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Veröffentlicht am 05.09.2023

Cleopatra und Frankenstein - wie sie letztlich aus ihrer Beziehung ein Monster machten

Cleopatra und Frankenstein
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Ich glaube, dass es gut ist, dass ich das Buch, nachdem ich es gelesen habe, noch ein paar Tage liegen gelassen habe. Die Vielschichtigkeit des Buches verlangt eine genauere Betrachtung, ein längeres Nachdenken ...

Ich glaube, dass es gut ist, dass ich das Buch, nachdem ich es gelesen habe, noch ein paar Tage liegen gelassen habe. Die Vielschichtigkeit des Buches verlangt eine genauere Betrachtung, ein längeres Nachdenken darüber, was dieses Buch und diese Beziehung zwischen Cleo und Frank letztlich ausmacht. Der Anfang hatte mich, trotz der vulgären Sprache, eigentlich gefesselt. Ich mochte die Leichtigkeit des Stils und die unwahrscheinliche Begegnung der zwei Figuren, die sich doch nicht ähnlich sind. Und vielleicht habe ich dazugelernt, dass der Unterschied in der Aussprache von Aluminium doch einen Unterschied machen kann. Cleo trifft auf Frank. Junge, bildhübsche Britin trifft auf älteren, erfolgreichen Mann. Und auch wenn diese erste Begegnung der Beiden fesselt, so begegnet man dann dem Kapitel in dem die beiden heiraten und man ist überrascht. Und die Stimmung ist eine ganz andere, die man sich im ersten Moment nicht vorstellen konnte. Vom langsamen ersten Einstieg zur Hochzeit sechs Monate später bekommt man nichts von der Beziehung der beiden mit. Aber wird gleichzeitig von einer Gruppe an Nebenfiguren erschlagen. Es ist schwer in die Geschichte weiter einzutauchen und durchzublicken, doch mit der Zeit zeichnet sich nicht wirklich eine Liebesgeschichte. Eher eine Beziehungsgeschichte. Eine Geschichte an Beziehungen und Wirkungen zwischen den verschiedenen Charakteren und den zwei Hauptcharakteren, die mir nach den ersten vielversprechenden Seiten nicht mehr so sympathisch waren. Spätestens nicht nach Seitensprüngen und Streitigkeiten. Vielleicht war dies auch nicht die Absicht – nicht die Sympathie der Charaktere, sondern viel mehr was sie sich gegenseitig antun und wie sie sich entwickeln. Denn die Entwicklungen der Charaktere sind erkennbar, die Perspektivwechsel beleuchten andere Charaktere und irgendwie macht es diese doch nachvollziehbarer. Das Stürzen in die Beziehung von Frank und Cleo – das wirkliche Stürzen – beeinflusst nicht nur die beiden, sondern auch alle um sie herum. Wenn man sich durch die Höhen und die Tiefen dieser Beziehung gearbeitet hat, bemerkt man wie zerstörerisch Beziehungen doch sein können. Und wie eine Beziehung vielleicht nicht aussehen sollte. Vielleicht ist der Roman aber auch gleichzeitig ein Spiegel der Gesellschaft und der Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen in unserer schnelllebigen Zeit. Zumindest aus einer amerikanischen Perspektive. All die Umstände, die das Umfeld von Frank und Cleo mit sich tragen - Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, psychische Probleme, schlechte bis keine Familienanbindung – beeinflussen ihre Beziehungen. Coco Mellors Roman zeigt schon nach den ersten Seiten, dass dieses Beziehungsgefüge keinen einfachen Weg haben wird. Aber wenn man den Roman durch die vielen Perspektiven liest, lernt man vielleicht etwas über die toxischen Beziehungen eines Teils der Gesellschaft und darüber, warum manche Liebesgeschichten einfach nicht funktionieren können. Ich kann den Hype um das Buch zu einem gewissen Grad verstehen, weshalb ich auch lange zwiegespalten war, wie ich das Buch bewerte, doch letzten Endes kann man dieses Buch wohl entweder begeistert zur Seite legen oder ratlos und mit gemischten Gefühlen zurückbleiben. Bei mir war es eine Mischung aus beidem.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Eine Lady setzt sich durch

Eine Lady hat die Wahl
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Nachdem ich Band 1 „Wie man sich einen Lord angelt“ sehr gemocht habe, war ich wirklich gespannt auf Band 2. Und ich habe ihn noch mehr gemocht als Band 1. Kitty und Lord Radcliffe waren schon toll, aber ...

