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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2019

interessante Verschiebung der Perspektive

Ein anderer Takt
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Das hier vorliegende Buch ist eine Neuauflage des 1962 erschienen Romans "A different drummer" vom verstorbenen Autor William Melvin Kelley. Die Überlegungen, warum dieses eigentlich so aktuelle Werk, ...

Das hier vorliegende Buch ist eine Neuauflage des 1962 erschienen Romans "A different drummer" vom verstorbenen Autor William Melvin Kelley. Die Überlegungen, warum dieses eigentlich so aktuelle Werk, damals nicht die notwendige Beachtung fand, sind reine Spekulation.

Der dunkelhäutige Tucker Caliban vernichtet sein unbewegliches Hab und Gut und verlässt die Kleinstadt Sutton in den Südstaaten. Nach und nach folgen ihm alle anderen dunkelhäutigen Bewohner der Stadt. Das hat natürlich Auswirkungen auf die weiße Bevölkerung. Die fragen natürlich, wer jetzt die Arbeit verrichten soll, die vorher von den schwarzen Bürgern verrichtet wurde? Weiße Bewohner wollten sie nicht mehr verrichten.
Wichtiger als diese Fragen sind die Gründe des Exodus der Schwarzen. Mit seiner Geschichte berührt der Autor den Kampf des Einzelnen und der Gesellschaft für Gerechtigkeit und Gleichheit. Die gewachsenen soziokulturellen Unterschiede in den USA klingen hier an.

William Melvin Kelley beschreibt die Auswirkungen des Exodus der schwarzen Bevölkerung aus der Sicht der weißen Bevölkerung. Mit dieser veränderten Perspektive legt er Stück für Stück die Probleme der Weißen offen.
Um ein möglichst rundes Bild zu beschreiben, lässt er liberale und traditionelle Stimmen aus allen Altersgruppen zu Wort kommen. Dabei tritt zu Tage wieviel Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit im Untergrund schlummert.

Diese eher ungewöhnliche Herangehensweise des Autors, und seine einfache, poetische Sprache beeindruckten mich bei der Lektüre des Buches. Es findet sich Empathie, die von beißendem Humor abgelöst wird. Die fiktive Geschichte wird antichronologisch erzählt. Tucker Caliban geht davon aus, dass man seinen Überzeugungen entsprechend handeln muss. Dazu gehört der Kampf für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Die Geschichte endete für mich unerwartet, aber stimmig.

Das Buch hat heute noch ein bedrückende Aktualität. Das Prinzip Hoffnung kommt dabei leider zu kurz.



Veröffentlicht am 20.09.2019

Samantha´s Weg

Rüebliland
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Eigentlich war ein gemeinsamer Urlaub geplant. Doch als Samantha nach Hause kommt findet sie die Eltern tot im Haus. Das war ein riesiger Schock. Die ermittelnden Kommissare stoßen bald darauf, dass das ...

Eigentlich war ein gemeinsamer Urlaub geplant. Doch als Samantha nach Hause kommt findet sie die Eltern tot im Haus. Das war ein riesiger Schock. Die ermittelnden Kommissare stoßen bald darauf, dass das Geschehene mit Samantha´s Adoption zusammenhängen muss. Sie weiss seit langem um ihre indischen Wurzeln, doch sie hatte bisher nie Probleme damit. Deshalb möchte Samantha selbst herausfinden, was da geschehen war.
Dabei zeigen sich neue Wege und Risiken, denen sie sich stellen muss. Eine Reise nach Indien bringt erste Erfolge......

Es ist ein perfekt angelegtes Szenario, das diesen Krimi ausmacht. Er profitiert vom Gegensatz zwischen den Welten, zwischen der eher behäbigeren Schweiz und dem quirrligen Indien. Hier die sachlich arbeitenden Ermittler, da Samantha mit ihrer Freundin an der Seite.
Dann gibt es den Bruder des Pflegevater mit seiner Frau und die plötzlich aufgetauchte indische Schwester Samantha´s.

Die Protagonisten des Buches sind sehr gut herausgearbeitet. Es macht Laune sich mit ihnen auf den Weg zumachen. Ina Haller schreibt einen authetischen gut lesbaren Stil. Sogar an ein Glossar für die nicht des Schweizerdeutsch mächtigen wurde gedacht.
Die Spannungskurve zieht ihre gleichmässigen Wellen. Sie lässt dem Leser Zeit nachzukommen, wenn er sich auf ein falsche Fährte begeben hatte. Zum Ende des Krimis Lösen sich alle Handlungsstränge auf. Es bleiben keine offenen Fragen.

Fazit: Ein unterhaltsamer, spannender Regionalkrimi.

Veröffentlicht am 20.09.2019

durch die Zeit

Alles richtig gemacht
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Thomas und Daniel, zwei junge Männer, die das Ende der DDR noch mit erlebten. Sie gingen nach Berlin in die Wohnung von Daniels Mutter. Beide haben ihren Beruf oder Studium. Sie sind zwar ihren je eignen ...

