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Veröffentlicht am 24.05.2018

Ein toller Roman über Londons Kaufleute im Mittelalter

Der König der purpurnen Stadt
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Diesen historischen Roman lässt die Autorin wieder im Mittelalter in England spielen, doch dieses Mal ist kein Adliger der Protagonist, sondern ein Kaufmann und Wollhändler aus London. Jonah Durham ist ...

Diesen historischen Roman lässt die Autorin wieder im Mittelalter in England spielen, doch dieses Mal ist kein Adliger der Protagonist, sondern ein Kaufmann und Wollhändler aus London. Jonah Durham ist eine Figur, mit der man sich auf eine abenteuerliche Reise machen kann, denn sein Erfolg im Beruf, sein Aufstieg in die elitäre Tuchhändlergilde ist seinen Neidern ein Dorn im Auge. Er muss einiges einstecken, bis er diesen Aufstieg geschafft hat und auch danach hat er einige Feinde. Seine Liebe zur Königin Philippa macht die Sachen um einiges schwerer als es schon der Fall ist.


Auch dieser Roman ist der Autorin wunderbar gelungen, das London des 14. Jahrhunderts und das damalige Kaufmannsleben zeichnet sich als Kopfkino ab und die Hauptfigur Jonah hat mit seinem Lebenswandel einige Intrigen und Abenteuer zu bestehen, die mit Liebe, Leid und Freud beim Leser für gute Unterhaltung sorgen.


Es entsteht ein guter Einblick in die Gebräuche der Zünfte und Gilden und das Leben des Mittelstands wird hier authentisch nachempfunden. Aus dieser Sicht hat man eine neue Perspektive auf die Adelsherren, den König und die Ritter und lernt die politische und gesellschaftliche Struktur Londons kennen.

Anhand einiger weiblicher Charaktere verdeutlicht die Autorin gezielt die Rolle der Frau im Mittelalter mit ihrer unterwürfigen Stellung, sie zeigt die vorherrschende Gewalt und Unterdrückung, jedoch ohne diese Rolle zu stark zu dramatisieren. Die Darstellung von Königin Philippa gefällt mir ausgesprochen gut, denn sie weiß sich trotz der Abhängigkeit von ihrem Mann durchaus geschickt und mit intelligenten Schachzügen zu wehren und ihre Interessen durchzusetzen.

Es ist die Kunst der Autorin, ihren Charakteren Leben einzuhauchen und man kann sich gut in die Figuren hineinversetzten und ihr Handeln nachvollziehen, wenn auch nicht billigen. Mir erschien die Hauptfigur Jonah mit seinen negativen Zügen zwar nicht unbedingt als Sympathieträger, doch er wird damit auch glaubhaft. Gegen die anderen Romane fehlt es der Geschichte insgesamt ein wenig an Spannung.

Doch auch dieser Roman ist wieder gut recherchiert und hat reichlich Unterhaltungspotential.
Obwohl hier einige Figuren aus anderen Bänden eingebunden werden, ist dieser Roman eine eigenständige Geschichte.

Am Ende lösen sich die Intrigen und Bosheiten von Jonahs Neidern und Gegner in Wohlgefallen auf, was einem Roman dieser Art einen guten Abschluss verpasst.


In diesem Roman taucht Rebecca Gablé ins Tuchhändler-Milieu ein und bringt mit stimmiger Hintergrund-Zeichnung eine interssante Geschichte zu Papier, die mit ihren bisherigen Romanen vielleicht nicht ganz mithalten kann, aber dennoch für gute Leseunterhaltung sorgt.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Brutale Morde in der Provence

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter lebt inzwischen mit Isabelle Morell, Capitaine der Polizei von Le Lavandou und ihrer Tochter zusammen. Aus Mangel an Beweisen wird ein vermeintlicher Kindermörder ...

Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter lebt inzwischen mit Isabelle Morell, Capitaine der Polizei von Le Lavandou und ihrer Tochter zusammen. Aus Mangel an Beweisen wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen und ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante.

Dr. Leon Ritter fühlt sich wohl in seiner zweiten Heimat, er frühstückt seinen Kaffee wie ein echter Franzose im Bistro, spielt Boule, was ihm eine Menge Informationen einbringt und hat mit Isabelle und Lilou eine neue Familie gewonnen. Doch nun bekommt er einen neuen, recht unprofessionellen Kollegen, Dr. Bodin und prompt startet dieser ein Machtgerangel. Auch mit dem Polizeichef Zerna und den Beamten aus Toulon gibt es Schwierigkeiten. Doch Ritter ist wortgewandt und weiß sich durchaus zu wehren, was für amüsante Bemerkungen sorgt.

