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Veröffentlicht am 23.09.2022

Solider Inselkrimi, dem etwas mehr Spannung gut getan hätte

Inselstille (Hella Brandt 8)
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Der Kriminalroman "Inselstille" ist der achte Band der Hella Brandt-Reihe von Rieke Husmann, die im Emons Verlag erscheint.


Der ehemalige Generalstaatsanwalt Hartmut van Harmel wurde auf Langeoog tot ...

Der Kriminalroman "Inselstille" ist der achte Band der Hella Brandt-Reihe von Rieke Husmann, die im Emons Verlag erscheint.


Der ehemalige Generalstaatsanwalt Hartmut van Harmel wurde auf Langeoog tot aufgefunden, die nähere Untersuchung zeigt eine Einstichstelle, es könnte sich also um ein Verbrechen handeln. Nun muss Hella Brandt anrücken und herausfinden, wer ein Motiv für eine Tötung gehabt hat. Bei diesem Fall müssen alte Akten gesichtet werden, denn der Staatsanwalt arbeitete schon länger nicht mehr.

Hella Brandt hat es bei diesem Fall nicht leicht, denn sie muss nicht nur im Bekanntenkreis des Toten ermitteln, sondern auch in der Vergangenheit, bzw. in sehr alten Akten wühlen. Hartmut van Harmel hatte von Berufs wegen sicherlich Feinde, aber auch so einige Menschen, die ihm nicht wohlgesonnen waren. Aber hatte er wirklich so ein reines Gewissen, wie er vermittelt hat?

Bei diesem Krimi muss Hella den Spagat zwischen ihrer Mutterrolle und der polizeilichen Arbeit bewältigen. Das ist nicht einfach und ihr Mann Leon fügt sich nun unwillig in die Pflicht.

In diesem Tötungsdelikt treten einmal ältere Charaktere auf den Plan, die ihre Geheimnisse lieber verschweigen und sie in sich tragen. Dabei kann es sich um rechtes Gedankengut handeln und auch um homophobe Ansichten, die in den 50er Jahren noch in den Köpfen der Menschen feststeckten.


Der Erzählstil ist flüssig und hat mich durch die klaren Beschreibungen gut durch die Handlung und die vielen Befragungen geführt. Doch vom geringen Spannungsaufbau war ich eher enttäuscht, da wäre noch einiges möglich gewesen. Ich vermute mal, dass es der Autorin mehr um die Anprangerung von Intoleranz und bestimmte Denkweisen ging und sie zeigen wollte, dass Vorurteile gegen diverse Ansichten veraltet sind und einfach unnötig. Hella gibt sich da sehr offen und erzieht auch ihre Tochter in diesem Stil.

Die Ermittlungen ziehen sich über viele Mutmaßungen meinerseits hin zur Auflösung, ich hätte gern noch mehr mitgerätselt, leider hat sich mir vieles immer erst im Nachhinein erschlossen.


Dieser Krimi wird solide erzählt und ist logisch aufgebaut, er ist aber nur mäßig spannend und hat wohl mehr den Ansatz, die Leserschaft zum Denken anzuregen und intolerante Denkmuster aufzusprengen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 21.09.2022

Ein spannendes Psychodrama

Das Loft
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"Das Loft" von Autor Linus Geschke erscheint im Piper Verlag.

Sarah und Marc sind ein Paar, beide Anfang dreißig und wohnen zusammen mit Marcs bestem Freund Henning in einem Loft in Hamburg. Sarah arbeitet ...

"Das Loft" von Autor Linus Geschke erscheint im Piper Verlag.

Sarah und Marc sind ein Paar, beide Anfang dreißig und wohnen zusammen mit Marcs bestem Freund Henning in einem Loft in Hamburg. Sarah arbeitet als Grafikerin, Marc ist Langzeitstudent und Henning verdient sein Geld auf die eine oder andere Weise. Als in der Wohnung Blutspuren auf ein Verbrechen hindeuten und Henning nicht aufzufinden ist, liegt der Verdacht nahe, dass er getötet wurde. Als Hauptverdächtige gelten Marc und Sarah. Hat einer von beiden ihn auf dem Gewissen oder gibt es noch einen anderen Täter? Was steckt hinter dieser brutalen Tat und wo liegt das Motiv?

