„Der Fönig“ ist ein Märchen von Walter Moers, das sich an eine erwachsene Leserschaft richtet. Es handelt von einem König, der eigentlich nur einen Flohmarkt besuchen will, dann aber unversehens in einen ...
„Der Fönig“ ist ein Märchen von Walter Moers, das sich an eine erwachsene Leserschaft richtet. Es handelt von einem König, der eigentlich nur einen Flohmarkt besuchen will, dann aber unversehens in einen Krieg verwickelt wird. Die Besonderheit des Märchens ist, dass mehrfach Buchstaben im Text vertauscht werden. So ist es beispielsweise im Königreich des Fönigs gang und gäbe, dass Fs durch Ks und Ks durch Fs ersetzt werden (später kommen noch weitere Vertauschungen hinzu). Dadurch entstehen einige Wörter, die man erstmal dekodieren muss, um den Text richtig zu verstehen, was für den ein oder anderen Schmunzler sorgt. Außerdem ist das Märchen reichlich illustriert: Auf nahezu jeder Seite findet sich eine im typisch moerschen Stil gehaltene, bunte Zeichnung. Besonders zum Ende der Handlung zeigt sich, dass sich das Märchen an Erwachsene richtet. Hier wird der Humor recht derb und auch die Illustrationen sind nicht mehr jugendfrei.
„Das Tagebuch von Edward dem Hamster“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein des Geschwisterpaares Miriam und Ezra Elia. Das Buch beginnt mit einem Vorwort des Hamsterlinguisten und -philosophen ...
„Das Tagebuch von Edward dem Hamster“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein des Geschwisterpaares Miriam und Ezra Elia. Das Buch beginnt mit einem Vorwort des Hamsterlinguisten und -philosophen M. E. Nagerstein, der über den Fund des Tagebuches berichtet und ausführt, welch bahnbrechende Auswirkungen es für die Menschheit haben wird. Darauf folgen die Tagebucheinträge Edwards, in denen mal allegorisch, mal direkter Grundfragen der menschlichen Existenz verpackt sind. Die Einträge sind meist kurz, teilweise nur ein oder zwei Sätze lang, beinhalten aber eine große Tiefe. Sie handeln von Edwards „Gefangenschaft“, seiner Einsamkeit und der Gleichförmigkeit seines Lebens. Gleichzeitig beschreibt Edward aber auch seine Versuche, gegen das „System“ aufzubegehren. So benutzt er das Hamsterrad beispielsweise nur nachts, um seinen Besitzern zu zeigen, dass er nicht nach deren Nase tanzt. Dies alles erzählt Edward in einem lakonischen Ton, irgendwo zwischen Zynismus, Schwermut und Nihilismus. Bei aller Schwermut ist das Tagebuch aber auch voller Komik: Diese schleicht sich ein, da die tiefgründigen Gedanken aus der Perspektive eines Hamsters verfasst sind und somit auf das Hamsterleben übertragen werden. Neben den Tagebucheinträgen finden sich zahlreiche schwarz-weiß Graphiken, die das Leben Edwards verbildlichen. Durch seine Kürze ist „Das Tagebuch von Edward dem Hamster“ kein Buch, das zum Schmökern einlädt. Durch die Tragik und Tiefe der Einträge wird man eher dazu angeregt, über das Menschsein nachzudenken.
Inhalt: Die 16-jährige Juno lebt allein mit ihrem Bruder Boy und ihren Eltern auf einer waldbedeckten, einsamen Insel. Das Festland hat sie nie betreten, da dort – so ihre Eltern – das Böse lauern soll. ...
