Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein ganz anderer Roman als die Krimis von Wolf, mit einem etwas überheblichen Protagonisten.

Totenstille im Watt
0

Dieses Buch ist anders als die bisherigen Krimis von Klaus-Peter Wolf. Er beschreibt einen Mann, der die geerbte Firma nicht halten kann und vor seiner Familie nach Ostfriesland flieht, dort eine neue ...

Dieses Buch ist anders als die bisherigen Krimis von Klaus-Peter Wolf. Er beschreibt einen Mann, der die geerbte Firma nicht halten kann und vor seiner Familie nach Ostfriesland flieht, dort eine neue Identität annimmt und betrügerischerweise als Arzt arbeitet. Seine neue Liebe heißt Beate und ihr verfällt er mit Haut und Haaren.


Anfangs hat mir die Geschichte aus der verwendeten Ich-Perspektive des Doktor Sommerfeldt gut gefallen, ich habe seine Übergriffe auf gewalttätige Männer durchaus wohlwollend gesehen und akzeptiert. Seine lockere Art, die Erzählungen aus seiner Sicht unterhalten und zeigen viele Literaturverweise, die mich durchaus interessiert haben. Manchmal fabuliert er jedoch zu ausschweifen, er hört sich wohl gerne reden.
Und leider hat der Doktor auch in seinem Verhalten immer mehr die Verhältnismäßigkeit verloren und fühlt sich als unantastbarer Frauenbeschützer und Held, der mal einfach so mordet, um angeblich Schutzlose zu verteidigen. Er benutzt kaltblütig Messer und Pistolen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und macht sich dann lediglich Gedanken darüber, wie er die Spuren des Mordes wieder beseitigen kann. Das wirkt auf mich sehr unglaubwürdig und mir ging diese Figur mit seinem überheblichen Getue auf die Nerven. gibt er vor, Schutzlose zu verteidigen.
So mordet er auch aus nichtigen Gründen, wie den heiklen Erotik-Fotos seiner Geliebten Beate.

Wenn der Autor mit diesem Buch an die großen Erfolge von Ingrid Noll und ihren männermordenden Frauen anknüpfen möchte, so ist ihm das leider nicht gelungen. Ihre Figuren sind allesamt bescheiden, morden aber nicht wegen ein paar Erotikfotos.

Hier wird zwar gemordet, es ist aber dennoch kein echter Krimi, ausdrücklich steht auf dem Cover Roman. Aber als unterhaltende Lektüre ist dieses Buch geeignet.
Es gibt nur wenig Spannung, weil man Sommerfeldt bei seinen Taten und Handlungen die ganze Zeit im Auge hat. Erst am Ende hofft man auf die Aufdeckung seiner Taten.


Ein ganz anderer Roman, mit einem etwas überheblichen Protagonisten, der die Literatur liebt, über Leichen geht und dennoch ein Herz für die Schwachen hat.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Leichter Urlaubskrimi, bei dem der Spannungsfaktor noch ausbaufähig ist.

Balearenblut
0

Lisa Langer ist erst einmal geschockt als ihr ein Toter direkt vor die Füße fällt. Doch dann steckt sie vor lauter Neugierde ihre kriminalistische Spürnase in die Mordermittlungen, schliesslich kann sie ...

Lisa Langer ist erst einmal geschockt als ihr ein Toter direkt vor die Füße fällt. Doch dann steckt sie vor lauter Neugierde ihre kriminalistische Spürnase in die Mordermittlungen, schliesslich kann sie sich solch eine Gelegenheit als Krimiautorin nicht entgehen lassen. Als sie den Ex-Polizei-Chef Jorge Bennassar kennenlernt, hat sie die passende Unterstützung gefunden. Gemeinsam erleben sie gefährliche Abenteuer.


Bei diesem Krimi kommt man sofort in Urlaubsstimmung. Denn die detailreichen Beschreibungen auf Mallorca, der Sehenswürdigkeiten, Landschaftsbeschreibungen und leckeren Tapas in den verschiedenen Bars und Restaurants machen den Reiz dieser Insel nachfühlbar und wer schon einmal dort war, möchte sofort den nächsten Urlaub antreten.


