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Veröffentlicht am 19.05.2022

Sehr schön ausgearbeitetes Buch über Holbeins Leben und sein umfangreiches Schaffenswerk

Holbein
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"Holbein" von Florian Heine erscheint in der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" vom Prestel Verlag.

Der deutsche, später schweizerische Maler und Zeichner Hans Holbein der Jüngere (1497/98 - 1543) ...

"Holbein" von Florian Heine erscheint in der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" vom Prestel Verlag.

Der deutsche, später schweizerische Maler und Zeichner Hans Holbein der Jüngere (1497/98 - 1543) zählt zu den bedeutendsten Malern der Renaissance. Er wurde in einer Künstlerfamilie groß und wurde schon früh von seinem Vater Hans Holbein dem Älteren unterrichtet. Nach Stationen in Basel und Frankreich zog er nach London, wo er 1536 Hofmaler König Heinrichs VIII. wurde. Seine Porträts von Königen und bekannten Persönlichkeiten machten ihn berühmt.

In diesem mit vielen Bildbeispielen versehenen Buch hat sich der Kunsthistoriker und Herausgeber Florian Heine der Person Hans Holbeins angenähert und sein Leben und sein Werk in der Kürze des Buches wunderbar beschrieben. Dabei bekommt man einen guten Eindruck über das Zeitgeschehen, den Lebensweg und die Schwierigkeiten, als Maler finanziell und künstlerisch vom jeweiligen Willen der Auftraggeber abhängig zu sein. Viele seiner bekanntesten Werke werden im Buch vorgestellt und im Kontext der Zeit und Darstellungsweise erklärt.

Holbeins Leben war geprägt von schaffensreichen Phasen, sein Werk ist so umfangreich wie einzigartig. Mit großem darstellerischen Können hat er viele Details und Bezüge in seine Werke eingebaut, die erst auf dem zweiten Blick etwas über die Personen aussagen. Dieses Buch enthält 55 farbige Abbildungen und weitere in Schwarz-Weiß. Darunter das Bildnis der Anna von Kleve 1539/40, bei dem fraglich ist, ob sich Holbein bei der Darstellung realistisch an das wirkliche Aussehen Annas gehalten hat. Die Geschichte ihrer Eheschließung und späteren Scheidung scheint das auszuschließen.

Für solche tiefer gehenden Informationen mag ich das Buch, denn beim Betrachten von Bildern, erhält man jeweils nur den eigenen Eindruck, nicht aber das nötige Hintergrundwissen, das Florian Heine hier in seine Beschreibung einfließen lässt.

Außerdem gezeigt wird auch das Werk des Georg Gisze von 1532, in dem Holbein die ganze Pracht des kaufmännischen Erfolges zeigt und damit andeutet, dass auch diese Gilde finanziell durchaus in der Lage war, sich porträtieren zu lassen und damit ihrer Macht Ausdruck zu geben.

Dieses schön ausgearbeitete Buch lässt uns einen umfassenden Blick hinter die Entstehungsgeschichte von Holbeins Werken und in seine Biografie werfen. In Wort und Bild wird sein Leben erklärt, man spürt seine Vielseitigkeit und seine Schaffenskraft, die ihn als namhaften Künstler der Renaissance auszeichnet. Ein tolles Geschenk für Kunstbegeisterte!

Veröffentlicht am 17.05.2022

Sehr fesselnder und interessanter Fall um ein altes Familiendrama

Nebelopfer
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"Nebelopfer" ist der fünfte Teil der Krimireihe von Romy Fölck um das ungleiche Ermittlerduo Paulsen und Haverkorn. Die Reihe erscheint im Lübbe Verlag.

Im nebeligen Grau eines Februarmorgens in der ...

"Nebelopfer" ist der fünfte Teil der Krimireihe von Romy Fölck um das ungleiche Ermittlerduo Paulsen und Haverkorn. Die Reihe erscheint im Lübbe Verlag.