Inhalt: Die 16-jährige Juno lebt allein mit ihrem Bruder Boy und ihren Eltern auf einer waldbedeckten, einsamen Insel. Das Festland hat sie nie betreten, da dort – so ihre Eltern – das Böse lauern soll. Die Tage auf der Insel verlaufen gleichförmig, fast schon idyllisch – bis Juno einen Fehler macht und die Bedrohung durch das Böse plötzlich real wird…
Persönliche Meinung: „Als das Böse kam“ ist ein Spannungsroman von Ivar Leon Menger. Erzählt wird der Roman aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Juno. Wie im Inhaltsteaser oben schon angedeutet, ist sie bedingt durch die Isolation weltfremd großgeworden und teilweise naiv. Sie kennt allein die Regeln ihrer Familie, weiß nur die Dinge, die ihre Eltern ihr beigebracht haben. Dies hat Auswirkungen auf die Erzählsituation. Denn: Durch ihre sehr begrenzten Erfahrungen weist Juno Anzeichen einer unzuverlässigen Erzählfigur auf. Zwar gibt sie sich sichtlich Mühe, ihr Unbekanntes richtig einzuordnen – doch ob ihr das gelingt, bleibt für den Lesenden während der Handlung in mehreren Szenen offen/ambivalent, wodurch sich eine latente Spannung durch den Roman zieht. Permanent tauchen beim Lesen Fragen auf: Ist die Szene jetzt wirklich so, wie Juno sie versteht? Oder übersieht sie etwas und ist zu gutgläubig? Ist es naiv von ihr, Figur XY zu vertrauen oder ist die Figur tatsächlich vertrauenswürdig? Vieles erhält durch die Ich-Perspektivierung eine beunruhigende Note – ohne, dass man es zweifelsfrei als bedrohlich fixieren könnte. Bis zur Auflösung bleibt daher einiges in der Schwebe, wodurch eine schöne, die Nerven kitzelnde Atmosphäre entsteht. Die Handlung ist im Großen und Ganzen stimmig, allerdings blieben einzelne Fragen offen, deren Beantwortungen die Handlung für mich runder gemacht hätten (z.B. bleiben die Hintergrundgeschichten einzelner Figuren etwas vage, sodass ihre Handlungsmotivation für mich nicht so deutlich wurde). Innerhalb der Handlung gibt es auch die eine oder andere interessante Wendung, größere Twiste kommen aber nicht vor (aufgrund seiner Dramatik hat mir das Ende aber dennoch sehr gut gefallen). Der Schreibstil von Ivar Leon Menger lässt sich flüssig lesen und ist eingängig, sodass man durch die Handlung fliegt. Insgesamt ist „Als das Böse kam“ ein kurzweiliger Spannungsroman mit einer interessanten Perspektive und einer tollen Atmosphäre; die Handlung hätte für mich aber gerne noch etwas twistreicher sein können.
„Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ ist ein Hörspiel von Terry Miles (Laufzeit 427 Minuten). Es handelt sich um den Vorgänger des Thrillers „Rabbits – Spiel um dein Leben“. Das Figurenpersonal des Hörspiels ...
„Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ ist ein Hörspiel von Terry Miles (Laufzeit 427 Minuten). Es handelt sich um den Vorgänger des Thrillers „Rabbits – Spiel um dein Leben“. Das Figurenpersonal des Hörspiels ist (weitgehend) ein anderes als das des Thrillers, sodass man beide „Rabbits“ unabhängig voneinander lesen/hören kann. Die Ausgangslage von „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ ist vergleichsweise simpel: Carly Parkers Freundin Yumiko ist plötzlich – nachdem sie ein seltsames Spiel gespielt hat – verschwunden; die Polizei findet keine wirkliche Spur, sodass der Fall immer mehr zu einem Cold Case wird. Carly will dies nicht akzeptieren und stellt eigene Nachforschungen an, die sie in einem Podcast präsentiert. Dieser Podcast ist das Hörspiel. So simpel diese Ausgangslage ist, so komplex ist der weitere Fortgang der Handlung. Er gleicht einer großen Schnitzeljagd, in der sich immer wieder neue, rätselhafte Informationen finden, die tief in die Materie der (RetrGaming-Kultur, alternativer Realitäten und des titelgebenden (fiktiven) Spiels Rabbits sowie damit zusammenhängenden Verschwörungstheorien führen. Teilweise ist dies sehr verwickelt, sodass man konzentriert zuhören muss, um am Ball zu bleiben. Daher würde ich raten, vor „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ zunächst mit „Rabbits. Spiel um dein Leben“ zu beginnen: Alles das, was die Handlung von „Rabbits – Spiel um dein Leben“ ausmacht – Verzwicktheit, Unvorhersehbarkeit und ein abstruser Zug – findet sich bei „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ auch – nur in einem viel höheren Maße. Das Hörspiel ist verwirrender, was ohne Vorbereitung durch den Thriller ggf. abschreckend wirken kann. „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ ist hörspieltechnisch sehr gut gemacht: Phasen, in denen Carly in Ich-Perspektive von ihren Ermittlungen berichtet, wechseln sich mit Interviews, Telefonaten, abgespielten Tonbändern und weiteren Aufnahmen ab. Besonders toll daran ist, dass jede Aufnahme ihren eigenen Sound hat: Carlys eingesprochene Parts sind professionell, die Telefonate gedämpft und die Tonbänder ruckeln stark, sodass man nicht jedes Wort verstehen kann. Auch die Hörbuchsprecher*innen (u.a. Marie Bierstedt, Timmo Niesner und David Nathan) sind herausragend. Sie verleihen ihren Figuren einen authentischen Zug und sprechen sehr lebendig, sodass man „Rabbits. Dein Spiel. Dein Risiko“ auch für einen realen Podcast halten könnte. Das Ende des Hörspiels ist stimmig, lässt aber auch Raum für Interpretationen. Schön fand ich auch, dass durch „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ einzelne Fragen geklärt worden sind, die ich nach der Lektüre von „Rabbits – Spiel um dein Leben“ hatte (um nur eine Frage zu nennen: Wer ist Hazel?). Auch sieht man „Rabbits – Spiel um dein Leben“ nach dem Hörspiel nochmal aus einer anderen Perspektive (auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, es noch nicht komplett durchdrungen zu haben 😅). Insgesamt ist „Rabbits: Dein Spiel. Dein Risiko“ ein spannendes, rasantes und reizvoll-verwirrendes Hörspiel mit lebendigen Stimmen.
