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Veröffentlicht am 04.03.2021

Gefangen im Keller

Zombie Zone Germany: XOA
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Inhalt: Xoa und Lei befinden sich in den Fängen "des Mannes". Regelmäßig müssen die beiden Prüfungen absolvieren. Denn: "Der Mann" will wissen, ob die beiden jungen Frauen Engel sind - und keine Dämonen. ...

Inhalt: Xoa und Lei befinden sich in den Fängen "des Mannes". Regelmäßig müssen die beiden Prüfungen absolvieren. Denn: "Der Mann" will wissen, ob die beiden jungen Frauen Engel sind - und keine Dämonen. Acht Jahre lang haben Xoa und Lei jede Prüfung bestanden. Doch von der letzten ist Lei nicht zurückgekehrt. Xoa bleibt allein zurück.

Persönliche Meinung: "Xoa" von Lisanne Surborg ist eine Novelle, die in der Reihe "Zombie Zone Germany" erschienen ist. Interessant an "Xoa" ist, dass das Überthema "Zombieapokalypse" aus einem alternativen Blickwinkel beleuchtet wird: Nicht die Zombies stehen im Vordergrund, sondern zwei Mädchen/Jugendliche, die während der Apokalypse von einem Menschen gefangengehalten werden (Leider haben sich ein paar Rezensenten an diesem Punkt festgebissen (mit Kurzrezensionen à la "Da kommen ja kaum Zombies vor. Schlecht."), sodass es für "Xoa" - zu Unrecht - einige negative Bewertungen gibt.) Tatsächlich gewinnt "Xoa" durch die weitestgehende Absenz von Zombies an Qualität (und die Szenen, in denen Zombies auftauchen, an Stärke). Xoa und Lei sind nämlich vor der Apokalypse gekidnappt worden, sodass sie von der Zombieinvasion gar nichts wissen und von einem normalen Leben träumen - sollten sie denn jemals freikommen. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von Xoa. Der neuralgische Punkt der Handlung ist der 2. Juli 2022 - jener Tag, an dem Lei ihre Prüfung nicht bestanden hat und sich für Xoa alles ändert. Um dieses Datum entfalten sich zwei Handlungsstränge. Der breitere der beiden Stränge behandelt Xoas Leben ohne Lei, wobei Xoa nun verstärkt "dem Mann" ausgeliefert ist. Zwischendurch findet sich ein zweiter Handlungsstrang, der blitzlichtartig Xoas und Leis Gefangenschaft beleuchtet, wobei auch offenbart wird, was es mit dem "Scheitern" von Leis Prüfung auf sich hat. Besonders gut hat mir gefallen, wie diese Szene beschrieben wird: Xoa, aus deren Perspektive ja die Handlung erzählt wird, versteht die Situation nämlich nicht gänzlich, sodass die Szene einen eher vagen Ton erhält und an Tiefe gewinnt. "Xoa" ist insgesamt eine anspruchsvolle, alternative Zombiegeschichte, in der sich Elemente von Horror, Dystopie und Thriller vermengen.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Hamoulimepp? Humbug!

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
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"Weihnachten auf der Lindwurmfeste" ist in Form eines Briefes verfasst. Der große zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz berichtet hier dem Buchhaimer Antiquar Hachmed Ben Kibitzer von dem wichtigsten ...