Im nebeligen Grau eines Februarmorgens in der Elbmarsch wird ein gruseliger Fund gemacht, dort hängt ein Toter an einem Galgenbaum. Es stellt sich heraus, dass dieser Tote sich nicht selbst getötet hat, denn eine handgeschriebene Nachricht klagt ihn der Falschaussage in einem Familiendrama vor 15 Jahren an. Ist der damals Verurteilte Bauer Johannsen tatsäch unschuldig und wer übt jetzt Rache? Kurze Zeit später erkennen Frida und ihre Kollegen den Ernst der Lage, denn nun sind auch noch andere Zeugen von damals in Gefahr. Sie bekommen Unterstützung durch Leonard Bootz, einen früheren SEK-Mitarbeiter.


Bei Romy Fölck mag ich die abwechslungsreiche Mischung aus düsteren Mordfällen und einer gegensätzlichen lebendigen Seite voll unterhaltsamer Privatsphäre von Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Auch im vorliegenden Mordfall wird es sehr grausam und geheimnisvoll, was der vorherrschende Frühjahrsnebel noch dramatisch untermalt. Hier übt scheinbar ein Racheengel für Vergeltung und tötet falsche Zeugen. Frida und Bjarne müssen schnell handeln, denn sonst gibt es weitere Opfer.

Frida ist mit Torben liiert, der nach seinem Unfall nicht mehr in der Lage ist, als Rechtsmediziner zu arbeiten. Das macht ihm natürlich schwer zu schaffen und belastet ihre Beziehung. Doch Frida hat nicht viel Zeit, um sich um Torben zu kümmern, denn ein Serienmörder sorgt in der Geest für Unruhe und beschäftigt Frida und ihren neuen Kollegen Leonard Bootz rund um die Uhr.
Es wird sehr spannend, die Einblicke in das Familiendrama sind erschütternd und der einzige Überlebende kann nichts zu dem Täter von damals aussagen. Ein paar Wendungen sorgen für Verwirrung und man kann immer mal wieder in einigen Alltags- und humorvollen Szenen verschnaufen.

Ich war schnell von den Taten und den Ermittlungen gefesselt, habe Vermutungen nach dem wahren Täter angestellt und wurde in einen spannenden Lesesog gezogen, wofür auch der flüssige Erzählstil und die Cliffhanger gesorgt haben. Binnen zwei Tagen hatte ich den Krimi durchgelesen und kann ihn trotz der Vorgehensweise des Mörders auch zartbesaiteten Leser:innen empfehlen, weil die Tatbeschreibungen nicht in speziellen Details gezeigt werden.

Der private Teil war dieses Mal sehr intensiv und persönlich und zeigte sowohl bei Frida als auch bei Bjarne, dass sie mit ihrer Lebenssituation hadern und auf Veränderungen hoffen. Das Miteinander zwischen Frida und Torben war mir insgesamt etwas zuviel und hat mich etwas vom Fall abgelenkt. Daher ziehe ich einen Stern ab.

Ein interessanter und intensiv erzählter, stimmiger Krimi mit einer Mischung aus altem Fall und Rachetaten und einem sympathischen Ermittlerteam. Auf die Folgefälle bin ich schon sehr gespannt und hoffe, Paulsen und Bootz übernehmen auch in Band sechs wieder gemeinsam die Ermittlungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2022

Schöne Liebesgeschichte mit Irlandflair und musikalischen Ohrwürmern

Ein Lied für Molly
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Claudia Winters Roman "Ein Lied für Molly" spielt in Irland und erscheint im Goldmann Verlag.

Bonnie Milligan lebt mit ihrem 6-jährigen Sohn Josh unverheiratet in Dublin, was dort nicht gerade gern gesehen ...

Claudia Winters Roman "Ein Lied für Molly" spielt in Irland und erscheint im Goldmann Verlag.

Bonnie Milligan lebt mit ihrem 6-jährigen Sohn Josh unverheiratet in Dublin, was dort nicht gerade gern gesehen wird. Ihr Job in einem Imbiss hält sie gerade so über Wasser. Als sie im Bus eine Mappe mit handgeschriebenen Noten findet, möchte sie den Besitzer des Liebesliedes ausfindig machen und es beginnt für sie eine abenteuerliche Reise an die Westküste Irlands, auf der sie der deutsche ehemalige Konzertpianist Robert Brenner begleitet. Auch er hat Interesse an den Noten. Aber warum?

