Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2018

Hat mich eher genervt als erreicht! Jede Kreuzfahrt muss aufregender sein!

Kreuzfahrt
0

In einem Familienurlaub in Ligurien treffen Meret und Jan aufeinander. Sie fliehen beide vor ihren Ehepartnern und den kleinen Söhnen, um ein wenig Ruhe zu haben. Sie unterhalten sich und entdecken, dass ...

In einem Familienurlaub in Ligurien treffen Meret und Jan aufeinander. Sie fliehen beide vor ihren Ehepartnern und den kleinen Söhnen, um ein wenig Ruhe zu haben. Sie unterhalten sich und entdecken, dass sie in Zürich Nachbarn sind. Die beiden Familien freunden sich an und Jans gelangweilte Frau Romy sorgt für gemeinsame Treffen der Familien. Die Liebesgeschichte zwischen Meret und Jan entwickelt sich. Hat Romy das vorausgesehen, um ihren Mann selbst wieder mehr zu begehren? Wie wird Dres darauf reagieren? Was ist der Sinn einer Beziehung für die beteiligten Erwachsenen?

Meret ist die Erzählerin dieses Romans und mit ihr machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach der Liebe. Sie erklärt die Annäherung an Jan, ihre Gefühle und gibt Einblick durch diverse innere Dialoge der Beteiligten. Durch sie erfahren wir auch von ihren Zweifeln an einem Ehebruch. Die Folgen für ihre Familie sind ihr bewusst und sie möchte ihre Ehe nicht aufs Spiel setzen.
Sie ist eine Frau, die viel Zeit hat und sich in Gedanken über ihre Gefühle zu Jan verliert. Manchmal suggeriert sie wohl mehr Bedeutung in diese Affäre hinein als dieser in Wirklichkeit zukommt.

Romy hat ein unbeständiges Wesen, zieht naselang um, ist leicht depressiv und stets auf der Suche nach neuen Eindrücken. Die Familie steht bei ihr jedenfall nicht an erster Stelle, zur Zeit ist sie mit Esoterik beschäftigt. Sie versucht auf ihre Aussenwelt perfekt zu wirken, hat aber große Probleme mit sich, ihre Kinder vernachlässigt sie und ihren Mann besucht sie nicht mal im Krankenhaus.

Jan ist beruflich stark eingespannt und pendelt im Flieger durch die Welt, wie ein Kreuzfahrer. Seine Freizeit nutzt er für Marathonläufe, eigentlich ist er immer auf der Flucht. Zwischen ihm und Romy besteht eine Gefühlsflaute. Was er wirklich für Meret empfindet, ist nicht klar erkennbar.

Dres ist der perfekte Vater, er kümmert sich um seine Söhne und scheint die Liebschaft seiner Frau nicht zu bemerken. Über seine Gedanken erfährt man nicht viel.

Neben den Erlebnissen der Familien gibt es eine weitere Geschichte: die Erzählung von Gaia, die sich auf einer Kreuzfahrt in einen Offizier verliebt. Diese Beziehung kann man stellvertretend für die Liebesfragen der beiden Frauen Romy und Meret sehen.

Dieser Roman hat mich über die Frage der Verliebtheit nachdenken lassen. Was ist eigentlich Liebe? Warum verlieben wir uns im Leben? Was bedeutet Fremdverlieben für die eigene Beziehung zum Lebenspartner? Ist lediglich der Wunsch, begeht zu werden, schon ein Treuebruch? Was macht den Reiz beim Verlieben aus? Das Unerreichbare, dass man nicht haben kann? Stehen hier die eigenen Wünsche vor der anderen Person? Oder bewirkt Fremdverlieben, dass wir uns wieder mit Freude dem Ehepartner zuwenden?

Ich weiß es nicht! Aber leider kann die Autorin es in ihrem Buch auch nicht erklären.
Sie zeigt in den Gedankengängen und Gesprächen zwar Anklänge von Erklärungen, man meint, die Handlung teilweise verstanden zu haben, doch am Ende wirbelt sie das Geschriebene mit einem einzigen Handstreich vom Tisch.

Was mir bei diesem Roman positiv aufgefallen ist, sind die medizinischen Einblicke in die Behandlung von Komapatienten, ihre Aufwachphase, die späteren Reaktionen der Patienten und die Aussicht auf Rehabiltation. Diesem Bereich liegt eine umfassende Recherche zugrunde, deren Einbindung im Buch mich sehr interessiert hat.