Bei diesem Thriller baut Linus Geschke ein undurchschaubares Spannungsgerüst auf auf, das aus verschiedenen Blickwinkeln und Zeitebenen erzählt und durch unterschiedliche Einblicke und die polizeilichen Vernehmungen immer mehr Aspekte aufklärt, bei der meine eigenen Vermutungen und Gedanken immer wieder auf den Prüfstand gestellt wurden.

Linus Geschkes Schreibstil ist absolut flüssig, sehr lebendig und teilweise etwas derb, wenn von Sex und Drogen die Rede ist. Er lässt zwischen seinen gut gezeichneten Charakteren eine Vielzahl von Verbindungen entstehen, die von Liebe und Gewalt erzählen, von Vertrauen und Misstrauen und auch von Freundschaft und Feindschaft. Jeder WG-Bewohner hat eine eigene Geschichte, die durchaus auf kriminelle Energie hinweist und mit jeder weiteren Aussage muss man sich als Leserin überlegen, ob man dem glauben mag. Denn Sarah und Marc hätten einen Grund gehabt, Henning zu töten.

Die stimmungsvoll beschriebene Atmosphäre und die Szenen im Ausland sorgen für viele Bilder, die ich vor Augen hatte, das zog mich immer weiter in die Geschichte hinein. Ich habe versucht, aus der Polizeiarbeit die nützlichen Fakten in Bezug auf den Täter herauszuziehen. Doch die verschiedenen Geheimnisse der Personen haben es mir wirklich schwer gemacht. Es ist ein Spiel mit der Psyche der Charaktere, wo die dunklen Seiten sich erst allmählich offenbahren.

Für mich stellte sich ständig die Frage, wer hier Opfer oder Täter ist. Das Drogenthema bringt ein weiteres Thema hinzu, dass die Aussagen der Verdächtigen in einem neuen Licht erscheinen lässt.


Dieser Thriller ist ein echtes Verwirrspiel und hat mich bis zum überraschenden Ende gepackt und nicht mehr losgelassen. Er zeigt die Charaktere auf psychologischer Ebene und lässt den Leser seine eigenen Vermutungen anstellen.

Veröffentlicht am 19.09.2022

Wohlfühlroman mit Selbstfindungsthematik einer Hebamme

Kaputte Herzen kann man kleben
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Kristina Günaks Roman "Kaputte Herzen kann mam kleben" erscheint im Lübbe Verlag.

Hebamme war schon immer Luisas Traumberuft, doch sie ist alleinerziehend, ihr Ex drückt sich um die Unterhaltszahlungen ...

Kristina Günaks Roman "Kaputte Herzen kann mam kleben" erscheint im Lübbe Verlag.

Hebamme war schon immer Luisas Traumberuft, doch sie ist alleinerziehend, ihr Ex drückt sich um die Unterhaltszahlungen der gemeinsamen Tochter Amelie und sie hat ihre liebe Not, alles zeitlich und finanziell zu stemmen. Die Überforderung macht sich mit starken Rückenschmerzen bemerkbar und Luisa wird krankgeschrieben. Die Zeit nutzt sie, um mit Amelie ihre Tante in St. Peter-Ording zu besuchen. Sie bekommt Physio beim ortsansässigen Tom, der für seine beruflichen Qualitäten überall bekannt ist, aber ansonsten als verschlossen gilt. Am Strand freundet sich Luisa mit einer liebenswerten Frauen-Clique an und auch Amelie fühlt sich auf dem Ponyhof und am Meer richtig wohl. Sie will gar nicht mehr zurück nach München.


Luisa erkennt bei den Gesprächen mit ihren neuen Freundinnen, dass nicht nur sie allein unter Mehrfachbelastung leidet und sie lernt, dass Amelie doch schon selbstständiger ist als Luisa sich eingestehen möchte. Amelie kommt mit Mimi, Fiete und den neuen Freundinnen wunderbar zurecht und so kann Luisa sich auch mal um sich selbst kümmern. Langsam entwickeln sich Gefühle zum Physiotherapeuten Tom, der nicht nur heilende Hände hat, sondern auch ein einfühlsamer Typ ist.