Claudia Winter hat hier eine besondere Geschichte erdacht, die sie auf eine besondere Weise durch zahlreiche klassische oder irische Musiktitel bezaubernd untermalt. Beim Lesen vermischen sich die Klänge mit der Handlung und diese Verbindung finde ich richtig schön. Gleichzeitig lernt man bei den authentischen Schauplätzen der Reise durch Irland nicht nur Land und Leute, sondern auch die Küche näher kennen und bekommt richtig Reiselust. Es gibt passenderweise im Anhang ein paar Rezepte und auch eine Playlist der Autorin, durch die man den Roman noch ein bißchen mehr genießen kann.

Wie gewohnt ist der flüssige Erzählstil sehr bildhaft und führt auf gefühlvolle und abwechslungsreiche Weise durch die Handlung, wo sich allmählich ein Geheimnis aufklärt. Die Figuren haben Ecken und Kanten und sprühen vor Leben, sie tragen alle ihre Sorgen und Nöte mit sich. Bonnie, Josh und Robert habe ich auf ihrer Reise gern begleitet und sie sind mir dabei auch ans Herz gewachsen. Robert war nach seiner Karriere als Pianist Lehrer an einer Privatschule, jetzt ist er alt und bekommt durch die Reise noch einmal neuen Lebensmut.

Hier werden zwei Geschichten nebeneinander auf zwei Zeitschienen erzählt, einmal der aktuelle Part des Roadtrips von Bonnie und Robert nach Ballystone und dann die Story aus Roberts Vergangenheit, seine frühere Karriere, seine große Liebe zu Putzfrau Molly und ihren Sohn Mark, einen begabten Violinschüler, die er alle verloren hat. Ein wenig zu abrupt und schnell erfolgten meiner Meinung nach die häufigen Wechsel der Perspektive und Zeit, wobei das auch die Spannung erhöht hat.

Dieser schön zu lesende Roman verbindet einen Roadtrip durch Irland gefühlvoll mit Musik und besonderer Romantik und deckt dabei ein Geheimnis auf. Für schöne Lesestunden ist damit gesorgt und man sehnt sich automatisch an die erwähnten Schauplätze.

Veröffentlicht am 14.05.2022

Ein traumhaft schönes Gesamtkunstwerk

Christian Dior
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Im Prestel Verlag erscheint das mit Goldschnitt versehene Buch "Christian Dior - Die stilvolle Welt des Modeschöpfers" von Megan Hess.

Die Australierin Megan Hess ist eine weltweit gefragte Mode-Illustratorin. ...

Im Prestel Verlag erscheint das mit Goldschnitt versehene Buch "Christian Dior - Die stilvolle Welt des Modeschöpfers" von Megan Hess.

Die Australierin Megan Hess ist eine weltweit gefragte Mode-Illustratorin. Zu ihren Kunden zählen Luxus-Labels wie Chanel, Prada und Dior und bekannte Hochglanzmagazine.

Christian Dior revolutionierte als Modeschöpfer die Modewelt, sein Name steht für klassische Eleganz und zeitloses Design, wie das Bar Jacket und auch sein Parfum Miss Dior.

In diesem Buch erleben wir einen biografischen Rückblick auf sein Leben und seine Entwicklung zum erfolgreichen Modezar.

Christian Dior (1905-1957) gilt als einer der einflussreichsten Modedesigner der Welt, seine Marke steht für luxuriöse Eleganz.

Bei diesem Buch fällt sofort die edle Aufmachung mit Goldschnitt und Goldfolie auf und die wunderbaren Illustrationen laden zum Anschauen und Entdecken ein.

Megan Hess zeichnet wunderbar elegant und absolut stilvoll, sie fängt bewundernswert detailliert die Gesichter, Kleidung, Räumlichkeiten und die ganze Atmosphäre ein, sodaß man die Illustrationen einfach nur staunend bewundern kann. Die vorherrschenden Farben der Modekreationen sind in zartem Rosa, Gold oder Grau gehalten. Die Lieblingsfarben von Christian Dior.

