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Veröffentlicht am 03.02.2018

Bunte Mischung aus Chick-Lit und historischen Einblicken aus der Zeit der Nelkenrevolution

Nelkenliebe
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Katharinas Vater ist an Krebs erkrankt und teilt seiner Tochter seine letzten Wünsche mit. Er möchte, dass Katharina in Portugal seine frühere große Liebe Marisa wiederfindet und damit die offenen Fragen ...

Katharinas Vater ist an Krebs erkrankt und teilt seiner Tochter seine letzten Wünsche mit. Er möchte, dass Katharina in Portugal seine frühere große Liebe Marisa wiederfindet und damit die offenen Fragen ihrer damaligen Trennung herausfinden. Als Katharina sich in einem Wohnmobil mit ihrem Freund Arne auf die Suche macht, erlebt sie nicht nur die Schönheit Portugals, sie bekommt einen Einblick in die tragische Geschichte dieses Landes. Ihr wird mit der verlorenen Liebe ihres Vaters auch für ihr eigenes Leben klar, was Liebe ausmacht.


Anja Saskia Beyer verbindet in ihrem Roman eine Liebesgeschichte mit Einblicken in die Zeit der autoritären Diktatur unter Antonió Salazar in den Siebziger Jahren.

Die Protagonistin Katharina reist nach Lissabon und erfährt auf der Suche nach Marisa, die verlorene Liebe ihres Vaters, was sich in den Siebzigern in Portugal abgespielt hat. Marisa steht als Beispiel für Abertausende von Inhaftierten, Verschleppten und Unterdrückten in Portugal unter Salazar. Die Unterdrückung dieser Menschen, ihre Bildungsnot und Armut wird im Roman in Rückblenden um 1973 eindringlich geschildert. Auch die hohe Zahl an Analphabeten dieser Zeit wird angesprochen.

Die Verbindung von Neuzeit durch Katharinas Reise und Einblicken in die Vorgängen der Nelkenrevolution durch Marisas Schicksal macht den besonderen Reiz dieser Geschichte aus.

Wer Portugal kennt und liebt, wird in diesem Roman die Schauplätze und Stimmungen genießen, ebenso wie die süßen Pastéis de Nata (Portugiesische Spezialität), die Stadtansichten Lissabons und die Stimmung beim Fado. Katharina lernt in Lissabon Nuno kennen und entdeckt die wahre Liebe. Ihre Beziehung zu Arne ist längst nur eine Farce, der Leser ahnt schon von Beginn an, worauf es im Buch hinausläuft.


Vor dem zeitlichen Hintergrund der Diktatur unter Salazar entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. In eindringlichen Rückblenden wird auch auf die politischen Gegebenheiten und die Auflehnung der Portugiesen in der Nelkenrevolution eingegangen. Man bekommt das Elend und die Drangsale mit, der die Bevölkerung unter Salazar und seinen Getreuen ausgesetzt war. Relativ friedlich wurde dann die Revolution hauptsächlich durch die Frauen und ihre symbolträchtigen Nelken durchgesetzt. Die Unterdrückung dieser Zeit wird im Roman durch das Schicksal Marisas und ihrer Inhaftierung deutlich gemacht.


Während die Rückblenden unheimlich spannend sind, bewegt sich die Geschichte um Katharina eher im Chick-Lit-Bereich. Sie ist ziemlich vorhersehbar und teilweise eher uninteressant. Mich haben häufige Wiederholungen von Namen und Inhalten, aber auch die kindlich wirkende Art Katharinas im Verhältnis zu ihrem Vater gestört. "Paps hier, Paps der starke Held da." Als erwachsene Frau fällt sie in ein kindliches Raster und sucht nach Marisa, der verlorenen Liebe ihres Vaters, ohne sich einzugestehen, dass sie eigentlich damit auch Probleme hat. Schliesslich ist sie die Tochter einer anderen Frau. Aber sie will ihm alles recht machen, selbst ihren Mann sucht sie danach aus, ob er ihrem Vater gefällt.