Als Paul Simon, der angeblich der Mörder seiner eigenen Tochter Amelie sein soll, aus Mangel an Beweisen frei kommt, wird er von der Bevölkerung angefeindet und bedroht. Seine Lehrtätigkeit hat er verloren und bekommt einem Hilfsjob im Supermarkt.

Eine männliche Leiche am Strand sorgt für neue Aufregung in Le Lavandou. Leons Ermittlungen führen ihn auf die Insel Porquerolles, es bleibt nicht bei einer Leiche und scheinbar ist der Täter von damals wieder am Werk. Die Beamten wollen der Sache nicht weiter nachgehen, also startet Leon zu einigen Alleingängen.



Auch dieser Band besticht durch die wunderbare Beschreibung der Atmosphäre in der Provence, von Le Lavendou und der vorgelagerten Insel Porquerolles. Fast bildhaft führt uns der Autor das Leben auf der Insel vor Augen, man erlebt Sturm und Bootsfahren und die schöne Natur. Ein wenig fehlen mir die kulinarischen Köstlichkeiten dieser Gegend, die in den ersten Bänden besonders hervorgehoben wurden.


Von den Charakteren her ist Leon Ritter wieder gut dargestellt, menschlich und manchmal etwas launisch und häufig in Alleingängen unterwegs. Auch Isabelle und Lilou sind natürlich und liebenswerte Frauen, über deren Wiedersehen ich mich gefreut haben. Es gibt einige Kinderfiguren, die schreckliche Dinge erleben, Grausamkeiten werden jedoch nicht detailgenau beschrieben und so ist auch dieser Krimi wieder relativ unblutig.


Dennoch konnte der 4. Band nicht die hohen Erwartungen erfüllen, die ich an ihn aufgrund der sehr guten Vorbände hatte. Es ist ein solider Krimi mit einem guten Prolog und einem sehr spannenden Ende, aber der Mittelteil zog sich manchmal in die Länge, es gab einige Dinge, die für die Handlung nicht relevant waren und den Heldenauftritt der Protagonisten finde ich reichlich überzogen. Warum Ritter sich auf einmal gegen Kollegen und Chef behaupten muss, kann ich nicht nachvollziehen. Und dadurch wird er zum Einzelkämpfer gemacht und bekommt die coole Heldenrolle zugeschrieben. Das ist leider nicht der Leon Ritter, den ich in den Vorbänden so mochte.

Vom Spannungsbogen her war auch ein zwischenzeitliches Absacken zu spüren, die vielen Personen und Befragungen ließen bei mir kein Mitraten nach dem Täter zu, die Personen konnte ich dazu nicht richtig einschätzen und ihre Anzahl hat mich doch überfordert.


"Das Grab unter Zedern" hat ein Setting, das Urlaubslaune weckt, die Handlung hätte etwas gestrafft werden können und Ritter war mir zuviel Held als Rechtsmediziner. Dennoch werde ich die Reihe weiter verfolgen.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Ein sommerlicher Urlaubsroman

Azurblau für zwei
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Emma Sternberg ist ein Garant für romantische Romane, das hat sie in ihrem Bestseller "Fünf am Meer" bereits bewiesen.

Auch diese Geschichte beginnt mit einer Frau, die am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ...

Emma Sternberg ist ein Garant für romantische Romane, das hat sie in ihrem Bestseller "Fünf am Meer" bereits bewiesen.

Auch diese Geschichte beginnt mit einer Frau, die am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ist und dringend eine neue Lebensaufgabe sucht. Isa ist mir sofort sympathisch und ich habe die Reise ihres Lebens gern mitverfolgt. Sie lernt auf Capri ihre Auftraggeberin, die 75 jährige glamouröse Mitzi kennen und soll ihr beim Schreiben ihrer Memoiren helfen. Es ist nicht so sehr der Schreibvorgang, der beide Frauen verbindet. es geht mehr um Mitzis Erinnerungen, denen sie sich nach und nach gemeinsam annähern, denn die Erinnungen sind für Mitzi auch mit Enttäuschungen und melancholischen Gefühlen verbunden. Vielleicht möchte sie einfach nur eine Person an ihrer Seite haben, um die Gedanken an ihre Vergangenheit nicht allein durchleben zu müssen.


