Diese berührenden Nachkriegsschicksale haben mich total gefangen genommen!
Über uns der Himmel, unter uns das MeerWenn der Krieg sie eines gelehrt hatte, dann die Wahrheit, dass ein Leben nur allzu leicht ausgelöscht werden konnte." Zitat Seite 437
Mit diesem Buch habe ich Jojo Moyes nach einer für mich unbefriedigenden ...
Wenn der Krieg sie eines gelehrt hatte, dann die Wahrheit, dass ein Leben nur allzu leicht ausgelöscht werden konnte." Zitat Seite 437
Mit diesem Buch habe ich Jojo Moyes nach einer für mich unbefriedigenden Lektüre von "Weit weg und ganz nah" noch eine Chance gegeben und wurde nicht enttäuscht. Ich bin tief eingetaucht in diese berührende Nachkriegsgeschichte, die einen authentischen Hintergrund hat und war von dem angenehmen Erzählstil der Autorin und der emotionalen Handlung sehr angetan. Es gab den Flugzeugträger HMS Victorious wirklich, Moyes Großmutter reiste damit seinerzeit von Australien nach England.
Das Herzstück der Geschichte ist die Schiffspassage einer Gruppe junger australischer Frauen: Frances, Jean, Margaret und Avice. Sie werden als Kriegsbräute englischer Soldaten nach England gebracht, wo sie ihr neues Leben beginnen wollen.
Das Schiff ist jedoch kein Passagierdampfer, sondern ein Kriegsschiff, ein in die Jahre gekommener Flugzeugträger, der mit über 1000 Mann Besatzung und 19 Flugzeugen beladen ist.
Damit ist auch schon klar, dass es bei der hohen Personenzahl zu Wasserknappheit kommt und auch zwischen den Geschlechtern nicht immer ruhig hergeht und Vorfälle vorprogrammiert sind. Das Durcheinander, dass die Bräute auf dem Flugzeugträger zwischen der Schiffsbesatzung und den Soldaten auslöst ist, wird unterhaltsam näher gebracht.
"Hören sie, Sir, viele meiner Männer waren mehrere Monate lang ohne weibliche Gesellschaft. Das hier ist, als ob man ein Streichholz in eine Kiste mit Feuerwerrkskörpern halten würde." Zitat Seite 139
Die Frauen sind allesamt unterschiedliche Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Aber hier werden sie eine "Reisegruppe" mit gleichen Hoffnungen und Wünschen, sie alle wollen nach der langen Trennung ihre Männer endlich wiedersehen.
Hier prallen menschliche Schicksale in berührender Art und Weise aufeinander, die vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund eindrücklich dargestellt werden. Es ist die gemeinsame Hoffnung auf ein normales glückliches Leben ohne Krieg, das diese in einer Kabine lebenden Frauen zusammen schweißt. Das gemeinsame Ziel stellt nicht nur Familiengründung, sondern auch ein ziviles Leben in Friedenszeiten in Aussicht. Dafür verlassen die australischen Frauen ihre Familien und brechen im Grunde mit ihrer alten Heimat.
Jojo Moyes gelingt mit diesem Buch ein sehr emotionaler, berührender Roman, den ich gern gelesen habe.
Mit einem Augenzwinkern und dann doch wieder mit alltäglichen Geschehnissen erlebt man die Situation der Frauen an Bord des Schiffes mit. Es gibt nicht genug Waschwasser an Bord, die allgemeine Situation ist von den jeweiligen Ängsten und Sorgen geprägt. Nicht nur die Frauen haben ihre Probleme, auch die Offiziere und der Kapitän machen sich so ihre Gedanken über diese nautische Passage. Dabei ist gerade ihre gegenseitige Lebensauffassung durch die vielseitigen Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftskreisen äußerst gelungen und vermittelt ein umfassendes Bild der Rolle der Frau zur damaligen Zeit und der Stellung von Mann und Frau.
Der Roman ist schwungvoll und voller Leben, seine Protagonisten liebeswürdig bis herzzerreißend und die Idee ist einen Bestseller wert! Mich hat dieser Roman mitgerissen und ich bin völlig eingetaucht in die Handlung.