"Weihnachten auf der Lindwurmfeste" ist in Form eines Briefes verfasst. Der große zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz berichtet hier dem Buchhaimer Antiquar Hachmed Ben Kibitzer von dem wichtigsten Fest der Lindwürmer: Hamoulimepp, das eine Mischung aus unserem Weihnachtsfest, Nikolaus und Silvester ist. So basiert das Fest auf der Legende des Hamoulimepp, der zusammen mit Mepp, der - je nach Tradition - ein Knecht/Knappe/Sohn/Dorftrottel/Schornsteinfeger ist, die Lindwurm-Kinder beschenkt, es gibt spezielle Stein-(Tannen)-Bäume und der Abschluss des Festes wird mit einem feuerlosen Feuerwerk gefeiert. Es gibt also keine Handlung im herkömmlichen Sinne; "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" ist eher ein Bericht über das Fest. Generell lässt Hildegunst kein gutes Haar an Hamoulimepp (wie schon der Untertitel "Warum ich Hamoulimepp hasse" andeutet). Hamoulimepp ist für ihn eine kindische Narretei, die er mal als pädagogisch fragwürdig, mal als eklig, häufig als irrational ansieht. Sein Spott ist dabei humorvoll bis zynisch. Zum Ende hin wird Hildegunst allerdings doch noch sentimental. In "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" lernt man - über Hamoulimepp hinaus - weitere Aspekte der Lindwurm-Kultur kennen, die eine schöne Ergänzung zum "Zamonien-Zyklus" sind. Das Werk selbst ist in zwei Teile aufgebaut. Der eigentliche Brief Hildegunsts umfasst ca. 50 Seiten. Der restliche Raum ist mit detaillierten, mehrfarbigen Illustrationen geschmückt. So finden sich auf 31 Seiten die sog. Taxonomischen Tafeln, die einzelne Dinge, die Hildegunst im Brief anspricht, in Bildform aufzeigen. "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" ist außerdem sehr hochwertig verarbeitet (Hardcover, Schutzumschlag, durchweg mehrfarbige Illustrationen von Walter Moers und Lydia Rode, die einzelnen Seiten sehen wie Briefseiten aus, die Schriftart erinnert an Handschrift). Insgesamt ist "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" ein schönes Geschenkbuch für Zamonien-Fans. Man sollte es allerdings erst lesen, wenn man schon einige Zamonien-Bücher kennt. Sonst ist vermutlich die Enttäuschung zu groß, weil es (auch aufgrund seiner Kürze) nicht den Anspruch hat, an die Großwerke Moers' heranzureichen.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Ein spannender Mystery-Horror-Roman mit einer interessanten Erzählweise

Mörderische Renovierung
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Inhalt: Unverhofft erbt der Student A. ein großes Vermögen von seinem entfernten Cousin, der Selbstmord begangen hat. Inbegriffen im Erbe ist ein großes Herrenhaus in Virginia, das A. mit seiner Freundin ...

Inhalt: Unverhofft erbt der Student A. ein großes Vermögen von seinem entfernten Cousin, der Selbstmord begangen hat. Inbegriffen im Erbe ist ein großes Herrenhaus in Virginia, das A. mit seiner Freundin Niamh bezieht. Doch das Haus entpuppt sich als baufälliger Irrgarten. Außerdem berichten Nachbarn von Geistererscheinungen und einer mysteriösen Männergesellschaft, die sich bereits seit drei Generationen dort trifft. Bald fühlt auch A. sich beobachtet und wirre Träume plagen ihn...

