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Veröffentlicht am 11.06.2022

Lokalkolorit + Pflegekritik + Liebäugelei der Hauptfiguren in seichtem Krimi = lockere Lektüre, die noch viel (Nordsee)Luft nach oben hat!

Katrin Lund und der Tote am Leuchtturm
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Locker-leichte Urlaubslektüre, die viel Potential hat, sich im nächsten Band in allen Punkten zu steigern!

„Mit ´Katrin Lund und der Tote am Leuchtturm´ gibt Anette Schwohl ihr wunderbares Romandebüt ...

Locker-leichte Urlaubslektüre, die viel Potential hat, sich im nächsten Band in allen Punkten zu steigern!

„Mit ´Katrin Lund und der Tote am Leuchtturm´ gibt Anette Schwohl ihr wunderbares Romandebüt mit den Leidenschaften ´Krimi, Kochen und Küste´. Ihre Protagonistin Katrin Lund ist Chefköchin in St. Peter-Ording und stolpert eines Tages auf dem Weg zur Arbeit am Fuße des Böhler Leuchtturms über eine Leiche. Der Mann ist ertrunken, allerdings nicht im Meer. Katrins Neugier ist geweckt ...“ (Zitat LovelyBooks)

Die Ortsbeschreibungen und ein lockerer, meist aus kurzen, knappen Sätzen bestehender Schreibstil ermöglichen einen guten Einstieg in die Geschichte, auch wenn für einen Krimi vielleicht manches zu locker und deshalb stellenweise oberflächlich wirkt. Die Hauptpersonen, Köchin Katrin Lund und Hauptkommissar Dirk Huber, sind recht sympathisch, nicht nur mir als Leserin, sondern auch einander 😉, und nach und nach wird man mit ihnen auch wärmer; um sich mit ihnen zu identifizieren, fehlt den Figuren aber ein wenig Tiefe.

Die Autorin selbst hat geschrieben, dass es ihr in erster Linie darauf angekommen sei, den Fall nicht durch realistisch dargestellte Ermittlungen seitens der Polizei, sondern durch private Initiative ihrer Protagonistin und deren auch durch zufällige Ereignisse begünstigte Recherchen aufklären zu lassen. Das hätte mir durchaus gefallen, wenn dadurch der Kommissar nicht so unbeholfen und die Ermittlungen nicht so unrealistisch gewirkt hätten; auch die Hinweise im Buch hätten zum Zwecke des Mitermittelns 😉 gerne weniger deutlich sein dürfen.

Die Geschichte, deren krimineller 😉 Teil meiner Meinung nach zu kurz kommt, gefällt mir im Großen und Ganzen recht gut, für einen Krimi ist mir das Erzählte aber – wie gesagt - zu seicht. Irgendwie wirkt das Buch unentschlossen und mäandert zwischen einem SPO-Reiseführer, einem Bericht über die Zustände eines betreuten Wohnens und den damit verbundenen Schwierigkeiten im Bereich der Pflege, den eventuellen Anfängen einer Romanze der Hauptfiguren und der seltsam flachen Kriminalgeschichte hin und her. Diese Geschichte ist zwar sehr gut zu lesen und auf eine lockere Art auch unterhaltend, konnte mich jedoch in ihrer eigentlichen Intention des Krimis nicht begeistern.

Trotzdem oder gerade, weil mir hier so Einiges fehlt, interessiert es mich, wie es im nächsten Band um Katrin Lund weitergeht, denn ich würde gerne erfahren, ob sich etwas zwischen ihr und Dirk Huber entwickelt, ob der Kommissar dann professioneller agiert und ob der Schwerpunkt dann vielleicht mehr auf der kriminalistischen Geschichte liegt, denn ein Krimi soll es doch eigentlich sein?!

3-Sterne-Krimi + 4-Sterne-Erzählung -> 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Bewegende Familien-Geschichte im Reich des Kaffeehandels in erschütternder, reeller Historie im Hamburg der 1930er/1940er Jahre! Fesselnd!

Töchter der Speicherstadt – Der Geschmack von Freiheit
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Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! ...

Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! Trilogie Teil 2!

Weiter geht´s mit der Geschichte um Maria, Cläre, Gertrud und alle anderen schon bekannten Protagonisten und Antagonisten der Familie Behmer und deren Umfeld und natürlich auch um das Reich des Hamburger Kaffees.

Anja Marschall rekapituliert in den ersten Kapiteln und dort immer an passender Stelle einige Fakten aus dem ersten Band des Dreiteilers, was einen problemlosen Wiedereinstieg in die Geschichte ermöglicht. Meiner Meinung nach sollte man aber den ersten Teil gelesen haben, um die Familiengeschichte in ihrer Entstehung, ihrem Fortschritt und in all ihrer Dramatik nicht nur lesen, sondern vollends aufnehmen und miterleben zu können.