Sie zeigt uns in den drei Kapiteln "Der Mann", "Die Marke" und "Die Legende" die verschiedenen Lebensstationen Christian Diors. Er erlebte eine behütete Kindheit und Jahre in der Pariser Bohème, gründete das Haus Dior, verlor in der Weltwirtschaftskrise fast sein ganzes Vermögen, seine jüngere Schwester überlebte als Widerstandskämpferin das KZ. Er widmete ihr sein Parfum "Miss Dior". Seine Haute Couture wurde international gefeiert und sein Modehaus wurde zu einem Imperium von Weltruf. Als Dior mit 52 Jahren verstarb, folgte ihm sein Assistent Yves Saint Laurent als Leiter des Hauses.

Neben den biografischen Stationen Diors, haben mir auch die eingefügten einzelnen Anekdoten und Zitate gut gefallen. Sie machen die Persönlichkeit des Modeschöpfers deutlich und lassen die Welt des Modehauses erstrahlen. Seine kunstvollen und außergewöhnlichen Roben zeugen von größter Eleganz und seine Kostüme sind legendär, damit erschuf er in der damaligen Zeit einen neuen Look, der bis heute anhält.

Diese zauberhaft illustrierte Kurzbiografie beschreibt neben den bewegenden Lebens-Stationen von Christian Dior auch die kunstvollen Kreationen seines Schaffens, durch die er berühmt wurde.

Ein wunderbares Buch über diesen einzigartigen Modedesigner, das durch die Schönheit an herrlichen Illustrationen wie ein Kunstwerk wirkt. Diors Lebenswerk wurde mit seinen Designs in der Modewelt zu einem feststehenden Begriff, der bis heute noch gilt. Dieses herrliche Gesamtwerk feiert den großen Modeschöpfer!

Veröffentlicht am 14.05.2022

Ein grundsolider Krimi um ein rätselhaftes Manuskript

Lavendel-Grab
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Der vierte Fall aus der Provence-Krimireihe von Carine Bernard heißt "Lavendelgrab" und erscheint im Knaur Verlag.

Lilou Braque hat ihr Praktikum als angehende Kommissarin in Carpentras beinah abgeschlossen, ...

Der vierte Fall aus der Provence-Krimireihe von Carine Bernard heißt "Lavendelgrab" und erscheint im Knaur Verlag.

Lilou Braque hat ihr Praktikum als angehende Kommissarin in Carpentras beinah abgeschlossen, als ein junger wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Bibliothek vermisst wird. Er forschte an einem geheimnisumwitterten Buch im Bereich der Alchemie über ein lebensverlängerndes Elixier aus dem 17. Jahrhundert. Kurz darauf verschwindet auch noch Lilous Kollege Commandant Pouffin. Lilou vermutet einen Zusammenhang und macht sich auf die Suche.

In die Handlung taucht man dank des flüssigen Erzählstils schnell ein und wird von der Geschichte mitgezogen. Was steckt hinter diesem mysteriösen Manuskript? Anfangs beginnt die Suche noch recht schleppend, aber dann sorgen die verschiedenen Fährten für spannende Nachforschungen und erzählen auch einiges über Lilou und ihr Leben in Carpentras. Ihre Freundschaft mit Simon ist jetzt schon eine recht feste Beziehung und mittlerweile kommt sie auch mit ihren Kollegen von der Polizei gut klar.

Carine Bernard baut hier durch das mysteriöse Manuskript eine gewisse Grundspannung auf und sorgt mit geschickt gelegten Fährten für Rätselraten. Nach einem spannenden Finale wird der Täter überführt und die Auflösung wirkt stimmig gelöst, wie man es von einem guten Krimi erwartet.

Bei diesem Fall hat sich Praktikantin Lilou Braque mit ihrer Ermittlungsarbeit endlich die Anerkennung ihrer Kollegen verdient und niemand möchte sie gerne ziehen lassen. Auch Lilou fühlt sich hier in der Provence wohl, kann sie in dieser Polizeistelle bleiben?


Dieser Krimi hat mich wunderbar unterhalten, insgesamt fehlte mir jedoch das gewisse Etwas an Provence-Atmosphäre, um aus diesem Cosy Crime einen echten Urlaubskrimi zu machen.

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