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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine wunderbare Sammlung an Geschichten über Großeltern

Großeltern
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Im Diogenes Verlag erscheint die Anthologie "Großeltern - Geschichten über ganz besondere Menschen", ausgewählt von Ursula Baumhauer.

Wer Großeltern hat, ist ein Glückskind, denn sie sind das Salz in ...

Im Diogenes Verlag erscheint die Anthologie "Großeltern - Geschichten über ganz besondere Menschen", ausgewählt von Ursula Baumhauer.

Wer Großeltern hat, ist ein Glückskind, denn sie sind das Salz in der Suppe der Familie! Ob sie die Eltern beim Babysitten unterstützen, es im Kinderwagen stolz spazierenfahren, Geschichten vorlesen oder nach dem Fallen liebevoll trösten, sie widmen ihm kostbare Zeit und vermitteln damit Geborgenheit und Zuneigung. Zwischen Alt und Jung gibt es aber auch gegensätzliche Ansichten, die für Zwist sorgen können. Was alles so passieren kann, wird in diesen Geschichten erzählt.

In dieser Anthologie versammeln sich siebzehn Geschichten von namhaften Autoren wie Bernhard Schlink, Amélie Nothomb, Joachim Meyerhoff, Ingrid Noll, Hans Fallada, Peter Härtling und vielen mehr.

Die verschiedenen Erzählstile und speziellen Handlungen sorgen für eine bunte Auswahl an unterschiedlichen Geschichten, die mal erfreuen, erheitern, überraschen, nachdenklich machen und auf jeden Fall unterhalten. Es werden verschiedene Beziehungen zu den Großeltern sichtbar, bei denen auch der jeweilige Zeitgeist, die Art der Beschäftigung und Zuneigung, sowie die Emotionen zwischen Großeltern und Enkelkindern deutlich wird. Manche sind weise, andere heiter, viele liebevoll und manche unvernünftig wie Kinder.
Einzelne Geschichten wecken bei mir Erinnerungen an die eigenen Großeltern, was mich etwas wehmütig stimmt, aber auch glücklich, weil ich so viel Zeit mit ihnen verbracht habe und mich immer wieder an die gemeinsame Zeit und schöne Erlebnisse erinnere.

Selten überzeugen in Anthologien alle Texte, aber es sind immer welche dabei, die man besonders gern liest und sich von ihnen mitreißen lässt. So ist es auch bei diesem Buch der Fall. Die einzelnen Erzählstile lesen sich abwechslungsreich und es gibt dabei Texte, die mir besonders gefallen haben. Inhaltlich konnten mich "Lieber Alter John" von Peter Härtling und "Der Enkeltrick" von Franz Hohler begeistern. Interessant ist auch Falladas "Großmutter", deren Art und Aussehen ich beim Lesen bildhaft genau vor Augen hatte. In Ingrid Nolls "Liebe auf den ersten Schrei" wird deutlich, dass auch Großeltern sich etwas von den Enkeln erhoffen, wenn auch erst Jahre später, wenn sie im Garten mithelfen können oder Auto fahren.


Diese vielseitige Sammlung an Geschichten über Großeltern unterhält wunderbar und bringt eigene Erinnerungen zurück. Ein Hoch auf die Großeltern und ihre Liebe und ihr Verständnis für die Enkelkinder!

Veröffentlicht am 03.01.2024

Mörderisches Klassentreffen

Wintermondnacht
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Zum zwölften Mal lässt Autorin Ella Danz ihren fränkischen Kommissar Georg Angermüller in ihrem neuen Krimi "Wintermondnacht" ermitteln. Die Krimireihe erscheint im Gmeiner Verlag.

Der Lübecker Kommissar ...

Zum zwölften Mal lässt Autorin Ella Danz ihren fränkischen Kommissar Georg Angermüller in ihrem neuen Krimi "Wintermondnacht" ermitteln. Die Krimireihe erscheint im Gmeiner Verlag.

Der Lübecker Kommissar Georg Angermüller verbringt die Weihnachtstage in seiner oberfränkischen Heimat Coburg bei seiner Schwester und Mutter. Dort nimmt er auch an einem weihnachtlichen Klassentreffen teil, bei dem auch die wilden Partys vor über zwanzig Jahren angesprochen werden, die als übergriffig bezeichnet werden. Diese Partys wurden von Rico organisiert. Die Überraschung ist groß als am nächsten Morgen ausgerechnet Rico tot beim Gasthof gefunden wird. Die Polizei vor Ort vernimmt auch Georg als Zeugen, zurück im Norden bekommt Georg auch überraschenden Besuch aus der Heimat.

