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Veröffentlicht am 17.07.2024

Ein spannender Reihenauftakt

Krähentage
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Inhalt: Das Ermittlerduo Jakob Krogh und Mila Weiss steht vor einem rätselhaften Fall: Eine ältere Frau wird ermordet aufgefunden, doch ihre Nachbarn sagen aus, sie hätten die Frau vor Kurzem noch gesehen ...

Inhalt: Das Ermittlerduo Jakob Krogh und Mila Weiss steht vor einem rätselhaften Fall: Eine ältere Frau wird ermordet aufgefunden, doch ihre Nachbarn sagen aus, sie hätten die Frau vor Kurzem noch gesehen – nach ihrem Tod. Kurze Zeit später wird die Leiche eines Studenten aufgefunden; auch er wurde – nach seinem Tod – noch in einer Vorlesung gesehen. Zudem finden sich Krähen an den Tatorten eingesperrt, die eine rätselhafte Botschaft mit sich tragen…

Persönliche Meinung: „Krähentage“ ist ein Thriller von Benjamin Cors, der den Auftakt einer neuen Reihe um das Ermittlerteam „Gruppe 4“, geleitet von Jakob Krogh und Mila Weiss, bildet. Erzählt wird die Handlung aus drei personalen Perspektiven: So wird neben den Perspektiven von Jakob und Mila auch diejenige der Täterfigur eingenommen. Man weiß als Lesender durch die Perspektive der Täterfigur relativ früh deren Identität, wodurch für mich leider etwas Rätselspannung aus der Handlung genommen worden ist. Auf der anderen erhält man durch diese Perspektivierung detaillierte, dreidimensionale Einblicke in die Psyche der Täterfigur (diese Einblicke sind wirklich sehr stark geschrieben!), sodass dennoch Spannung(en) in der Handlung aufkommen. Interessant ist auch der Modus Operandi der Täterfigur: Vor dem Mord schlüpft sie zunächst in das Leben ihrer Opfer – die Motivation dahinter soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden. Zusätzlich tragen auch die beiden ermittelnden Protagonisten Altlasten aus der Vergangenheit mit sich herum, die den Lesenden erst schrittweise offenbart werden. Die Handlung besitzt also – obwohl die Täterfigur recht früh feststeht – eine schöne Spannungskurve: Schritt für Schritt erfährt man mehr über die Ermittlerfiguren und die Vergangenheit der Täterfigur, sodass sich eine durchdacht konstruierte Handlung ergibt. Und: Am Ende findet sich noch ein großer Twist, der kaum zu erahnen ist. Der Schreibstil von Benjamin Cors ist anschaulich und angenehm sowie flüssig zu lesen, sodass man nur so durch den Roman fliegt. Insgesamt ist „Krähentage“ ein spannender Auftakt einer neuen Thrillerreihe, der sowohl interessante Ermittlerfiguren als auch eine besondere Täterfigur beinhaltet.

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Noch nachhallender als "22 Bahnen"

Windstärke 17
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Achtung: „Windstärke 17“ baut auf der Handlung von „22 Bahnen“ auf. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu „22 Bahnen“.

Inhalt: Ida sitzt im ICE nach Hamburg, wo Tilda jetzt wohnt. Dort ...

Achtung: „Windstärke 17“ baut auf der Handlung von „22 Bahnen“ auf. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu „22 Bahnen“.

Inhalt: Ida sitzt im ICE nach Hamburg, wo Tilda jetzt wohnt. Dort kommt sie allerdings nicht an: Die Beziehung zwischen Ida und Tilda ist abgekühlt – Ida kommt nicht mit Tildas Art klar, will sie nicht sehen, sodass sie sich kurzfristig dazu entscheidet, nach Rügen zu fahren. Dort versucht sie zu vergessen: Sie stürzt sich ins Meer, kämpft bis zur Erschöpfung mit Wind und Wellen. Eher zufällig trifft sie auf das Ehepaar Marianne und Knut, das sie bei sich aufnimmt – wodurch sie in ruhigere Gewässer geführt wird. Doch gerade, als Ida sich bei Marianne und Knut eingewöhnt hat, gerät ihre Welt wieder aus den Fugen…