Lisa Langer führt in Alcudia ein Doppelleben, einerseits arbeitet sie an einem Werbeflyer für ein wunderschönes exklusives Hotel, andererseits fällt ihr eine Leiche vor die Füße und sie macht sich mutig auf die Suche nach dem Mörder. Selbst der Kommissar, der diesen Fall von Amts wegen untersucht, freut sich über ihre Spurensuche. Sie findet mit ihrer umgänglichen Art schnell den Kontakt zu Einheimischen und Hotelmitarbeitern und so geht die Ermittlung schnell voran.

Allerdings erfährt man von ihr nur das Offensichtliche, ihre Gedanken und Gefühle bleiben dem Leser weitestgehend verborgen. Das macht sie mir irgendwie unnahbar und sie bleibt mir etwas fremd. Allerdings mag ich die Kombination aus der jungen Lisa und dem älteren Jorge, sie wirken als Ermittlerduo schon sehr eng und kommen miteinander prima aus.

Hanne Holms Schreibstil ist recht schlicht und einfach und damit eignet sich dieser Krimi bestens als Lektüre für den Strand und natürlich für den Mallorcaurlaub.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Lisa, Jorge und den diversen Kriminellen, die auf der Insel ihr Unwesen treiben. Was treibt die Gauner an, welche Motive stecken hinter ihren Aktionen? Leider fehlt auch hier ein genauer Blick in die Köpfe und man kann sich die Beweggründe nur selbst zusammenreimen.

Mir haben besonders die Einblicke in die landesüblichen Polizeizuständigkeiten gefallen und die Rezepte im Anhang werde ich mir noch mal genauer ansehen und einige Rezepte ausprobieren.

Für einen Krimi haben mir allerdings ein paar raffinierte Wendungen und etwas mehr Spannung gefehlt. Hier ist noch Nachholbedarf und ich habe auch den möglichen Täter schnell geahnt.


Balearenblut ist ein gut zu lesender, recht unterhaltsamer Urlaubskrimi, der den Leser zu den schönsten Ecken im Nordosten Mallorcas führt und mit seinen beschriebenen Tapas Geschmack macht auf eine Reise dorthin.


Veröffentlicht am 04.11.2017

Sehr aktionsgeladen und spannend, aber leider nicht mit genügend emotionaler Tiefe der Figuren ausgestattet.

Die Klasse
0

Der Radiomoderator Adam Wierzbicki ist gerade live auf Sendung und erhält einen merkwürdigen Anruf seines Schulfreundes Piotr Lasota. Dieser wurde zusammengeschlagen und bittet Adam um Hilfe. Adam besucht ...

Der Radiomoderator Adam Wierzbicki ist gerade live auf Sendung und erhält einen merkwürdigen Anruf seines Schulfreundes Piotr Lasota. Dieser wurde zusammengeschlagen und bittet Adam um Hilfe. Adam besucht ihn im Krankenhaus und gerät in den Besitz eines U-Bahn Tickets auf dem ein Code vermerkt ist. Die Verfolger Piotrs hatten es wohl auf genau diesen Code abgesehen und so gerät auch Adam in die Schusslinie der Verbrecher.

Das Buch startet sofort inmitten einer spektakulären Prügelszene, um dann ohne große Übergänge in die Radiomoderation von Adam Wierzbicki überzugehen.
Das schafft ein hohes Spannungslevel, was mich sofort in die Handlung gezogen hat. Dennoch hatte ich im weiteren Verlauf der Handlung Mühe, die unterschiedlichen Personen auseinanderzuhalten. Nicht immer war mir sofort klar, ob es sich nun um Verbrecher, Geheimdienst oder gute Figuren handelte.
Adam und seine Familie beschreibt der Autor authentisch wirkend und mit eindeutigen Charakterzügen und Merkmalen, die sie sympathisch machen. Die anderen Figuren der Handlung werden jedoch mehr oder weniger nur skizziert, sie agieren oder kämpfen, ohne dass ich mir von ihnen ein genaues Bild machen kann.