Wie man es aus den Vorbänden kennt, sorgt auch dieser Krimi in seinem ruhigen und unaufgeregten Erzählstil und einer beschaulichen Handlung für eine entspannte Atmosphäre. Blutige Szenen sucht man hier vergeblich, es stehen mehr die mitmenschlichen Beziehungen und die Suche nach dem Mörder im Vordergrund.

Wir begleiten Angermüller und seinen Kollegen Jansen nach Coburg, wo sie der dortigen Polizei Amtshilfe leisten sollen, später verlagert sich die Ermittlung dann wieder in den Norden nach Lübeck. Der Mordfall lässt Angermüller einen Blick auf seine Jugendfreunde werfen und bringt deren Lebensentwicklung und ihre Beziehungen ans Tageslicht. Die Befragung der Zeugen verläuft umsichtig und zielgerichtet und es wird schnell deutlich, dass mehrere Personen als Verdächtige in Frage kommen könnten. Als Sexist war Rico unter seinen Klassenkamerad:innen nicht gerade beliebt. Dann verschwindet Mila Laos und man weiß nicht so recht, ob da ein Zusammenhang mit dem Mord vorliegt. Obwohl viele kleine Hinweise gefunden werden, tappen Ermittler und Leser im Dunkeln und man kann gut mitraten, wer denn nun für den Mord verantwortlich sein könnte.

Ich mag den ruhigen Erzählstil und auch, wie die Charaktere lebensnah und mit Ecken und Kanten beschrieben wurden. Die Spurensuche hat mich immer wieder verwirrt, weil die Verbindung nicht offensichtlich ist und damit bis zum Ende ein Mitraten möglich war.

Georg Angermüller ist ein Genussmensch und so wird auch das kulinarische Wohl wieder besonders zelebriert und hat mir mit dem ein oder anderen Gericht auch Appetit gemacht. Am Ende des Buches finden sich zahlreiche leckere Rezepte, die im Buch als Gerichte erwähnt werden und so kann man alles auch noch nachkochen.

Ein unterhaltsamer und unblutiger Krimi, der mit seinen besonnenen Ermittlern einen ruhigen Ton vorgibt und in kulinarischer Hinsicht für weihnachtlichen Genuss sorgt.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Ein fesselnder Roman zwischen Traditionen und eigenen Lebensträumen

Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit
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Im Blanvalet Verlag erscheint der historische Roman und Auftaktband "Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit" von Lotte Grünewald (Pseudonym von Mirjam Müntefering)

Münsterland, 1895: Luise von ...

Im Blanvalet Verlag erscheint der historische Roman und Auftaktband "Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit" von Lotte Grünewald (Pseudonym von Mirjam Müntefering)

Münsterland, 1895: Luise von Scheweneys Leben ist als älteste Tochter der Grafenfamilie vorbestimmt. Sie soll ihren Cousin, den Adeligen Johan van Leeuwen heiraten und ihre Zeit mit Damen der feinen Gesellschaft verbringen. Doch Luise sträubt sich gegen diese Vorstellung, sie möchte ihr Leben selbst bestimmen und träumt von einem Studium der Tiermedizin, um mit ihrer Arbeit das Gestüt ihrer Familie zu unterstützen. Heimlich besucht sie eine Veranstaltung der Frauenbewegung und lernt dort den Sozialdemokraten Max Brugge kennen. Auch wenn Max Luises Probleme nur spöttisch belächelt, kann sie ihn nicht vergessen. Johan scheint dagegen ein weltoffener und damit passender Ehemann zu sein. Wie wird Luise sich entscheiden?


Der Auftaktband der Münsterland-Saga dreht sich um drei junge Menschen, deren Leben mit Gut Friesenhain eng verknüpft sind. Es sind die Gutsbesitzertöchter Luise und Clara, sowie Marie, die Tochter des Stallmeisters auf dem Gut. Sie alle träumen von ihren eigenen Lebenswünschen, doch die Zeit ist nur bedingt reif dafür.