Dieser Roman erzählt von Liebe, Krankheit und Sehnsüchten. Vielleicht sieht jeder Leser sein eigene Sicht auf diese Themen angesprochen und bezieht persönliche Erfahrungen mit ein. Ein Buch, dass mir zu lesen leicht fiel, zu verstehen aber sehr schwer.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Witzig und subtil, dabei spannend wie ein Krimi!

Das letzte Nashorn
0

Der Amsterdamer Privatzoo "Artis" arbeitet nicht effektiv. Er verzeichnet sinkende Besucherzahlen und steigende Kosten. Da muss ein rettendes Konzept her und der energische Direktor Edo Morell entwirft ...

Der Amsterdamer Privatzoo "Artis" arbeitet nicht effektiv. Er verzeichnet sinkende Besucherzahlen und steigende Kosten. Da muss ein rettendes Konzept her und der energische Direktor Edo Morell entwirft für die Rettung des Zoos neue Ideen und Marketingstrategien. Sein Plan sieht die Eröffnung eines Zooareals mit Namen Afrika vor, der nur von afrikanischen Tieren bevölkert werden soll. "Afrika an der Amstel" heißt sein neues Konzept. Dazu soll auch die Teilnahme am Tierarterhaltungsprogramm mit vom Aussterben bedrohten Nashörnern dienen. Er engagiert eine Nashornspezialistin aus Südafrika, Sariah Morrel, die sich leidenschaftlich für den Erhalt der seltenen Tiere einsetzt.

Dieses Buch hat mich recht schnell gepackt, denn ich interessiere mich schon länger für Erhaltungszuchtprogramme und weiß um die vom Aussterben bedrohten Nashörner.
Die Handlung führt nach einer Einführung der Hauptcharaktere dann auch tiefer in die Materie ein und zeigt sowohl den Idealismus als auch die Profitgier, die hinter diesen Zuchtprogrammen stecken.

Die Rettung der Tiere wird zum Spielball der menschlichen Spezies.

Doch nun zur Geschichte. Aus Sicht der drei Hauptfiguren Edo Morell, Sariah Malan und Frank Rida, erfahren wir ihre verschiedenen Sichtweisen, eigenen Lebensberichte und aktuelle Informationen über das Nashornprogramm im Zoo.

Edo ist der dynamische Direktor des Amsterdamer Tierparks, der seinen Zoo mit einem Marketing-Masterplan wieder überlebensfähig und zu einem größeren Ruf verhelfen will. Die geplante Afrikalandschaft ist ein neuer Denkansatz, der die Besucherströme wieder ansteigen lassen soll. Auch die Rettung bedrohter Arten, in diesem Fall der Schwarzen Nashörner sind für sein Konzept eingeplant und sollen für Publikumsinteresse sorgen.

Frank Rida, leitender Zoovorstand, Doktor der Kunstgeschichte und Freund von Edo Morell, unterstützt die Rettung des Zoos mit Öffentlichkeitsarbeit und übernimmt die Verhandlungen mit Behörden etc.

Sariah Malan ist Halb-Niederländerin und hat sich dem Schutz von Dickhäutern verschrieben. Eine persönliche Tragödie hat ihr Leben in Südafrika überschattet und so nimmt sie die Aufgabe eines Zuchtprogramms in Amsterdam an.

Edo kauft den schwarzen Nashornbullen Albrecht und man erlebt als Leser hautnah mit, nach welch ausgeklügeltem System dieser in den Zoo eingeflogen wird. Dieses Tier ist eine Rarität, eines der letzten seiner Art und sehr, sehr teuer. Das macht die Übersiedlung so spezifisch und für mich ungeheuer spannend.

Man muss sich einmal vorstellen, wie 1515 von Albrecht Dürer das erste Bild eines Nashorns in Europa entstand und dieses Tier damals erstmals in das Bewusstsein der Menschen geriet. Für die Menschen damals ein Unikum sondergleichen. Und gerade mal 500 Jahre später ist dieses Tier bereits ausgestorben.
**Tierinteressierte finden nach dem Fazit eine Information zu den Nashörnern.


Edo und Sariah lernen sich näher kennen, ihre enge Zusammenarbeit lässt sie sich auch persönlich näher kommen. Sie sorgen sich um Albrecht, schliesslich soll er sich im Zoo sehr wohl fühlen, um dann mit Angela und Ursula den Fortbestand seiner Art zu sichern. Das ist aber nicht so einfach und es wird im Buch in einer leichten, heiteren Art und Weise dargestellt. Aber auch Überfälle und Krankheiten werfen ihre Schatten auf die kleine Nashorngruppe.
Mein Held des Buches ist von Beginn seines Einzugs im Zoo der Bulle Albrecht.