In diesem zweiten Band mit dem Titel „Der Geschmack von Freiheit“ ist nun Marias Tochter, die freiheitsliebende Cläre, die Hauptfigur. Mit ihrem Wunsch, zu studieren, trifft sie bei ihren Mitmenschen nicht gerade auf Verständnis und arbeitet sich stattdessen und aufgrund der Umstände dann sogar in die Geschäfte des Behmerschen Kaffeekontors ein.

Details zum Inhalt möchte ich nicht wiedergeben, denn das nähme zukünftigen Lesern sonst die Spannung. Sehr deutlich wird hier aber, wie anders die früheren Zeiten waren, in denen Frauen keine Firma führen durften und die Geschäftswelt nicht nur „männerdominiert“, sondern ganz in männlicher Hand war.

Apropos „Zeiten“: in diesen Zeiten bahnt sich Böses an. Die Partei, die mehr und mehr an Macht und Einfluss gewinnt, möchte ich namentlich gar nicht nennen, aber es ist erschreckend, wie sie sich in Politik und Wirtschaft Raum verschafft und wie sich auch die Gesellschaft zum Negativsten verändert.

Wie die Autorin das hier geschaffene und sich stetig wandelnde Bild einer Familie in einer wirtschaftlich kritischen und politisch gefährlichen Zeit mit der tatsächlichen Historie im Deutschland der 1930er- und ersten 1940er-Jahre und mit dem Schrecken des 2. Weltkrieges im Großen wie in den kleinen Dingen, verknüpft, macht diese unfassbare Historie greifbar und ist so fesselnd, erschütternd, berührend und emotional bewegend, dass ich von der Geschichte völlig ergriffen bin.

Dass das Buch mit einer Szene endet, die trotz allen Leids hoffen lässt, macht mich - wie schon nach Band 1 - neugierig auf den nächsten und dann letzten Band dieser Trilogie.

Gäbe es die Möglichkeit, mehr als 5 Sterne zu vergeben, ich würde es tun.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Bildhafte Liebes-Geschichte, durch Schreibstil und wunderbare Beschreibungen trotz Liebeschaos und verklärender Romantik überzeugend!

Liebe funkelt apfelgrün
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Mila „flieht“ aus enttäuschter Liebe nach Schottland und backt sich dort in einem zum Eintauchen schönen Dörfchen in die Herzen ihrer Mitmenschen.

Schon mit dem ersten Satz bin ich mitten drin in Milas ...

Mila „flieht“ aus enttäuschter Liebe nach Schottland und backt sich dort in einem zum Eintauchen schönen Dörfchen in die Herzen ihrer Mitmenschen.

Schon mit dem ersten Satz bin ich mitten drin in Milas Geschichte. Ein wunderbar flüssiger Schreibstil macht es leicht, sich gleich zurechtzufinden und die Charaktere kennenzulernen.

Dazu kommt eine raffinierte Anordnung der Kapitel, die sich anfangs abwechseln zwischen ihrer Heimat Heidelberg und ihrem schottischen Zufluchtsort Applemore, wodurch man die Vorgeschichte zu Mila und ihrer housesitting-Auszeit peu à peu kennenlernt.

Die ProtagonistInnen, allen voran natürlich Mila und ihre Freunde aus dem Heidelberger Romantikclub, später dann die Nachbarn und Mitmenschen in Applemore sowie die Orte mit ihren herrlich detailverliebten Schilderungen, geben mir das Gefühl, als bewegte ich mich an Milas Seite durch die Szenerie. Herrlich!

Zum Eintauchen schöne Landschaftsbeschreibungen, die Schilderungen von Milas MitbürgerInnen und deren wilde Tauscherei und vor allem die schon fast olfaktorisch wahrnehmbare, duftende Brotbäckerei im Cottage machen Lust auf Land und Leute….und Hunger!

Was in der Geschichte besonders deutlich wird, ist die Bedeutung von Freundschaft. Und Mut. Man sollte sich trauen, seinen Weg zu gehen, um im besten Fall nicht nur von der Liebe zu träumen, sondern sie und damit sein Glück auch zu finden.

„Liebe funkelt apfelgrün“ ist eine zauberhafte und bildhaft erzählte Liebes- und Freundschafts-Geschichte, durch die ich mich gerne habe nach Schottland entführen lassen, weil sie im Schreibstil und mit den schon geschilderten, herrlichen Landschafts- und Personenbeschreibungen überzeugt.

Die Liebes(w)irrungen und verklärende Romantik der in Liebesdingen leider zu naiven Hauptfigur hinterlässt bei mir aber bedauerlicherweise einen leichten, faden Nachgeschmack. Ich glaube, dass es, um dieses romantisierende Gefühlschaos völlig genießen zu können, mindestens eines zusätzlichen Romantikgens und/oder einer rosarot eingefärbten Brille bedarf.

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Veröffentlicht am 19.05.2022

Schwarzhumoriger Nordfriesland-Krimi, der mit flüssigem Schreibstil und viel Husumer Lokalkolorit trotz (W)Irrungen gut unterhält!

Friesisch morden
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3 unbedarfte Noch-Ehefrauen und deren leichtsinnige „Männer-Entsorgungs“-Pläne treffen zu ihrem Glück auf tumbe Polizisten!