Die Handlung ist durch die reichlichen Szenenwechsel, häufigen Überfälle und Verfolgungsjagden recht dramatisch und mit einem hohen Spannungsbogen versehen. Auf mich wirkte das Ganze jedoch reichlich gehetzt und zu aufgeregt. Die vielen Wechsel haben mich ziemlich überfordert. Außerdem hätte ich mir zum besseren Verständnis eine Kapiteleinteilung gewünscht, die die Szenerie etwas besser gegliedert hätte. Auch wurden mir diese vielen Übergriffe allmählich zu viel. Ich hatte das Gefühl, ein Drehbuch für einen Film vor mir zu haben. Als Buchvorlage fehlen mir die Tiefen und besonders einige Ruhepunkte, um die Handlung gedanklich abzuspeichern. So hetzte ich gemeinsam mit Adam und Co durch die Szenerie, immer mit den Verfolgern im Nacken.

Dieser Thriller spielt in Polen und zeigt die skrupellose Seite von Spionen und Verbrechern auf. Vom Land und seinen Bewohnern erfährt man nicht sehr viel. Als spannende Geschichte kann ich dieses Buch empfehlen, als Thriller mit unterschiedlichen Beweggründen der verschiedenen Personen leider nicht. Hier hatte man Mühe, die Verstrickung der Handelnden zu durchschauen.


Vielleicht bekommt dieses Buch als Verfilmung mehr Intensität und eindeutig gespielte, bildhafte Charaktere lassen die Hintergründe und Vernetzungen klarer hervortreten. So aber fehlt mir eine allgemeine emotionale Tiefe der Personen und ich bin bei den vielen Gewaltakten zwar geschockt, aber dennoch recht unbeteiligt.


Ich empfehle dieses Buch allen, die aktionsgeladene Handlung mögen und sich von Gewalttaten nicht abschrecken lassen. Allerdings ist das Spiel von Gut und Böse auch schwer zu durchschauen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Eine bewegendes Schicksal, doch das gewisse Etwas hat mir gefehlt.

Und morgen das Glück
0

"Es war so schrecklich, dass es mein Gehirn lähmte....Morgen ist auch noch ein Tag. Ich schaffte es tatsächlich, den Brief und die Kündigung zu vergessen." Zitat S. 233

Von der Autorin habe ich den Roman ...

"Es war so schrecklich, dass es mein Gehirn lähmte....Morgen ist auch noch ein Tag. Ich schaffte es tatsächlich, den Brief und die Kündigung zu vergessen." Zitat S. 233

Von der Autorin habe ich den Roman "Champagner und Kamillentee" gelesen und erhoffte mir eine ähnlich amüsantes Lesevergnügen um die Emanzipation einer Frauenfigur.

Nun habe ich die Achterbahnfahrt um Ninas Gefühlsleben und ihren Neuanfang zwar gespannt verfolgt, hatte aber mit ihr so meine Probleme.


Früh wurde Nina Mutter und war allein erziehend, damals hat sie viel geschafft. Das scheint sie inzwischen vergessen zu haben, sie ist dank Robert ein luxuriöses Leben gewohnt, macht sich über Discounter lustig und bemerkt erst, als der Geldhahn nicht mehr fliesst, dass man auch dort gut einkaufen kann. Doch auf teure Bioware mag sie nicht verzichten. Auch die Ausstattung ihrer neuen Wohnung mit den kostbaren Kronleuchtern finde ich übertrieben. Auch wenn deren Lichterglanz an den geliebten Mann erinnern sollen, so würde auch ein einziger den Sinn erfüllen. Normalerweise würde man solche Lüster bei Geldknappheit zu barer Münze machen. Doch auf die Idee kommt Nina gar nicht und sie fragt lieber sie eine Bekannte um finanzielle Hilfe. Das sind so Dinge, die mich an Nina stören und ich würde im echten Leben wohl mit ihr keine Freundschaft pflegen. Allerdings muss man ihr zugute halten, dass sie sich herzlich um ihre Enkelin kümmert. Entmutigt, ohne berufliche Perspektive und voller Trauer um ihren geliebten Robert, lebt Nina in den Tag hinein. Dabei sucht sie Hilfe bei alten Freunden ihres Mannes in finanzieller Art und bei der Wohungssuche. Doch sie landet auch schnell mit einem Mann im Bett, dabei will sie nur eine körperliche Leidenschaft oder sucht keine neue Liebe.