Isa kommt auf Capri an und findet alles wunderschön. Das azurblaue Wasser, Rosmarin und Oleander, der grellgelb blühende Ginster und über allem der wunderbare Duft von Jasmin und die typischen Zitronenbäume. So findet man sich beim Lesen direkt auf Capri wieder und mit den erwähnten kulinarischen Köstlichkeiten wird das italienische Flair spürbar gemacht.

Auf dieser wunderschönen Insel kann sich Isa ja nur wohl fühlen und ihr Leben bekommt Lebensfreude und neuen Schwung zurück. Sie lernt neue Freunde kennen, verliebt sich und entwickelt sich während ihres Aufenthaltes von einer unsicheren zu einer selbstbewussten Frau, deren Geschichte man gern mitverfolgt. Auch die anfangs unnahbar erscheinende Autorin Mitzi Hauptmann wird lockerer und öffnet sich Isa immer mehr. Beide werden zu Freundinnen, bei denen Isa hilft, die Vergangenheit zu verarbeiten und Mitzi bei Isa die Augen für den vor ihr liegenden Lebensweg öffnet.

Mit dem Kennenlernen der Figuren Mitzi, Massimo und Luca erlebt man den Roman hautnah mit, ihre Charaktere werden schnell vertraut. Die Geschichte ist romantisch, mit einem Hauch Kitsch, der aber gut dazu passt. Denn diese zauberhafte Landschaft und die Menschen mit ihrem besonderen Sinn für die Familie sorgen für Wohlfühlstimmung.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und mit reichlich bildhaften Elementen kommt die Stimmung auch beim Leser an. Die Schönheit der Insel und die Besonderheiten von Mitzis Haus und anderen Schauplätzen und Ereignissen werden wunderbar eingefangen. Durch eingebaute italienische Floskeln bringt dieser Roman fühlbar Urlaubsstimmung mit sich.


Eine romantische Geschichte zum Abtauchen, die mit viel Urlaubsflair für schöne Lesestunden und reichlich Fernweh sorgt.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Leider nicht der stärkste Band der Reihe

Kluftinger
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Ich bin bekennender Fan des granteligen Kommissars aus dem Allgäu und finde die Reihe einfach hervorragend. In diesem Band lernt man den Kommissar noch besser kennen, besondere Umstände einer Morddrohung ...

Ich bin bekennender Fan des granteligen Kommissars aus dem Allgäu und finde die Reihe einfach hervorragend. In diesem Band lernt man den Kommissar noch besser kennen, besondere Umstände einer Morddrohung sorgen für eine Gedankenreise in die Vergangenheit Kluftis.

Denn Klufti versucht, dahinter zu kommen, wer es auf ihn abgesehen haben könnte und lässt dazu verschiedene Phasen seines Lebens Revue passieren. Wer könnte aus einem alten Fall noch so einen Haß auf sich geladen haben, um ihm nach seinen Leben zu trachten?


Dank der Rückblenden erfährt der Leser einige private Details wie seinen lange als Geheimnis gehüteten Namen, den er nur zu gern verschweigt. Nun wissen wir, wie die Vorstellung seiner Erika bei seinen Eltern vonstatten ging und wie er gemeinsam mit seiner Jugend-Clique ein schreckliches Erlebnis hatte, das für ihn das prägende Schlüsselerlebnis für seinen Berufswunsch wurde.

Aber auch die familiären Erlebnisse der Gegenwart mit seinem ihm doch sehr ähnlichen Vater und mit seinem Enkelkind gehören für mich zu den besten Stellen des Buches, denn sie sind machen es zu einem humoristischen Lesevergnügen.

Hier möchte ich den Autokauf, die Einschlafszene mit dem Enkelkind und das Hüten des Hundes erwähnen, die mich sehr zum lachen gebracht haben. So kennt und liebt man Klufti. Er ist und bleibt ein Familienmensch, dem seine Lieben am wichtigsten sind, auch wenn er das so nie offen zugeben würde.



Aber von der kriminellen Handlung her gesehen hebt sich dieser Krimi entscheidend von den bisherigen ab. Die Spannung ist nur unterschwellig vorhanden, man versucht, einen bestimmten Täter hinter dieser Drohung auszumachen und ist dazu nicht in der Lage. Zu difus tauchen die möglichen Verdächtigen z.B. aus dem Schutzpatron-Fall auf und man kann sich keinen Reim darauf machen.