Der Autor vermag die Überlebensfrage der Tierarten geschickt mit menschlichem Idealismus und Kommerzdenken zu erklären. Wie leicht dieser Roman jedoch auch von seiner Erzählweise her wirkt, umso schwerer wiegen die tiefgründigen Hintergedanken der Menschen.
Es wird deutlich, wie wir Menschen immer weiter die vermeintlich lenkende Führungsposition einnehmen, während um uns herum die Tierarten aussterben. Der tragische Verlust der Artenvielfalt könnte auch unser eigener Untergang sein. So möchte ich mal die Intention des Autors auslegen.
Wir sollten darüber nachdenken, wie wir mit Tieren generell umgehen und ob einzelne Tiere in Zoos noch eine Art darstellen. Denn in freier Wildbahn sieht man einige Tiere nicht mehr.
So zum Beispiel: den Dodo, Elefantenvögel, Falklandfüchse, Lavamäuse, Höhlenbären, Guamrallen, Wandertauben, Tarpane, Tasmanische Tiger und andere Arten.

Der Charakter Edo hat mir gezeigt, wie Menschen flammende Reden über die Erhaltung von Tieren halten können, aber doch andere Dinge im Sinn führen können.

Dieser Roman verbindet die Rettung von Tieren mit einem verworrenen Geflecht aus Liebe, Hoffnung und Vertrauen. So entsteht praktisch eine Nebenhandlung auf Menschenebene, die ebenso spannend wie tiefgründig zu lesen ist.

Die Geschichte findet ein relativ offenes Ende, man kann sich seine eigenen Gedanken zum Thema machen.

Ein Spitzenbuch mit Witz, Spannung und Tiefgründigkeit über den Zooalltag, das menschliche Miteinander und die Erhaltung der vielfältigen Arten auf der Erde, die menschliche Spezies inbegriffen!

**INFO:
Das Spitzmaulnashorn auch Schwarzes Nashorn genannt, gilt seit 2013 in freier Wildbahn als ausgestorben. Im Januar diesen Jahres ist im Chester Zoo ein Schwarzes Baby-Nashorn zur Welt gekommen.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Viel kriminelle Energie, zu viele Mitstreiter und dadurch blieb die Spannung auf der Strecke.

Leuchtturmmord
0

Dieses ist mein erster Krimi der Autorin und ich habe mich gespannt auf die Lektüre gefreut.
Zuallererst habe ich den Leuchtturm auf dem Cover vermisst, hier hätte ich keine Seebrücke erwartet. Das ist ...

Dieses ist mein erster Krimi der Autorin und ich habe mich gespannt auf die Lektüre gefreut.
Zuallererst habe ich den Leuchtturm auf dem Cover vermisst, hier hätte ich keine Seebrücke erwartet. Das ist jedoch nur eine Anmerkung am Rande.

Das Konzept des Krimis mit der Verbindung mehrerer Fälle von illegalen Wettgeschäften, Geldwäsche und Intrigen gefällt mir recht gut. Dadurch kommt viel kriminelle Energie ins Spiel. Wenn jedoch die etlichen Verbrechen von noch mehr Figuren ermittelt oder verbrochen werden, geht der rote Faden schnell verloren. Ich kann schon recht viele Personen und Namen verkraften und auseinanderhalten, wenn sie jedoch mal mit Vornamen und mal mit dem Nachnamen betitelt werden, wird das Lesen unweigerlich zu einer nicht nötigen Namenssuche. So etwas nervt mich und hält mich im Lesefluss auf, was sich leider auch als Spannungskiller auswirkt. Einige Personen, die für den Verlauf der Aufklärung wichtig sind, wurden auch erst im letzten Drittel eingeführt.

Bei den Verbrechen wird sich nicht in Details verrannt, sie werden aber auch nur mehr oder weniger sachlich erwähnt. Hier fehlt mir die inhaltliche Tiefe, die nicht unbedingt blutig und grausam geschildert sein muss, aber so, dass sie Betroffenheit beim Leser ausübt.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig und gut beschrieben. Es ist wie gesagt die Personenmenge, in der die Ermittler fast untergehen. Romy Beccare hätte ich als Hauptfigur mehr im Mittelpunkt des Geschehens erwartet. In diesem Fall arbeiten jedoch zwei Teams sehr erfolgreich daran, um die miteinander verknüpften Verbrechen aufzulösen. So wechseln sich die Ermittler und Orte häufig ab. Private Dinge spielen keine große Rolle, sie dienen nur als Randnotiz.
Meine Lieblingsperson ist Gerit Schlegel, deren Charisma sich deutlich von den anderen Figuren abzeichnet.