Thomas und Daniel, zwei junge Männer, die das Ende der DDR noch mit erlebten. Sie gingen nach Berlin in die Wohnung von Daniels Mutter. Beide haben ihren Beruf oder Studium. Sie sind zwar ihren je eignen Weg gegangen. Allerdings gab es immer wieder Berührungspunkte. Als Daniel nach einer Irlandreise verschwindet und irgendwo sesshaft wird verlieren sie sich ein Stück weit aus den Augen.
Die Lebensmitte bringt die Wende und führt die Beiden wieder zusammen. Jetzt ist die Frage, was sie noch verbindet.

Der Autor arbeit hier mit zwei Zeitebenen: 1. gibt es das Zusammentreffen im hier und jetzt, 2. wird die biografische Entwicklung der Beiden, zunächst in der DDR und nach der Wende in Berlin beschrieben. Insofern ist das Buch ein Stück Zeitzeugnis einer sehr bewegten Zeit.
Die Freundschaft und das Heranwachsen der Beiden weckt eigene Erinnerungen. Beeindruckend ist, wie sie versuchen den je eigenen Weg zu finden. Der Leser erfährt viel über die emotionale Seite der Beiden.
Der Schluß wirkt etwas herbeigeführt, als wäre dem Autor die Puste ausgegangen.

Es ist ein an sich lesenswertes Buch, bei dem der Schlußteil nicht rund ist.

Veröffentlicht am 20.09.2019

die gute alte Zeit

Der Hamlet und die Schokolinse
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Der Autor nimmt seine Leser in sechs kurzweiligen Erzählungen mit auf eine Reise durch seine Kindheit. Da war die Zeit, die er als Dreikäsehoch bei seinen Großeltern in Neukölln verbrachte. Damit verbunden ...

Der Autor nimmt seine Leser in sechs kurzweiligen Erzählungen mit auf eine Reise durch seine Kindheit. Da war die Zeit, die er als Dreikäsehoch bei seinen Großeltern in Neukölln verbrachte. Damit verbunden die Erinnerung, dass der Eintopf mit jedem Aufwärmen besser schmeckt. Dann gab es die Gespräche mit dem Großvater über Gott und die Welt.
Weitere Episoden schließen sich an. Es war die Zeit wo Musik noch aus dem Radi und von der LP kam, wie auch die Zeit als Handy noch ein Fremdwort war. Leser gleichen oder ähnlichen Alters werden hier viele Anknüpfungspunkte finden.

Bernd Mannhard beschreibt die Zeit mit viel hintergründigem Humor. Eingebettet in die Geschichte ist einer der Texte des Autors.
Darin finden sich viele manchmal unerwartete Pointen.

Ich kann hier von einem Buch sprechen, dass mir gut gefallen hat, und viele Erinnerungen weckte.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Geschichte einer Familie

Otto
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Otto, jüdischer Herkunft und seines Zeichens Ingenieur war schon immer sehr bestimmend in seiner Familie. Deshalb erwartet er von seinen beiden Töchtern dass sie sich jetzt, da er pflegebedürftig ist um ...

Otto, jüdischer Herkunft und seines Zeichens Ingenieur war schon immer sehr bestimmend in seiner Familie. Deshalb erwartet er von seinen beiden Töchtern dass sie sich jetzt, da er pflegebedürftig ist um ihn kümmern. In seinen Augen ist das eine Selbstverständlichkeit, die von den Töchtern zunächst nicht hinterfragt wird. Zu seiner täglichen Unterstützung wird eine ungarische Pflegekraft engagiert. Sie zieht bei Otto ein und steht ihm Tag und Nacht zur Verfügung. Natürlich besuchen die Töchter ihn so oft sie nur eben können. Allerdings warten sie auf seinen Tod. Der lässt auf sich warten......

Aus der Sicht der ältesten Tochter, Timna, wird der Roman erzählt. Nach und nach erfährt der Leser einiges über die Biografie des alten Mannes. Sein Leben hatte sehr wechselvolle Zeiten, die Otto und das Leben der beiden Mädchen entscheident prägten.
Die Autorin hat einen Erzählstil, der selbst dieser ernsten Situation, humorvolle und von Sakasmus gepräte Momente nicht verliert.

Der allgegenwärtige humoreske Anteil schaffte eine Distanz zu den Protagonisten. Ich hatte den Eindruck aus einer Metaebene auf das Geschehen zu schauen. Manchmal wäre ich gerne den Protagonisten ein wenig näher gekommen. Der Alterungsprozess wird in einer guten Weise beschrieben, ebenso die Episoden aus dem jüdischen Alltag.
Ein echtes Manko ist, dass der Roman wenig Strktur hat, und keinen Spannungsbogen aufbaut. Der Alltag plätschert eintönig dahin, wären da nicht die eingestreuten Anekdoten. Es wirkte auf mich ein wenig als würde eine Aneinanderreihung lustiger Momente von der Biografie und der Sterbephase zusammengehalten. Das Ende kam dann eher unerwartet.
Als Fazit möchte ich festhalten, dass das Buch die in mir geweckten Erwartungen nicht erfüllen konnte.