Bei diesem Buch habe ich zu den beschriebenen Figuren viel Nähe aufbauen können und war gerne mit dem Fahrrad unterwegs, genoss das Leben auf Mimis Hof und erlebte das Nordseeflair St. Peter-Ordings mit Meer, Sturm und dörflicher Gemeinsacht. Alle Charaktere werden mit ihren speziellen Lebenssituationen beschrieben und es war mir, als würde ich sie alle kennen.

Kristina Günak schreibt sehr lebendig, situationsbeschreibend und flott, sie beschreibt vielfältige Emotionen, schöne Erlebnisse auf dem Ponyhof und sogar mehrere Geburtsvorgänge, die die Handlung wirklich bereichern.

Die Autorin erklärt sehr deutlich, was der verantwortungsvolle Beruf der Hebamme mit sich bringt und wie Personalmangel, Arbeitszeiten und finanzielle Belastung durch Versicherungen diesem Berufsstand zu schaffen machen. Ich habe die authentisch dargestellte Situation des Berufes interessiert verfolgt und kann nur hoffen, dass sich weiterhin viele Frauen diesem Beruf widmen. Es geht im Buch aber auch um Frauensolidarität, um echte Freundschaft und soziales Miteinander. Die Liebesgeschichte verläuft eher auf Sparflamme, doch für Luisa und Amelie ist es in erster Linie mal wichtig, in einer neuen Heimat anzukommen und alles andere wird sich zeigen.


Auch wenn hier einige Themen und Probleme angesprochen werden, war dieses Buch für mich ein Wohlfühlroman mit einer speziellen Atmosphäre und einer liebenswürdigen Gemeinschaft.

Veröffentlicht am 17.09.2022

Fesselnder Urlaubskrimi und Reihenauftakt mit Nordseeflair

Halligmord (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 1)
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"Halligmord" ist der Auftakt der Minke-van-Hoorn-Krimi-Reihe von Greta Henning, die im Ullstein Verlag erscheint.

Auf der kleinen Hallig Nekpen wird nach einem Herbststurm ein Skelett freigelegt und Minke, ...

"Halligmord" ist der Auftakt der Minke-van-Hoorn-Krimi-Reihe von Greta Henning, die im Ullstein Verlag erscheint.

Auf der kleinen Hallig Nekpen wird nach einem Herbststurm ein Skelett freigelegt und Minke, die gerade neu als Kommissarin nach Friesland gekommen ist, soll den über dreißig Jahre zurückliegenden Fall aufklären. Was ist damals geschehen? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn zusätzlich zu dem Mordfall hält Minke eine Entführung in Atem.



Mit "Halligmord" startet Greta Henning ihre neue Krimireihe um die Kommissarin Minke van Hoorn, die in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters tritt. Angesiedelt auf den Halligen in der Nordsee ist dieses Buch ein Handlungsort mit besonderem Flair und der ständigen Gefahr von Sturmfluten.

Minke ist eine entschlossene, zielstrebige Person, sie engagiert sich in ihrer Freizeit als Watt-Rangerin und Robbenretterin und hat bei ihrem neuen Fall mit den alteingesessenen Familien auf Nekpen zu kämpfen, die die Ermittlung behindern und wohl etwas zu verbergen haben. Als der Sohn des alten Deichgrafen verschwindet, gewinnt die Ermittlung an Brisanz.

Leider ist ihr Kollege Klaus, ein waschechter Friese, der bald pensioniert wird, Minke keine große Hilfe, er möchte die letzten Arbeitstage lieber mit der Vorbereitung seines Ausstandes verbringen als die Aufklärung des Verbrechens zu unterstützen. Doch Minke kämpft sich wacker durch alle Hindernisse und bringt immer mehr Zusammenhängs ans Licht, die das Verbrechen vor über 30 Jahren erklären können.