Gerd Kramer erweckt in „Friesisch morden“ ein mörderisches Frauen-Trio zum Leben, ...

3 unbedarfte Noch-Ehefrauen und deren leichtsinnige „Männer-Entsorgungs“-Pläne treffen zu ihrem Glück auf tumbe Polizisten!

Gerd Kramer erweckt in „Friesisch morden“ ein mörderisches Frauen-Trio zum Leben, das es einfach leid ist, die Ehemänner noch weiter zu ertragen. Was sich daraus entspinnt, ist eine „personalisierte Therapie“ für jeden von ihnen, die aber nicht so verläuft, wie geplant.

Vom Inhalt werde ich hier natürlich nichts verraten, denn das würde all denen, die diese kriminelle Geschichte noch lesen möchten, den Spaß verderben.

Der flüssige Schreibstil und die recht lebensnah erschaffenen Protagonistinnen erlauben einen schnellen Einstieg in die Geschichte. Die exakte Beschreibung der Örtlichkeiten macht es zudem möglich, sich mit den Hauptfiguren durch Husum und Umgebung zu bewegen und das Watt – zum Glück nur virtuell – von seiner gefährlichen Seite und gefühlt hautnah zu erleben.

Im Laufe der manchmal etwas verwirrenden Geschichte erwische ich mich dabei, mit dem charakterlich leider etwas blass bleibenden Frauen-Trio auf seinen „Erfolg“ zu hoffen, feststellend, dass die Polizei trotz teils wirklich sträflicher Nachlässigkeit des Trios in ihren Ermittlungen nicht wirklich weiterkommt.

Die Fehler, auf Grund derer die 3 wiederholt Gefahr laufen, entlarvt zu werden, sind allerdings nicht zufälliger Natur, was mir wesentlich besser gefallen hätte, sondern sind sämtlich selbst verschuldet. Um es auf den Punkt zu bringen: die Protagonistinnen sind mir etwas zu unbedarft, zu unschlau , ja, zu dusselig angelegt.

Summa summarum habe ich mich bei diesem friesischen Morden durch einen nie abfallenden Spannungsbogen, der mich mal in diese, mal in jene Richtung „mitermitteln“ ließ, und trotz des phasenweise verwirrenden Plots und der leider zu selten aufblitzenden Raffinesse der 3 Frauen sehr gut unterhalten gefühlt.

„Friesisch morden“ empfiehlt sich als kriminelle Urlaubslektüre, die man natürlich am besten mit Blick aufs Meer vor Husum genießt. Ist man gerade nicht dort, kann man sich mit diesem schwarzhumorigen Krimi zumindest auf eine spannende, virtuelle Reise dorthin begeben.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

2 Schleswig-Holstein-Krimis in winterlicher Mords-Idylle! Kurz, knackig, eiskalt! ;-) Zeitlich vor der bekannten Krimireihe spielend!

Friesische Wintermorde
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John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: ...

John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: „Ist so kalt der Winter“ und „Schlaf in tödlicher Ruh“.

Wie ich es schon aus dem ersten Band der John-Benthien-Reihe, „Friesenmorde“, kenne, erwarten mich auch hier der mir sehr sympathische Hauptkommissar John Benthien und sein Team, dazu eine angenehme Portion Privatleben, diesmal gleich 2 überzeugende Kriminalgeschichten, interessante Charaktere an eigentlich idyllischer Handlungsstätte, spannende, aber nicht nervenzerreißende Geschehnisse und überraschende Wendungen und Falllösungen; das alles in flüssig lesbarem Schreibstil und mit wunderbaren Orts- und Personenbeschreibungen.

Als sehr angenehm empfinde ich, dass die Örtlichkeiten genau genug, aber nicht zu detailliert, und die Personen in ihren Charakterzügen und Eigenarten so dosiert beschrieben werden, dass man sich sehr gut zurecht findet und meint, die Personen vor Augen zu haben, sich dabei aber nicht in Details und dadurch den Faden verliert.

Gut beobachtet, stimmig beschrieben und hervorragend erzählt, lassen die Krimis der Autorin eine wundervolle Atmosphäre entstehen. Aus all diesen Gründen liebe ich die Krimis von Nina Ohlandt so sehr.

Und nun werde ich mir einen Band nach dem anderen aus ihrer Krimireihe vornehmen , „Küstenmorde“ ist gelesen, aber alle anderen Bände werde ich noch genießen, inkl. zweier Bände, die ich erst noch kaufen muss , nämlich des 2021 erschienenen und von Jan F. Wielpütz auf Grund des viel zu frühen Todes der Autorin umgesetzten Buches „Tiefer Sand“, dessen Ursprungsidee noch aus der Feder von Nina Ohlandt stammt, und des 2023 erscheinenden Bandes „Schwarze Dünen“, mit dem Wielpütz auf Ohlandts Wunsch hin die John-Benthien-Reihe fortsetzt. Welch schönes Geschenk für die Leserschaft!

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