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Veröffentlicht am 18.06.2021

Ein berührender Roman über die wahre Liebe und gegen das Vergessen

Die Bucht der Lupinen
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Der Tod ihrer Großmutter Lou veranlasst Anna und ihre beiden Schwestern Judith und Greta zu einer Reise nach Seaborough, Neufundland. Dort wollen sie Lous Haus ausräumen und die Trauerfeier vorbereiten. ...

Der Tod ihrer Großmutter Lou veranlasst Anna und ihre beiden Schwestern Judith und Greta zu einer Reise nach Seaborough, Neufundland. Dort wollen sie Lous Haus ausräumen und die Trauerfeier vorbereiten. Beim Entrümpeln merken sie, wie wenig sie über das Leben ihrer Großmutter wissen. Sie finden ein altes Foto mit Lou und einem ihnen unbekannten Mann, scheinbar Lous großer Liebe. Dieses Foto wurde in den 30er Jahren in Hamburg aufgenommen, dort wuchs Lou auf, als Tochter jüdischer Eltern.

In diesem Roman lässt die Autorin zwei Handlungsstränge nebeneinander laufen, sie verteilen sich auf die 1930er Jahre und auf die Zeit nach Lous Tod 2016.

Schnell ist klar, dass Lou in einer schrecklichen Zeit gelebt hat, doch sie hat mit ihren Enkelinnen nie über die Erlebnisse gesprochen. Der Schmerz steckte tief und so blieben diese Dinge unter dem Mantel des Schweigens.

Mit sehr berührenden Szenen und einem eindringlichen und fesselnden Schreibstil erzählt Johanna Laurin eine fiktive, aber vorstellbare Geschichte von einer großen Liebe in der Zeit des Nationalsozialismus, die man emotional betroffen miterlebt. In Lous Leben gab es schlimme Ereignisse, die sie hinter sich lassen musste. Davon erfahren auch ihre Enkelinnent. Auch sie machen in Neufundland neue Entdeckungen, ihre Erlebnisse zeigen drei Frauenbilder, die mit ihrem Leben hadern und ihren Weg finden müssen.

Besonders eindrucksvoll erlebte ich die Beschreibungen der neufundländischen Küste, man macht in diesem Roman eine Reise in die raue Wildnis, duftet an Lupinen und sieht eine vielfältige Vogelwelt, die hier an der rauen See lebt.

Ich konnte mir die klar umrissenen Figuren gut vorstellen, mit ihnen fühlen und ihre persönlichen Beziehungen und Lebenspläne nachvollziehen. Die geschichtliche Aufarbeitung zeigt welche Schwierigkeiten Menschen hatten, sich gegen die Verfolgung von Juden aufzulehnen.

Ein wunderbarer, berührender Roman, der mit einer interessanten Story, einem bildgewaltigen Setting und liebenswerten Figuren perfekt unterhält.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Ein wunderbares Buch über die Ikone Frida Kahlo

Kahlo
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"Kahlo" von Eckhard Hollmann ist Band 6 der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" aus dem Prestel Verlag.

Frida Kahlo (1907-1954) war eine exzentrische Persönlichkeit und Künstlerin von circa 143 ...

"Kahlo" von Eckhard Hollmann ist Band 6 der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" aus dem Prestel Verlag.

Frida Kahlo (1907-1954) war eine exzentrische Persönlichkeit und Künstlerin von circa 143 Gemälden. In diesem Buch erfahren wir mehr über ihr Leben, ihre frühe Krankheit, ihre schwierige Beziehung zu Diego Rivera, aber auch über ihre unterschiedlichen Liebschaften und den Hang zur mexikanischen Folklore, sowie ihr politisches Engagement ihrer kommunistischen Gesinnung.
Das Buch gliedert sich nach der Einleitung in zwei Hauptkapitel: Leben und Werke. Beginnend mit ihrer Jugend in Mexiko wird Fridas Leben mit all seinen Schattenseiten dargestellt. Abgebildete Fotos ihrer Familie, Weggefährten und Zeitgenossen zeigen einen bildhaften Eindruck der Menschen aus Fridas Leben, in kurzen Abschnitten gibt es nähere Erläuterungen und daneben wird auch Bezug genommen zu ihrem künstlerischen Werk.

