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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2018

Ein Buch zum Abschalten und Entspannen, aber auch sehr klischeebelastet.

Sylt oder solo
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Die ersten beiden Teile dieser Buchreihe kenne ich nicht, doch die Protagonisten Nina und Jan werden mit den nötigen Details vorgestellt. Man erfährt, dass sie sich drei Jahre kennen und ein glückliche ...

Die ersten beiden Teile dieser Buchreihe kenne ich nicht, doch die Protagonisten Nina und Jan werden mit den nötigen Details vorgestellt. Man erfährt, dass sie sich drei Jahre kennen und ein glückliche Beziehung führen. Ihr Altersunterschied von 8 Jahren ist nicht eklatant, aber Nina hat als die Ältere so ihre Probleme mit der normalen Entwicklung des weiblichen Körpers jenseits der 40. Auch kann sie nicht hinnehmen, dass der normale Alltag in einer Beziehung sämtliche Fehler des anderen offen zeigt und so hasst sie zum Beispiel Jans Marotte, seine Kleidung oder Küchenutensilien nicht aufzuräumen. Von der anfänglichen romantischen Leidenschaft ist nicht mehr viel zu spüren und nun ist die Frage, ob noch genügend Liebe im Spiel ist, um die Beziehung aufrecht zu erhalten.


Claudia Thesenfitz punktet mit ihrem lockeren, anschaulichen und bildhaften Schreibstil, der sich sehr flüssig liest. Automatisch fühlt man sich direkt an den Schauplatz versetzt und erlebt die Nordsee bei Sonne und stürmischer See mit.

Die Hauptcharaktere empfinde ich etwas klischeehaft beschrieben, doch vielleicht liegt gerade darin der Unterhaltungswert, denn das Verhalten zeigt einige Parallelen zu dem, was man von sich selbst oder vom eigenen Personen-Umfeld kennt. Mich hat jedoch das Gejammere Ninas über ihr Altern etwas genervt und auch ihre Unsicherheit in Bezug auf die Beziehung mit Jan. Doch allmählich wird sie sich klar, was sie wirklich will und kämpft. Um was oder wen, muss man selbst beim Lesen herausfinden.



Insgesamt kann ich diesen Roman mit kleinen Abstrichen empfehlen. Die Geschichte unterhält gut, auch wenn sie etwas vorhersehbar ist und da sie den Leser direkt an den Nordsee-Strand bringt, bietet sie sich ideal für den nächsten Urlaub an. Wer eine leichte Sommergeschichte als Lektüre zum Abschalten und für zwischendurch sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen.


Veröffentlicht am 30.03.2018

Es geht spannend sehr aktuell weiter

Mord auf der Hallig
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Kuno Knudsen und Arne Zander wollen ein paar Tage ausspannen und fahren auf die Hallig Langeneß im nordfriesischen Wattenmeer. Doch aus der geplanten Erholung wird nichts, denn eine Sturmflut überschwemmt ...

Kuno Knudsen und Arne Zander wollen ein paar Tage ausspannen und fahren auf die Hallig Langeneß im nordfriesischen Wattenmeer. Doch aus der geplanten Erholung wird nichts, denn eine Sturmflut überschwemmt die Halligen und man findet am Morgen danach eine Frauenleiche. Ist sie ein Opfer der Flut oder steckt ein skrupelloser Mörder dahinter? Kuno und Arne beginnen zu ermitteln und stossen auf einen ungelösten alten Fall, bei dem es um das rätselhafte Verschwinden einer Dänin geht. Gibt es hier eine Verbindung zu dem aktuellen Geschehen?


Von Ulrike Busch habe ich bereits viele Krimis gelesen, die Wattenmeer-Reihe vollständig. Da durfte der vierte Band dieser Reihe natürlich nicht fehlen. Und wieder hat die Autorin es geschafft, mich mit ihrem Buch zu begeistern. Man kann diesen Band übrigens auch ohne Vorkenntnisse der bisherigen Bücher lesen.

Bei diesem Fall für Kuno und Arne bringt Ulrike Busch eine aktuelle Thematik mit in ihre Handlung ein. Es geht um die Überflutung von Küstengebieten durch den ansteigenden Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels.
Davon sind über kurz oder lang alle Inseln und auch die Halligen in der Nordsee mit ihren Warften betroffen.