Vielleicht sollte man erst die Vorgängerbände gelesen haben, ehe man in die Reihe quer einsteigt.

Dieser Krimi hat mich mit den kriminellen Verknüpfungen gereizt, es aber nicht mit genug Spannung ausgefüllt. Für Rügenfans gibt es einige schöne Hinweise.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Gelungener Einblick in die menschliche Psyche und in Pferdetherapie

Inselfeuer
0

Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Serie um die Opferanwältin Alasca Rosengren und den Strafverteidiger Stellan Qvist.
Im dünn besiedelten Norden der schwedischen Ferieninsel Öland ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Serie um die Opferanwältin Alasca Rosengren und den Strafverteidiger Stellan Qvist.
Im dünn besiedelten Norden der schwedischen Ferieninsel Öland erschüttert eine Serie von Brandstiftungen und brutalen Morden die Inselbewohner. Sie verdächtigen Jorma Brolin, einen kräftigen Tischler und Hufschmied, der vor 10 Jahren schon einmal unter Verdacht stand, aber freigesprochen wurde. Damals wie heute gibt es Mangel an Beweisen für seine Schuld. Anwältin Alasca Rosengren übernimmt widerwillig Jormas Verteidigung. Auch sie hat etwas zu verbergen. Welche Geheimnisse verbergen die Bewohner und wer legt die Feuer?

Dieser Krimi kommt der Lösung der Brandstiftungen erst allmählich auf die Schliche. Die schrittweise Vorstellung der Öländer und ihres Alltagslebens zeigt die Lebenssituation und die verstrickten Beziehungen und enthüllt so manch grausames Verbrechen. Was die Bewohner verbergen, reicht von häuslicher Gewalt bis Kindes-Missbrauch und dennoch wird der Mantel des Schweigens über die grausame Wirklichkeit gedeckt.
Geschieht das aus Angst oder aus Selbstschutz, vielleicht aber auch nur aus Desinteresse? Man kann darüber nur spekulieren. Auf dem Inselinternen Internetforum Flashback allerdings sprechen die Bewohner ihre Anschuldigungen offen aus, verlieren die öffentlich gelebte Scheu und schwärzen Beschuldigte an.

Nebenbei entdeckt man die Insel Öland genauer, erfährt einiges über die Einsamkeit dort in den dunklen Wintermonaten und erkennt die verschwiegene Mentalität der Bewohner näher.
Dieser direkte Blick in das Seelenleben der Menschen, die Enthüllung von Familiengeheimnissen lässt den Leser erschreckende Schicksale entdecken.
Welche ungeahnten Schicksale hier offen gelegt werden, löst bei mir
Entsetzen und Abscheu aus. Auf diese psychologische Sichtweise zielt die Intention der Autorin ab.

Als die ersten Brände verübt werden, versucht man den Täter zu erraten, kommt ihm aber nicht auf die Schliche. Dass Mordopfer zu beklagen sind, nimmt man nur nebenbei zur Kenntnis.
Denn der Leser nimmt an den Verbrechen nicht direkt teil, sie werden im Hintergrund ausgeübt und nur die Folgen werden sichtbar. Genauso halten sich die Ermittlungen mehr oder weniger im Hintergrund. Wie die Personen in die Handlung verstrickt sind oder welche eigenen Geheimnisse sie verbergen, ist die vordergründige Handlung. Hier hätten der Geschichte ein paar weniger Missbrauchsopfer vielleicht gut getan und ein wenig mehr Information über die Verbrechen und über die Ermittlungen hätten das Buch mehr als Krimi erscheinen lassen. Gerade das Motiv des Täters hat mir am Ende gefehlt.


Mir hat die psychologische Sichtweise auf die Protagonisten recht gut gefallen, auch die Insel Öland lernte ich näher kennen. Dazu erhalten die Pferdebegeisterten noch ein wenig Therapiemöglichkeiten für schwierige Pferdecharaktere mitgeteilt. Ein interessanter Krimi, der den Fokus nicht in erster Linie auf die Ermittlungen legt und damit mal ein wenig aus der Reihe fällt.
Auch wenn am Ende nicht alle Rätsel gelöst werden, so hat mir doch die Ansatzweise der Autorin gut gefallen.