Hier taucht man in die Welt des Münsterlands ein und wird in eine mitreißende Handlung hinein gezogen, in der gesellschaftliche Normen der Zeit, viel Frauenpower und der Wunsch nach Emanzipation eine wichtige Rolle spielen und auch die Liebe zu den Pferden wird spürbar gemacht.

Dabei habe ich mich durch die facettenreich dargestellten Figuren gut in ihre Gedankenwelt einfühlen können und durch ihre authentisch gezeigten Emotionen werden sie mit Leben gefüllt. In dieser Zeit war der Wunsch nach Emanzipation durch vorbestimmte Rollenbilder nicht so einfach. Und so hofft und bangt man mit den jungen Menschen, die sich zum Teil arrangieren und ihre Ziele auf ihre Weise angehen.

Wenn man so einen Wälzer liest, hofft man auf eine spannungsreiche Geschichte ohne Längen. Und ich muss sagen, dieser Roman hat mich, bis auf einige kurze nebensächliche Ausführungen, gefesselt in seinen Bann geschlagen und die facettenreiche und emotionale Darstellung der Charaktere mit ihren Lebenswegen bringt reichlich Spannung und auch Leben in die Geschichte. Der bildhafte und flüssige Erzählstil führt wunderbar durch die Handlung und es gibt immer wieder Spannungsmomente, die die Geschichte am Laufen halten. Ganz nebenbei wird das Leben in Adelskreisen aufgezeigt und die Etikette und Kleiderordnung der Zeit sichtbar gemacht und das sorgt für ein reales Stimmungsbild der damaligen Zeit.

In diesem Roman fügen sich viele Figuren ein, die man durch persönliche Charakterzüge gut wieder erkennt. Aber um sie besser im Blick zu haben, ist das Personenregister am Buchende ganz hilfreich.

Was diesen historisch angesiedelten Roman auszeichnet, ist die Darstellung der gesellschaftlichen standesgemäßen Erwartungen dieser Zeit, dazu die beginnende Frauenbewegung und die auf dem Gut spürbare Pferdeliebe. Aber es geht in diesem Buch auch tiefer. So werden beispielsweise menschliche Beziehungen gezeigt, die sich gegen Konventionen stemmen und mit einem queeren Frauenpaar auch gleichgeschlechtliche Liebe sichtbar machen.

Dieser Roman ist eine lesenswerte Mischung aus historischem Kontext, einer fesselnden, teilweise dramatischen Handlung und vielseitig angelegten Figuren, die mit ihren Lebenswegen Widerstände überwinden und unterschiedliche Beziehungen eingehen und damit ihr Leben gestalten. Diese Personen möchte ich gerne weiter begleiten und bin deshalb sehr auf die Fortsetzung der Reihe gespannt.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Ein berührendes und warmherziges Highlight des Jahres

Der Schacherzähler
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Im List Verlag erscheint Judith Pinnows Roman "Der Schacherzähler".

Der Witwer "Oldman" (Walter) leidet nach dem Tod seiner Frau an Einsamkeit, nur durch einem festgelegten Tagesplan schafft er Routine ...

Im List Verlag erscheint Judith Pinnows Roman "Der Schacherzähler".

Der Witwer "Oldman" (Walter) leidet nach dem Tod seiner Frau an Einsamkeit, nur durch einem festgelegten Tagesplan schafft er Routine und spielt täglich Schach gegen seine tote Frau. Doch dann lernt er den neunjährigen Janne kennen, der sich für Schach interessiert und das Spiel erstaunlich schnell versteht. Aber Oldman ist den Umgang mit Kindern nicht gewohnt und reagiert recht schroff und ablehnend.

Diesem Roman bin ich nach kurzer Zeit verfallen und wollte unbedingt wissen, wie sich Oldman und Janne verstehen und wie die Geschichte weiter geht.

Jannes Mutter Malu ist alleinerziehend, gemeinsam meistern sie alle Schwierigkeiten ihres Lebens. Janne fällt in der Schule öfter mal unangenehm auf, sitzt nicht gern still und wird ausgegrenzt. Seine Mutter bekommt regelmäßig Anrufe von Jannes Lehrerin, die mit seiner Art nicht zurecht kommt. Doch dann entwickelt sich zwischen Oldman und Janne eine Verbindung, die tiefer geht als nur ihr gemeinsames Schachspiel. Beide profitieren voneinander und bauen eine tiefe, wunderbare Freundschaft auf.

