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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Sehr aktionsgeladen und spannend, aber leider nicht mit genügend emotionaler Tiefe der Figuren ausgestattet.

Die Klasse
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Der Radiomoderator Adam Wierzbicki ist gerade live auf Sendung und erhält einen merkwürdigen Anruf seines Schulfreundes Piotr Lasota. Dieser wurde zusammengeschlagen und bittet Adam um Hilfe. Adam besucht ...

Der Radiomoderator Adam Wierzbicki ist gerade live auf Sendung und erhält einen merkwürdigen Anruf seines Schulfreundes Piotr Lasota. Dieser wurde zusammengeschlagen und bittet Adam um Hilfe. Adam besucht ihn im Krankenhaus und gerät in den Besitz eines U-Bahn Tickets auf dem ein Code vermerkt ist. Die Verfolger Piotrs hatten es wohl auf genau diesen Code abgesehen und so gerät auch Adam in die Schusslinie der Verbrecher.

Das Buch startet sofort inmitten einer spektakulären Prügelszene, um dann ohne große Übergänge in die Radiomoderation von Adam Wierzbicki überzugehen.
Das schafft ein hohes Spannungslevel, was mich sofort in die Handlung gezogen hat. Dennoch hatte ich im weiteren Verlauf der Handlung Mühe, die unterschiedlichen Personen auseinanderzuhalten. Nicht immer war mir sofort klar, ob es sich nun um Verbrecher, Geheimdienst oder gute Figuren handelte.
Adam und seine Familie beschreibt der Autor authentisch wirkend und mit eindeutigen Charakterzügen und Merkmalen, die sie sympathisch machen. Die anderen Figuren der Handlung werden jedoch mehr oder weniger nur skizziert, sie agieren oder kämpfen, ohne dass ich mir von ihnen ein genaues Bild machen kann.


Die Handlung ist durch die reichlichen Szenenwechsel, häufigen Überfälle und Verfolgungsjagden recht dramatisch und mit einem hohen Spannungsbogen versehen. Auf mich wirkte das Ganze jedoch reichlich gehetzt und zu aufgeregt. Die vielen Wechsel haben mich ziemlich überfordert. Außerdem hätte ich mir zum besseren Verständnis eine Kapiteleinteilung gewünscht, die die Szenerie etwas besser gegliedert hätte. Auch wurden mir diese vielen Übergriffe allmählich zu viel. Ich hatte das Gefühl, ein Drehbuch für einen Film vor mir zu haben. Als Buchvorlage fehlen mir die Tiefen und besonders einige Ruhepunkte, um die Handlung gedanklich abzuspeichern. So hetzte ich gemeinsam mit Adam und Co durch die Szenerie, immer mit den Verfolgern im Nacken.

Dieser Thriller spielt in Polen und zeigt die skrupellose Seite von Spionen und Verbrechern auf. Vom Land und seinen Bewohnern erfährt man nicht sehr viel. Als spannende Geschichte kann ich dieses Buch empfehlen, als Thriller mit unterschiedlichen Beweggründen der verschiedenen Personen leider nicht. Hier hatte man Mühe, die Verstrickung der Handelnden zu durchschauen.


Vielleicht bekommt dieses Buch als Verfilmung mehr Intensität und eindeutig gespielte, bildhafte Charaktere lassen die Hintergründe und Vernetzungen klarer hervortreten. So aber fehlt mir eine allgemeine emotionale Tiefe der Personen und ich bin bei den vielen Gewaltakten zwar geschockt, aber dennoch recht unbeteiligt.


Ich empfehle dieses Buch allen, die aktionsgeladene Handlung mögen und sich von Gewalttaten nicht abschrecken lassen. Allerdings ist das Spiel von Gut und Böse auch schwer zu durchschauen.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Eine bewegendes Schicksal, doch das gewisse Etwas hat mir gefehlt.

Und morgen das Glück
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"Es war so schrecklich, dass es mein Gehirn lähmte....Morgen ist auch noch ein Tag. Ich schaffte es tatsächlich, den Brief und die Kündigung zu vergessen." Zitat S. 233

Von der Autorin habe ich den Roman ...