Die Werke Frida Kahlos gehören zu den berühmtesten Bildern des 20. Jahrhunderts. Ihre künstlerische Aussage ist mal exotisch und sinnlich, mal explosiv, aber immer Ausdruck ihres Schmerzes.
Wenn man sich ihr Leben näher kennt, weiß man waru. Mit 18 erlitt sie einen fast tödlichen Unfall, dazu kamen gesundheitliche Probleme, eine turbulente und abhängige Beziehung und Ehe, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit, doch diese Schicksalsschläge verwandelte die Künstlerin in einzigartige Kunst.

Eckhard Hollman widmet sich einer Auswahl ihres künstlerischen Schaffens, das dem Surrealismus zugeordnet werden kann. Die Bildbeschreibungen und näheren Informationen über die Entstehungshintergründe der Werke lassen die Bilder besser verstehen und die ungewöhnliche Faszination dieser Frau aufleben. Man kann den Schmerz in Kahlos Bildern erkennen, es scheint, als hätte sie all ihr körperliches und seelisches Leiden in Schaffenskraft für ihre Kunst verwandelt. Ihre Bilder bringen zum Ausdruck, wie sie ihre Lebenssituation mit ihrem persönlichen Leiden empfunden hat.

Die Druckqualität ist hervorragend und wirkt sehr hochwertig und das alles zu so einem geringen Preis. Für Bildbände muss man sonst auf dem Buchmarkt viel tiefer in die Tasche greifen.

Dieses umfassende Buch lässt uns einen Blick hinter die Entstehungsgeschichte von Frida Kahlos Werke werfen und mehr über ihr aussergewöhnliches Leben erfahren. In Wort und Bild spürt man die Schaffenskraft der Frida Kahlo, die noch lange nach ihrem Tod als Ikone gilt.


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Veröffentlicht am 16.06.2021

Richtig klasse! Praktische Bestimmungshilfe der heimischen Vogelwelt

Anaconda Taschenführer Vögel. 70 Arten bestimmen und entdecken
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Im Anaconda Verlag erscheint der "Taschenführer Vögel" von Thomas Launois.

Wer sich für die heimischen Vögel interessiert, bekommt hier die 70 häufigsten Vogelarten als Steckbrief über Erscheinungsbild, ...

Im Anaconda Verlag erscheint der "Taschenführer Vögel" von Thomas Launois.

Wer sich für die heimischen Vögel interessiert, bekommt hier die 70 häufigsten Vogelarten als Steckbrief über Erscheinungsbild, Lebensraum, Verhalten, Brutzeit und Vorkommen vorgestellt. Die farbigen Illustrationen lassen jeden Vogel in der Natur wiedererkennen und mithilfe der integrierten QR-Codes lässt sich die Singstimme jedes einzelnen Vogels mit dem Smartphone kostenlos abrufen.

Die Vogelwelt Deutschlands ist vielfältig, mit diesem Buch lernt man die häufigsten Vogelarten in Feld, Wald und Flur näher kennen und erfährt mehr über ihre Besonderheiten und speziellen Lebensräume.

Dank des kleinen Formats ist das Buch perfekt für unterwegs, es passt in jede Jackentasche.

Sehr hilfreich ist die kurze Einführung über Vögel allgemein, dann werden die Vogelarten nach ihren Lebensräumen zusammengefasst und vorgestellt. Die Einteilung erfolgt nach Parks & Gärten, Wald & Wiese, Gewässer und am Ende werden die Greifvögel gezeigt.

Die Illustrationen sind sehr originalgetreu, sodass die Wiedererkennung einzelner Vögel nicht schwer fällt. Zu jeder Vogelart werden die wichtigsten Fakten zusammengetragen, wie Größe, Aussehen, Verhalten, Fütterung und andere wissenswerte Infos.

Ich finde die Aufteilung und die detailgetreuen Zeichnungen sehr gelungen und die kurzen Informationen geben einen kurzen und dennoch umfassenden Einblick in die jeweilige Art, sodaß man schnell die wichtigsten Merkmale und Besonderheiten erfahren kann.

