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Veröffentlicht am 17.04.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Spuknacht im Baumhaus
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Inhalt: Der Campingplatz von Mattis Eltern läuft nicht mehr so gut, weshalb sie auf eine besondere Idee gekommen sind: Sie wollen Baumhäuser und einen Kletterparcour bauen. Matti und seine Freunde Theo ...

Inhalt: Der Campingplatz von Mattis Eltern läuft nicht mehr so gut, weshalb sie auf eine besondere Idee gekommen sind: Sie wollen Baumhäuser und einen Kletterparcour bauen. Matti und seine Freunde Theo und Klara sind begeistert und wollen unbedingt mithelfen. Auch die drei Bewohner der geschlossenen Schokoladenfabrik möchten sich beteiligen, doch dabei läuft Einiges schief...

Persönliche Meinung: "Spuknacht im Baumhaus" ist nach "Spukalarm in der Schokofabrik" der zweite Band, der sich um die drei in der Schokosiedlung wohnenden Freunde Theo, Matti und Klara dreht. Wenn man neu in die Reihe einsteigt, ist es besser, zunächst "Spukalarm in der Schokofabrik zu lesen. Einerseits werden so Spoiler auf Band 1 vermieden, andererseits kann man die Bezeihung der Figuren untereinander besser verstehen. Die Handlung wird - wie schon der Vorgängerband - aus der Perspektive von Klara erzählt. Auch in "Spuknacht im Baumhaus" dreht sich die Handlung um Freundschaft und Abenteuer, wobei mir besonders gefallen hat, dass sich der Kernkonflikt aus der Handlung des vorherigen Bandes entwickelt hat. KLEINER SPOILER Jetzt, wo die geheimen Bewohner der Schokofabrik durch Theo, Matti und Klara den Alltag jenseits des Fabrikgemäuers kennengelernt haben, möchten sie diesen selbst erkunden. Konflikte sind dadurch vorprogrammiert. SPOILER-ENDE Die Konfliktlösung ist außerdem schön gemacht. "Spuknacht im Baumhaus" ist flüssig zu lesen und Wortwahl/Satzbau orientieren sich an der vordergründigen Zielgruppe, die ich zwischen 8 und 11 ansiedeln würde. Auch braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass die Geschichte zu gruselig sein könnte. Es handelt sich eher um eine Abenteuergeschichte über Freundschaft. Wie schon der erste Band ist auch "Spuknacht im Baumhaus" ansprechend von Monika Parciak farbig illustriert worden.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Eine lebendig erzählte Autobiografie

Der Schatzsucher
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"Der Schatzsucher" ist eine Autobiografie von Fabian Kahl, der durch die ZDF-Serie "Bares für Rares" bekannt wurde. Der zum Veröffentlichungszeitpunkt 26 Jahre alte Kahl beschreibt hier seinen Werdegang ...

"Der Schatzsucher" ist eine Autobiografie von Fabian Kahl, der durch die ZDF-Serie "Bares für Rares" bekannt wurde. Der zum Veröffentlichungszeitpunkt 26 Jahre alte Kahl beschreibt hier seinen Werdegang als Antikhändler. Dabei thematisiert er sowohl Erfolge als auch Fehlschläge. So berichtet er einerseits von zwei Geschäftsideen, die er aus verschiedenen Gründen wieder aufgeben musste, und von Fehleinkäufen, andererseits aber auch von unverhofften Schätzen, die er bei Haushaltsauflösungen gefunden hat. Auch seine Kindheit, in der Antiquitäten ebenfalls eine prägende Rolle gespielt haben - sein Vater ist ebenfalls Antikhändler und seine Eltern renovierten historisch akkurat einen alten Hof -, wird thematisiert. Dabei erzählt er auch die ein oder andere Anekdote. Die Serie "Bares für Rares" wird in der Autobiografie nur angeschnitten. Zwar berichtet Kahl, wie er zu "Bares für Rares" kam und wie das Bewerbungsgespräch verlief, allerdings legt er den Fokus darauf, was ihn am Antikhandel besonders reizt: die Suche nach und das Finden von Schätzen. Der Erzählstil besitzt einen romanhaften Anspruch: Kahl beschreibt die Aniquitäten detailliert, erzählt szenisch und benutzt sehr oft die wörtliche Rede, was bei dem Genre "Autobiografie" aufmerken lässt und ambivalent beurteilt werden kann. Einerseits ist es fraglich, ob die Dialoge tatsächlich in der Form gesprochen worden sind (die Erinnerung ist ja bekanntlich trügerisch). Andererseits lockern sie den Text auf und machen ihn lebendiger. Zudem hat Kahl die Dialoge flüssig verfasst. Insgesamt hat man durch die detaillreichen Szenen- und Gegenstandbeschreibungen und die Dialoge stellenweise das Gefühl, einen Abenteuerroman zu lesen, was dem Untertitel "Auf der Jagd nach Kunst und Kuriositäten" entspricht. Im Mittelteil sind 14 farbige Fotografien aus Kahls Leben abgedruckt. Außerdem finden sich zwischen den einzelnen Kapitel "Expertentipps" zu Porzellan, Mobiliar, Uhren o.Ä.. Insgesamt ist "Der Schatzsucher" eine flüssig zu lesende Autobiografie, die nicht nüchtern berichtet, sondern auch romanhafte Passagen besitzt.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Ein außergewöhnlich komplexer Roman