Persönliche Meinung: Eine Besonderheit von "Mörderische Renovierung" ist die innovative Erzählweise. Es gibt hier keine durchgehende, übergeordnete Erzählinstanz im herkömmlichen Sinne; erzählt wird die Handlung durch eine Vielzahl von Dokumenten, die ein anonymer Herausgeber gesammelt hat: Tägebucheinträge A.s', Briefe an seine Tante Liza, Notizen von Niamh (Niamh ist stumm und verständigt sich mit einem Notizblock), A.s' Traumjournal, (fiktionale) Fachliteratur und Kameraaufnahmen - um nur die häufigsten Dokumente zu nennen. Die Erzählweise ist dadurch gewollt diskontinuierlich, weshalb die Leser*innen gefordert sind, kleinere Handlungslücken zu schließen. Besonders zu Beginn erinnert "Mörderische Renovierung" an eine klassische "Haunted House"-Horrorgeschichte, doch mit der Zeit wird die Handlung komplexer und entwickelt sich darüber hinaus. Im Fokus steht dabei das Geheimnis um die mysteriöse Männergesellschaft. Dabei treten verstärkt Rätsel in den Vordergrund, die der ehemalige Hauseigentümer hinterlassen und mit verschiedenen Codes verschlüsselt hat. Der Sinn und Zweck der Gesellschaft hat mir sehr gut gefallen, weil er einerseits innovativ, andererseits aber auch sehr interessant ist (mehr kann ich nicht verraten :D). Die beiden Protagonisten, A. und Niamh, sind ebenfalls schön gezeichnet. Beide sind rotzfrech, unbekümmert und brechen bzw. parodieren durch ihr Verhalten/ihre Reaktionen auf die unheimlichen Phänomene Strukturmuster klassischer Geistergeschichten. Das Ende ist durchaus überraschend und hält einige Twiste bereit. Allerdings: Es stellt das Gelesene dermaßen auf den Kopf, dass ich lange überlegt habe, ob die Handlung überhaupt noch stimmig ist. Ich bin auch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen (Der Herausgeber gibt an, dass die erste Seite des Textes fehlt. Meine Theorie ist, dass dort irgendwas steht, was alles eingerenkt hätte, aber den Inhalt dieser Seite können wir natürlich nicht wissen). Ein Effekt vom Grübeln war allerdings, dass ich einen Alptraum hatte, der dem von A. ähnelte, und das spricht natürlich wieder für den Horror-Aspekt des Romans :D Trotz der semi-fraglichen Stimmigkeit des Endes ist "Mörderische Renovierung" ein spannender Mystery-Horror-Roman, der eine besondere und innovative Erzählart aufweist.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Ein gelungener und gebührender Reihenabschluss

UNENDLICH
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Inhalt: Nach den Ereignissen von „Unendlich: Für ein Leben“ sind die Freunde wieder getrennt. Während Scarlett, Mason, Oliver und Ava einen Schicksalsschlag verarbeiten müssen, regt sich der finale Entwicklungsschub ...

Inhalt: Nach den Ereignissen von „Unendlich: Für ein Leben“ sind die Freunde wieder getrennt. Während Scarlett, Mason, Oliver und Ava einen Schicksalsschlag verarbeiten müssen, regt sich der finale Entwicklungsschub in Liam und Emma. Logan Grey arbeitet weiter an der Konsolidierung seiner Macht – und kann dabei auf prominente Hilfe setzen. Doch nicht jeder ist mit den Maßnahmen Greys einverstanden; im Volk formiert sich Widerstand. Wie wird die Zukunft der Freunde aussehen? Was wird mit den Zeichenlosen geschehen?

Persönliche Meinung: „Unendlich: Für einen Moment“ ist der finale Teil der Unendlich-Trilogie. Strukturell setzt sich der Roman aus mehreren Handlungssträngen zusammen, die jeweils aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind. Die einzelnen Handlungsstränge wechseln sich in einem schönen Tempo ab und enden häufig mit einem Cliffhanger, wodurch die Handlung durchweg spannend ist. Die Handlung hält zudem einige Überraschungen bereit. Einzelne Figuren zeigen in einem Twist, der kaum zu erahnen ist, ihr wahres Gesicht, von anderen Figuren müssen wir uns verabschieden, wieder andere treten erneut in Erscheinung. Der Roman endet mit einem actionreichen Showdown, wobei das Ende genau richtig ist: stellenweise tragisch und dadurch nicht vollends „happy“. Außerdem werden alle Fragen, die in den Vorgängerbänden aufgeworfen worden sind, beantwortet, sodass die Handlung reihenübergreifend stimmig und schlüssig ist. So erfahren wir beispielsweise, was mit der ursprünglichen Seele von Liam und Emma passiert ist (wie es dabei in den Köpfen von Liam und Emma aussieht, wird szenisch schön umgesetzt), was es generell mit den Zeichenlosen auf sich hat und was die genaue Bedeutung der Coverabbildungen ist (es gibt in „Unendlich: Für einen Moment“ eine Schlüsselszene, in der die Abbildungen der drei Cover von den Figuren interpretiert werden). Im Vergleich zu den anderen beiden Bänden treten im dritten Band verstärkt dystopische Elemente in den Fokus; aber auch die Gruppendynamik und die Freundschaft von Scarlett, Mason, Oliver, Liam und Emma spielt wieder eine große Rolle. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, rund und abwechslungsreich. „Unendlich: Für einen Moment“ ist insgesamt ein gelungener und gebührender Abschluss der Unendlich-Trilogie, der einen tollen Handlungsbogen aufweist und keine Fragen offenlässt. Für mich ist es der stärkste Teil.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Eine erfrischende Adaption des grimmschen Märchens