Nachdem ich Band 1 „Wie man sich einen Lord angelt“ sehr gemocht habe, war ich wirklich gespannt auf Band 2. Und ich habe ihn noch mehr gemocht als Band 1. Kitty und Lord Radcliffe waren schon toll, aber Band 2 hat mir noch besser gefallen. Mein einziger minimaler Kritikpunkt wäre die Tatsache, dass man in Band 2 einen Farbschnitt gewählt hat, während Band 1 eigentlich einen schönen Umschlag hatte. Das fand ich ein wenig schade, weil es toll gewesen wäre, wenn alles zusammenpasst. Aber in erster Linie geht es um die Geschichte und die hat mir toll gefallen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Tatsache, dass man auch die Perspektive der ersten Ehe sehen konnte und was für einer Situation Eliza entkommen ist. Und trotzdem sich zu einer so starken, unabhängigen Frau entwickelt hat.
Es waren wieder die Jane Austen Vibes, wieder dieser amüsante Stil und auch wieder das wiederspiegeln des kritischen Frauenbildes in dieser Zeit, das ich schon in Band 1 toll fand. Eliza Balfour hat es nicht einfach, aber diese ganzen Gedanken die sie hat, der Widerspruch, den sie spürt… all das kann man wieder gut herauslesen. Das hat mir schon das letzte Mal gefallen. Ich mochte es, wieder in das Setting einzutauchen und das Gefühlschaos zu erleben und lesen. Ich finde es noch immer besser als Bridgerton.
Ich hatte eine Präferenz für einen der beiden Männer, aber ich bin mit dem Ende voll und ganz zufrieden. Am besten hat mir die Entwicklung von Eliza gefallen und dadurch hatte die Geschichte mit der Zeit das Potenzial zu einem 5 Sterne Buch zu werden. Ich fand es auch toll, dass im zweiten Band die Gefühle noch besser transportiert wurden, was so ein kleiner Minuspunkt in Band 1 war. Dafür hat mir Band 2 dann umso besser gefallen. Ein toller Roman, der zu meinen Lieblingsromanen im Regency-Bereich gehört. Kann nur immer wieder betonen: besser als Bridgerton.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Ein Abschied, der noch lange nachhallt

No Longer Alone - Mulberry Mansion
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Ich ... beende nicht gerne Reihen. Habe ich nie, weil ich es nicht übers Herz bringe, ein buchiges Universum zu verlassen, das sich in mein Herz gegraben hat. Schwarze Tinte auf rot... vielleicht bin ich ...