Nil
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Inhalt: Eine Schriftstellerin schreibt eine Fortsetzungsgeschichte für ein Frauenmagazin. Diese Geschichte soll, so der Chefredakteur, nun enden. Das Schreiben des Schlussteils gestaltet sich aber schwierig. ...

Inhalt: Eine Schriftstellerin schreibt eine Fortsetzungsgeschichte für ein Frauenmagazin. Diese Geschichte soll, so der Chefredakteur, nun enden. Das Schreiben des Schlussteils gestaltet sich aber schwierig. Außerdem findet sich die Schriftstellerin jetzt in einem Verhörraum wieder. Sie wird beschuldigt, eine Person verschwinden lassen zu haben. Doch sie weiß nicht, um wen es sich handeln soll.

Persönliche Meinung: Der kurze Inhaltsteaser von mir ist eigentlich zu mager und wird dem Inhalt von „Nil“ nicht gerecht. Dieser dreht sich insgesamt um die Vermengung von Wirklichkeit und Fiktion, wobei auf einer Metaebene eine reflexive Betrachtung derjenigen gedanklichen Prozesse stattfindet, die den Schreibprozess begleiten. Mehr möchte ich allerdings zum Inhalt nicht sagen, um die Wirkung, die "Nil" beim erstmaligen Lesen ausstrahlt, nicht zu schmälern. Generell bleibe ich daher im Folgenden inhaltlich vage und hoffe, dass die Perspektiven erzählt werden. Die Erzählinstanz des ersten Abschnittes ist eine namenlose Ich-Erzählerin. Dabei macht es die Erzählerin den Leserinnen nicht leicht. Dies liegt allerdings weniger an einer hochtrabenden Wortwahl oder einem verklausulierten Satzbau. Im Gegenteil: Wortwahl und Satzbau sind pointiert und besitzen eine außergewöhnliche Klarheit. Schwierig macht es die Erzählerin dadurch, wie sie erzählt. Assoziativ, dem Modus des Erinnerungsprozesses folgend, wechselt und springt sie zwischen – scheinbar – unzusammenhängenden Szenen; sie vermeidet eine Erzeugung von Kohärenz und verweigert so etwaige Hilfestellungen für die Leserinnen. Dadurch setzt ein schöner Effekt beim Lesen ein: Man beginnt, der glasklaren Wortwahl zum Trotz, einzelne Sätze nochmals zu lesen, klopft sie nach einer geheimen Bedeutung ab, versucht selbst Sinn zu erzeugen und: scheitert - aber nur zunächst. Denn: Im zweiten Abschnitt, der aus einer anderen Perspektive erzählt wird, setzen Déjà-vu-Erlebnisse bei den Leserinnen ein. Auch wenn die Handlung des zweiten Abschnittes auf den ersten Blick wenig mit dem ersten Abschnitt zu tun hat, finden sich immer wieder Figuren, Objekte und Wörterfolgen, die auf den ersten Abschnitt verweisen, wodurch ein struktureller und inhaltlicher Zusammenhang erzeugt wird. Auch dies beeinflusst den Leseprozess: Man erinnert sich, blättert zurück, liest sich in vorherige Abschnitte wieder ein, sucht die Referenzstelle, versucht zu verstehen. Diese Déjà-vus setzen sich in den folgenden Abschnitten fort, sodass sukzessiv, in kleinen Schritten, wird Sinn erzeugt wird. Das große Ganze offenbart sich erst auf den letzten Seiten. Allerdings gilt auch hier: Nicht alle Zusammenhänge werden vollends geklärt, sodass ein Interpretationsspielraum offen bleibt. Insgesamt ist "Nil" ein anspruchsvoller und komplexer Roman mit deutlicher Wortwahl, dessen Erzählinstanzen es den Leserinnen schwierig machen. Darin liegt allerdings zugleich die Besonderheit und der Reiz des Romans: Die Leser_innen werden in die Pflicht genommen, sich eigenständig in dem Labyrinth aus Erzählfetzen zu orientieren.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Ein schöner Roadtrip Roman über Freundschaft, Scheitern und das Leben

Nur kurz leben
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Inhalt: Richie hat keine Lust mehr auf sein bisheriges Leben. Sein Studium musste er abbrechen, er hat drei Jobs, kann seine Rechnungen trotzdem nicht bezahlen und häuft immer mehr Schulden an. Als ihm ...