Ensel und Krete
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Inhalt: Ensel und Krete, zwei Fhernhachen-Geschwister, machen mit ihren Eltern im von Buntbären geleiteten Ferienpark "Bauming" Urlaub. Doch der Urlaub ist langweilig. Ensel hat keine Lust mehr, ständig ...

Inhalt: Ensel und Krete, zwei Fhernhachen-Geschwister, machen mit ihren Eltern im von Buntbären geleiteten Ferienpark "Bauming" Urlaub. Doch der Urlaub ist langweilig. Ensel hat keine Lust mehr, ständig Himbeeren zu sammeln. So überredet er kurzerhand seine Schwester Krete, die ausgeschilderten Pfade zu verlassen und sich tiefer in den Großen Wald zu begeben - was strengstens verboten ist. Die beiden verlaufen sich und merken schnell, dass sie nicht die einzigen Wesen im Wald sind.

Persönliche Meinung: "Ensel und Krete" ist der zweite Band des Zamonien-Zyklus von Walter Moers. Wie der kurze Inhaltsteaser und die sprechenden Namen der beiden Hauptfiguren schon andeutet, handelt es sich um eine Neuadaption des grimmschen Märchens "Hänsel und Gretel", an dem sich das Handlungsgerüst von "Ensel und Krete" auch orientiert: Zwei Geschwister verirren sich in einem Wald und treffen dort auf eine (besondere) Hexe. Was "Ensel und Krete" allerdings von "Hänsel und Gretel" unterscheidet, ist, dass die moerschen Figuren auf eine Vielzahl unterschiedlicher zamonischer Wesen (aus Flora und Fauna) treffen. So begegnen sie einem Stollentroll, den Blaubären, einem Laubwolf (ein Hybridwesen aus Wolf und Pflanze) und einer Grasmuräne, die im Grassee lebt. Auch ist die Handlung komplexer als im grimmschen Märchen. Es gibt mehr (potentielle) Gegenspieler und unerartete Wendungen in der moerschen Adaption. Eine Besonderheit von "Ensel und Krete" ist, dass es mit der Autorschaft des Werkes spielt. Moers selbst gibt sich nur als Übersetzer des Märchens, das eigentlich der zamonische Dichterfürst Hildegunst von Mythenmetz geschrieben hat. Am Ende des Werkes findet sich sogar eine kurze (diesmal namentlich von Moers verfasste) Biografie Hildegunsts, sodass hier eine spannende Herausgeberfiktion entsteht. "Ensel und Krete" steht daher weniger in der Tradition der Volksmärchen (wie "Hänsel und Gretel"), sondern eher in der der Kunstmärchen, deren Urheberschaft - im Unterschied zu den Volksmärchen - immer einem Autor zugeschrieben werden kann. Aber Hildegunst begnügt sich nicht damit, als Autor zu fungieren. In Form des von ihm entwickelten Stilmittels der "Mythenmetzschen Abschweifungen" greift er direkt in den Text ein: So unterbricht er mehrmals die Handlung von "Ensel und Krete" und diskutiert in seinen Abschweifungen auf einer Metaebene Literatur (das Schriftstellerleben, der Umgang mit Kritikern, das Spiel mit den Leser*innenerwartungen). Hildegunst ist dabei auch gar nicht bescheiden, sondern teilt ordentlich aus und sieht sich als besten Schriftsteller, den es jemals gegeben hat, wodurch er auch karikatureske Züge annimmt. Besonders aufgrund dieses literarischen Stilmittels und der Herausgeberfiktion um Hildegunst ist "Ensel und Krete" eine interessante und innovative Lektüre.

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