Wie es bei Sturm auf diesen Warften aussieht kann man sich kaum vorstellen, es gehört schon viel Durchhaltevermögen der Bewohner dazu, hier auszuharren und den Kampf gegen die Wetterbedingungen aufzunehmen. Im Buch bekommt man einen vagen Eindruck von der Härte der Naturgewalten und dem Leben auf einer Hallig. Zusammengehörigkeit wird hier groß geschrieben, aber auch hier gibt es Menschen, die nur ihre eigenen Vorteile im Kopf haben.

Der Krimi hat mich mal wieder mitgerissen und ich habe gespannt gelesen. Der Plot ist geschickt aufgebaut, die Ermittler sind ein eingespieltes Team und auch ein ganz besonderer Reporter hat es aufgrund von Informationen auf die Insel geschafft. Ein paar raffiniert eingebaute Wendungen sorgen für Überraschungen beim Lesen und man kann mehrere Personen als Täter verdächtigen.


Mit reichlich Spannung, nordfriesischen Charakteren und viel Hintergrundinformationen über das Leben auf einer Hallig kann man diesen Krimi nur genießen. Es ist ein weiterer gelungener Band der Reihe, den ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Sehr anschaulich und lebendig geschriebener Australienroman

Im Schatten des Pfefferbaums
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Der Roman beginnt mit der sympathischen Babs in Palm Springs, USA. Sie hat einen kleinen Sohn und baut sich als Näherin eine Existenz aus dem Nichts auf. Einige Zeit später bekommt sie Besuch ihrer Nichte ...

Der Roman beginnt mit der sympathischen Babs in Palm Springs, USA. Sie hat einen kleinen Sohn und baut sich als Näherin eine Existenz aus dem Nichts auf. Einige Zeit später bekommt sie Besuch ihrer Nichte Cindy.

Di Morrisey führt den Leser mit Cindy auf Entdeckungsreise durch Australien, doch bis es soweit ist, sind schon einmal 120 Seiten vergangen. Das Buch eignet sich gut als Urlaubslektüre, da es an den Leser keine großen Ansprüche stellt.

Es werden zwar die Probleme von Buschbränden und die Spekulation mit Wollpreisen an den Weltmärkten aufgezeigt, aber vom echten Leben im australischen Outback erfährt man nicht viel.

Cindy ist eine unerfahrende junge Frau, voller Entdeckungsfreude und Tatendrang. Als ihr Freund Robbie ihre Freundschaft beendet, um in der Ferne zu studieren, lernt sie den Australier Murray kennen. Ein Wink des Schicksals, Cindy heiratet ihn und folgt ihm ohne große Bedenken bis in seine Heimat. Murray ist der Sohn eines großen Schafzüchters und lebt in der Einöde der australischen Wildnis. Für Cindy ist das zwar ein Kulturschock, aber sie gewöhnt sich immer mehr ein. In den Bars gibt es zu der Zeit sogar noch Geschlechtertrennung. Als Ehefrau und Mutter wird Cindy allmählich ein Teil dieses Landes und fühlt sich wohl.


Die Autorin erzählt sehr anschaulich, bildhaft gewaltig und legt die Stimmungen und Gefühle der Figuren ihres Romanes offen dar. Die Charaktere sprühen vor Emotionen, es gibt viel romantische Momente zwischen den Eheleuten, aber auch jede Menge Differenzen zwischen dem alten dominanten Schafzüchter und der eingeheirateten Cindy. Es gibt ein Rätsel um Murrays verschwundene Mutter, dem Cindy auf die Schliche kommen möchte.

Sehr spürbar ist die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat, die sie durch gelungenene und bildreiche Landschaftsbeschreibungen mit Eukalyptusbäumen, hüpfenden Kanguruhs, zahlreichen Schafen und der endlosen Weite dem Leser nahe bringt. Die Problematik dieser unwirklichen, knochentrockenen Gegend wird klar, als Stürme und Buschbrände ihre Opfer suchen. Auch Cindy erlebt eine furchtbare Feuersbrunst am eigenen Leib.

Immer mal wieder tauchen einige Aborigines auf, leider erfährt man nicht viel über ihre Lebensgewohnheiten. Hier hatte ich mir mehr Informationen erhofft.



Sehr anschaulich und lebendig geschriebener Roman, der dem Leser die Einöde Australiens vor Augen führt, aber auch viele Emotionen bereit hält.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Mord mit Hackebeil

Kerkerkind
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Mit ihrem Buch "Kerkerkind" aus dem Knaur Verlag hat Katja Bohnet ihren zweiten Thriller herausgebracht.