Ich ... beende nicht gerne Reihen. Habe ich nie, weil ich es nicht übers Herz bringe, ein buchiges Universum zu verlassen, das sich in mein Herz gegraben hat. Schwarze Tinte auf rot... vielleicht bin ich in der Hinsicht auch wie Maxton und kann nicht verlieren? Aber meine Angst davor Reihen zu beenden war ein Grund, warum ich unbedingt bei der dieses Buch lesen und beenden wollte. Weil ich dieses Universum einfach zu sehr liebe. Es hatte immerhin bei Band 1 genauso angefangen, dass ich in eine Leserunde getaumelt bin, die mich im Sturm erobert hat. Und jetzt sitze ich hier mit verheulten Augen und wünsche mir, die ganze Reihe noch einmal neu anzufangen. Denn selten habe ich so viel gelacht, geweint, gefühlt und nachgedacht, wie bei der Mulberry Mansion. Und noch nie habe ich so viel über mich selbst gelernt und gedacht ... wow. Jeder in seinen 20ern sollte diese Reihe gelesen haben. Denn die MM und diese Familie an Bewohnern hat mich... berührt. Weil ich mich selten so mit Büchern identifizieren konnte. Eden, der stille Leser, dem ich gerne mal beim Vorlesen lauschen würde, der dies mit mir gemein hat. Avery, deren Gerechtigkeitssinn so stark ist, dass ich mich ihr so verbunden fühle, weil mich auch meiner schon in schwierige Situationen gebracht hat. May, die so viel fühlt, dass ich meine Gefühle und Fürsorge nicht mehr als Makel empfinde. Wes, der mich gelehrt hat auch über seinen Schatten zu springen. Und Maxton, mein Gartenjunge... der mich gelehrt hat, dass man auch für sich einstehen muss. Und meine Willow. Willow, die nicht zu viel, sondern genau richtig ist. Ich habe so viel gefühlt. So unglaublich viel. Besonders hat es mir gefallen, dass man die vielen Figuren, die man kennen- und lieben gelernt hat, wieder zu sehen, zu sehen, dass eine Familie nicht immer blutsverwandt sein muss. Die vielen Gespräche, die zeigen, dass in einem guten New Adult Roman auch Gespräche geführt werden können und dass man auch miteinander kommunizieren kann. Das Buch hat weiter gezeigt, dass es in Ordnung ist nicht bestimmten Bildern zu entsprechen. Das es in Ordnung ist für sich Entscheidungen zu treffen. Vielleicht liebe ich Maxton deshalb, der in einem Kampf um Entscheidungen eine Schachfigur ist. Oder Willow, die auch erst einmal sich selbst kennenlernen muss. Der dritte Teil der Mulberry Mansion ist auch ein Suchen und Finden. Ein Buch über Liebe und Selbstliebe. Und vielleicht ein Buch, das den Kern der Reihe gut erfasst. Man wächst mit dem Gebäude, arbeitet ein wenig an sich, so wie die Figuren an der Villa arbeiten und lernt und fühlt mit ihnen. Diese Buchreihe, dieser letzte Teil. Es war eigentlich schon Seelenschmerz den ich mit jeder Seite empfunden habe. Und Helen und Beckett und Sienna... die ganze Mulberry Mansion sind für mich eine winzige Heimat geworden. Ein Zufluchtsort in dem ich mich selbst noch einmal kennengelernt habe. Und vielleicht schnürt mir deshalb das Ende den Hals zu, obwohl Eden den Lesern auf den letzten Seiten versichert, dass eine Geschichte nicht mit dem letzten Satz endet. Aber... die Mulberry Mansion ist meine Lieblingsalliteration geworden, eine Reihe, die ich jedem ans Herz legen kann. Von Blaupausen, Elefanten, Fingerschwuren, Hörbuchstimmen und Einmachgläsern voller Glück, von Liebesbriefen und Traumfängern, von gefundenen Familien und Krisen... ich habe einfach nur gespürt, gespürt und gespürt. Und ich möchte bleiben, Merit , bleiben bleiben bleiben. Nicht gehen. Diese Reihe tief in mein Langzeitgedächtnis graben, diese Reihe wie Eden seine Zitate auf meine Wand tapezieren. Und in meinem erfundenen 4. Band als neue Person in die Mansion einziehen. Und auch wenn das Ende schmerzt und mein Herz bricht... lest es. Kein Buch vereint so facettenreich und sprachgewaltig die tiefen Emotionen, die man beim Erwachsenwerden spürt.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Von Zügen, blauen Briefkästen und Sonnenkonfetti

No Longer Lost - Mulberry Mansion
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Herzensbuch
☆Jahreshighlight☆
„Wes West?“
„Du bist meine Lieblingsalliteration“
Und mit diesem wunderschönen Zitat fängt meine Rezension zu meiner Lieblingsalliteration, der Mulberry Mansion, an. Nach ...