Das Ende kommt dann in Happy-End-Stimmung daher und das steht sehr im Kontrast zu den tragischen Vorgängen, die mich im Roman aufgewühlt haben. Damit setzt die Autorin ein hoffnungsvolles Zeichen, das positiv stimmt.


Wer gern nach Portugal reist, findet hier viele interessante Einblicke in Gegenwart und Historie, auch die Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Nelkenrevolution ist lesenswert.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Konnte mich nicht vollends packen.

Irgendwo im Glück
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Dublin 1995: Maisie Bean lebt mit ihrer Familie in der irischen Hauptstadt. Sie ist eine Frau, die in ihrer Ehe die Hölle erlebt hat und viel Gewalt erleiden musste. Aus dieser Ehe hat sie ihre zwei wunderbaren ...

Dublin 1995: Maisie Bean lebt mit ihrer Familie in der irischen Hauptstadt. Sie ist eine Frau, die in ihrer Ehe die Hölle erlebt hat und viel Gewalt erleiden musste. Aus dieser Ehe hat sie ihre zwei wunderbaren Kinder Jeremy und Valerie. Gemeinsam mit ihren Kindern pflegt sie zu Hause ihre demente Mutter und Maisie hält die Familie mit zwei Jobs finanziell über Wasser. Sie haben sich trotz der Probleme gut arrangiert.
Als sich Maisie nach langer Zeit endlich wieder verliebt, verschwindet ihr Sohn.
"Ein neuer Roman voller Humor, Liebe, Traurigkeit und Hoffnung." Mit diesen Worten wird der Roman allerorten angekündigt. Nachdem ich "Die letzten Tage von Rabbit Hayes" gelesen und es zu meinen Lieblingsbüchern erklärt habe, wollte ich mal wieder etwas von der Autorin lesen.

Ich habe mir erneut eine berührende und eindringliche Geschichte erhofft, musste aber leider einige Abstriche machen.


Es fängt schon beim Schreibstil an: mit recht einfachen Worten und einigen Kraftausdrücken wird die Geschichte dargestellt, das wirkt zwar authentisch und passt zu den Charakteren, mich hat es aber dennoch gestört. Außerdem wird viel Nebensächliches abgehandelt, was den Lesefluss und die Spannung behindert. Die schönen emotionalen Szenen und humorvollen Bemerkungen gehen in der Masse der Belanglosigkeiten regelrecht unter.


Vom Aufbau her ist das Buch schon besonders, nach einem aufklärenden Prolog über Maisie erfährt man, wie sie ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeitet. Der restliche Roman wird anhand von Rückblenden aus verschiedenen Figur-Perspektiven dargestellt. Familie und Freunde kommen hier zu Wort und geben den Blick frei auf die Familie und speziell auf Jeremys Leben und seine Nöte. Allerdings in allen Einzelheiten, die einfach zuviel des Guten sind.


Ich habe mit Maisie mitgelitten und den Umgang mit der dementen Großmutter interessiert beobachtet und das Rätsel um Jeremys Verschwinden hat mich sehr beschäftigt, aber die vielen Rückblenden haben mir jegliche Spannung genommen.



Alle Charaktere sind problembeladen, auch wenn Maisie als starke Persönlichkeit aus der Masse sticht, so wirken die Sorgen auf mich sehr erdrüecknd. Ich konnte zu den Figuren auch keine große Verbindung aufbauen. Auch vom Leben in Dublin hätte ich gern mehr erfahren, die Handlungsorte und das spezielle Milieu werden nur durch besondere Ansichten ein wenig sichtbar. Und gerade hier hatte ich mir mehr erhofft, denn gerade in Irland gibt es noch Nachholbedarf in Sachen tolerantem Umgang mit Sexualität.


Aus diesem Buch ziehe ich das Resümee, nicht aufzugeben, egal was kommt. Man sollte sein Leben so leben dürfen, dass man glücklich ist, egal was andere sagen.


Dieser Roman ist tragisch und bringt den Leser dazu, sich über Vorurteile Gedanken zu machen.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Lockerer Unterhaltungskrimi, der mich nicht so mitgerissen hat!