Der Krimi liest sich durch den flüssigen und situationsbeschreibenden Stil sehr lebendig, die Charaktere werden mit ihren besonderen Eigenheiten erkennbar dargestellt und der mysteriöse alte Fall, sowie der aufkommende Sturm sorgen für düstere Szenen, die der Handlung eine bedrohliche Stimmung verleihen. Außerdem würde eine Sturmflut auch alle Spuren beseitigen, die Minke jetzt noch zu dem Vermissten führen könnte.

Greta Henning legt bei diesem undurchsichtigen Fall immer wieder falsche Fährten, die etwaige Schlussfolgerungen über den Haufen werfen. Wer verschweigt hier etwas und warum wurde der Tote ermordet? In Rückblenden erfahren wir einzelne Puzzleteile, die am Ende sehr schlüssig aufgeklärt werden und deutlich machen, wieso Menschen zu Mördern werden können.

Ein atmosphärischer und fesselnder Nordseekrimi mit Hallig-Atmosphäre, der mich gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 16.09.2022

Fesselnd, atmosphärisch und wieder recht brutal

Blinde Furcht
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"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage.

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche ...

"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage.

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau auf sie, Kate ist geschockt, denn sie kennt das Opfer von früher. Es ist Rachael Schwartz, eine unbeugsame und rebellische junge Frau, die sich vor zehn Jahren von ihrer Familie und der Amish-Gemeinde abgewandt hat. Warum ist sie nun in ihre Heimat zurückgekehrt und wer wollte sie aus dem Weg räumen?


Diese Reihe ist immer wieder spannend, weil sie uns neben einer Mordaufklärung das Leben der Amischen und deren Werte und Lebensvorstellungen näher bringt. Rachael hat sich gegen diese Lebensweise entschieden, aber warum kehrt sie jetzt zurück? Kates Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn es gibt etwas in Rachaels Vergangenheit, über dass die Bewohner von Painters Mill schweigen. Es dauert eine Weile bis Kate erfährt, dass Rachael ein Enthüllungsbuch über das Leben in einer Amish-Gemeinde geschrieben hat. Wollte sich der Mörder für eine bestimmte Äußerung darin rächen?

Die flüssig erzählte Story wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen gezeigt, in Rückblenden erleben wir Vorgänge aus Rachaels Jugend. Das schafft einen gelungenen Spannungsaufbau, dem man sich nicht entziehen kann. Die Ermittlungen sind mit Befragungen und neuen Erkenntnissen gespickt, einige Wendungen sorgen für fesselnde Momente. Immer wieder erfahren wir interessante Fakten aus dem Leben der Amishen, die diese Lebensweise und ihre Einschränkungen deutlich machen. Kate kommt dem Geheimnis Rachaels auf die Schliche und bringt sich damit selbst in Gefahr. Es gibt eine sehr dramatische Schlusshandlung, in der es ziemlich brutal zugeht und bei der ich mich wirklich gefragt habe, wieso Kate bisher schon so viele Übergriffe ohne bleibende Schäden überlebt hat.

Das Motiv für den Täter erklärt die Absicht, aber für mich war das in ihrer Brutalität ein völlig überdimensionierter Mord. Diese Gewalt und das überdramatisiert dargestellte Ende war in meinen Augen absolut übertrieben, weshalb ich einen Stern abziehe.

Linda Castillo hat mit ihrem Einsatz für die Gerechtigkeit gekämpft, ihr Partner John Tomasetti taucht in diesem Band nur am Rande auf und es wird mehr Augenmerk auf den neuen Fall gelenkt. Das Privatleben wird dieses Mal nicht näher beleuchtet, was aber auch nicht unbedingt der Fall sein muss.

Dieses Buch zeigt sehr brutale Szenen, ich konnte gut nachvollziehen, dass Kate diesen Fall unbedingt aufklären wollte. Die überraschenden Wendungen haben mich ans Buch gefesselt und der geschickt konstruierte Plot hat mir Gänsehaut beschert und mich gepackt.

Ein toller Fall der Reihe, der Einblick in das besondere Leben der Amishen gewährt und mit einer spannenden Handlung fesseln kann.