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Veröffentlicht am 19.05.2024

Das Erblühen der Lavendelfrau

Bonjour Agneta
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Bei DTV erscheint der schwedische Bestseller "Bonjour Agneta" von Emma Hamberg.

Agneta ist 49 Jahre alt, ihr Leben ist eingefahren und sie fühlt sich wie eine unsichtbare Person, die am Leben nicht teilnimmt. ...

Bei DTV erscheint der schwedische Bestseller "Bonjour Agneta" von Emma Hamberg.

Agneta ist 49 Jahre alt, ihr Leben ist eingefahren und sie fühlt sich wie eine unsichtbare Person, die am Leben nicht teilnimmt. Die Kinder sind aus dem Haus und ihre Beziehung mit Magnus ist eingerostet. Er stellt Essregeln auf und frönt seinem Fitnesswahn, während es sich Agneta am liebsten mit Käse und Wein auf dem Sofa gemütlich macht. Sie möchte aus ihrem jetzigen Leben ausbrechen und meldet sich spontan auf eine Au-pair Stelle in der Provence. Ihr Mann hält sie für verrückt, denn Agneta spricht kein Wort Französisch, er glaubt, dass sie spätestens nach einer Woche wieder zu ihm nach Schweden zurückkehren wird. Doch Agneta gibt nicht klein bei, auch nicht, als sie entdeckt, dass sie sich um einen älteren schwedischen Mann kümmern soll, der sich ziemlich merkwürdig verhält. Sie findet Freunde, genießt die Zeit in Frankreich und entdeckt, dass sie hier glücklich sein kann und wieder im Leben angekommen ist.


"Bonjour Agneta" ist ein Buch, das mich sehr überrascht hat. Die Story an sich ist nicht neu, eine Frau hat genug vom täglichen Einerlei, bricht aus ihrem Alltag aus, wagt etwas Neues und entdeckt, dass es auch außerhalb ihres Horizonts noch viel zu entdecken gibt und lebt dort regelrecht auf. Solche Geschichten sind immer unterhaltsam, aber eben auch nichts was man noch nie gelesen hat. Bei dieser Story hat mich der lockere und spritzige Erzählstil auf eine Reise mitgenommen, bei der mich die speziellen und interessanten Charaktere und die besondere Sichtweise der charmanten Protagonistin besonders beeindruckt hat. Es braucht Mut oder Verzweiflung, um ohne Sprachkenntnisse in ein anderes Land zu reisen. Agneta muss sich um einen dementen Mann kümmern, der ihr immer mehr ans Herz wächst. Dabei entdeckt sie es, wie es ist, eine eigene Identität zu leben und sich wohl zu fühlen. Dieses Gefühl hat sie an der Seite ihres Mannes Magnus vermisst.

Ganz nebenbei erfahren wir die Lebensgeschichte von Einar, die recht traurig anmutet und doch sieht er nur das Gute, was das Leben ihm geboten hat.

Dieses Buch macht Sorgen, Ängste und Gefühle sichtbar, die Frauen in dieser Lebensphase häufig mitmachen. Ich konnte mich gedanklich gut in Agneta hinein versetzen und habe im ersten Drittel des Buches oft schmunzeln müssen und habe ihre Erlebnisse in Frankreich gespannt verfolgt. Manche Dinge konnte ich es nicht nachvollziehen, da reist Agneta ohne Mobiltelefon und dabei wäre im Grunde die Sprach App als Übersetzungs-Programm durchaus sinnvoll. Auch die klaren Phasen der dementen Person fand ich zu "normal" und zu klar in der Denkweise. Aber das habe ich für den Verlauf der Handlung einfach mal so akzeptiert.

Im Mittelteil wurde die Handlung etwas langatmig und zog dann erst gegen Ende mit überraschenden Ereignissen wieder an.

Am meisten hat mich Agnetas Aufblühen, ihre neu entdeckte Lebensfreude und das Miteinander der Personen interessiert und erfreut. Die Autorin schafft es auf sensible Weise die Themen Homosexualität, Entfremdung, Demenz und Freundschaft anzusprechen und konnte mich damit packen. Ich blieb bis zum Ende gespannt bei der Sache und wollte unbedingt wissen, wie die Story ausgeht.