Liebe vertagen, Mörder jagen
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Die Autorin hat einen lockeren und humorvollen Krimi geschrieben. Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes hatte ich keine Verständnisprobleme. Der Schreibstil enthält einiges an Situationskomik, es werden ...

Die Autorin hat einen lockeren und humorvollen Krimi geschrieben. Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes hatte ich keine Verständnisprobleme. Der Schreibstil enthält einiges an Situationskomik, es werden aber auch ernste Themen wie Vorurteile angesprochen.

Biene ist eine junge Frau voller Elan und Tatkraft, tritt aber regelmäßig in Fettnäpfchen und ihre Laune hängt sehr von ihrem Erfolg oder Misserfolg ab. Meist handelt sie erst und denkt dann nach. Gerade in Liebesfragen kann sie sich einfach nicht entscheiden und schwankt zwischen Jochen und Jago hin und her. Das schafft natürlich auch zwischen dem Männern ein entsprechendes Konkurrenzgehabe.
Ihre Oma ist da wesentlich entscheidungsfreudiger und natürlich auch lebenserfahrener. Sie ist stets bemüht, mit Essen alle Probleme aus der Welt zu schaffen und ist so etwas wie die gute Seele des Buches.


Der Sprachstil des Buches ist einfach, humorvoll und locker. Die Krimihandlung hat mich nicht so mitgerissen. Biene ist als eine Art Detektivin unterwegs, hat aber so ihre Probleme damit und kämpft auch gegen Vorurteile ihrer Mitmenschen an.
Stets mischt sie sich in Angelegenheiten anderer ein, so kann Herr Törschen gewiss ein Lied davon singen. Ihm vermasselt sie eine gut geplante Überraschung.
Jago unterstützt sie bei der Suche nach dem Mörder von Tim und was als interessante Abwechslung von Bienes Alltag begonnen hat, wird nun bitterer Ernst, denn sie selbst kommt in Gefahr.

Die Personen sind gut charakterisiert. Biene ist nicht so mein Fall und daher bin ich auch nicht so sehr von diesem Krimi überzeugt. Etwas mehr Spannung hätte der Geschichte schon gut getan.

Dieser unblutige und humorvolle Krimi enthält auch emotionale Szenen und sorgt für leichte Unterhaltung.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Authentische Ermittlungen und toll geschrieben, leider sehr vorhersehbar!

Das fünfte Opfer
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Dieser Wien-Krimi ist zwar kurz, aber doch recht spannend.
Seit Monaten geht in Wien ein Prostituiertenmörder um. Als es bei den
Ermittlungen nicht so recht vorangeht, bekommt Marlies die leitende
Aufgabe ...

Dieser Wien-Krimi ist zwar kurz, aber doch recht spannend.
Seit Monaten geht in Wien ein Prostituiertenmörder um. Als es bei den
Ermittlungen nicht so recht vorangeht, bekommt Marlies die leitende
Aufgabe und findet schnell einen Verdächtigen. Doch dieser Mann ist
unschuldig und es gibt ein weiteres Opfer. Marlies muss nun anders an
den Fall heran gehen und sie wird von Selbstzweifeln gequält, denn sie
gibt sich die Schuld am Tod des letzten Opfers.

Der Charakter der Marlies ist der Autorin ausgesprochen gut gelungen. Man taucht in diese Figur mit ihren Sorgen, Gefühlen und Ängsten ein und versteht sie wunderbar. Wie sie gegen die Steine, die ihr Helmut und andere und andere in den Weg legen, ankämpft, ist beispielhaft. Fast bis zur
Erschöpfung geht sie beruflich den Spuren nach und dass, obwohl gerade
ihr Privatleben völlig zusammen bricht und sie allen Halt verliert.
Marlies ist eigentlich keine Sympathiefigur, aber ihre toughe Art und ihr Ehrgeiz machen sie zu einer Heldin.
Leider hatte ich früh einen Verdacht des Täters, der sich als richtig
erwies, dennoch war es spannend zu sehen, ob ich damit richtig lag.

