Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
offline

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2020

Ein Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft

Das Wunder von R.
0

Inhalt: Kurz vor Weihnachten muss die Familie Greco-Aiden umziehen. Der neue Präsident ihres Landes hatte bestimmt, dass Familien mit zwei Müttern und drei Kindern ab sofort illegal seien. Doch auch ihre ...

Inhalt: Kurz vor Weihnachten muss die Familie Greco-Aiden umziehen. Der neue Präsident ihres Landes hatte bestimmt, dass Familien mit zwei Müttern und drei Kindern ab sofort illegal seien. Doch auch ihre neue Stadt R. ist nicht perfekt: Die Erwachsenen reden nicht miteinander – aus Furcht, dass etwas Schlimmes passiert. Denn: Wenn nichts passiert, kann auch nichts Schlimmes passieren. Die Kinder aus R. (und auch der Weihnachtsmann) sehen das aber ganz anders.

Persönliche Meinung: „Das Wunder von R.“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch, das einige gesellschaftsrelevante Themen anspricht. So beschäftigt sich „Das Wunder von R.“ mit Homophobie und Egoismus innerhalb der Gesellschaft. Bereits im Vorwort benennt die Autorin Francesca Cavallo den Umstand, dass in Weihnachtserzählungen sehr selten Familien mit gleichgeschlechtlichen Paaren vorkommen. Früher habe sie immer gedacht, dass das wohl irgendwie sinnvoll begründet werden könne. Denn: Erwachsene wüssten schon, was sie tun. Erst im Erwachsenenalter wurde ihr bewusst, wie falsch das Fehlen gleichgeschlechtlicher Paare in weihnachtlichen Erzählungen ist. Dementsprechend widmet sie „Das Wunder von R.“ auch „[a]llen Kindern, die sich Erwachsenen widersetzen, um die Welt zu verändern.“ Diese Widmung umreißt auch grob den Plot der Erzählung: Die Kinder der Stadt R. möchten nicht so abgekapselt leben wie ihre Eltern und versuchen, ihre Eltern aus der selbstauferlegten Gefühlskälte zu befreien. So plädiert "Das Wunder von R." insgesamt für Diversität und Toleranz. Dabei ist die Handlung in ein weihnachtliches Setting eingebettet: Sie spielt kurz vor Weihnachten und Elfen sowie der Weihnachtsmann persönlich treten auf (besonders der Auftritt der Elfen ist dabei magisch). Die Erzählung ist in mehrere, kurze Kapitel unterteilt, die Schrift ist vergleichsweise groß und die Sprache sehr verständlich, sodass es sich sehr gut für jüngere Leser*innen eignet. Es finden sich zudem einige schön weihnachtliche Illustrationen von Verena Wugeditsch. Wenn man „Das Wunder von R.“ aus der Perspektive eines Erwachsenen liest, fallen möglicherweise ein paar Logikfehler auf und vielleicht findet man die Geschichte zu kurz. Beides fällt für mich allerdings nicht sonderlich ins Gewicht. Insgesamt ist „Das Wunder von R.“ eine schöne, kleine Weihnachtsgeschichte, die eine wichtige Botschaft besitzt und sich traut, gesellschaftliche Problemlagen zu benennen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2020

Der finale Teil der Trilogie

NEBEL
0

Inhalt: Ein abgelegener Bauernhof in Island; kurz vor Weihnachten. Erla und Einar, das Ehepaar, das den Bauernhof bewohnt, bereitet sich auf die Festtage vor. Erla freut sich besonders auf den Besuch von ...

Inhalt: Ein abgelegener Bauernhof in Island; kurz vor Weihnachten. Erla und Einar, das Ehepaar, das den Bauernhof bewohnt, bereitet sich auf die Festtage vor. Erla freut sich besonders auf den Besuch von Anna, die Tochter der beiden. Doch als es an der Tür klopft, ist es nicht Anna, sondern ein Unbekannter, der behauptet, vom Weg abgekommen zu sein. Eigentlich will er nur eine Nacht bleiben, doch ein Blizzard schneit das kleine Haus ein. Zwei Monate später werden Leichen auf dem Bauernhof gefunden. Hulda ermittelt.