Mit der Protagonistin konnte ich zwar mitfühlen, aber sie blieb mir dennoch unsympathisch. Auch wenn mich das Schicksal der Protagonistin rührt, so wirkt sie manchmal etwas zu verwöhnt und selbstgefällig. Auch wird mir nicht klar, wie ihr früheres Verhältnis zu ihrem Stiefsohn aussah, war sie ihm eine Hilfe oder nur eine ungeliebte Stiefmutter?

Die Zeit mit ihrer Enkelin ist schön geschildert, die Männerbekanntschaften finde ich eher übertrieben, wo doch Robert angeblich ihre große Liebe war.


Ein Frauenroman, der gut zu lesen ist und zeigt, dass große Gefühle keine Lebensversicherung bedeuten. Mir hat aber das gewisse Etwas gefehlt.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Wenn man sich durch das Buch kämpft, erlebt man die düstere Zeit unter Stalin mit und viel Gewalt!

Kind 44
0

Der Thriller beginnt kurz vor dem Tod Stalins im Winter 1953 und wir erleben den Protagonisten Leo und seine Frau Raisa auf ihrem Lebensweg in Russland.

Anhand der vom Autor authentisch dargestellten ...

Der Thriller beginnt kurz vor dem Tod Stalins im Winter 1953 und wir erleben den Protagonisten Leo und seine Frau Raisa auf ihrem Lebensweg in Russland.

Anhand der vom Autor authentisch dargestellten Ideologie und der bedrückenden Lebensbedingungen in der stalinistischen Sowjetunion, bekommt man einen echt wirkenden Eindruck von der Unmenschlichkeit der Sowjet-Ideologie, in der Systemtreue gefordert und keine Widerworte geduldet wurden. Wer sich widersetzte wurde entweder verbannt oder mit Gefängnis oder Tod bestraft. Eine grausame Zeit und so ist auch der Thriller sehr bedrückend und düster.

Leo ist anfangs ein linientreuer Held, dessen Treue zum Teil durch Vergünstigungen erkauft zu sein scheint. Ein typischer Fall in der stalinistischen Zeit. Als Leo seine eigene Frau als Spionin entlarven soll, weigert er sich. Man bekommt den Eindruck, erst jetzt beginnt er über die Freveltaten nachzudenken und eine eigene Meinung zu entwickeln. Diese Wandlung ist beeindruckend mitzuverfolgen und lässt beim Lesen einen Hoffnungsschimmer aufkommen.

Insgesamt wird bei den verwendeten Figuren sehr ins Detail gegangen, leider kommt man dem Protagonisten Leo und seinen Gedanken und Gefühle aber nicht sehr nahe. Auch haben mich einige Längen dieses Buch nicht in gewohnter Thrillerspannung verfolgen lassen, die reichlich vorhandenen Gewaltszenen sind zwar gewalttätig, aber nicht allzu blutig, sodass ich eher von einem Krimi sprechen würde.
Die Orientierung der Menschen der Stalinzeit wird gut deutlich gemacht, ihr Unterordnungswille wurde erkauft, ansonsten eingebläut und die Frage nach Moral konnte und durfte nicht gestellt werden. Diese Ansicht stellt der Autor sehr eindringlich dar.

Es geht sehr spannend los, seinen Helden Leo lässt Smith eine wahre Albtraumreise erleben, die dann etwas überstürzt und konstruiert wirkend zum Ende geführt wird. Dennoch fiebert man die ganze Zeit mit Leo mit.

Mir hat dieses Buch durch seine Längen etwas die Spannung geraubt, die düstere Stalinzeit ist nicht mein Interessengebiet und die dramatischen Übergriffe sind sehr häufig eingesetzt.
Wer mehr Interesse für die historischen Hintergründe aufbringen kann, der wird hier eine spannende Zeit erleben, die die Lebensbedingungen der UDSSR zeigen.

Als Serienauftakt zeigt der Autor sehr eindringlich das Leben in der stalinistischen Zeit und bringt die Verstrickungen zu einem annehmbaren Ende.