"Es war so schrecklich, dass es mein Gehirn lähmte....Morgen ist auch noch ein Tag. Ich schaffte es tatsächlich, den Brief und die Kündigung zu vergessen." Zitat S. 233

Von der Autorin habe ich den Roman "Champagner und Kamillentee" gelesen und erhoffte mir eine ähnlich amüsantes Lesevergnügen um die Emanzipation einer Frauenfigur.

Nun habe ich die Achterbahnfahrt um Ninas Gefühlsleben und ihren Neuanfang zwar gespannt verfolgt, hatte aber mit ihr so meine Probleme.


Früh wurde Nina Mutter und war allein erziehend, damals hat sie viel geschafft. Das scheint sie inzwischen vergessen zu haben, sie ist dank Robert ein luxuriöses Leben gewohnt, macht sich über Discounter lustig und bemerkt erst, als der Geldhahn nicht mehr fliesst, dass man auch dort gut einkaufen kann. Doch auf teure Bioware mag sie nicht verzichten. Auch die Ausstattung ihrer neuen Wohnung mit den kostbaren Kronleuchtern finde ich übertrieben. Auch wenn deren Lichterglanz an den geliebten Mann erinnern sollen, so würde auch ein einziger den Sinn erfüllen. Normalerweise würde man solche Lüster bei Geldknappheit zu barer Münze machen. Doch auf die Idee kommt Nina gar nicht und sie fragt lieber sie eine Bekannte um finanzielle Hilfe. Das sind so Dinge, die mich an Nina stören und ich würde im echten Leben wohl mit ihr keine Freundschaft pflegen. Allerdings muss man ihr zugute halten, dass sie sich herzlich um ihre Enkelin kümmert. Entmutigt, ohne berufliche Perspektive und voller Trauer um ihren geliebten Robert, lebt Nina in den Tag hinein. Dabei sucht sie Hilfe bei alten Freunden ihres Mannes in finanzieller Art und bei der Wohungssuche. Doch sie landet auch schnell mit einem Mann im Bett, dabei will sie nur eine körperliche Leidenschaft oder sucht keine neue Liebe.


Mit der Protagonistin konnte ich zwar mitfühlen, aber sie blieb mir dennoch unsympathisch. Auch wenn mich das Schicksal der Protagonistin rührt, so wirkt sie manchmal etwas zu verwöhnt und selbstgefällig. Auch wird mir nicht klar, wie ihr früheres Verhältnis zu ihrem Stiefsohn aussah, war sie ihm eine Hilfe oder nur eine ungeliebte Stiefmutter?

Die Zeit mit ihrer Enkelin ist schön geschildert, die Männerbekanntschaften finde ich eher übertrieben, wo doch Robert angeblich ihre große Liebe war.


Ein Frauenroman, der gut zu lesen ist und zeigt, dass große Gefühle keine Lebensversicherung bedeuten. Mir hat aber das gewisse Etwas gefehlt.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Eine gefühlvolle Geschichte mit Tiefgang und Spannung

Wildblumensommer
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Bei diesem Roman hatte ich eine klischeebeladene Cornwall-Story erwartet und hatte anfangs auch so meine Zweifel. Die Geschichte entwickelt sich dann jedoch mit tiefer gehenden Problemen und Situationen, ...

Bei diesem Roman hatte ich eine klischeebeladene Cornwall-Story erwartet und hatte anfangs auch so meine Zweifel. Die Geschichte entwickelt sich dann jedoch mit tiefer gehenden Problemen und Situationen, die mich gespannt mitgenommen haben.
Ich war schnell gefesselt von den beiden Protagonistinnen Zoe und Rose und ihrer Suche nach dem persönlichen Glück. Dabei zeigt sich symbolisch, dass auf ihrer Blumenwiese von Wildblumen sich ihnen auch stachelige Pflanzen in den Weg stellen. Denn das Schicksal geht nie den geraden Weg.