Persönliche Meinung: „Windstärke 17“ ist ein Coming of Age-Roman von Caroline Wahl. Der Roman spielt einige Jahre nach der Handlung von „22 Bahnen“: Tilda lebt mittlerweile mit ihrer Familie in Hamburg, Ida, aus deren Ich-Perspektive die Handlung erzählt wird, ist wegen ihrer Mutter in Berlin geblieben (bis ein Schicksalsschlag, der sie massiv aus der Bahn wirft, eingetreten ist). Da alle nötigen Informationen zu „22 Bahnen“ in „Windstärke 17“ benannt werden, kann man letzteren auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen. Insbesondere für ein tieferes Verständnis der Beziehung zwischen Tilda und Ida (und in Bezug auf die Beziehung der beiden zu ihrer Mutter) ist es aber sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen. Die Handlung von „Windstärke 17“ folgt einem ähnlichen Grundmuster wie „22 Bahnen“ (geht aber zugleich auch darüber hinaus; tatsächlich hat mir „Windstärke 17“ noch einen Tick besser gefallen als der Vorgänger): Ähnlich wie Tilda musste Ida früh lernen, erwachsen zu werden; auch muss Ida mit einem Schicksalsschlag aus der Vergangenheit klarkommen. Die Gefühle und Gedanken von Ida, ihre gesamte (laute) Zerrissenheit, werden dabei sehr intensiv dargestellt; mehrfach finden sich tragische, hochemotionale Szenen, zugleich aber auch Situationen voller Hoffnung. Diese werden sogar noch nachhallender beschrieben, als dies bereits in „22 Bahnen“ der Fall war. Der Erzählstil, der sich ausgesprochen flüssig lesen lässt, ist meist lakonisch, oft allerdings auch mit einer Prise Humor gewürzt. Insgesamt ist „Windstärke 17“ ein starker Coming of Age-Roman – noch tragischer, intensiver, bittersüßer und nachhallender als „22 Bahnen“.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Ein schön gestalteter Comicroman

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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Inhalt: Keiner mag Lisa, glaubt sie zumindest. Ihre Eltern hocken den ganzen Tag nur auf der Couch, auf dem Schulweg lauern ihr Möchtegern-Rapper auf und auch in der Schule ist sie meistens allein. Auch ...

Inhalt: Keiner mag Lisa, glaubt sie zumindest. Ihre Eltern hocken den ganzen Tag nur auf der Couch, auf dem Schulweg lauern ihr Möchtegern-Rapper auf und auch in der Schule ist sie meistens allein. Auch ihr Hobby - das Weltall - wird eher belächelt. Trotzdem wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein UFO zu entdecken – und plötzlich landet eins bei ihr in der Nähe. Mit dabei: Das Alien „Walter“, das Lisa helfen möchte.

Persönliche Meinung: „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ ist ein Comicroman von Sybille Berg und Julius Thesing, der sich an Kinder/Jugendliche ab 9 Jahren richtet. Erzählt wird hier die Geschichte der Außenseiterin Lisa, deren Leben durch den ulkigen Walter verändert wird. Das Erzählverhalten des Comicromans wechselt: Mal erzählt ein auktorialer Erzähler, mal berichtet Lisa aus der Ich-Perspektive, mal finden sich längere, mit Bildern untermalte Dialoge. Zum Inhalt möchte ich gar nicht zu viel vorwegnehmen, weshalb ich mich bei der Rezension eher auf die Machart des Comicromans beschränke. Der Comicroman ist mit zahlreichen schwarz-weiß Zeichnungen ausgestattet, die ansprechend gestaltet und dadurch schön anzusehen sind. Typische Comic-Panels sind hier die Ausnahme: Bild und Text wechseln sich in einem kreativen Layout (z. B. unterschiedliche Schriftgrößen, abwechslungsreiche Bild-Text-Zuordnung) ab. Sehr gut hat mir auch der Humor des Comicromans gefallen: Einzelne Figuren durchbrechen gewissermaßen die vierte Wand und reflektieren ihr Verhalten auf eine Art und Weise, wie man es nicht vermutet hätte. Insgesamt ist „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ ein ansprechend gestalteter Comicroman, der insbesondere die Themen Freundschaft, Anderssein aber auch Akzeptanz behandelt.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein fesselnder Roman mit dreidimensionalen Figuren

Bis aufs Blut
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Inhalt: Billy Lowe lebt in einem Trailerpark in einer abgeschiedenen Stadt in den Ozarks. Seine Mutter ist alkoholabhängig, sein Stiefvater gewalttätig. Billys einziger Ausgleich ist das Footballspielen ...

Inhalt: Billy Lowe lebt in einem Trailerpark in einer abgeschiedenen Stadt in den Ozarks. Seine Mutter ist alkoholabhängig, sein Stiefvater gewalttätig. Billys einziger Ausgleich ist das Footballspielen – worin er auch sehr gut ist. Allerdings ist er unberechenbar und entlädt seine angestaute Wut gleichermaßen auf Gegner wie Mitspieler. Für das Team ist Billy daher eigentlich kaum tragbar – hätte die Schule durch ihn nicht das erste Mal seit Jahren die Chance, die Play-offs zu gewinnen. Der junge Coach Trent Powers, dessen Vergangenheit ebenfalls nicht glatt verlief, will sich Billy annehmen – doch dann wird Billys Stiefvater tot aufgefunden…