Persönliche Meinung: „Nebel“ ist der dritte Band der rückwärts erzählten Trilogie um die isländische Kommissarin Hulda. Der Thriller ist in zwei Teile unterteilt: Der erste Teil spielt um Weihnachten 1987. Er behandelt hauptsächlich die Ankunft des Fremden auf Erlas und Einars Hof. Diese Szenen werden aus der Perspektive Erlas beschrieben, wobei mir zwei Aspekte besonders gut gefallen haben. 1. Die Situation zeichnet sich durch eine permanente subtile Bedrohlichkeit aus: Der Hof ist abgeschieden, der Schnee und die Einsamkeit drückend. Zusätzlich dazu sind die Absichten des Fremden unklar. Bis zuletzt ist dadurch offen, was tatsächlich auf dem Hof passiert ist. 2. Der Part ist zugleich aber auch stimmungsvoll: Erla und Einar bereiten sich auf das Weihnachtsfest vor, wodurch einige isländische Traditionen angesprochen werden und eine feierliche Atmosphäre entsteht. Neben dem Bauernhof-Handlungsstrang findet sich im ersten Teil auch noch ein Hulda-Handlungsstrang. Dieser handelt von dem tragischen Weihnachtsfest, das Hulda erlebt und ist aus deren Perspektive beschrieben. Der zweite Teil des Thrillers spielt zwei Monate später und behandelt die Ermittlung Huldas, welche versucht herauszufinden, was auf dem Hof passiert ist. Der Fall ist im Vergleich zu den beiden Vorgängern komplexer, wendungsreicher und unvorhersehbarer. Einiges ist nicht so, wie es scheint. Dabei wird der Fall insgesamt stimmig gelöst. Er zeichnet sich durch eine Düsternis aus, die sowohl auf dem Schicksal Huldas beruht als auch auf der Beschreibung der unwirtlichen, ja lebensfeindlichen Schneelandschaft Islands. „Nebel“ ist für mich der beste Teil der Hulda-Trilogie, da er durchweg Spannung und eine gewisse Unvorhersehbarkeit besitzt. Daneben ist „Nebel“ aber auch eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art, der es gelingt, bei aller Düsternis auch stimmungsvolle Akzente zu setzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2020

Eine phantastische Weihnachtsgeschichte

Die abenteuerliche Geschichte des Weihnachtsmannes
0

Inhalt: Ein Menschenkind verirrt sich in den Burzee, einem urwüchsigen Wald, der bevölkert von Waldnymphen ist. Entgegen der Gepflogenheiten kann die Nymphe Necile den Herrn aller Waldgeschöpfe davon überzeugen, ...

Inhalt: Ein Menschenkind verirrt sich in den Burzee, einem urwüchsigen Wald, der bevölkert von Waldnymphen ist. Entgegen der Gepflogenheiten kann die Nymphe Necile den Herrn aller Waldgeschöpfe davon überzeugen, den Jungen zu adoptieren. Getauft wird der Junge auf den Namen Neclaus, kurz: Claus.

Persönliche Meinung: „Die abenteuerliche Geschichte des Weihnachtsmannes“ ist eine Fantasygeschichte, die das Leben des Weihnachtsmannes thematisiert. Geschrieben wurde sie von L. Frank Baum, dem Autor von „Der Zauberer von Oz“. Inhaltlich begleiten wird den jungen Claus auf seinem Lebensweg zum unsterblichen „Santa“ Claus. Dabei beschäftigt sich die Handlung mit typischen Attributen, die dem Weihnachtsmann zugeschrieben werden: So wird zum Beispiel erzählt, wie Claus zum Herstellen und Verschenken von Spielzeug gekommen ist, wie er seinen Rentieren und Helfern begegnete und warum er nur an Heiligabend unterwegs ist. Die Nutzung der Motive ist originell und ungezwungen, somit sinnvoll im Rahmen der Handlung motiviert (mehr kann ich ohne Spoiler leider nicht sagen :D). Der Lebensweg des Weihnachtsmannes ist dabei schön in eine Fantasygeschichte eingebettet: Claus lebt nicht am Nordpol, sondern im waldigen Lachenden Tal in der Nähe von Burzee. Dort leben phantastische Wesen wie Nymphen, Elfen oder Knooks, die Claus bei seiner Mission, Kinder zu beschenken, unterstützen. Ebenfalls ist eine kleine, genretypische Schlacht zwischen Gut und Böse, in der auch Drachen mitmischen, in die Handlung eingebaut. Besonders am Ende treten zudem einige Naturwesen auf, die eine quasi göttliche Funktion besitzen. Erzählt wird „Die abenteuerliche Geschichte des Weihnachtsmannes“ von einem allwissenden Erzähler, der sich mehrmals direkt an sein Publikum richtet, sodass man insgesamt den Eindruck einer mündlichen face to face-Erzählsituation erhält. Der Erzählstil ist detailliert und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Die abenteuerliche Geschichte des Weihnachtsmannes“ eine schöne Fantasygeschichte, die sich besonders für die Weihnachtszeit eignet. Dabei werden typische Weihnachtsmotive aufgegriffen, die allerdings einen neuen, eher phantastischen Ton erhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2020

Eine neue alte Asterix-Geschichte

Asterix - Der Goldene Hinkelstein
0

Kurz zur Veröffentlichungsgeschichte: „Der goldene Hinkelstein“ von R. Goscinny und A. Uderzo ist ursprünglich als Schallplattenbuch im Jahr 1967 erschienen. Für die Neuveröffentlichung im Oktober 2020 ...

Kurz zur Veröffentlichungsgeschichte: „Der goldene Hinkelstein“ von R. Goscinny und A. Uderzo ist ursprünglich als Schallplattenbuch im Jahr 1967 erschienen. Für die Neuveröffentlichung im Oktober 2020 wurde der Text erstmalig auf Deutsch übersetzt und die Zeichnungen restauriert.