Ein interessanter Roman mit Krimi-Anteilen, psychologischer Betrachtung der Menschen und einem Einblick in Pferdetherapie. Das Debüt Inselfeuer finde ich durchaus gelungen und mir gefällt der etwas ungewöhnliche psychologische Ansatz.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Fesselt mit einem aktuellen Thema der Geldwäsche und unterhält mit viel Lokalkolorit!

Sylter Affären
0

Der Regionalkrimi "Sylter Affären" wurde geschrieben von "Ben Kryst Tomasson", Germanist und Pädagoge (M.A.) und promovierter Diplom-Psychologe. Er hat einige Jahre in der Bildungsforschung gearbeitet, ...

Der Regionalkrimi "Sylter Affären" wurde geschrieben von "Ben Kryst Tomasson", Germanist und Pädagoge (M.A.) und promovierter Diplom-Psychologe. Er hat einige Jahre in der Bildungsforschung gearbeitet, ehe er sich als freier Autor selbständig gemacht hat. Der Krimi erscheint im "Aufbau Verlag".

Karolina Dahl arbeitet beim LKA Kiel und wird von ihrem Chef Ole Lund undercover nach Sylt geschickt, dort soll sie einem Geldwäschering auf die Spuren kommen. Als Kari Blom trifft sie im angesagten Club Royale den Bauunternehmer Jahnke, der als Hauptverdächtiger gilt. Hier treffen sich auch die Reichen und Schönen, die teilweise ebenfalls bei der Steuerfahndung ganz oben auf der Liste stehen. Kari schleicht sich bei Siegmund Jahnke ein, indem sie über ihn eine Biografie schreiben will. Leider ist Jahnke schon am nächsten Tag tot - und Kari steht unter Mordverdacht.

So schnell kann es gehen: eben noch von der Steuerfahndung eingesetzt und schon des Mordes verdächtigt. Wer sich in die Höhle des Löwen begibt, setzt sich eben auch der Gefahr aus.
Diese Erfahrung muss in den Sylter Affären auch Kari Blom machen. Aber ihr naht Hilfe vom zweifelsfrei unspektakulärsten Club Sylts - dem Häkelclub ihrer Vermieterin und deren Freundinnen, die über zahlreiche Verbindungen auf der Insel verfügen.
Diese Finte ist dem Autor gut gelungen und man verfällt sofort dem Charme der netten älteren Damen. Aber auch Kari ist eine sympathische Figur, die im ermittelnden Jonas Voss auch gleich Gefühle weckt. Aber eine Hauptverdächtige als Freundin, das geht für Voss garnicht. Dabei sucht er schon nach einer Frau an seiner Seite, die auch seine entzückenden Kinder da sein kann.

Wie die unversteuerten Honorare aus den Geldwäschegeschäften nun wirklich außer Landes geschafft werden, deckt Kari natürlich auf. Dahinter verbirgt sich ein logisch aufgebauter Plan, der mich begeistert hat.

In diesem Krimi geht es heiter (Häkelclub), arbeitswütig (Ermittlerszene), aber auch gefährlich zu (Kari bringt sich mehrfach in Gefahr). Es gibt keine blutigen oder brutalen Szenen und dennoch wird die Spannung hoch gehalten. Das schöne landschaftliche Inselleben kommt ebenfalls gut zum Ausdruck, man sehnt sich förmlich nach einer Reise auf die Nordseeinsel und ans Wasser.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist flüssig und locker und bringt die Zusammenhänge gut auf den Punkt.
Die Handlung baut sich allmählich auf, der Einblick in die Geldwäschegeschäfte sind interessant und einige Wendepunkte erschweren das schnelle Erraten des Täters, wobei geübte Krimileser schon einen leisen Verdacht haben.

Die Charaktere sind alle recht oberflächlich dargestellt, nur dem Häkelclub bringt der Autor mehr Liebe zum Detail entgegen. Doch für die Handlung sind die Informationen völlig ausreichend und die Schmetterlinge im Bauch von Jonas Voss reichen als Emotionen in einem Krimi allemal.
Ich kann diesen Krimi nur wärmstens empfehlen, er hat alles das, was ein guter Krimi haben muss: Spannung, temporeiche Handlung und unterhaltsame Protagonisten. Bitte weiter so, Herr Tomasson!