Malu arbeitet im Café "Blue Hour", diese Location wird ihr und ihrem Sohn zu einer zweiten Heimat, denn die Mitarbeiter unterstützen sich gegenseitig und schaffen mit ihren Gesprächen, den Kuchen und Kaffeesorte eine heimelige Atmosphäre von Zusammenhalt und Freundschaft.

Es gibt einige Nebenfiguren, die mit ihren privaten Sorgen, Eheproblemen und ihrem Alltag für interessante Geschichten sorgen, die ich gespannt verfolgt habe.

Judith Pinnow überzeugt mit einem ruhigen, leichten und einfühlsamen Erzählstil und lässt einige humorvolle Szenen einfließen, die ganz wunderbar unterhalten. Ihre warmherzigen Charaktere kann man einfach nur gern haben, sie agieren in lebensnahen und situationsbeschreibenden Szenen und das schafft eine Nähe, die den Leser an die Figuren im Buch bindet. Ihre warmherzigen Charaktere verzaubern, denn hier entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die einen Hauch von Magie besitzt. "Oldman" wird wieder gebraucht und genießt die Nähe zu dem kleinen Janne, dessen Pfiffigkeit und Intelligenz er nicht nur beim Schachspielen bewundert. Bei diesem Buch erfährt man auch einiges über Schach, es wird aber nicht zuviel, sondern kommt in kleinen Dosen daher.

Es ist ganz wunderbar zu erleben, wie sich "Oldman" durch die Freundschaft zu Janne verändert und sich Stück für Stück von seiner eintönigen Einsamkeit heraus wieder dem Leben zugewendet. Dieses Buch zeigt, wie von einer generationenübergreifenden Zusammengehörigkeit Älte und Jüngere gleichermaßen profitieren.

Ich bin noch ganz verzaubert von der Warmherzigkeit dieser Geschichte, die zu einem Highlight des Jahres wurde.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Eine fröhliche Weihnachtsgeschichte für Jung und Alt

Familie Mellops feiert Weihnachten
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Im Diogenes Verlag erschien 1978 die deutsche Ausgabe von "Famile Mellops feiert Weihnachten" von Tomi Ungerer.

Die Söhne der Schweinchen-Familie Mellops wollen ihre Eltern mit einem schön geschmückten ...

Im Diogenes Verlag erschien 1978 die deutsche Ausgabe von "Famile Mellops feiert Weihnachten" von Tomi Ungerer.

Die Söhne der Schweinchen-Familie Mellops wollen ihre Eltern mit einem schön geschmückten Weihnachtsbaum am Weihnachtsabend überraschen. Leider hatten alle vier diese Idee und die Enttäuschung über die verpatzte Überraschung ist groß. Doch Vater Mellops gibt ihnen den Rat, die Bäume doch an arme Waisenkinder zu verschenken. Daraufhin ziehen die Brüder hinaus in die verschneite Nacht und suchen nach neuen Plätzen für ihre Bäume.

Dieses Buch überzeugt durch die fantasievollen Illustrationen im typischen Zeichenstil Tomi Ungerers und durch eine nachdenklich machende und mit etwas Humor ausgeschmückte Geschichte.

Die vier Mellops-Brüder machen sich auf die Suche nach Bedürftigen, verschenken nicht nur ihre Bäume, sondern spenden ihre Kleider und Decken und holen Holz aus dem Wald, damit die Beschenkten es zu Weihnachten schön warm haben. Sie bringen Weihnachtsfreude in die Herzen der Hausbewohner und zeigen damit einen Akt der Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Das sind die Dinge, auf die es an Weihnachten ankommt.

Immer wieder amüsiert lachen muss ich, wenn ich von den "Sparmenschen" lese, die Felix leert, um von dem Geld Arznei und Geschenke zu kaufen. Denn die Menschen in diesem Buch sind Schweine, alle ganz liebenswerte Charakte, die dieses Buch so besonders und lesenswert machen.

Ein wunderbares Buch über die Weihnachtsfreude, das Jung und Alt begeistert und für alle Tomi Ungerer-Fans ein Muss ist.

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