Kathryn Taylor hat einen leichten, gefälligen Schreibstil, der mit kleinen Details die Lebenssituation der Frauen sehr bildhaft verdeutlicht. Die Landschaft Cornwalls bekommt darin nicht sehr viel Raum, aber sie ist spürbar.
Recht einfühlsam beschreibt Taylor die Verwicklungen der Ereignisse und verschiedenen Emotionen ihrer Protagonisten. Die wieder auflebenden Gefühle von Zoe und Jack, aber auch ihren Zwiespalt und ihre Angst vor neuen Fehlern kann man gut nachvollziehen.

Die offenen Fragen zu den Ursachen von Chris Tod führen zu einem gut gehüteten Geheimnis, das die damalige Situation erklärt und verständlich macht und so kann Zoe dieses ungeklärte Kapitel ihres Lebens endlich abschließen.

Zoe muss sich ihrer Vergangenheit und den nicht ausgesprochenen Worten mit Jack stellen, außerdem den Verlust ihres Bruders verarbeiten. Man begleitet sie interessiert und schaut gespannt zu, wie ihr das gelingt und hofft auf eine Aussöhnung mit Jack. Doch können die alten Wunden heilen?

Der Roman enthält zwei Handlungsstränge, neben Zoes Vergangenheitsbewältigung rückt auch Rose und ihr Leben in den Vordergrund. Sie ist eine herzliche Person, die nach der Trennung von ihrem Mann nur noch für ihre drei Kinder da ist. Ihr Einkommen bezieht sie aus Näharbeiten, bei denen sie geschickt und mit gekonnten Entwürfen tragbare schicke Mode herstellt. Sie weiß mit Stoffen, Farben und Mustern umzugehen und geht darin auf. Der Haustausch bedeutet für Rose eine Auszeit in London, die sie in vollen Zügen geniesst. Außerdem lernt sie, auch ihr Leben hält noch viele schöne Erlebnisse für sie bereit, die nicht nur in ihrer Mutterrolle aufgehen.

Ich konnte mit Zoe und Rose richtig mitfiebern und erhoffte mir für beide Frauen einen glücklichen Ausgang ihrer Liebesbeziehungen.


Wer sommerliche Liebesgeschichten mag, der findet hier eine interessante Spurensuche in die Vergangenheit mit sympathischen Charakteren vor. Cornwall lässt grüßen!

Veröffentlicht am 04.11.2017

Spannungsgeladener Krimi, bei dem die Protagonistin Glück hatte, Kampfsport zu beherrschen.

Die Mädchen von der Englandfähre
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Lone Theils hat mit "Die Mädchen von der Englandfähre" ein spannendes Buch geschrieben, bei dem die Protagonistin Nora und ihre Recherchen im Vordergrund stehen. Als Journalistin berichtet sie aus aktuellen ...

Lone Theils hat mit "Die Mädchen von der Englandfähre" ein spannendes Buch geschrieben, bei dem die Protagonistin Nora und ihre Recherchen im Vordergrund stehen. Als Journalistin berichtet sie aus aktuellen Krisengebieten.
Neben ihrer Arbeit betreibt sie mit großer Leidenschaft das Kickboxen und ist mutig genug, einem Frauenmörder gegenüberzutreten und ihn zu interviewen. Die Angst, die sie dabei hat, wird spürbar auf den Leser übertragen.


Ich finde den Fall sehr ausgefallen, den Zufallsfund des Koffers etwas konstruiert und die Liebesgeschichte am Rande lockert die Handlung unterhaltsam auf.
Die Schauplätze in Dänemark und London sind realistisch beschrieben, mich haben die Landeswechsel allerdings eher etwas gestört. Nora und andere Figuren werden leider nur oberflächlich beschrieben, besonders Noras fast schon pubertäre Reaktionen in ihrer Beziehung zu Andreas passen nicht zu einer toughen investigativen Journalistin. Aber sie kann sich ja noch entwickeln, es ist ja erst der Beginn einer Reihe.