Herzensbuch
☆Jahreshighlight☆
„Wes West?“
„Du bist meine Lieblingsalliteration“
Und mit diesem wunderschönen Zitat fängt meine Rezension zu meiner Lieblingsalliteration, der Mulberry Mansion, an. Nach Band 1 habe ich nicht erwartet, dass Merit Niemeitz sich noch einmal selbst übertreffen kann, doch dann kamen Wesley und May und ich wurde schnell eines besseren belehrt. Die Mulberry Mansion ist zu einem wunderbaren Rückzugsort geworden. Und ich glaube, dass keine Worte dieser Rezension diesem Buch, oder auch der Reihe gerecht werden.
Nachdem Band 1 mit einem Flyer zum Mulberry Mansion Projekt beginnt, findet man in No Longer Lost eine Beschreibung zu dem Projekt, das May und Wes zusammenführt. Und die Frage regt einen zugleich zum Nachdenken an: Kann man jeden Menschen lieben? Ein Experiment zur Psychologie der Zuneigung. Und nachdem ich No longer lost gelesen habe, weiß ich nicht, ob in diesem Experiment nicht vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit liegt. Gerade wenn man Freunde, Alltag, Familie und auch Alleinsein miteinbezieht. Noch spannender ist, dass dieses Buch dem Trope Enemies to Lovers zugrunde liegt. May und Wes haben nicht die besten Startbedingungen, allem voran weil Wes‘ bester Freund Lucas etwas unverzeihliches getan hat, was das Leben von Mays Freundin Ellie grundlegend verändert hat. Und wieder hat es Merit Niemeitz geschafft ein schwieriges und belastendes Thema sorgfältig zu beschreiben und anzugehen.
Und May Little, die ich vom ersten Band schon ins Herz geschlossen hatte, hat sich nur noch weiter in mein Herz geschlichen. Ich konnte mich unglaublich gut mit ihr identifizieren, mit den vielen Gefühlen und auch mit der Tatsache, dass ich ebenfalls nicht gut im Vergessen bin. Das Gefühl ein Sorgenmagnet, oder zu nett zu sein ist sicherlich nicht einfach und mein Herz war mehr als nur einmal wirklich schwer. Die Nebengeschichte rund um Angus und auch ihre Familienverhältnisse haben mir ebenfalls gut gefallen und auch hier wurde die Thematik sorgfältig aufgegriffen.
Und Wesley Hastings – nein Wes West – ist nicht nur äußerlich außerordentlich schön, sondern auch innerlich. Und auch er hat seine Geschichte, seine inneren Narben und ich mochte den gesamten Vibe um ihn, diese Sad Boy Vibes, die durch die Beschreibungen im Buch noch greifbarer waren. Ich konnte ihn mir gut vorstellen, bei seinem Hobby des Zugfahrens. Ich mochte diese falsche Arroganz, die er wie eine zweite Haut trägt, aber letzten Endes nur einmal als er selbst gesehen werden will.
Und zusammen? Zusammen sind sie einfach perfekt unperfekt, ein wunderschönes Gefühl erzeugend. Ich habe die Vibes geliebt, die Farben, die kleinen besonderen Details, die die beiden lebendig gemacht haben. Mays Liebe für ihren außergewöhnlichen Kleidungsstil, ihre Gespräche und diese vielen kleinen Kaleidoskop-Momente und Facetten. Sonnenkonfetti, Efeu, und diese kleine Mulberry-Bubble, die ich einfach nicht mehr verlassen möchte.
Ich habe wieder einmal etliche Begriffe aufgeschrieben, die ich am liebsten alle irgendwo aufhängen möchte. Die Hallenbad-Augenblicke, den Wunsch zu hören, wie Wes was auf Schwedisch sagt oder Fencheltee-Augenblicke gemischt mit drei Dingen, die man liebt. Auch wenn ich Wes‘ Liebe für Lakritz nicht verstehen kann. Vielleicht macht ihn das nur noch mehr perfekt-unperfekt. Und auch wenn ich Eden aus Band 1 sehr geliebt habe, war Wes noch einmal anders. Vermutlich weil er und May zusammen besonders waren.
Es war blau und grau, voller Regengespräche und Elefanten. Little Women Gesprächen, Fingerschwuren, Elefanten und Blaupausen. Man hat durch das Experiment die beiden viel intimer kennengelernt und war durch die Betrachtung der Perspektive von beiden hautnah dabei, wie sie sich durch das Experiment annähern. Sie waren echt und greifbar und dieser langsame Wechsel von Feindschaft zur Freundschaft und anschließend Liebenden war einfach nur schön.
Und damit war das Buch des Merkens würdig – auch wieder eine schöne Umschreibung, die May eigentlich für Wes gewählt hat. Von Blaupausen, über Kosenamen – Lille – zu Zugfahrten und Alliterationen – alles an diesem Buch ist einfach herrlich absurd-schön. Perfekt unperfekt. Und ja das Buch ist dick, ziemlich dick würden manche wohl sagen. Aber selbst die Details über die sieben Leberflecke an Wes‘ Hals machen dieses Buch irgendwie aus. Die blauen Ampelmomente – und auch die blauen Briefkästen – alles war grau-blau und gelb und ich glaube, dass es wenige Bücher gibt, bei denen es mir so schwer fällt, die passenden Worte zu finden. Immerhin habe ich über einen Monat für diese Rezension gebraucht, aber dieses Buch ist ein Buch über Vergebung, Familienliebe und Freundschaft. Und der Frage danach, ob man jeden lieben kann. Und vielleicht würde mein Wes-und-May-Herz da ganz bestimmt ein JA schreien.
Die Figuren, die Sprache, die Gefühle - Merit Niemeitz versteht es, mit ihren Büchern eine unglaubliche Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Und am liebsten würde ich in der Mulberry Mansion einziehen. Mit Maxton im Garten sitzen, mit der Gruppe zusammen kochen und von Beckett kritisiert werden und Mays gefühlvollen Ratschlägen lauschen, mit Wes einige Bahnen schwimmen und vielleicht mit ein bisschen Glück auch der Hörbuchstimme von Eden lauschen? Ich kann diese Herzensreihe jedem empfehlen und blicke mit Freude, aber auch mit Wehmut dem letzten Band der Reihe entgegen. Das wird ein traurig-schöner Abschied.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Was ist ein wahrer Happy Place? – Zwischen Freundschaften und Lebensentscheidungen

Happy Place
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Als ich die ersten Seiten der Leseprobe gelesen habe, habe ich mich gefragt, was ein Happy Place ist und dann habe ich mich gefragt, was wohl mein Happy Place ist. Und was meinen Happy Place ausmacht. ...