Ganz nebenbei wird französisches Lebensgefühl vermittelt und es wird gekocht, geschlemmt und das Leben trotz aller Probleme von der rosigen Seite betrachtet.

Der Roman bietet eine gute Unterhaltung und beschreibt eine Frau in einem gewissen Alter, die sich nicht mehr beachtet fühlt und dabei in der Lage sind, eigene Lebensträume und Pläne umsetzen können. Das Leben muss man anpacken, auch wenn es vielleicht mal außerhalb der Komfortzone sein sollte.

Ein liebenswerter und mitnehmender Roman über die Liebe, einen Neuanfang und über das Leben an sich!

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Leichter Urlaubskrimi mit gelungenem Lokalkolorit

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
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Im Ullstein Verlag erscheint mit "Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" der dritte Band der Nordsee-Krimireihe von Tanja Janz.

In St. Peter-Ording wird ein Film gedreht und die Premierenfeier zieht viele ...

Im Ullstein Verlag erscheint mit "Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" der dritte Band der Nordsee-Krimireihe von Tanja Janz.

In St. Peter-Ording wird ein Film gedreht und die Premierenfeier zieht viele Fans und Schaulustige an. Doch der Hauptdarsteller Titus Frank erscheint nicht auf der Feier, es gibt einen Brand in seinem Ferienhaus und Titus wird tot in der Sauna gefunden. Die Tür war von außen verriegelt, also geht die Polizei von Mord aus. Nun ermitteln Ernie Feddersen und Fred Glabotki und auch Ernies Schwester Ilva geht den Spuren nach. Gerade macht Freds Vater Kommissar a.D. Ede Glabotki Urlaub an der Nordsee und er stösst auf eine heiße Spur, die er undercover weiter verfolgt.

Der dritte Band der Reihe ist wie gewohnt ein lockerer und amüsanter Küstenkrimi, in dem eine Filmcrew und ein Mordopfer für Aufregung in St. Peter-Ording sorgen. Natürlich muss sich Lehrerin Ilva wieder in die Ermittlungen einmischen, dabei hat sie mit den Proben für ein Theaterstück alle Hände voll zu tun.

Tanja Janz lässt viele Schauplätze, Fischbuden und Örtlichkeiten des Nordseebades mit in die Handlung einfließen, sodass sich die Szenen bildhaft vor meinem inneren Auge abgespielt haben.

Die Polizisten Fred und Ernie haben in diesem Fall viele Befragungen durchzuführen, denn es gibt viele Schaulustige und auch im Umfeld des Schauspielers sind einige Tatverdächtige zu finden. Ede Glabotki macht mit seiner Dackeldame Distel eine Entdeckung, die ihn nicht loslässt und er verdingt sich als Kaffeekocher bei der Filmcrew. Für mich war Ede in diesem Buch die interessanteste Figur und ich habe die Szenen mit ihm gerne verfolgt.

Tanja Janz schreibt auf eine unaufgeregte und sehr lockere Weise, sie bringt viel Alltägliches mit in die Handlung ein und zeigt uns den Küstenort auf vielfältige Weise. In einer Erzählperspektive berichtet der Täter über seine Gedanken und Erlebnisse, dadurch erhält man einige Infos, die sich allmählich als Bausteine zu einem Täterbild vervollständigen.

Die Handlung mit dem angenehmen Nordseeflair passt wunderbar als Urlaubslektüre, die Spannung ist recht niedrig angesiedelt und bei den Ermittlungsmethoden wird nicht gerade die übliche Polizeiarbeit angesetzt. Denn wenn Beamte Informationen über ihre Ermittlungen weiter tragen, wird Datenschutz und Privatsphäre verletzt. Mich hat es auch gestört, dass dieses Mal von von zu vielen Seiten ermittelt wurde, selbst Ilvas Kollegin wurde mit eingebunden.


Die Story lässt sich durch das bildhafte Urlaubssetting und den lockeren Erzählstil sehr unterhaltsam lesen. Wer einen leichten Krimi als Strandkorblektüre sucht, ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Dem eigenen Mörder zeitlebens auf der Spur

Das Mörderarchiv
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Der Krimi "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin erscheint bei Rowohlt Polaris.