Inhalt: 2026. Die US-Senatorin Gwendy Peterson befindet sich in einer Rakete, die zur neuen internationalen Raumstation MF-1 fliegt. Offiziell soll sie nur Daten über das Klima sammeln, doch zugleich hat ...
Inhalt: 2026. Die US-Senatorin Gwendy Peterson befindet sich in einer Rakete, die zur neuen internationalen Raumstation MF-1 fliegt. Offiziell soll sie nur Daten über das Klima sammeln, doch zugleich hat Gwendy noch eine weitere – geheime – Mission. Denn: Der Wunschkasten ist zurück – und diesmal wirkt er einen gewaltigen Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann…
Persönliche Meinung: „Gwendys letzte Aufgabe“ ist der Abschlussband der „Gwendy“-Trilogie, die gemeinsam von Stephen King und Richard Chizmar konzipiert worden ist. Nachdem der zweite Band „Gwendys Zauberfeder“ von Chizmar allein geschrieben worden ist, ist King bei „Gwendys letzte Aufgabe“ (wie beim ersten Band „Gwendys Zauberkasten“) als Co-Autor mit an Bord. Trotz der Mehrautorenschaft wirkt der Schreibstil, der häufig mit trockenem Humor aufwartet und insgesamt eher unaufgeregt ist, wie aus einem Guss, sodass sich „Gwendys letzte Aufgabe“ flüssig lesen lässt. Generell kann man der Handlung auch ohne Kenntnis der Vorgänger folgen; seine volle Wirkung entfaltet der Roman aber erst, wenn man die Reihe chronologisch liest. Erzählt wird „Gwendys letzte Aufgabe“ von einem auktorialen Erzähler in zwei Handlungssträngen. Der Haupthandlungsstrang beschäftigt sich mit Gwendys Erlebnissen auf der Raumstation MF-1. Spannung entsteht hier besonders dadurch, dass Gwendy Anzeichen von Demenz zeigt und öfter unter Erinnerungslücken/Aussetzern leidet. Sie ist stellenweise unsicher, wem auf der Station sie trauen kann; weiß nicht genau, ob sie Dinge verlegt hat oder ob jemand in ihr Zimmer eingebrochen ist und diese entwendet hat. Der zweite Handlungsstrang schließt schlaglichtartig die zeitliche Lücke zwischen dem Ende von „Gwendys Zauberfeder“ und dem Beginn von „Gwendys letzte Aufgabe“. Hier erfährt man, wie es Gwendy in den letzten Jahren ergangen ist, warum sie zu der Raumstation reist und wie sie wieder in Besitz des Wunschkastens (dessen Herkunft auch geklärt wird) gekommen ist. In beiden Handlungssträngen finden sich sowohl Science-Fiction-Elemente als auch leichte Krimi-/Thriller-Anleihen (wie diese genau aussehen, werde ich nicht verraten 🙃). Daneben finden sich im Roman immer wieder Referenzen auf andere King-Bücher: So ist das ein oder andere Easter Egg versteckt und Figuren, die aus älteren Werken Kings stammen, haben Cameos. Zudem spiegelt „Gwendys letzte Aufgabe“ stark die innere Zerrissenheit der (amerikanischen) Gesellschaft wider. So werden gegenwärtige Themen wie der Umgang mit Corona, die Präsidentschaft Trumps, politische Schmutzkampagnen und der Wahlkampf zwischen Demokraten und Republikanern thematisiert. Die Figuren, die in „Gwendys letzte Aufgabe“ auftreten, sind daher verstärkt Träger bestimmter (gesellschaftlicher) Eigenschaften und Meinungen. Die Handlung von „Gwendys letzte Aufgabe“ ist stimmig, das Ende nicht ohne Tragik. Insgesamt ist „Gwendys letzte Aufgabe“ ein gelungener Abschluss der Trilogie.