Ob die allgegenwärtigen Amseln, Sperlinge oder Meisen oder aber besondere Vogelarten wie Bienenfresser oder der seltene Wiedehopf, dieses Buch zeigt sie alle und das sogar in praktischem Format. Das gefällt mir richtig gut. Der gute Überblick über die Vogelwelt und der günstige Preis machen es perfekt als kleines Geschenk, aber auch für Kinder zum Beobachten von Vögeln (Birden) im Urlaub. Richtig klasse sind die QR-Codes, durch die man die passende Singstimme auf dem Smartphone abhören kann. Wer die Stimmen erst einmal kennt, der wird die Vögel immer wieder erkennen.

Die Tipps zur Vogelbeobachtung verraten günstige Stellen und weitere Hinweise, sodaß man mit viel Vorfreude das Buch bei der nächsten Wanderung oder beim Spaziergang einsetzen kann.

Ein praktischer und handlicher Ratgeber zur Vogelerkennung, der tolles Bildmaterial und viele nützliche Informationen auf kleinstem Raum bereithält.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein fesselndes Finale, das die Figuren noch einmal begleitet und die Stummfilmzeit einbindet

Die Fotografin - Das Ende der Stille
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"Die Fotografin - Das Ende der Stille" von Petra Durst-Benning aus dem Blanvalet Verlag ist der 5. und finale Band der Reihe, in der wir Mimi Reventlow von den Anfängen als Wanderfotografin bis zur Stummfilmzeit ...

"Die Fotografin - Das Ende der Stille" von Petra Durst-Benning aus dem Blanvalet Verlag ist der 5. und finale Band der Reihe, in der wir Mimi Reventlow von den Anfängen als Wanderfotografin bis zur Stummfilmzeit begleiten.

Münsingen/Hollywood 1919: Mimi Reventlow und ihr langjähriger Geschäftspartner Anton haben sich endlich ihre Liebe gestanden, aber Mimi will immer noch nicht heiraten. Antons stürzt sich in sein Engagement für die Kriegsversehrten und stellt Prothesen her. Mimi entscheidet sich für einen neuen Arbeitsauftrag, der sie nach in Hollywood führt, dort soll sie für einen Stummfilmstar einen Bildband mit Fotografien erstellen. Sie ahnt noch nicht, dass die Schauspielerin "Chrystal Kahla" in Wahrheit Christel Merkle ist, die 1911 aus Laichingen spurlos verschwand. Was steckt hinter diesem Auftrag?

"Die Fotografin - Das Ende der Stille" stammt aus der Feder von Petra Durst-Benning und ist der fünfte und abschließende Band ihrer Fotografinnen-Saga. Ein gelungenes Finale, das mir ebenso wie die vier Vorgänger ein paar wunderbare Lesestunden bescherte.

Dieser Band zeigt auf spannende Weise die Weiterentwicklung der bisherigen Figuren. Wir erleben Mimis größtes Abenteuer, sie reist nach Amerika, genauer gesagt, nach Hollywood. Dort genießt sie ihre Freiheit und erlebt eine ganz andere Welt als in Münsingen. Der Hauptteil dieses Romans dreht sich um Chrystal und ihr Leben in Amerika.

Anton wagt nach Mimis Entscheidung, ebenfalls seiner Bestimmung zu folgen, der Bau von Prothesen ist ihm ein Herzenswunsch, dem er sich ganz und gar verschreibt. Währenddessen wagt Künstler Alexander/Paon in Kreuznach einen Neuanfang und verliebt sich. In Amerika treffen wir auf Chrystal, die sich als Antons Ex-Freundin Christel aus Laichingen entpuppt. Sie ist inzwischen ein gefeierter Stummfilmstar und hat harte Jahre hinter sich.

Sehr eindrucksvoll schildert die Autorin die Zeit der Stummfilmära und die Anfänge Hollywoods, es sind Geschichten, die unterhaltsam und mit interessanten Details über das Filmgeschäft informieren. Dabei werden historische Gegebenheiten eingebaut, die uns echte Filmgeschichte und Drehaufnahmen dieser Zeit näher bringen.