Persönliche Meinung: „Bis aufs Blut“ ist ein Thriller mit Coming of Age-Elementen von Eli Cranor. Erzählt wird der Roman aus zwei Hauptperspektiven: Billy, der aus Ich-Perspektive erzählt, und die personale Erzählweise Trent Powers'. Eine Besonderheit des Romans ist die sprachliche Varietät, die sich besonders in Billys Kapiteln zeigt: Billy redet roh, abgehakt und dialektgefärbt, wodurch er sich von den anderen Figuren abhebt (wie sich dies im Original ausgestaltet, kann ich nicht beurteilen; die Übersetzung ist allerdings insofern gut gelungen, als dass sie die sprachliche Varietät greifbar hervorhebt). Roh ist auch die Handlung von „Bis aufs Blut“: Der Handlungsort „Trailerpark“ ist trostlos, seine Bewohner hoffnungslos, mit einem Hang zum Alkohol und zur Gewalt. In dieser Lebenswelt versucht sich Billy – wortwörtlich – durchzuschlagen, wobei der weitere Verlauf der Handlung zeigt, dass Schwarz-weiß-Einordnungen hier fehl am Platze sind. Generell ist eine große Stärke des Romans, dass die Figuren nicht einfach nur „gut“ oder „böse“ sind, sondern immer Schattierungen aufweisen, wodurch sie lebensnaher wirken. Stellenweise hat man während der Lektüre daher den Eindruck, ein Sittengemälde der amerikanischen Unter- und Mittelschicht zu lesen (was mir sehr gefallen hat). Dazu gesellen sich Coming of Age-Elemente. Denn: Billy erhält durch eine Figur, deren Identität ich hier nicht spoilern möchte, die Gelegenheit, sich zu ändern. Trotz allem ist der Roman aber vordergründig ein Thriller: So ist die Atmosphäre des Romans permanent bedrohlich (nicht nur für Billy). Zudem wird dadurch Spannung erzeugt, dass bis zuletzt offen ist, wer Billys Stiefvater ermordet hat (hierfür gibt es drei potentielle Täter, die alle aus unterschiedlichen Gründen Erinnerungslücken besitzen). Insgesamt ist „Bis aufs Blut“ ein Roman, der sich wie ein Rausch liest – mit einem Protagonisten, der wie eine Naturgewalt auftritt.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Ein abwechslungsreicher Abenteuer-/Schelmenroman

König von Albanien
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Inhalt: Salzburg 1913. Otto Witte ist in die städtische „Heilanstalt für Gemütskranke“ eingewiesen worden. Der Grund: Otto ist fester Überzeugung, er sei der König von Albanien. Professor Meyring, Leiter ...

Inhalt: Salzburg 1913. Otto Witte ist in die städtische „Heilanstalt für Gemütskranke“ eingewiesen worden. Der Grund: Otto ist fester Überzeugung, er sei der König von Albanien. Professor Meyring, Leiter der Heilanstalt, ist nicht dieser Meinung; er ist sich absolut sicher, dass Otto an Demenz erkrankt sein muss. Der junge Doktorand Alois Schilchegger sieht diesen Befund differenzierter: Abgesehen von Ottos Überzeugung, König von Albanien zu sein, verhält er sich völlig unauffällig, sodass Schilchegger unschlüssig ist, wie er Otto behandeln soll. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Schilchegger auf Ottos Geschichte ein – was nicht nur Folgen für ihn und Otto hat, sondern die gesamte Anstalt auf den Kopf stellt…

Persönliche Meinung: „König von Albanien“ ist ein Roman von Andreas Izquierdo, der sich mit der historischen Persönlichkeit Otto Witte beschäftigt (Otto Witte (1872 – 1958) war ein Schausteller, der mit Nachdruck behauptete, im Balkankrieg fünf Tage lang König von Albanien gewesen zu sein. Seine Geschichte schrieb er in zwei Büchern auf). Erzählt wird der Roman in zwei, sich abwechselnden Handlungssträngen. Der erste, kürzere Handlungsstrang ist die Rahmenhandlung um Alois Schilchegger. Schilchegger erzählt hier aus Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen mit Otto sowie von seinen Versuchen, das Leben der Patienten in der Heilanstalt zu verbessern. Eingebettet in diese Rahmenhandlung ist Ottos Geschichte, in der von unterschiedlichen personalen Erzählern berichtet wird, wie Otto zum König von Albanien wird. Roman und Handlung lassen sich schwerlich einem Genre zuordnen: Besonders in Albanien/im Osmanischen Reich geraten Otto und sein Freund Max Hoffmann (meist selbst verschuldet) in einige risikoreiche Situationen, sodass „König von Albanien“ Elemente eines Abenteuerromans besitzt. Aus diesen Situationen befreien sie sich meist mit Witz; zudem sind sie auch für die ein oder andere Hochstapelei zu haben, weshalb sich auch Anklänge an die Gattung Schelmenroman finden. Eingebettet in die Abenteuer/Schelmereien ist zudem eine feine Liebesgeschichte. Daneben findet sich in der Rahmenhandlung zudem eine Portion Gesellschaftskritik, wenn dargestellt wird, wie – vor Schilcheggers Veränderungsbemühungen – mit den Patienten der Heilanstalt umgegangen wird. So ergibt sich insgesamt eine abwechslungsreiche, meist humorvolle Lektüre, die trotz kleinerer Längen viel Spaß macht. Erhöht wird das Lesevergnügen noch durch Andreas Izquierdos Schreibstil: Izquierdo schreibt anschaulich, detailverliebt und mit einem Augenzwinkern, sodass sich der Roman sehr flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „König von Albanien“ ein abwechslungsreicher und humorvoller Schelmen-/Abenteuerroman mit einem schillernden Protagonisten.

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