Annie Adams ist Krimiautorin und erhält eine Einladung vom Notar ihrer exzentrischen Großtante Frances, die auf ihrem Landsitz ...

Der Krimi "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin erscheint bei Rowohlt Polaris.

Annie Adams ist Krimiautorin und erhält eine Einladung vom Notar ihrer exzentrischen Großtante Frances, die auf ihrem Landsitz in Castle Knoll/Dorset wohnt. Diese Tante hat Annie nie kennengelernt und ist sehr gespannt auf das Treffen. Doch dazu kommt es gar nicht, denn Tante Frances wird ermordet, dieses Schicksal hat ihr im Alter von 17 Jahren eine Wahrsagerin prophezeit und Frances hat ihr Leben lang ein Archiv mit möglichen Tätern erstellt. In ihrem vorsorglich verfassten Testament vererbt sie ihren Besitz demjenigen, der ihren Mord aufklärt. Annie stürzt sich in die Ermittlungen und kommt einigen Geheimnissen auf die Spur.

Das Buch hat mich sofort mit dieser originellen Idee der Mordaufklärung gefesselt und ich bin schnell eingetaucht in das schön beschriebene Setting rund um das englische Herrenhaus.

Kristen Perrin hat einen leichten, schön beschreibenden und unterhaltsamen Erzählstil, mit dem sie eine typisch britische Atmosphäre erschafft, die mir richtig gut gefallen hat. Die Story spielt auf zwei Zeitebenen und beleuchtet Frances Leben ab 1966 anhand eines Tagebuchs und in der Gegenwart begleiten wir Annie auf der Mördersuche. Es stellt sich die Frage, wer hatte einen Grund, Francis zu ermorden?

Anfänglich erschien es mir etwas merkwürdig, dass Tante Francis zeitlebens an die Weissagung ihrer Ermordung geglaubt hat. Doch die Tatsache, dass auch andere vorhergesagte Dinge wahr wurden, bestärkten Frances wohl in diesem Glauben. Nach ihrem Tod versucht Annie, den Tod aufzuklären und auch mehr über ihre Tante herauszufinden. Aber auch zwei weitere Personen haben die Chance auf das gesamte Erbe, wenn sie den Täter ermitteln. Annie nutzt das von Frances erstellte Mörderarchiv, das wichtige Angaben über mögliche Täter enthält. Darunter befinden sich alte Freunde aus Frances Jugend, Anverwandte und Dorfbewohner, die Anzahl ist groß, was das Mitraten etwas schwierig macht.

Ganz wunderbar ist der Autorin das Setting gelungen, sie erschafft damit eine richtige britische Krimiatmosphäre. Es werden viele unterschiedliche und teilweise recht skurrile Charaktere eingeführt, weshalb ich mir ein übersichtliches Personenregister gewünscht hätte. Nach und nach erkennt man, wie und in welcher Beziehung die Personen zu Frances gestanden haben und es zeigen sich mehrere Hinweise auf mögliche Motive, das Buch entwickelt sich zu einem echten Whodunit-Krimi.

Die Grundidee mit der Mord-Weissagung finde ich sehr originell und ich habe auch die Erzählweise genossen. Die Spannung ist allerdings nicht so präsent und eher unterschwellig, doch es gibt immer wieder Momente, in denen man weitere Übergriffe vermutet oder eine Kurzschlusshandlung des Mörders erwartet, diese kleinen Gruseleffekte steigern die Lesespannung.

Annie wirkt anfangs recht naiv, aber sie beweist einen kühlen Kopf und bringt mit ihrem logischen Verstand Licht ins Dunkel der vielen kleinen Hinweise. Sie ist die Sympathiefigur im Buch und ich habe sie gerne begleitet. Die Nebenfiguren konnte ich im Laufe der Handlung auch näher kennen lernen, ich wurde dennoch mit der Auflösung überrascht.

"Das Mörderarchiv" ist eine gute Krimiunterhaltung mit britischem Flair und einer interessanten Grundidee, die mir gut gefallen hat und ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe.