Wieder einmal gelingt es Petra Durst-Benning mit ihrer eingängigen, flüssigen und lebendigen Erzählweise, mit dieser Geschichte zu fesseln. Die einzelnen Schicksale sind uns im Laufe der Reihe näher gekommen und so verfolgt man gespannt die persönlichen Lebenswege und -entscheidungen.

Das Leben in Amerika und besonders in der Stummfilmszene erleben wir Leser, indem wir an Mimis Seite Chrystals Schilderungen folgen. Chrystal hat sich ihren Platz im Filmgeschäft teuer erkauft und so erging es auch vielen anderen Frauen. Mimi bekommt genügend Material für ihre Biografie, sie macht ihre Arbeit, freundet sich mit ihr an, merkt aber, eine Frau wie Chrystal darf man nicht verärgern.

Am Ende der Reihe finden die Freunde 1930 wieder zusammen und man schliesst zufrieden das Buch. Wir wissen, welche problematischen Zeiten auf sie zukommen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie alle zuversichtlich und blicken optimistisch in die Zukunft. So ein Ende wünscht man sich bei einer Reihe.


"Die Fotografin - Das Ende der Stille" zeigt einmal mehr die erstaunliche Erzählkraft von Petra Durst-Benning und lässt uns diese Zeit aus amerikanischer Perspektive betrachten. Ein Roman, der das Zeitgeschehen und die Protagonisten auf interessante Weise begleitet.

Veröffentlicht am 14.06.2021

Eine tiefgründige Lektüre über ein berührendes Schicksal und die Liebe zur Musik

Hey June
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Sonja Rüthers Roman "Hey June" erscheint im Knaur Verlag.

Leah ist Architektin, sie beschließt für ein Großprojekt nach Leipzig zu ziehen. Ihr Freund Peer ist nicht sehr begeistert, möchte Leah am liebsten ...

Sonja Rüthers Roman "Hey June" erscheint im Knaur Verlag.

Leah ist Architektin, sie beschließt für ein Großprojekt nach Leipzig zu ziehen. Ihr Freund Peer ist nicht sehr begeistert, möchte Leah am liebsten sofort heiraten, ihr die berufliche Chance aber auch nicht nehmen und akzeptiert zähneknirschend die Wochenendbeziehung. Als Leah dem Antrag zustimmen will, begegnet sie einem Fremden und wartet mit der Zusage. Aus dieser Begegnung entsteht eine musikalische Zusammenarbeit und noch viel mehr...

Bei diesem Roman zeigt der Prolog schon einen Blick in die Zukunft, der das Drama der Geschichte ein wenig erahnen lässt. Das steigert das Interesse und so verfolgt man gespannt, wie sich Leah und der Komponist Henry in einer Bar kennenlernen, miteinander über tiefgründige Themen ins Gespäch kommen und sich als June und Johnny unvoreingenommen näher kommen. Johnny verzaubert June mit einem selbstkomponierten Musikstück und sie verlieren sich in langen Dialogen. Es sind diese realistischen Gespräche, die dem Buch die entscheidende Würze geben und durch die man die Figuren näher kennenlernt. Dazu gibt es ein wenig Humor, um die Schwere der Dialoge, die manchmal ein wenig ins Pathetische abgleiten, zu mildern. Das Liebesdrama rückt unweigerlich in den Vordergrund, trotzdem ging das Setting und die musikalische Rahmenhandlung nicht unter. Ein wenig mehr Romantik hätte ich mir zwar gewünscht, doch die Geschichte hat dafür andere Punkte, die für den Verlauf entscheidend sind.

Am meisten hat mir gefallen, wie bildhaft und realistisch die Autorin die Ortsschausplätze in die Handlung einbindet. Durchgängig werden Szenen einer fiktiven Oper, das Leipziger Stadtbild und die Liebe zur Musik als roter Faden in die Geschichte gewebt und bilden das verbindene Element.

Auf bildhafte Weise beschreibt Sonja Rüther die Musik und die künstlerischen Ideen, die Menschen, Orte und Situationen sehr stimmig und ihrem lockeren und flüssigen Erzählstil folgt man ihr gern.

Dieser Roman ist besonders durch die Liebe zu Leipzig, zur Musik und natürlich der Liebe selbst. Musik entwickelt in Menschen ungeahnte Gefühle, die hier gut als Story umgesetzt wurden.

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