Als ich die ersten Seiten der Leseprobe gelesen habe, habe ich mich gefragt, was ein Happy Place ist und dann habe ich mich gefragt, was wohl mein Happy Place ist. Und was meinen Happy Place ausmacht. Und nachdem ich es fertig gelesen hatte, war mir bewusst, warum diesmal der englische Originaltitel bleiben musste.
Emily Henry hat in Happy Place, anders als anfänglich erwartet, nicht nur die Second Chance Trope eingebaut, sondern auch die der Found Family und plötzlich war das Buch nicht mehr nur die Geschichte zwischen Harry und Wyn und ihrer in die Brüche gegangenen Beziehung. Es ist die Geschichte einer Freundschaftsclique, die zu einer Familie geworden sind. Cleo, Sabrina und Harriett als Kern, bevor sie durch Parth, Wyn und Kimmy ergänzt worden sind. Die Gruppe verbringt einen letzten gemeinsamen Urlaub, bevor Sabrinas Vater den gemeinsamen Happy Place, der durch zahlreiche Erinnerungen und Flashbacks erwähnt wird, verkauft. Aus Gründen müssen Wyn und Harriett, genannt Harry, noch das glückliche Paar spielen, dass sie in der Freundschaftsclique darstellen, um den Urlaub nicht zu gefährden. Und damit verfolgt man als Leser die Geschichte im Wechsel zwischen „In der Wirklichkeit“ und dem „Happy Place“ und auch wenn man manche Figuren in diesem Roman nicht ganz durchdringen kann, lernt man eine Freundesgruppe kennen, die durch dick und dünn zu gehen scheint, eine Gruppe die nicht nur eine Freundesgruppe, sondern eine Familie bildet und als jemand der „Found Family“ als Trope liebt, fand ich es schön zu sehen, wie eng und liebevoll eine Freundschaft sein kann – oder eben nicht.
Denn im Laufe des Romans merkt man, dass nicht alles so wirklich im Reinen zu sein scheint und dass die Gruppe, aber auch Wyn und Harry, ein großes Problem in ihrer Beziehung haben und hatten: Kommunikation. Denn auch wenn die Gruppe sich unterhält, sprechen sie aneinander vorbei, was schon früh im Roman auffällt, aber trotzdem nichts an der Spannung ändert, weil einige Handlungsaspekte sich erst gegen Ende des Romans klären. Emily Henry führt dabei noch einige andere Konfliktaspekte an, wie etwa verschiedene Lebensmodelle und Familienkonstellationen, verschiedene Eigen- und Fremderwartungen, aber auch die Konflikte, die damit einhergehen, dass Freundschaften sich ändern und man sich auch selbst verändert. Ich fand die Idee einer Gruppe, die sich seit Jahren kennt und zusammen in den Urlaub fährt schön und auch dass man so viele Erinnerungen und Momente miteinander geteilt hat, aber zwischendurch waren es doch einige Päckchen, die jeder aus der Freundesgruppe zu tragen hatte und dadurch wurden manche Probleme leider zu schnell abgehandelt, oder nicht näher betrachtet, was ich ein wenig schade fand.
Wyn und Harry sind sehr gegensätzlich und eigentlich mag ich das auch in Büchern, aber durch die fehlende Kommunikation und die vielen Dinge, die zwischen den Beiden stehen, habe ich mich manchmal gefragt, wie verschieden man sein kann, damit eine Beziehung dennoch funktioniert. Dennoch konnte ich den Roman nicht aus der Hand legen und war dementsprechend schnell fertig. Und doch habe ich eine Weile gebraucht, um mir über meine abschließende Meinung im Klaren zu werden, denn es gibt eine sehr überraschende Wendung im Roman, zu der ich nichts weiter ausführen werde, die für mich aber ziemlich … unrealistisch erschien. Ich wüsste nicht, ob jemand in der Wirklichkeit, wie es so schön ausgedrückt wird, so eine Entscheidung treffen würde und vielleicht gibt es Menschen, die sich so entscheiden würden, aber ich weiß es nicht. Diese Wendung und die Tatsache, dass die fehlende Kommunikation tragend in der Spannung waren, führen dazu, dass es 4 Sterne bei diesem Buch geworden sind. Ich liebe Emily Henrys Stil und „Kein Sommer ohne dich“ war ein absolutes Highlight, aber hier musste ich ein wenig abziehen. Vielleicht passt es, das ich dieses Buch während meines Urlaubs gelesen habe und mit Harry in den Flieger gestiegen bin. Eine gute Urlaubslektüre, mit kleinen Schwächen.

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