Veröffentlicht am 16.05.2024

Gelungene Fortsetzung mit Bornholm-Inselflair und interessanten Charakteren

Nebel über Rønne
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Im Goldmann Verlag erscheint mit "Nebel über Rønne" der zweite Band von Michael Kobrs Bornholm-Krimireihe.

Kommissar Lennart Ipsen zog nach seiner Scheidung und einem Burnoutdem auf die Ostseeinsel ...

Im Goldmann Verlag erscheint mit "Nebel über Rønne" der zweite Band von Michael Kobrs Bornholm-Krimireihe.

Kommissar Lennart Ipsen zog nach seiner Scheidung und einem Burnoutdem auf die Ostseeinsel Bornholm und fühlt sich dort sehr wohl, auch weil er mit der Köchin Maren näher befreundet ist. Beruflich kommt er mit seinen engagierten Kolleginnen Britta und Tao wunderbar aus. Es könnte für ihn nicht besser laufen! Aber dann bringt ein neuer Fall Turbulenzen in sein Leben. Im dichten Nebel landet eine Privatmaschine auf dem Flughafen von Rønne und der Tower verliert den Kontakt zur Maschine. Es stellt sich heraus, dass der Pilot Henrik Forsberg und beide Insassen Opfer eines Mordanschlags wurden. Ibsens Team steht vor einem heiklen Fall, sie müssen das Motiv und den genauen Tatvorgang herausfinden und was die drei Opfer miteinander verbunden hat.

Dieser Krimi führt wieder auf die beschauliche Urlaubsinsel Bornholm und wir begleiten Lennart Ibsen bei seinen Ermittlungen in einem rätselhaften Fall, bei dem er über die drei Opfer einiges herausfindet, was durchaus ein Motiv bieten würde. Doch er muss auch klären, wem der Anschlag überhaupt galt, dem Piloten und Hotelier Forsberg, dem Teehändler Bjarne oder dem Ehemann der Pfarrerin.

Der zweite Band ist ein guter Mix aus Mordermittlung und dem Privatleben der Protagonisten, bei dem auch das schöne Setting Bornholms gut eingebunden wird. Der Fall hat mich schnell gepackt und bekam durch den Tathergang mit einer Vergiftung eine besonders mysteriöse Note. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, bieten wieder einiges an Unterhaltungswert und man kann sie sich auch gut vorstellen. Lennart hat seine Eigenheiten, ist seinen Töchtern ein guter Vater und ist (wie er sich selbst bezeichnet) ein "Korinthenkacker", der Regeln und Gesetze als Richtlinien braucht und genau befolgt. Britta ist ein Energiebündel und Multitalent und Tao ist mit ihrem technischen und analytischen Verstand eine Geheimwaffe, die am liebsten vom Schreibstisch aus ermittelt. Ich hatte bei den Ermittlungen aber den Eindruck, dass das Trio dieses Mal eher Alleingänge unternimmt und nicht so intensiv zusammen gearbeitet hat, wie noch im ersten Band.

Die Nebenfiguren wie Lennarts Vater oder seine Töchter bringen eine familiäre Note ins Buch, die mit dem eingebundenen Ostseeflair und den kulinarischen Leckereien Atmosphäre verleiht und locker unterhält. Genau in diesem Alltäglichen verliert sich leider ein wenig die Spannungskurve.

Die mysteriöse Vergiftung der Flugzeuginsassen sorgt für einige Fragezeichen und fesselte mich an die Handlung, die Spannung flacht leider etwas ab und hat mich mehr unterhalten als gepackt. Es gelingt Michael Kobr aber in gewohnter Schreibqualität mir am Ende nach einer Verfolgungsjagd eine Überraschung mitsamt schlüssiger Auflösung zu präsentieren und dem Krimi einen guten Abschluss zu verleihen.


"Nebel über Rønne" konnte mich mit dem Flair Bornholms erneut in Urlaubsstimmung versetzen und bietet mit dem speziellen Mordfall eine gelungene Fortsetzung der Bornholm-Krimireihe!

Veröffentlicht am 07.05.2024

Giftmord und eher Krimödie als Krimi!

Mord am Lago Maggiore
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Im Emons Verlag erscheint der Krimi "Mord am Lago Maggiore" von Alexandra Holenstein.