Die Autorin baut einige Wendungen ein, die verwirren sollen und neue Untersuchungsrichtungen brachten neue Erkenntnisse.


Gut gefallen haben mir die authentischen Ermittlungen und die Rolle der
Frau in Form von Marlies als weibliche Kommissarin, die sich stets
behaupten muss und von oben dem Aufklärungsdruck ausgesetzt ist. Genauso stelle ich mir Polizeiarbeit vor.

Ein runder Krimi, bei dem die gut dargestellte Rolle der Ermittlerin der
Glanzpunkt ist. Ein Wien-Krimi ohne Schmäh, aber mit Frauenpower!

Veröffentlicht am 09.01.2018

Zu meinem Bedauern konnte mich dieses Buch nicht begeistern! Die Personen kamen mir nicht nahe!

Die Schwester des Tänzers
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Dies ist mein erster Roman der Autorin Eva Stachniak und da ich Ballettaufführungen liebe, hoffte ich auf einen wunderbaren historischen Roman über eine bekannte Tänzerin.

Leider konnte mich dieser Roman ...

Dies ist mein erster Roman der Autorin Eva Stachniak und da ich Ballettaufführungen liebe, hoffte ich auf einen wunderbaren historischen Roman über eine bekannte Tänzerin.

Leider konnte mich dieser Roman nicht so packen.
Manche Abschnitte sind ganz interessant zu lesen, wie Informationen zum klassischen Ballett, andere Sequenzen jedoch recht erscheinen sehr banal und langweilig. Ich war oft versucht, hier quer zu lesen, habe mich dann aber durch das Buch gemüht.
Viele Lebenseinblicke dieser Tänzerin gehen mir nicht unter die Haut, auch wenn hier eine Frau und ihre teilweise schwierigen Lebensumstände beschrieben werden. Man kommt dieser Person nicht richtig nah. Die Emotionen und Gedanken, die mich als Leser sonst berühren, fehlen hier völlig.


Die Rolle der Frau in dieser Zeit wird nur auf den zweiten Blick deutlich, als Tänzerin waren Frauen auch früher schon Ausnahmeerscheinungen. Bronia jedoch wechselt von der gefeierten Tänzerin zur Ehefrau und Mutter. Ein Bruder, der schwul zu sein scheint, dann aber überraschend heiratet, so etwas war unter Tänzern sicherlich auch nicht unüblich. Der kranke Bruder im sogenannten Sanatorium war in Wahrheit eher in einer Irrenanstalt untergebracht, wie Bronia es selbst formuliert. Die drei Geschwister machen schon früh die Trennung der Eltern mit. Einige Jahre hält der Vater den Kontakt noch aufrecht, dann bricht er ab. Man kann nur mutmaßen wieso. Es gab eine Unterredung zwischen Waslaw und seinem Vater, der Sohn hatte keinerlei Respekt vor ihm, was in der Trennung begründet war.

Der schön erzählende Schreibstil ist das Positive dieses Romans. Man erlebt die verschiedenen Stimmungen der Figuren, die Schauplätze in Sankt Petersburg, London, Paris und anderswo lebendig mit. Auch die interessanten Einblicke in das Tänzerleben haben mir gefallen. Wie Tänzer ihr ganzes Leben und Sein auf diese Bestimmung ausrichten, ist schon beachtlich. Die verwendeten Begriffe der Tanzpositionen und Figuren sind für Ballettkenner sicherlich sehr aussagekräftig. Ich habe sie nur so hingenommen und konnte nicht viel damit anfangen.


Bei der Handlung wird chronologisch vorgegangen. Dennoch verliert man beim Lesen der vielen Details manchmal den Überblick. Einige zähflüssige Passagen machen es manchmal ziemlich anstrengend, dem Handlungsverlauf zu folgen. Denn die Figuren sind mir weder sympathisch, noch kann ich mich tief in sie hinein denken.


Dieser Roman ist für Ballett-Fans eine interessante Lektüre und wer sich über die Tänzerin Bronislawa Nijinska informieren möchte, ebenfalls.