In Berlin sorgt ein Hitzesommer für Brände. Der Fund einer verbrannten Frauenleiche am Wannseeforst ...

Mit ihrem Buch "Kerkerkind" aus dem Knaur Verlag hat Katja Bohnet ihren zweiten Thriller herausgebracht.


In Berlin sorgt ein Hitzesommer für Brände. Der Fund einer verbrannten Frauenleiche am Wannseeforst hat damit jedoch nichts zu tun. Die schwangere türkische Frau wurde zuvor erstochen und dann verbrannt. Rosa Lopez und Viktor Saizew vom LKA Berlin ermitteln unter Hochdruck und ihr Verdacht fällt auf den Mann der Getöteten. Doch dann tauchen weitere Leichen auf, deren Köpfe abgeschlagen und zur Schau gestellt werden. Welcher grausame Kranke wütet hier?

Rosa Lopez steht kurz vor ihrer dritten Entbindung und deshalb steht ihr Kollege Viktor Saizew ihr bei den Ermittlungen zur Seite. Allerdings ist er noch nicht richtig einsatzfähig, denn er leidet noch immer an den Folgen eines Gehirntumors.
Rosa hat jedoch nicht nur mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen, ihr macht das Auftauchen ihres seit acht Jahren totgeglaubten Sohnes zu schaffen.


Der Thriller beginnt spektakulär mit einem verstörenden Prolog. Ein Mann wird gefangen gehalten und vergeht vor Angst, Panik und Schmerz.

Die Ermittlungen um den Fall der getöteten Frau übernehmen Lopez und Saizew trotz ihrer persönlichen Belastungen. Sie haben es mit einem besonders perfiden Mörder zu tun, das machen die grausam zugerichteten Leichen ihnen schnell deutlich. Wer Menschen köpft, die Köpfe dann offen ausstellt, kann nur psychisch gestört sein. Trotz der privaten Schwierigkeiten stellen die Ermittler ihre ganze Einsatzfähigkeit in ihre Nachforschungen.


Katja Bohnet bringt mit ihrem klaren, knappen Schreibstil nicht nur die wichtigen Dinge in der Ermittlung auf den Tisch, sie beschreibt auch mit bildhafter Tiefe die Beziehungen, Mordvorgänge und Gespräche aller Beteiligten. Das ist interessant zu lesen, doch gleichzeitig liegt auch hier das Problem. Es gibt viele Inhalte, reichlich Personen und Nebenhandlungen, die mich zwar gut unterhalten haben, aber die Spannung blieb dabei ein wenig auf der Strecke. Welche Situationen und Personen sind für die Tätersuche wichtig, welche Beschreibungen bringen einen Hinweis auf den Täter? Als Leser steht man vor vielen Informationen und ist damit überfordert.


Es fehlten mir die Emotionen und mitmenschlichen Stimmungen, die den Figuren Leben einhauchen. Und die beiden Hauptfiguren erscheinen fast wie Marionetten, die ihren Tanz auf dem Feuer nicht nur im Berufsleben, sondern auch im privaten Umfeld ausüben mussten. Etliche Nebenhandlungen erschweren es, dem roten Faden des Buches aufmerksam folgen zu können.
Als Beispiel möchte ich hier die dänische Polizistin erwähnen, die eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dennoch wird sie so im Buch eingebaut, dass man ihr mehr Bedeutung beimisst als nötig wäre.

Überall springen dem Leser Probleme entgegen, neben den erwähnten Nöten der Ermittler haben auch Viktors Lebensgefährtin, seine Oma und seine Tochter Probleme.



Ganz so negativ kam mir der Thriller beim Lesen allerdings nicht vor. Er hat mich mit gut dargestellten Szenen in die hochsommerliche Atmosphäre Berlins gezogen. Aber im Nachhall hat mir vor allem die echte Arbeit der Ermittler gefehlt.


Bei diesem Thriller sieht man in menschliche Abgründe und erlebt ein außergewöhnliches Ermittlerduo, von dem man angezogen wird. Dennoch konnte er mich nicht völlig begeistern.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Wege zum eigenen Ich finden

Liebe geht immer
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Myriam Klatts Romandebüt heißt "Liebe geht immer" und erscheint im Aufbau Verlag.