Inhalt: Richie hat keine Lust mehr auf sein bisheriges Leben. Sein Studium musste er abbrechen, er hat drei Jobs, kann seine Rechnungen trotzdem nicht bezahlen und häuft immer mehr Schulden an. Als ihm sein Tankstellen-Job gekündigt wird, fasst er einen Entschluss: Er klaut die Tageseinnahmen und will sich absetzen. Passenderweise lässt eine Kundin ihren Wagen unbeaufsichtigt - mit steckendem Zündschlüssel, sodass der Flucht nichts mehr im Wege steht. Leider merkt Richie zu spät, dass auf der Rückbank noch ein Mitfahrer schläft...

Persönliche Meinung: "Nur kurz leben" von Catherine Strefford handelt von einem Roadtrip der besonderen Art. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Richie, 28 Jahre und vom Leben gebeutelt. Dementsprechend ist er zu einem Zyniker geworden und kommentiert das Leben um sich herum sarkastisch. Leon, der blinde Passagier, sieht das anders. Er ist 15 Jahre alt, möchte - um den schönen Titel des Romans zu zitieren - "nur kurz leben", wird aber immer wieder von seiner Mutter zurückgehalten. Beide Figuren sind auf ihre Art liebenswürdig und sympathisch. Die Handlung ist ein Roadtrip: Richie weiß dabei gar nicht so genau, wo er hin möchte - Hauptsache weg -, sodass die beiden auf ihrer Reise einige ungeplante Abenteuer bestehen, die sie enger zusammenschweißen. Während in der ersten Hälfte der Fokus auf sarkastisch-humorvolle Szenen gelegt wird, erhält der Roman im zweiten Teil eine gewisse Ernsthaftigkeit und einen größeren Tiefgang, wobei die konsequent ausgeführte Auflösung der Handlung einen bittersüßen Höhepunkt bildet. Der Erzählstil ist mit seinen kurzen Sätzen eher stakkatohaft, was das Tempo der Handlung erhöht. Generell lässt er sich - ebenso wie die lebendigen Dialoge - flüssig lesen. Einziger, allerdings nicht großartig ins Gewicht fallender Kritikpunkt: Der Trip hätte für mich noch etwas länger sein können. Insgesamt ist "Nur kurz Leben" ein schöner Roadtrip-Roman mit liebenswürdigen Protagonisten, der sich um Freundschaft, Scheitern und das Leben dreht.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ein schönes Fantasybuch für jüngere und ältere Leser*innen

Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft
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Inhalt: Das Mumintal erwacht aus dem Winterschlaf. Mumin, der Schnupferich und das Schnüferl durchstreifen bereits fröhlich die Umgebung und klettern auf einen Berg, wo sie eine besondere Entdeckung machen: ...

Inhalt: Das Mumintal erwacht aus dem Winterschlaf. Mumin, der Schnupferich und das Schnüferl durchstreifen bereits fröhlich die Umgebung und klettern auf einen Berg, wo sie eine besondere Entdeckung machen: Sie finden einen Hut, der so manche Überraschung bereithält.

Persönliche Meinung: "Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft" ist der dritte Roman von Tove Jansson, der sich um die Mumintrolle dreht. Er spielt während eines Frühlings und Sommers im Mumintal und erzählt einzelne Abenteuer, die die Mumins in dieser Zeit erleben (eine Bootsfahrt zu einer Insel, das Kennenlernen neuer Freunde o.Ä.). Der Gegenstand, der die einzelnen Episoden verbindet, ist der von Mumin und seinen Freunden gefundene Hut, der - wie die LeserInnen (nicht aber die Figuren) früh erfahren - der Zylinder eines Zauberers ist. Dementsprechend ist der Hut für einzelne Abenteuer, wie fliegende Wolken, verantwortlich. Außerdem finden sich leichte Gruselelemente in der Handlung, die für Spannung sorgen. So blitzt mehrfach der eigentliche Besitzer des Hutes auf und auch die Morra hat ihren ersten Auftritt. Erzählt wird die Handlung von einem auktorialen Erzähler, der die Geschehnisse teilweise mit kurzen, ironischen Bemerkungen kommentiert. Daneben finden sich noch weitere parodierende Elemente, wie der fatalistische Bisam oder eine gespielte Gerichtsverhandlung, die anders als in der Realität verläuft. Illustriert ist der Roman mit verschiedenen schwarz-weiß Zeichnungen von Tove Jansson. Insgesamt ist "Die Mumins - eine drollige Gesellschaft" ein schönes Fantasybuch mit einem verträumten Setting, liebenswerten Figuren und ironischen Brechungen, das sich sowohl an jüngere als auch an ältere Leser*innen richtet.

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