Ascona liegt ganz idyllisch am Lago Maggiore und bietet ein herrliches Urlaubspanorama. Dorthin verschlägt es Tabea ...

Im Emons Verlag erscheint der Krimi "Mord am Lago Maggiore" von Alexandra Holenstein.

Ascona liegt ganz idyllisch am Lago Maggiore und bietet ein herrliches Urlaubspanorama. Dorthin verschlägt es Tabea und Ludwig Kummer, die in die luxuriöse Villa seines Vaters Herbert ziehen. Das Zusammenleben gestaltet sich nicht gerade harmonisch, denn die Schrullen von Herbert muss man aushalten können. Aber bei dieser Traumlage machen Tabea und Ludwig halt Zugeständnisse. Doch eines Tages liegt Herbert vergiftet auf dem Fußboden. Wer könnte ein Motiv haben? Während Ludwig Kontakt zu der ermittelnden Kommissarin hält, macht sich Tabea selbst an die Nachforschungen und findet gleich mehrere Hinweise, die Herbert in einem anderen Licht darstellen und ein Verbrechen rechtfertigen würden. Doch damit scheucht sie auch den Mörder auf...

"Herbert war nur in Kleinstmengern verträglich. Er musste mit der Pipette verabreicht werden. Oder besser noch: in homöopathischer Dosierung. Verdünnt und nicht mehr nachweisbar." Zitat Seite 66/67

Alexandra Holensteins Bücher sind immer durchzogen von einem feinen, aber leicht ironischen Humor, der ihrer Geschichte auch in diesem Fall die richtige Würze verleiht.

In dieser Geschichte wird schnell klar, Herbert ist ein Fiesling, der anderen gerne mal auf die Füße tritt. Für sich selbst nimmt er sich aber alle Rechte heraus und das kommt bei Tabea natürlich nicht so gut an. Sein Sohn Ludwig kuscht vor seinem Vater, denn er ist in einer prekären Lage, weil seine Fotoaufträge nicht so viel abwerfen, dass er große Sprünge machen kann.

Dann wird Herbert vergiftet und es gilt nicht nur, den Täter ausfindig zu machen, sondern das große Anwesen mit Seelage verspricht auch ein entsprechendes Erbe, mit dem es sich gut leben lässt. Hätte Herbert nicht auch so seine Geheimnisse gehabt, die nach und nach sichtbar werden.

Bei diesem Buch kann man eher von einer Krimödie sprechen als von einem Krimi. Der olle Herbert wandelt auf Freiersfüßen, sein Sohn und die Schwiegertochter ersetzen den Gärtner und die Köchin und plötzlich ist Herbert tot.

Tabeas kommt bei ihren Ermittlungen einigen Dingen auf die Schliche und man kann munter miträtseln. Die Spurenlage lässt einige Verdächtige zu und am Ende gerät Tabea noch in die Gewalt des Mörders.

Seeidylle und ein Leben in einer luxuriösen Villa können traumhaft sein, aber manchmal ist die Realität doch ganz anders!

Der Erzählstil ist ein gewohnter Holenstein-Roman, bei dem man die Figuren deutlich gezeichnet mit Ecken und Kanten vor Augen hat und häufig über die Dialoge lachen muss. Erwähnenswert ist auch die wunderbare Beschreibung der Location am Lage Maggiore mit all seinen Blüten und Farben und den herrlichen Ausblicken auf den See. Damit zaubert die Autorin ein regelrechtes Urlaubsflair und man wünscht sich automatisch in Herberts Villa, um das Seepanorama zu genießen.

Die Aufklärung erfolgt etwas in die Länge gezogen und es werden immer mehr Details aufgedeckt, die Herberts Ausgangslage sichtbar machen. Doch dadurch hat man auch die Muße, sich in Tabeas und Ludwigs Eheprobleme einzufühlen, die anderen Nebenfiguren mit ihren Macken auf sich wirken zu lassen und einfach mal am Lgo die Seele baumeln zu lassen - Toter hin oder her!

Für mich war dieses Buch ein echter Lesegenuss, bei dem sogar der Vergleich mit den bösen Ingrid-Noll-Romanen aufkam. Dort bekommen die bösen Buben auch immer eins auf die Mütze!

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