Bisher war Charlottes Leben rosarot: sprich, glücklich. Doch dann wird sie von einem Tag auf den anderen von einer perfekten ...

Myriam Klatts Romandebüt heißt "Liebe geht immer" und erscheint im Aufbau Verlag.


Bisher war Charlottes Leben rosarot: sprich, glücklich. Doch dann wird sie von einem Tag auf den anderen von einer perfekten Traumfrau abgelöst. Ihr Freund Oliver macht ihr keinen Heiratsantrag, ihr Job ist auch futsch und glücklich war einmal. Das muss Charlotte ändern und sie sagt ihrem Hüftspeck den Kampf an. Mit Lauftraining, No-Carb, Mind-Coaching und einer Gewichtsabnahme von 15 Kilo fühlt sie sich dann zwar leichter, aber auch noch nicht glücklicher. Sie lernt Lars kennen, der wunderbare Schokoküchlein backt.

Das Geheimnis ist der Versuch, gelassener zu leben, kann Charlotte das schaffen?


In dieser Geschichte geht es um Charlotte Mai, das Scheitern ihrer Partnerschaft und das Aus ihres Jobs. Kapitelweise baut sich Charlottes Leben vor den Augen des Lesers auf und endet jeweils mit Selbsthilfe-Tipps gegen Selbstzweifel und Co. aus dem Buch "Geheimnis der Selbstliebe - 15 kurze Listen für ein besseres Leben" von Dr. Hagenbeck.


Charlottes Freund Oliver hat ständig an ihr etwas auszusetzen, seine neue Freundin ist hübscher, schlanker und toller. Schade nur, dass Oliver auch Charlottes Chef ist, deswegen verliert sie ihren Job beim Fernsehen. Sie sieht ja auf dem Bildschirm sowieso viel zu moppelig aus. Aber auch andere Figuren im Buch haben Probleme, wie eine verpatzte Brust-OP. Nicht immer sorgen Träume für eine Verbesserung des Lebens.


Mit viel Frust, Selbstzweifeln und sehr traurig startet Charlotte ihr Programm zur Selbstoptimierung. Es geht mit Fitness an ihr Äußeres und ein Personal-Coaching soll ihr wieder die Liebe zu sich selbst zurück bringen. Das geschieht äußerst turbulent, mit vielen Freunden wie Matilda oder Lars an ihrer Seite. Man erlebt ihren Optimierungsweg lebhaft mit. Eine Dauerunterstützung mit fast magischer wegweisender Wirkung bekommt Charlotte von ihrem zugelaufenen dicken Kater geliefert.

Weil Charlotte durchaus offen ihre Fehler und Schwächen ausspricht, merkt man ihr an, wie ehrlich und offen sie eigentlich ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass sie lernt zu ihrem eigenen Ich zu stehen und sich selbst zu akzeptieren. Den Weg dahin bringen humorvolle Überraschungen, wie ein Scharlatan-Guru oder eine Hobby-Astrologin mit. Auch ihr Auftritt als Restauranttesterin ist mit ihren Diätvorstellungen eher witzig. Es gibt auch emotionale Momente und man merkt schnell, wie sehr der Koch Lars doch ein Auge auf Charlotte geworfen hat, trotz ihres Übergewichtes und ihrer kleinen Statur.


Dieser Roman von Myriam Klatt hat mich temporeich unterhalten, manchmal wurde es mir etwas übertrieben, es hätten gern weniger Personen mitwirken können und die Selbsthilfe-Tipps erscheinen mir persönlich zu speziell. Vom versprochenen Humor wurde ich nicht richtig überzeugt. Der Schreibstil erscheint sehr frisch und frei von der Leber weg geschrieben, von Myriam Klatt möchte ich gern weitere Bücher lesen.

Jede Frau ist ein wenig wie Charlotte, man muss nur lernen, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Wer es braucht, sollte wie sie zu Motivations-Training, Überdenken der Essgewohnheiten und Lebenshilfe-Lektüre greifen. Schaden kann das nicht und es entspricht auch dem gängigen Zeitgeist, das eigene Ich zu hinterfragen und zu pushen.



Ein unterhaltsamer Debütroman, der zum Nachdenken anregt und zeigt, dass man sich mit seinen Fehlern und Schwächen selbst annehmen sollte und dass auch Veränderungen möglich sind, wenn man nur will. Ich sehe noch viel Potential bei dieser Autorin.