Inhalt: Troubadix möchte bei einem Gesangswettbewerb teilnehmen. Asterix, der um das (nicht vorhandene) Können des Barden weiß, begleitet ihn gemeinsam mit Obelix, um ihn vor dem Publikum, das vermutlich nicht von den Künsten Troubadix‘ überzeugt sein wird, zu beschützen. Doch auch die Römer sind mit von der Partie und kidnappen den angeblich größten Barden seiner Zeit: Troubadix.

Persönliche Meinung: Der Aufbau von „Der goldene Hinkelstein“ erinnert eher weniger an einen typischen (Asterix-)Comic. Viel mehr erinnert er an ein bebildertes Hörspielscript, woran man sich erst gewöhnen muss. Typische Comic-Elemente, wie Sprechblasen und Panels, fehlen. Die Zeichnungen, insgesamt sind es 21 Stück, sind im bekannten Asterix-Stil gehalten. Die Handlung ist insgesamt humorvoll und kurzweilig: Die Römer sind naiv-überheblich bis dümmlich dargestellt (der römische General kennt z.B. nicht die berühmte Formulierung „Ich kam, ich sag, ich siegte“), der Text ist mit Wortwitz geschrieben (z.B. tritt beim Gesangswettbewerb ein Barde namens „Comedienharmonix“ auf) und es finden sich typische Asterix-Motive (der Ausruf „Beim Teutates!“ oder Obelix, der unbedingt vom Zaubertrank trinken möchte und immer irgendwen verkloppen möchte). Zwischendurch gibt es noch einige andere lustige Szenen, die ich jetzt aber nicht vorwegnehmen möchte. Insgesamt ist „Der goldene Hinkelstein“ eine humorvolle Asterix-Geschichte, wobei man sich allerdings zunächst an die scriptartige Darstellung des Textes gewöhnen muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2020

Eine gelungene Fortsetzung

INSEL
0

Inhalt: 1987: Zwei Liebende verbringen ein einsames Wochenende in Islands Westfjorde. Doch nur eine Person kehrt zurück. Der Fall wird zügig von Huldas Kollegen aufgeklärt. Doch 10 Jahre später ereignet ...

Inhalt: 1987: Zwei Liebende verbringen ein einsames Wochenende in Islands Westfjorde. Doch nur eine Person kehrt zurück. Der Fall wird zügig von Huldas Kollegen aufgeklärt. Doch 10 Jahre später ereignet sich ein weiterer Mord auf der nur für Jagdausflüge genutzten Insel Elliðaey. Dieser Fall weist Bezüge zum ersten Fall von 1987 auf, sodass Hulda den alten Fall nochmal aufrollt und zu einem ganz anderen Ergebnis kommt.

Persönliche Meinung: „Insel“ ist der zweite Band der rückwärts erzählten Trilogie um die isländische Kommissarin Hulda. Hulda tritt allerdings (von einzelnen Einsprengseln abgesehen) vergleichsweise spät auf die Handlungsbühne. Der Fokus liegt im ersten Drittel verstärkt auf der Beziehung der beiden Liebenden, ihrem Ausflug in die Westfjorde und die schroffe Landschaft Islands. Die letzten beiden Drittel thematisieren ausführlicher das Privatleben Huldas und ihre Ermittlungen im neuen Fall. Hulda tritt – wie schon in „Dunkel“ – als überaus tragische Figur auf. Die Tragik ihrer Geschichte wird insofern weitergesponnen, als dass die Leser*innen noch weitere unglückliche Facetten ihrer Vergangenheit kennenlernen. Das Tragische ist dabei allerdings nicht unglaubwürdig übersteigert, sondern fußt gewissermaßen im Alltag und ist dadurch authentisch. Dies gilt für den ganzen Fall: Die potentiellen TäterInnen sind realistisch gezeichnete Alltagsmenschen, die Tat ist nicht sonderlich blutig oder brutal, der Fall vergleichsweise wendungsarm (und dadurch realistischer), die Beweggründe, die zur Tat führen, (bis zu einem gewissen Grad) verständlich. Der Täter ist hier kein kriminelles Mastermind, sondern der Mensch von nebenan, der temporär vom Pfad der Tugend abweicht. Auch die Erzählweise ist nicht reißerisch: Huldas Schicksal und die beiden Fälle werden anschaulich, aber sachlich erzählt. Der „Thrill“ wird dadurch auch weniger durch die Grausamkeit des Falls oder die Exorbitanz der Täterfigur erzeugt, sondern durch die Alltäglichkeit des Falls, der gewissermaßen aufzeigt, dass auch die „normalen“ Menschen (unter bestimmten, ungünstigen Konstellationen) das Potential besitzen, zu Mördern zu werden. Dieser subtile „Thrill“ speist sich außerdem aus den Beschreibungen der Natur Islands, die mit ihrer Schroffheit, Einsamkeit und Verlassenheit eine latente Bedrohlichkeit ausstrahlt. Insgesamt ist „Insel“ eine gelungene Fortsetzung, der die Grundstimmung, die in „Dunkel“ angestoßen wurde, schön weiterspinnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere