ...

Für Louise ist es unverständlich, warum ihr Vater sie und ihre Mutter Karen zwanzig Jahre allein gelassen hat. Sie verzeiht beiden nicht und meidet den Kontakt. Nach dem Tod des Vaters erfährt sie von einem Sommerhaus am Limfjord. Dort führte der Vater ein Leben, von dem sie und Karen nichts wussten. Ein Besuch dort bringt Geheimnisse an Tageslicht, die ihr Leben verändern.


In diesem Roman geht es um drei Generationen von Frauen einer Familie. Jede von ihnen hat andere Schwierigkeiten und geht damit anders um. Stück um Stück bekommt der Leser Einblicke in die Figuren, jedes Kapitel wird von einer anderen Figur gesehen.

Diese Perspektive sorgt für tiefe Einblicke in die schwelenden Konflikte, die Sorgen und Ängste der Personen untereinander.



Karen, die Großmutter, ist gerade verwitwet, ihr Mann Kristian hat sie tief verletzt, indem er sich 20 Jahre einfach von ihr abgesetzt hat. Als er eines Tages zurückkehrt, nimmt sie ihn mit offen Armen auf. Sie verzeiht ihm. Nach dem Tod von Kristian erfährt sie von dem Haus Lykkebo, es war seine Heimat in dieser Zeit, deshalb möchte Karen dorthin und seinem geheimen Leben auf die Spur kommen.

Louise ist Karens Tochter, mittlerweile 38 Jahre alt und Altenpflegerin. Sie ist mit ihrem Mann Michael nicht gerade glücklich, sie fügt sich jedoch in ihr Schicksal. Von der Abwesenheit ihres Vaters erfuhr sie, dass er angeblich in Ruhe Bücher schreiben wollte.

Ida ist Louises und Michaels 18-jährige Tochter. Für Ida ist der Kontakt zu den Großeltern selbstverständlich.


Bei diesem Roman fällt der besondere Schreibstil auf. Er wirkt ruhig, ein wenig schwermütig und etwas abgehackt mit kurzen Sätzen. Das macht ihn einfach zu lesen und führt den Leser mitten hinein in die Geschichte voller Gefühle und Lebensträume.

Gerade die Perspektive aus der Sicht der verschiedenen Frauen sorgt für eine große Nähe mit den Figuren.



Die Reise an der Fjord bringt der Familie Zeit miteinander, auch wenn der Vater nicht mehr dabei sein kann, so müssen die drei Frauen sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen und können sich einander annähern. Sie werden sich über ihre Lebensvorstellungen klar, Louise ist erneut schwanger, es könnte eine Risikoschwangerschaft sein und sie zweifelt, ob sie das Kind bekommen möchte.



Man ahnt als Leser recht schnell, was Kristians Aufenthaltsort bedeutet, doch die Familie beim Erkennen des Geheimnisses zu begleiten, sorgt für interessante Einblicke.



Bei diesem Roman mag ich den atmosphärischen und etwas wehmütigen Schreibstil und die Thematik mit der Schwangerschaft. Von dieser jungen Autorin kann man noch einiges erwarten.