Ansonsten sorgen überraschende Wendungen für ordentlich Schwung und die düsteren Szenen mit dem fiesen Frauenmörder bringen Gruselstimmung mit sich. Die Geschichte läuft auf ein dramatisches, aktionsreiches Ende zu, bei dem der Mörder mit seiner kranken Seele der unheilvolle Täter zu sein scheint.
Das Finale ist gewalttätig und für einen Krimi etwas zu spektakulär ausgeführt, aber es ist nicht vorhersehbar und damit der gewisse Kick für dieses Buch.

Mich hat gestört, dass einige Handlungsstränge nicht ganz logisch verlaufen und einige Fragen unbeantwortet bleiben. Aber es sind keine gravierenden Fehler, die die Geschichte generell unlogisch machen würden.


Als Debüt ist dieser Krimi gut gelungen und ich bin gespannt auf weitere Fälle mit Nora Sand.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Wenn man sich durch das Buch kämpft, erlebt man die düstere Zeit unter Stalin mit und viel Gewalt!

Kind 44
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Der Thriller beginnt kurz vor dem Tod Stalins im Winter 1953 und wir erleben den Protagonisten Leo und seine Frau Raisa auf ihrem Lebensweg in Russland.

Anhand der vom Autor authentisch dargestellten ...

Der Thriller beginnt kurz vor dem Tod Stalins im Winter 1953 und wir erleben den Protagonisten Leo und seine Frau Raisa auf ihrem Lebensweg in Russland.

Anhand der vom Autor authentisch dargestellten Ideologie und der bedrückenden Lebensbedingungen in der stalinistischen Sowjetunion, bekommt man einen echt wirkenden Eindruck von der Unmenschlichkeit der Sowjet-Ideologie, in der Systemtreue gefordert und keine Widerworte geduldet wurden. Wer sich widersetzte wurde entweder verbannt oder mit Gefängnis oder Tod bestraft. Eine grausame Zeit und so ist auch der Thriller sehr bedrückend und düster.

Leo ist anfangs ein linientreuer Held, dessen Treue zum Teil durch Vergünstigungen erkauft zu sein scheint. Ein typischer Fall in der stalinistischen Zeit. Als Leo seine eigene Frau als Spionin entlarven soll, weigert er sich. Man bekommt den Eindruck, erst jetzt beginnt er über die Freveltaten nachzudenken und eine eigene Meinung zu entwickeln. Diese Wandlung ist beeindruckend mitzuverfolgen und lässt beim Lesen einen Hoffnungsschimmer aufkommen.

Insgesamt wird bei den verwendeten Figuren sehr ins Detail gegangen, leider kommt man dem Protagonisten Leo und seinen Gedanken und Gefühle aber nicht sehr nahe. Auch haben mich einige Längen dieses Buch nicht in gewohnter Thrillerspannung verfolgen lassen, die reichlich vorhandenen Gewaltszenen sind zwar gewalttätig, aber nicht allzu blutig, sodass ich eher von einem Krimi sprechen würde.
Die Orientierung der Menschen der Stalinzeit wird gut deutlich gemacht, ihr Unterordnungswille wurde erkauft, ansonsten eingebläut und die Frage nach Moral konnte und durfte nicht gestellt werden. Diese Ansicht stellt der Autor sehr eindringlich dar.

Es geht sehr spannend los, seinen Helden Leo lässt Smith eine wahre Albtraumreise erleben, die dann etwas überstürzt und konstruiert wirkend zum Ende geführt wird. Dennoch fiebert man die ganze Zeit mit Leo mit.

Mir hat dieses Buch durch seine Längen etwas die Spannung geraubt, die düstere Stalinzeit ist nicht mein Interessengebiet und die dramatischen Übergriffe sind sehr häufig eingesetzt.
Wer mehr Interesse für die historischen Hintergründe aufbringen kann, der wird hier eine spannende Zeit erleben, die die Lebensbedingungen der UDSSR zeigen.

Als Serienauftakt zeigt der Autor sehr eindringlich das Leben in der stalinistischen Zeit und bringt die Verstrickungen zu einem annehmbaren Ende.