Auch wenn dieser Krimi flüssig zu lesen ist, er den gewohnten Humor beeinhaltet und mit den persönlichen Beziehungen des Kommissars gut unterhält, der entscheidende Funke hat gefehlt. Genau wie der Kommissar irrt man durch ein verwirrendes Durcheinander und kann die Bedrohung nicht real erfassen. Es geht in einen Geheimgang in der Kirche, man sieht die verbrannte Leiche einer Lehrerin auftauchen und erhält mit dem Hinweis auf den Monstranz-Fall auch keine erhellende Lösung. Ganz im Gegenteil, es entstehen gleich mehrere Punkte, die für einen neuen Band die Grundlage bilden können. So endet das Buch auch mit einem neuen Cliffhanger, das Geschlecht und der Name des Enkelkindes ist ebenfalls noch ein Geheimnis, dass dieses Buch nicht aufgedeckt hat.


Der als Jubiläumsband hochgelobte Krimi ist meiner Meinung nach der Krimi mit der geringsten Spannung und konnte mich nicht überzeugen. Doch als Klufti-Fan werde ich diese Reihe weiter verfolgen und freue mich auf Folgebände, denn die sind uns bei dem Ausgang wohl sicher.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Ein zauberhaftes Buch zum Verschlingen!

Das Leben ist ein Seidenkleid
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Wenn man Stoffe und Kleider liebt, sollte man sich dieses Buch näher ansehen. Dieses Buch ist ein Traum, es dreht sich um die magische Welt der Stoffe, der Mode und des Geschmacks. Ich habe es angefangen ...

Wenn man Stoffe und Kleider liebt, sollte man sich dieses Buch näher ansehen. Dieses Buch ist ein Traum, es dreht sich um die magische Welt der Stoffe, der Mode und des Geschmacks. Ich habe es angefangen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es ist romantisch, ein wenig altmodisch und doch voller Stil und Humor. Leicht und doch stilvoll!


Dieses Buch ist wunderschön geschrieben, man gleitet mit der jungen Maja durch ihre Welt der Stoffe und Kleider. Ihr Arbeitsalltag im Kaufhaus ist alles andere als toll, ihre Kollegin Hanneliese ist ein Besen, die ihren Kundinnen jeden Schund verkauft, dafür ist ihr jede Lüge recht. Maja ist anders, für sie hat ein Kleidungsstück eine Seele, bei dem Trägerin und Kleid füreinander gemacht sein müssen. Alles muss stimmen. Als sie Leo kennen lernt, den charmanten älteren Herren mit dem traumhaften Nähzimmer seiner verstorbenen Frau, freunden sie sich an und Leo ermutigt Maja zum Nähen ihrer Entwürfe. Maja wünscht sich einen Mann, der genauso ist wie Leo, nur 60 Jahre jünger.

Es geht natürlich nicht nur um Freundschaft, sondern auch um Liebe. Doch die entwickelt sich eher im Hintergrund und so genießt man beim Lesen die Atmosphäre der zauberhaft beschriebenen Welt der Stoffe, der Mode und des Nähens. Denn es ist anfangs nur ein Traum, aber Maja verwirklicht ihn sich allmählich und das mitzuerleben bringt richtige Wohlfühlstimmung. Wenn man Träume hat, sollte man sie auch umsetzen.

Die Charaktere sind allesamt liebevoll und stimmig beschrieben, es gibt fiese und gute Figuren, die wunderbar mit ihren Charakterzügen unterhalten. Gerade die fiesen sorgen für heitere Belustigung.

Folgt man der Handlung, ist manches vorhersehbar, doch bei diesem Roman stört das überhaupt nicht. Mit den zauberhaften Figuren träumt man sich in eine andere Welt und wäre gern mit der reizenden Maja befreundet.

Maja auf ihrem Weg zu begleiten, hat mir Spaß gemacht und schöne Lesezeit geschenkt. Ihre Emotionen gingen direkt auf mich über und man konnte sie nicht dagegen wehren. So fiebert man mit, wie sie ihren Traum umsetzt und ihr Leben verändert.



In diesem Buch geht es um die Verwirklichung eines Lebenstraums. Es geht um Freundschaft, Liebe und um Mode. Ein romantisches, wunderbares Buch voller Gefühle zum Wohlfühlen!